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Heft 08/2020 – Nr. 280

30. Juli 2020

„Fernsehen: UHD-Ausbau wird durch teure SD-Verlängerung gebremst“

Liebe Leser,

die letzten Tage und Wochen waren sehr spannend und geprägt von wichtigen Entscheidungen im Bereich des Fernsehens. So hat sich die ARD überraschend gegen die für Anfang des nächsten Jahres geplante Abschaltung der SD-Programme entschieden und stattdessen den Vertrag mit dem Satellitenbetreiber SES für die Ausspielung der SD-Sender über die Orbitalposition Astra 19,2° Ost um Jahre verlängert. Bereits im März hatte das ZDF bekanntgegeben, dass die Verbreitung der Programme über Satellit weiterhin in SD-Qualität erfolgt.

Damit wird wohl der absolut wünschenswerte und für die TV-Zukunft erforderliche UHD-Ausbau seitens der Öffentlich-Rechtlichen deutlich gebremst, zumal die Verlängerung der SD-Ausstrahlung über Satellit mit nicht unerheblichen Kosten in Millionenhöhe allein für die Anmietung der entsprechenden Transponder auf der Satellitenposition Astra verbunden sind.

Die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten halten in Deutschland somit an einem längst überholten und zudem teuren TV-Standard – dem Fernsehen der Vergangenheit in SD-Qualität – fest, obwohl sich die Sender der Öffentlich-Rechtlichen bereits seit Jahren parallel und unverschlüsselt in der deutlich besseren HD-Bildqualität empfangen lassen.

Darüber hinaus werden die Fernseher in den heimischen Wohnzimmern immer größer und wer möchte sich bitte auf einem neuen UHD-Fernseher Bilder in SD-Qualität ansehen? Selbst die besten Fernseher in 55 Zoll und größer stoßen mit ihren integrierten Upscalern bei zugespielten SD-Sendern an ihre Grenzen und können die native Auflösung nicht ausspielen und zeigen.

Obendrein wird ab dem 1. Januar 2021 der Rundfunkbeitrag von derzeit 17,50 auf 18,36 Euro pro Monat angehoben. Das entspricht einer Erhöhung von satten 10,32 Euro pro Haushalt im Jahr u. a. für das längst überholte Fernsehen in SD-Qualität. Eine Anpassung des Rundfunkbeitrags mit dem Versprechen in die TV-Zukunft wie UHD-Inhalte zu investieren, hätte sicherlich – zumindest in einigen Haushalten – für Verständnis bei den Beitragszahlern gesorgt und Zustimmung erfahren.

Bis Ende 2019 wurden in Deutschland bereits insgesamt ca. 13,9 Mio. UHD-Fernseher verkauft. Im vergangenen Jahr lag der Anteil von UHD-TV-Geräten bereits bei 88 Prozent. Somit sind hierzulande mittlerweile mehr als 14 Millionen Haushalte für den ultra-scharfen 4K-Empfang gerüstet und suchen nach 4K-Inhalten, welche bei den Öffentlich-Rechtlichen – je nach Sender – leider nur sehr wenig bis nicht zu finden sind.

Die Frage heißt an dieser Stelle: Wie viel Sinn es macht, für eine Minderheit von rund 2,63 Mio. von in Summe rund 17,28 Mio. Satelliten-Haushalten, die nach den letzten Erhebungen (noch) keine Programme in der deutlich besseren HD-Bildqualität über die Erstempfangsgeräte empfangen können, auch zukünftig an der kostenintensiven SD-Ausstrahlung festzuhalten? Wäre die SD-Abschaltung nicht gerade in dieser Zeit ein sinnvolles Konjunkturpaket für die Branche, welches zudem für die Zuschauer einen echten Mehrwert in Form von einer deutlich besseren Bildqualität mit sich bringt? Zumal HD-Receiver für das Satellitenfernsehen bereits für unter 50 Euro im stationären Fachhandel – online sogar noch weitaus günstiger – angeboten werden und sich somit auch die Investition für die Haushalte in Grenzen hält.

Auch Verbände wie die AG Sat, FRK und ZVEI kritisieren die parallele Ausstrahlung in SD und HD sowie die Verschiebung der SD-Abschaltung, die zu dringend nötigen Kosteneinsparungen geführt hätte, und raten insbesondere den Haushalten mit Satellitenempfang, die Aufrüstung auf HD-Empfangsgeräte nicht aufzuschieben.

Wer sich für einen Fernseher oder Receiver mit HD- oder besser UHD-Auflösung entscheidet, ist auf der sicheren Seite sowie für die TV-Zukunft bestens gerüstet und wird ganz bestimmt von der deutlich besseren Bildqualität begeistert sein. Bleibt für uns zu hoffen, dass die Sendebetreiber die UHD-Zukunft nicht komplett verschlafen und sich Streaming-Dienste wie Amazon, Netflix und Co. zum Vorbild nehmen und schon bald mehr auf 4K-Inhalte setzen, um im besten Fall keine weiteren Zuschauer zu verlieren.

Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen der neuen SATVISION-Ausgabe und bleiben Sie gesund!
Ihr Christian Bernat und die gesamte SATVISION-Redaktion

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