Nebenkostenprivileg: Tele Columbus mit 40 Prozent weniger Kunden
26. November 2024
Unangenehmes Erwachen: Mit dem Wegfall des sogenannten Nebenkostenprivilegs, durch das bis zur Gesetzesänderung am 1. Juli Kabel-TV-Gebühren über die Mietnebenkosten abgerechnet wurden, hat der Netzbetreiber und Glasfaser-Anbieter seine Kundenzahl neu erfasst – mit ernüchterndem Ergebnis: Im Jahresvergleich ging die Gesamtzahl der TV-Haushalte bei Tele Columbus im dritten Quartal um 40,4 Prozent zurück und lag nun bei nur noch 1,1 Millionen. Weniger Kunden als erwartet konnten zurückgewonnen werden. Dennoch gibt es auch positive Entwicklungen.
Das börsennotierte Unternehmen Tele Columbus, das als Holding für Kabel-Servicegesellschaften in verschiedenen Städten und Regionen tätig ist und eng mit der Wohnungswirtschaft zusammenarbeitet, um TV- und Radioempfang anzubieten, hat damit fast die Hälfte seiner bisherigen Fernsehkunden verloren. Aus diesem Grund wurde die Prognose für das Gesamtjahr 2024 zum Quartalsende nach unten korrigiert.
Der Grund: Nach dem Wegfall des Nebenkostenprivilegs konnten weniger TV-Kunden zurückgewonnen werden als geplant – ein Trend, den auch andere große Kabelnetzbetreiber spüren. Dies könnte mittelfristig auch Bedenken hinsichtlich der Reichweiten für klassische Fernsehwerbung aufwerfen. In vielen Haushalten führte die gesetzlich bedingte Änderung offenbar zu einem Umdenken – weg von Verträgen für lineares Fernsehen hin zu IPTV-Lösungen.
Im dritten Quartal konnte Tele Columbus jedoch einen Anstieg bei den direkten Einzelnutzerverträgen verzeichnen: Diese stiegen um 130.000 auf 863.000 Kunden. Das Unternehmen rechnet damit, dass der Zuwachs bei den Einzelnutzerverträgen im vierten Quartal weiter anhalten wird, auch aufgrund verstärkter Vertriebsaktivitäten.
Positiv verläuft auch die Neukundengewinnung im IP-Bereich. Bei den reinen Internetanschlüssen verzeichnete Tele Columbus im dritten Quartal einen Anstieg von 113,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Laut Unternehmen bestätigt sich der Trend zu immer höheren Übertragungsgeschwindigkeiten: Mehr als 50 Prozent der IP-Neukunden für das Produkt „Pyur“ – den Markennamen von Tele Columbus in diesem Segment – wählten im dritten Quartal Tarife mit Bandbreiten von 500 Mbit/s oder schneller.
Trotz des Wegfalls der TV-Umlagefähigkeit auf die Mietnebenkosten blieb die Umsatzentwicklung im Neun-Monats-Vergleich mit 325 Millionen Euro nahezu konstant, nur 2,3 Prozent unter dem Vorjahreswert. Das normalisierte EBITDA blieb im Neun-Monats-Vergleich nahezu unverändert und stieg von 141,5 Millionen auf 141,6 Millionen Euro. Das berichtete EBITDA fiel hingegen im Vergleich zum Vorjahr von 122,9 Millionen auf 105,4 Millionen Euro (minus 14,2 Prozent).