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Interview Mediengruppe RTL

30. Juli 2020

Die Mediengruppe RTL bietet mit 14 Sendern ein facettenreiches TV-Programm für die ganze Familie und setzt neben den frei empfangbaren SD-Sendern auf verschlüsselte HD-Sender und bietet darüber hinaus mit RTL UHD auch einen 4K-Sender via Satellit. In sportlicher Hinsicht zählt ohne Zweifel die Formel 1 seit mehr als 30 Jahren zum Quotengarant der Kölner-Sendergruppe. Doch damit ist ab der nächsten Saison Schluss. Warum die Formel 1 zukünftig nicht mehr bei RTL zu sehen sein wird und welche neuen Inhalte den Wegfall der Formel 1-Übertragungsrechte kompensieren sollen, dazu sprachen wir mit Herrn Andre Prahl, Bereichsleiter Programmverbreitung, aus dem Hause der Mediengruppe RTL.

SATVISION: Vielen Freunden des Motorsports im Free TV steht seit einigen Wochen die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. Mit welchem Hintergrund steigen Sie nach rund 30 Jahren (ab der kommenden Saison) – als Institution – aus der Formel 1 aus, obwohl sich die Einschaltquoten im Jahresschnitt mit 4,05 Millionen Zuschauern und einem Marktanteil von mehr als 23 Prozent im Vorjahr beachtlich stabilisiert haben? Steht der Ausstieg aus der Formel 1 im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie?

Logo Mediengruppe RTL

Andre Prahl: Großer Live-Sport kann heute wie kaum ein anderes Format das vielzitierte Lagerfeuer-Phänomen im TV entfachen. Auch deshalb ist der Wettbewerb um die attraktiven Sportrechte noch breiter und schärfer geworden. Für uns war es ab einem bestimmten Punkt der Verhandlungen ein Akt der wirtschaftlichen Vernunft, auszusteigen. Die Entscheidung ist uns nach einer aufregenden, drei Jahrzehnte langen Partnerschaft nicht leichtgefallen. Aber wenn die Konkurrenz bereit ist, das Doppelte von dem zu bezahlen, was du bereit bist auszugeben, liegt ein Abschied zwangsläufig in der Luft.

SATVISION: Werden Sie die Formel 1 zukünftig im Pay-TV bei Sky verfolgen?

A. Prahl: Natürlich haben wir immer ein Auge auf die Konkurrenz, bedauern aber in dem Fall, dass dieser Sport jetzt im Pay-TV verschwindet und damit nur noch einer Minderheit zugänglich ist. Ich persönlich freue mich aber besonders auf die vielen hochkarätigen Fußballspiele bei der Mediengruppe RTL.

SATVISION: Wie werden Sie den Quotengarant Formel 1 in Ihrem Programm ersetzen, sprich werden Sie Ihren Zuschauern zukünftig alternative spektakuläre Sportangebote bieten können, zumal ja ab der Saison 2021/22 auch die Highlight-Berichterstattung der Bundesliga am Montagabend auf Nitro wegfällt?

A. Prahl: Ab dem kommenden Jahr richtet sich unser Fokus im Sport voll auf die noch umfangreicher gewordenen Fußballrechte. Dazu gehören neben Länderspielen der Nationalmannschaft auch die UEFA Europa League und die neu geschaffene UEFA Europa Conference-League. Die Mediengruppe RTL hatte sich Anfang des Jahres den vollumfänglichen Zugriff auf alle 282 Spiele ab der Saison 2021 bis 2024 gesichert, um sie auf ihren Sendern und Plattformen zu zeigen.

SATVISION: Mit RTL UHD haben Sie Ende April 2018 Ihren ersten UHD-Sender über Satellit gestartet und u. a. das Formel 1 Rennen in Baku in 4K übertragen. Werden Sie Ihr UHD-Engagement zukünftig reduzieren oder mit neuen 4K-Inhalten weiter ausbauen?

A. Prahl: Wir werden unser UHD-Angebot selbstverständlich weiter ausbauen und bei RTL UHD auch in Zukunft Programm-Highlights aus den Genres Sport, Show und Fiction in UHD HDR senden. Dazu gehören zum Beispiel Fußballspiele und die tägliche Serie GZSZ. Neue 4K-Formate sind bereits in Planung.

