In einer dystopischen Welt, in der nur noch wenige in der Lage sind Schmerzen zu empfinden, entwickeln mehr und mehr Menschen Organe mit bislang unbekannten Fähigkeiten. Performance-Star Saul Tenser nutzt seine Mutationen für die Kunst: In umjubelten Avantgarde-Shows lässt er sich die neu erwachsenen Körperteile von seiner Partnerin Caprice vor Live-Publikum herausoperieren. Seine spektakulären Darbietungen wecken bald den Argwohn der staatlichen Organ-Registrierungsbehörde und auch eine mysteriöse Untergrundorganisation verfolgt akribisch jeden seiner Schritte. Doch dann erhält Saul ein Angebot für die schockierendste Vorstellung seines Lebens. Body-Horror-Großmeister David Cronenberg präsentiert hiermit eine düstere Zukunftsvision, für die er Anleihen bei verschiedenen Genres nimmt, um wichtige Fragen der Gegenwart aufzuwerfen.

Während des Zweiten Weltkrieges planen tschechische Widerständler um Josef Gabcík und Jan Kubiš ein Attentat auf den in Prag residierenden SS-Obergruppenführer und Organisator des Holocausts Reinhard Heydrich. Obwohl der Anschlag unter dem Decknamen Operation Anthropoid mithilfe des örtlichen Widerstandes minutiös geplant wurde, läuft jedoch nicht alles nach Plan. Zur Abwechslung dient der Zweite Weltkrieg hier einmal nicht als Kulisse für ein Historiendrama, sondern für einen waschechten Thriller, der sämtliche Genre-Zutaten beinhaltet. So wird mit zunehmender Laufzeit kontinuierlich an der Spannungsschraube gedreht und auch die Intensität der Actionszenen steigert sich, bis sie im wahrhaft spektakulären Showdown kulminiert.

Der Debütfilm von Andrew Dominik schildert die wahre Lebensgeschichte des brutalen australischen Kriminellen Mark Brandon Read, der zunehmend in einen paranoiden Geisteszustand verfällt und sich so sehr in seine Wahnvorstellungen hineinsteigert, dass sein Dasein zu einer einzigen Auseinandersetzung mit seinen eigenen Dämonen wird, die er konsequent nach außen trägt. Die ambitionierte Charakterstudie, die den Protagonisten nicht als Sympathieträger zeichnet, ist in der Hauptrolle überzeugend gespielt und wartet mit einigen inszenatorischen Finessen auf. Das Mediabook enthält den Film erstmals auf Blu-ray und wartet darüber hinaus neben einem 24-seitigen Booklet mit interessanten Extras wie einem Audiokommentar des echten Mark Read sowie dem Mitschnitt eines Treffens zwischen ihm und Hauptdarsteller Eric Bana auf.

Mitte der 1980er Jahre kommt Giwar Hajabi als kleiner Junge mit seiner Familie aus dem Irak nach Deutschland und wächst dort in ärmlichen Verhältnissen auf. Als Teenager entdeckt er seine Leidenschaft für Rap-Musik und startet als Kleinkrimineller durch, wobei er sich schnell zum Großdealer aufschwingt. Als eines Tages aber eine Ladung Kokain verloren geht, plant Giwar einen legendären Goldraub, um seine Schulden beim Kartell zu begleichen und damit sein Leben zu retten. Der Film von Fatih Akin basiert auf einem autobiografischen Roman des Deutsch-Rappers Xatar, der darin seinen außergewöhnlichen Lebensweg schildert. Dieser wird hier etwas zerfahren präsentiert, wodurch die Charakterisierung des Protagonisten nicht immer schlüssig wirkt. Die dynamische Inszenierung weiß dafür zu überzeugen, wobei insbesondere der zentrale Goldraub heraussticht.

Der britische Geheimagent James Bond richtet bei einem nicht autorisierten Einsatz in Mexiko- City Verwüstung an und wird daraufhin vom Dienst suspendiert. Dies hält ihn jedoch nicht davon ab die Hintermänner des vereitelten Anschlags auf eigene Faust zu suchen. So stößt er schon bald auf eine geheime Organisation, hinter der ein alter Bekannter steckt. Der 24. Teil der berühmten Filmreihe ist der womöglich letzte mit Daniel Craig in der Titelrolle. Nach einem fulminanten Einstieg mit der virtuos gefilmten Eröffnungssequenz kann der Film das eingeschlagene Tempo nicht ganz halten und verliert nach der Hälfte der Laufzeit auch den erzählerischen Faden. Die gekonnte Inszenierung und gelungene Gags sorgen dennoch für einen unterhaltsamen Agententhriller mit einigen fesselnden Action-Höhepunkten.

Diese Filmbiografie über den Apple-Mitgründer Steve Jobs will im Unterschied zu konventionellen Biopics keine umfassende Nacherzählung des Lebenslaufes vorlegen, sondern fokussiert einige zentrale Ereignisse im Leben des 2011 verstorbenen Visionärs und thematisiert in erster Linie drei wichtige Produktpräsentationen. Den Anfang macht 1984 die Vorstellung des Macintosh, bei der es zu Konflikten geschäftlicher wie privater Natur kommt. Danny Boyles Biopic ist zum Glück keine uninspirierte Heldenverehrung geworden, sondern eine durchaus kritische Durchleuchtung dieser interessanten Persönlichkeit. Das raffinierte Drehbuch und die virtuose Regie sorgen dafür, dass der dialoglastige Film stets spannend bleibt während Michael Fassbender in der Titelrolle groß aufspielt.

