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TV-Übertragungsrechte Formel 1

13. März 2019

Am kommenden Wochenende startet die Formel 1 mit dem Grand Prix von Australien in die neue Saison. Abermals nimmt Sebastian Vettel einen Anlauf seinen ersten WM-Titel mit Ferrari zu erringen, während nicht nur Titelverteidiger Lewis Hamilton im Mercedes dies zu verhindern sucht. Im vergangenen Jahr mussten die deutschen Formel 1-Fans eine bittere Pille schlucken, denn nach 22 Jahren stieg der Pay-TV-Anbieter Sky aus der Übertragung der Königsklasse des Motorsports in Deutschland aus und überließ die Ausstrahlungsrechte im linearen Fernsehen exklusiv dem Privatsender RTL, der die Rennen mit Werbeunterbrechungen zeigt, was nicht wenigen Zuschauern sauer aufstößt. Da der vom Formel 1-Besitzer Liberty Media als Sky-Ersatz geplante bezahlpflichtige Live-Streamingdienst F1 TV Pro erst verspätet an den Start ging und dann auch noch mit technischen Problemen zu kämpfen hatte, standen zahlreiche Motorsport-Fans lange Zeit im Regen. Dies ändert sich nun, da Sky in den Saisons 2019 und 2020 wieder alle Rennen live übertragen wird. Näheres zu den unterschiedlichen Programmanbietern, ob und wie die Rennen auch in Ultra HD zu empfangen sind und wie die Situation in den Nachbarstaaten Österreich und Schweiz ist, klären wir in folgendem Artikel.

Bereits seit dem 7. Juli 1991 ist die Formel 1 ohne Unterbrechung bei RTL zu sehen. Formel 1-Fans können somit alle Rennen im Free-TV sehen, dies aber nur in SD-Qualität, da die hochauflösende Variante RTL HD kostenpflichtig ist. Die 21 Rennen der Saison 2018 schalteten hierzulande durchschnittlich 4,54 Millionen Zuschauer ein, was für den Kölner Privatsender einen Anstieg um 150.000 Zuschauer gegenüber dem Vorjahr und den besten Wert seit fünf Jahren bedeutete, was sicher auch auf die neugewonnene Exklusivität zurückzuführen sein dürfte. Damit ist es nun aber wieder vorbei, denn der Pay-TV-Anbieter Sky einigte sich mit dem Formel 1-Besitzer Liberty Media darauf, alle Grands Prix der Saisons 2019 und 2020 ebenfalls auszustrahlen. Zu der Einigung kam es, weil beide Seiten mittlerweile ein gesteigertes Interesse an der Zusammenarbeit hatten. Der Unterföhringer Pay-TV-Anbieter sah sich durch den Verzicht auf die Formel 1 und den Verlust weiterer Sportrechte, wie eines Teils der Spiele der Fußball-Bundesliga und UEFA Champions League sowie aller Spiele der UEFA Europa League, verstärkter Kritik seitens seiner Abonnenten ausgesetzt, die das Sportangebot als nicht mehr angemessen betrachteten. Mit dem Wiedererwerb der Übertragungsrechte an der englischen Premier League ab Sommer 2019 und dem nun erfolgten Formel 1-Clou sorgt Sky für dringend benötigte Positivschlagzeilen und besänftigt die zahlreichen Sportfans unter seinen Abonnenten. Immerhin schauten 2017 rund 500.000 Zuschauer pro Rennen die Formel 1 bei Sky, was für den Pay-TV-Anbieter immer noch die höchste Einschaltquote einer Sportart abseits von König Fußball darstellt. Auf der anderen Seite war auch Liberty Media daran gelegen, Sky wieder ins Boot zu holen, denn der Versuch, mit F1 TV Pro einen kostenpflichtigen Live-Streamingdienst zu etablieren, muss als vorerst gescheitert angesehen werden.

Start022 Free-TV
Während das 3. freie Training, das Qualifying und das Rennen jeweils bei RTL zu sehen sind, werden das 1. und 2. freie Training live beim Nachrichtensender n-tv gezeigt, der ebenfalls zur Mediengruppe RTL gehört.
Foto: © MG RTL D / Lukas Gorys

Das Streamingangebot F1 TV Pro

Die Schwierigkeiten gingen schon damit los, dass F1 TV Pro zum letztjährigen Saisonauftakt in Australien noch gar nicht zur Verfügung stand und in der Folge nach hinten verschoben werden musste, so dass der Launch der Plattform erst am 15. Mai beim fünften Grand Prix der Saison in Spanien erfolgte. Dieser wurde dann auch noch von größeren technischen Problemen begleitet, so dass keine flüssige Wiedergabe der Streams möglich war. Ärgerlich war zudem, dass der Zugriff zunächst lediglich via Browser erfolgen konnte; Apps für Mobilgeräte mit den Betriebssystemen Android und iOS (Apple) standen erst ab September zur Verfügung, als die Saison schon auf die Zielgerade einbog. Neben solchen technischen Schwierigkeiten konnte das Angebot auch inhaltlich nicht voll überzeugen. So ist es eher unglücklich, dass der Dienst keinen eigenen Kommentar anbietet, sondern den von RTL nutzt, da somit an den Stellen, an denen bei RTL Werbepausen stattfinden, geschwiegen wird. Zudem passt der boulevardeske Stil der RTL-Berichterstattung nicht zu der an fachlicher Analyse interessierten Klientel, die man mit diesem Angebot eigentlich ansprechen möchte.

