Der fünfjährige Saroo schläft im Bahnhof einer indischen Kleinstadt in einem haltenden Zug ein und landet so im über 1.000 Kilometer entfernten Kalkutta, wo er fortan wochenlang alleine durch die Straßen irrt, bis er schließlich in einem Waisenhaus landet, wo er anschließend von den Australiern Sue und John adoptiert und in ihre Heimat mitgenommen wird. Viele Jahre später lebt er als junger Mann in Melbourne, kann aber seine Herkunft nicht vergessen und sucht mithilfe seiner vagen Erinnerungen via Google Earth nach seinem Heimatort, um seine leibliche Familie zu finden. Dieses auf einer wahren Begebenheit basierende Drama entpuppt sich als gelungenes Feelgood-Movie, das die typischen Klischeefallen eines solchen Stoffes weitgehend umschifft.

Der mittlerweile vom Leben gezeichnete Regisseur Salvador Mallo wird durch die Wiederaufführung eines 32 Jahre alten Frühwerks mit seiner Vergangenheit konfrontiert und blickt auf seine Kindheit, die wilden Jahre als junger Filmemacher in Madrid und die zuletzt durchlebten Phasen der Stagnation zurück, um so vielleicht neue Hoffnung für den weiteren Lebensweg zu finden. Oscar-Preisträger Pedro Almodóvar legt hiermit eine autobiografisch gefärbte und von Melancholie durchdrungene Reflexion über Erinnerung und Altern vor, die von Antonio Banderas in der Hauptrolle überzeugend getragen wird. In der Inszenierung zurückhaltender als frühere Werke des Regisseurs weiß das intensive Drama gleichwohl emotional mitzureißen.

Nach einem Schiffsunglück treibt Pi Patel, der Sohn eines indischen Zoodirektors, in einem Rettungsboot mitten auf dem Ozean. Schon bald bleibt als einziger weiterer Überlebender der Katastrophe nur noch ein bengalischer Tiger übrig. Fortan müssen die beiden gemeinsam auf offener See den Elementen trotzen. Der bildgewaltige Abenteuerfilm von Ang Lee erhielt bei der diesjährigen Oscarverleihung vier Trophäen, darunter diejenigen für die beste Regie und die besten visuellen Effekte, und das völlig zurecht, denn diese Adaption des lange als nicht verfilmbar geltenden gleichnamigen Romans von Yann Martel ist ein visueller Rausch, der vor allem in 3D seine volle Pracht entfaltet. 

Als Abraham Lincoln 1864 seine zweite Amtsperiode als US-Präsident antritt, steht die junge Nation durch den blutigen Bürgerkrieg vor einer Zerreißprobe. Er muss sich der fast unlösbaren Aufgabe widmen den Krieg zu beenden, Nord- und Südstaaten zu versöhnen und die Sklaverei abzuschaffen. In jenen wenigen Monaten vor seiner Ermordung stellt Lincoln in einem unerhörten Kraftakt die Weichen für das Schicksal kommender Generationen. Starregisseur Steven Spielberg legt hiermit ein packendes historisches Drama vor, das die letzten Monate im Leben eines der bedeutendsten Präsidenten in der Geschichte der USA relativ faktentreu schildert. Neben der perfekten technischen Umsetzung überzeugen vor allem die Darsteller, allen voran der zurecht mit seinem dritten Oscar ausgezeichnete Daniel Day-Lewis in der Titelrolle.

Die exzentrische Schauspielerin Béatrice möchte in ihrer ersten Regiearbeit die grauenvollen Hexenverbrennungen des Mittelalters thematisieren. Unterstützt wird sie dabei von ihrer Schauspiel-Kollegin Charlotte, mit der sie anfangs noch ausgelassen Anekdoten vergangener Dreharbeiten austauscht. Doch als am Set immer mehr Dinge schieflaufen und die gesamte Produktion im Chaos zu versinken droht, findet die Hexenjagd nicht mehr bloß vor der Kamera statt und die Stimmung spitzt sich bis zur totalen Eskalation zu. In für ihn typischer Manier sorgt Regisseur Gaspar Noé in diesem reizüberflutenden Trip mit fiebrigen Bildern und stilistischen Spielereien für eine psychedelisch anmutende Erfahrung, die als ambivalente Ode an das Filmemachen verstanden werden kann.

In diesem düsteren Mystery-Thriller von Edgar Wright scheinen Traum und Realität zu verschwimmen, wenn zwei junge Frauen mit großen Träumen von der dunklen Seite der glitzernden Metropole verschlungen zu werden drohen. Während die behütete Eloise im Jahr 2019 als Modedesignerin ihr Glück sucht, schlägt sich die geheimnisvolle Sandy in den Swinging Sixties als Sängerin durchs Leben. Zwischen den beiden existiert eine mysteriöse Verbindung über Raum und Zeit hinweg, doch als ein Mord geschieht, wird diese schnell zu einem Albtraum. Auf narrativer Ebene facettenreich und clever, weiß der gekonnt inszenierte Film auch in audiovisueller Hinsicht zu überzeugen. Die 4K-Ultra HD-Blu-ray, die dank HDR10 die intensiven Farben noch besser zur Geltung bringt, ist für rund 24,– Euro erhältlich.

Nach dem Ersten Weltkrieg leben der ehemalige Soldat Tom und Isabel auf einer abgelegenen australischen Insel, auf der Tom als Leuchtturmwärter arbeitet. Als eines Tages ein Kleinkind in einem Boot angespült wird, beschließen die beiden es großzuziehen, da ihr inniger Kinderwunsch bislang nicht erfüllt wurde. Einige Jahre später müssen sie jedoch feststellen, dass die leibliche Mutter des Kindes noch am Leben ist. Die Romanverfilmung, die angesichts des Themas in weniger fähigen Händen leicht zu einem kitschigen Rührstück hätte geraten können, überführt Regisseur Cianfrance in ein emotional wuchtiges Drama mit wunderschön komponierten Bildern und hervorragenden Darstellern, das lediglich zu Beginn etwas langatmig erzählt ist.