SATVISION: Wie bewerten Sie die Entwicklung der verschlüsselten HD-Sender im Vergleich zu den frei empfangbaren SD-Pendants der RTL-Familie?

A. Prahl: Wir sind mit der Reichweite unserer HD-Sender, die im Jahr 2019 bei über 30 Prozent lag und weiter wächst, zufrieden. Gleichzeitig sichern wir uns über die SD-Verbreitung weiterhin hohe Reichweiten.

SATVISION: Warum konnten Sie Ihrer Ansicht nach bislang noch nicht mehr Haushalte von Ihren kostenpflichtigen HD-Programmen über Satellit und im Kabel sowie DVB-T2 (sogar mit rückläufigen Nutzerzahlen) überzeugen? Wo hakt es Ihrer Ansicht nach?

A. Prahl: Unsere HD-Sender-Verbreitung wächst ja, sowohl im Kabel als auch über Satellit und IPTV.

Wir sehen natürlich noch Steigerungspotenzial, deshalb wollen wir mit unserer Plattformpartnern die Produkte und deren Vermarktung insbesondere auch in der zeitversetzten Nutzung weiterentwickeln, um unseren Erfolg weiter auszubauen.

SATVISION: Über den terrestrischen TV-Empfangsweg DVB-T2 lassen sich die großen Privaten ausschließlich in HD-Qualität kostenpflichtig empfangen. Wann halten Sie eine Abschaltung Ihrer frei empfangbaren SD-Sender über Satellit und im Kabel für realistisch?

A. Prahl: SD wird uns noch eine ganze Zeit erhalten bleiben. Denn eine SD-Abschaltung ist bei der Mediengruppe RTL – auch nach 2022 – aktuell nicht in Planung.

SATVISION: Wie wird sich das klassische lineare Fernsehen Ihrer Einschätzung nach kurz- und mittelfristig entwickeln? Werden wir unsere TV-Programme zukünftig nur noch streamen?

A. Prahl: Nein, für uns sind lineares Fernsehen und Streaming keine Frage eines „entweder-oder“, sondern ein klares „sowohl-als auch“. Gerade angesichts von Corona hat lineares Fernsehen im Alltag der Menschen wieder an Bedeutung zugenommen, während unser Streaming Angebot TVNOW sich weiterhin sehr erfreulich entwickelt.

SATVISION: Planen Sie Ihr Strea­ming-Angebot TVNOW zu­künftig um UHD-Inhalte auf­zuwerten?

A. Prahl: TVNOW ist ein Produkt, dass sich als Mainstreamer an möglichst viele Menschen in Deutschland richtet. Für die versuchen wir unser Produkt so attraktiv wie möglich zu gestalten, dazu gehören zu einem geeigneten Zeitpunkt sicher auch UHD-Inhalte. Vereinzelt haben wir aber bereits Inhalte in UHD produziert und werden das auch weiter tun. Konkrete Pläne für den Rollout gibt es aber noch nicht.

SATVISION: Bitte erlauben Sie uns an dieser Stelle zwei private Fragen: Welchen TV-Empfangsweg nutzen Sie in Ihrem privaten Zuhause und was für ein Fernseher steht in Ihrem Wohnzimmer?

A. Prahl: Ich empfange die Inhalte über Satellit und Streaming auf einem aktuellen OLED Display.

SATVISION: Bitte vervollständigen Sie zum Abschluss den folgenden Satz: „Lineares Fernsehen unterscheidet sich insofern in Bezug auf die Nutzung von Streaming-Angeboten, als dass …“

A. Prahl: … wir angesichts der Corona-Pandemie gesehen haben, was lineares Fernsehen kann: Wir haben bei der Mediengruppe RTL in den vergangenen Monaten mit unseren linearen Angeboten das steigende Bedürfnis der Menschen nach Information und Unterhaltung bedient und sind dafür mit Rekordreichweiten belohnt worden. Das betrifft sowohl unsere journalistischen Angebote als auch Showhighlights wie beispielsweise die Liveshows von „Let’s Dance“ bei RTL. Gleichzeitig haben genau diese Genre auch bei unserem Streamingdienst TVNOW besonders gut funktioniert. Daher sind lineare Angebote und Streaming für uns kein Gegensatz, bei uns geht beides Hand in Hand.

SATVISION: Vielen Dank für das Gespräch.

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