Nachdem sie zum Gesicht der Rebellion erklärt wurde, führt Katniss die Distrikte in den finalen Kampf gegen das Regime des tyrannischen Präsidenten Snow. Die Entscheidung, den letzten Teil der Buchtrilogie von Suzanne Collins in zwei Filme aufzuspalten bleibt aus künstlerischer Sicht fragwürdig, denn auch im Finale schleichen sich einige Längen ein. Dies ist umso ärgerlicher, da an anderer Stelle einige spannende Konflikte nur angerissen und nicht vertieft werden und von den zahlreichen Figuren der überwiegende Teil blass bleibt. Überzeugen kann die gewohnt gute Ausstattung sowie die gelungene Inszenierung der Actionszenen, womit letzten Endes auch ein würdiger Abschluss der erfolgreichen Filmreihe vorliegt.

Philosophie-Professor Abe Lucas lässt sich schon kurz nach Aufnahme seiner Lehrtätigkeit an einem Kleinstadt-College mit zwei Frauen ein, seiner Kollegin Rita und seiner Studentin Jill. Doch auch diese Ablenkungen bringen ihn nicht von seinem antriebslosen und selbstzerstörerischen Lebensstil ab. Neues Leben haucht ihm erst eine verrückte Idee ein, die sogleich eine Kettenreaktion mit weitreichenden Auswirkungen auslöst. Regie-Veteran Woody Allen präsentiert einmal mehr eine gleichermaßen intelligente wie humorvolle Geschichte, die mit existenziellen Fragen und pointierten Dialogen gespickt ist. Zum Gelingen der Tragikomödie mit Krimi-Einschlag trägt darüber hinaus auch die tolle Darstellerriege bei, die von Joaquin Phoenix und Emma Stone angeführt wird.

Da im Jahr 2020 pandemiebedingt kaum große Hollywood-Blockbuster ins Kino kamen, erzielte zum ersten Mal überhaupt ein Nicht-US-Film die höchsten Einnahmen. Der chinesische Kriegsfilm „The 800“ spielte weltweit mehr als 460 Mio. US-Dollar ein, was in erster Linie dadurch möglich wurde, dass sich der Kinomarkt in China deutlich früher wieder erholt hatte als im Großteil der übrigen Länder. Nun erscheint der erfolgreichste Blockbuster des vergangenen Jahres hierzulande für das Heimkino und präsentiert sich dabei angemessen mit Dolby Atmos-Ton. Auch im Hinblick auf die Produktionswerte muss sich das bildgewaltige Mammutwerk, das wahre Begebenheiten während des Zweiten Japanisch-Chinesischen Krieges schildert, nicht vor Hollywood-Standards verstecken und kann somit zur Überbrückung der Zeit dienen bis hoffentlich bald wieder regelmäßig neue Blockbuster erscheinen.

Just als es dem passionierten Jazzpianisten Joe gelingt, für einen Auftritt im besten Club der Stadt gebucht zu werden, führt ein Unfall zu seinem plötzlichen Tod. Seine Seele weigert sich jedoch, die Reise ins Jenseits anzutreten und landet so in einer Art Trainingslager, in dem Seelen auf den Einsatz auf der Erde vorbereitet werden. Hier trifft er auf 22, eine Seele, die sich gegen ein Leben auf der Erde sträubt, weil sie darin nichts Erstrebenswertes erkennen kann. Während Joe versucht, sie von der Schönheit des Lebens zu überzeugen, will er zeitgleich auch einen Weg zurück in seine Welt finden, um sich seinen Traum zu erfüllen. Der neueste Animationsfilm aus der Erfolgsschmiede Pixar spricht mit seiner philosophisch angehauchten Thematik Erwachsene an, lässt dank gelungener Slapstick-Einlagen aber auch den Spaß für die Kleinen nicht außen vor.

Nancy, eine verwitwete, ehemalige Lehrerin, sehnt sich nach Abenteuern, zwischenmenschlicher Nähe und gutem Sex, der ihr in ihrer stabilen, aber langweiligen Ehe vorenthalten wurde. Nancy ist fest entschlossen, möglichst viel davon nachzuholen, und engagiert den deutlich jüngeren Callboy Leo Grande für eine Nacht. Das Treffen entwickelt sich jedoch anders als gedacht, da Nancy letztlich doch Hemmungen bekommt, während sich Leo als interessanter und kluger Gesprächspartner herausstellt. Im Laufe weiterer Treffen geben beide immer mehr von sich preis, bis ein Vertrauensmissbrauch die ungewöhnliche Beziehung auf die Probe stellt. Getragen von zwei großartigen Darstellerleistungen entfaltet die kammerspielartige Tragikomödie eine amüsante Abhandlung über gesellschaftliche Moralvorstellungen.

OJ und seine Schwester Emerald übernehmen nach dem schockierenden Tod ihres Vaters die große Familien-Ranch in Südkalifornien, auf der Pferde für Hollywoodfilme trainiert werden. Kurz darauf entdeckten sie rätselhafte Phänomene am Himmel und geraten auf unbekanntes Terrain, als sie versuchen, diesen nachzugehen. Ihre Bemühungen, das Spektakel mit Kameras einzufangen, führen ebenso wie die Aktivitäten ihres Nachbarn Ricky, einem ehemaligen Kinderstar, der die außerirdischen Erscheinungen in seinem Familien-Themen-Park zu Geld zu machen versucht, schon bald zu erschreckenden Folgen. Der metaphorische Horrorfilm bietet eine kluge Auseinandersetzung mit der Aufmerksamkeitsökonomie unserer Gegenwart und besticht daneben auch durch grandios eingefangene Bilder.