All dies dürfte dazu geführt haben, dass F1 TV Pro hierzulande nicht so gut angenommen wurde wie von Liberty Media erhofft. Nach dem Wiedereinstieg von Sky sind steigende Abonnentenzahlen erst recht nicht zu erwarten, so dass der Streaming-Dienst erst einmal ein Nischenprodukt bleiben dürfte. Allerdings kann Liberty Media die kommenden zwei Saisons nun in Ruhe dazu nutzen, die Kinderkrankheiten auszumerzen, damit die Plattform spätestens zur neuen Rechteperiode ab 2021 technisch und inhaltlich eine echte Alternative zu den klassischen TV-Anbietern darstellt. Die grundsätzlichen Eckpfeiler des Angebots sind ja durchaus vielversprechend: Der Streaming-Service F1 TV Pro kostet 7,99 Euro pro Monat oder 64,99 Euro für das ganze Jahr und bietet Zugang zu allen Bordkameras, zum kompletten Boxenfunk sowie zu exklusiven Live-Tracking-Daten direkt von den Autos. Die grafisch interessant aufbereiteten und maßgeschneiderten Daten zeigen etwa die Reifennutzungshistorie oder das Bremsverhalten der Fahrer an.

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Während die drei freien Trainings auf Sky Sport 1 HD übertragen werden, strahlt der Pay-TV-Anbieter das Qualifying und das Rennen zusätzlich auch auf seinem Ultra HD-Kanal Sky Sport UHD aus.
Foto: © MG RTL D / Lukas Gorys

Die Situation in Österreich und der Schweiz

In unseren Nachbarländern Österreich und Schweiz erhalten Formel 1-Fans eine gute Versorgung durch die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten im Free-TV. In Österreich steigt der ORF in der Regel am Freitag mit dem 2. Freien Training live ins Rennwochenende ein und überträgt zudem das Qualifying und das Rennen. Außerdem ist für Nutzer mit österreichischer IP-Adresse ein kostenloser Live-Stream in der Mediathek verfügbar. In der Schweiz überträgt das SRF das Qualifying sowie das Rennen live und bietet ebenfalls einen Live-Stream an, auf den Nutzer mit Schweizer IP-Adresse zugreifen können.

Die Rennen in Ultra HD schauen

Sowohl Sky als auch RTL strahlen die Formel 1 auch in Ultra HD-Qualität aus. Bei Sky werden alle Qualifyings und Rennen live und zeitversetzt auf dem Sender Sky Sport UHD gezeigt. Voraussetzung für den Empfang ist neben einem Ultra HD-TV ein Sky Q Receiver und ein gebuchtes Sky Sport-Paket inklusive HD-Option. Der Kölner Privatsender strahlt die Qualifyings und Rennen auch auf seinem kostenpflichtigen 4K-Ableger RTL UHD aus, der von Haushalten mit Satellitenempfang via HD+ und ansonsten noch über MagentaTV, das IPTV-Angebot der Telekom, verfügbar ist.

Ein Wermutstropfen ist, dass die Formel 1-Rennen zusätzlich zur vierfachen Full HD-Auflösung nicht auch mit erweitertem Kontrastumfang (HDR) ausgestrahlt werden. Während Sky aktuell noch gar keine HDR-Inhalte ausstrahlt, werden bei RTL UHD beispielsweise Fußball-Länderspiele der DFB-Elf in dem HDR-Verfahren HLG (Hybrid Log-Gamma) gezeigt. Da die TV-Bilder der Formel 1 aber nicht von RTL produziert werden, hat der Kölner Privatsender keine Einflussmöglichkeit auf die Produktionsstandards, die bislang leider nur SDR vorsehen.

Unsere Meinung

Derzeit befinden sich Formel 1-Fans hierzulande zumindest bis 2021 noch in einer ausgesprochen angenehmen Lage, da sie die Wahl haben alle Rennen im frei empfangbaren Fernsehen oder kostenpflichtig ohne Werbung bei Sky zu schauen. Zudem können sich Besitzer von Ultra HD-Fernsehern freuen, dass alle Rennen auch in der vierfachen Full HD-Auflösung ausgestrahlt werden, wenn auch leider ohne HDR. Die Ausschreibung für die Übertragungsrechte ab der Saison 2021 verspricht indes interessant zu werden. Mit dem 20jährigen Mick Schumacher, dem Sohn des Rekordweltmeisters Michael Schumacher, steht nämlich ein talentierter deutscher Fahrer in den Startlöchern, dem viele Experten eine große Zukunft vorhersagen. Nachdem er letztes Jahr die Formel 3-Meisterschaft gewann, geht der Schumacher-Filius dieses Jahr in der Formel 2 an den Start. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass er in einer der kommenden Saisons ein Cockpit in der Formel 1 erhält, wodurch das Zuschauerinteresse an der Königsklasse des Rennsports in Deutschland deutlich befeuert werden könnte, was wiederum die Übertragungsrechte begehrter machen würde.

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