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Interview TechniSat

25. März 2021

Nicht nur in Deutschland befinden sich die Fernsehgewohnheiten in einem dynamischen Wandel. Während Streaming-Dienste wie Netflix, Amazon Prime Video und Disney+ auf exklusive Inhalte in bester 4K-Bildqualität samt räumlichen 3D-Klang setzen, halten die Öffentlich-Rechtlichen hierzulande an alten Zöpfen fest und investieren in das Fernsehen von gestern in SD-Qualität. Über die veränderten Fernsehgewohnheiten und das TV von heute und morgen sprachen wir mit Herrn Tyrone Winbush, Geschäftsführer der TechniSat Digital GmbH, aus der Eifel.

SATVISION: Die Fernsehgewohnheiten haben sich insbesondere in den letzten Jahren sehr dynamisch verändert und der Wandel ist deutlich zu spüren. Streaming-Dienste wie Netflix, Amazaon Prime Video, Disney+ und DAZN investieren massiv in attraktive Inhalte und mit UHD, HDR sowie Dolby Atmos auch in die Bild- und Tonqualität. Sind die Streaming-Anbieter Ihrer Ansicht nach innovativer, pfiffiger als auch hungriger und haben die klassischen TV-Sender dem Kampf um die Gunst der Zuschauer bereits verloren? Was müssten die TV-Sender Ihrer Einschätzung nach ändern, um insbesondere die jüngere Generation abzuholen?

Tyrone Winbush: Dass sich Fernsehgewohnheiten ändern, ist keine Neuigkeit bzw. ein Phänomen der jüngeren Vergangenheit – das ist schon immer so gewesen. Ich bin als Kind im Südwesten Deutschlands mit drei Programmen aufgewachsen. Mehr gab es damals nicht. Dann setzte sich der Satellitendirektempfang durch und die Senderanzahl explodierte förmlich – und damit auch das Angebot; auf einmal gab es Spartensender für alles und für jeden Geschmack. Ich glaube, dass dieses riesige Angebot an Sendern mit der gefühlten Notwendigkeit, rund um die Uhr senden zu müssen, der inhaltlichen Qualität der Programme auf die Dauer nicht immer gutgetan hat. Und letztendlich ist es das, was unter dem Strich zählt: Content-Qualität. Das haben die von Ihnen ins Spiel gebrachten Streaminganbieter erkannt und setzen sich aktuell über Premium- und Exklusivcontent vom linearen Wettbewerb ab. Hinzukommt, dass sie ihre Zuschauer durch die Bidirektionalität, die die Internettechnologie bietet, besser kennen und ihm somit ein nahezu maßgeschneidertes Programm bieten können. Das bedeutet aber keineswegs, dass die klassischen TV-Sender die Gunst der Zuschauer bereits verloren hätten. Ich bin mir sehr sicher, dass die großen Sender inzwischen sehr wohl wissen, was zu tun ist und auch bereit sind, in Content und Interaktivität zu investieren. Gewinner dieses Wettbewerbs wird letztendlich der Zuschauer sein – und das ist auch gut so.

SATVISION: Werden wir TV-Sendungen Ihrer Einschätzung nach kurz- oder mittelfristig ausschließlich streamen?

Tyrone Winbush: Kurzfristig sicher nicht. Mittelfristig vielleicht. Langfristig ganz sicher. Sobald es die Bandbreiten hergeben, wird dies der Fall sein. Schon allein deshalb, weil die Technologie, die hinter dem Streaming steckt, enorme Vorteile in Sachen Flexibilität und Individualisierung in Bezug auf die Kundenbedürfnisse gegenüber der herkömmlichen Unidirektionalität bietet.Tyrone Winbush: Kurzfristig sicher nicht. Mittelfristig vielleicht. Langfristig ganz sicher. Sobald es die Bandbreiten hergeben, wird dies der Fall sein. Schon allein deshalb, weil die Technologie, die hinter dem Streaming steckt, enorme Vorteile in Sachen Flexibilität und Individualisierung in Bezug auf die Kundenbedürfnisse gegenüber der herkömmlichen Unidirektionalität bietet.

SATVISION: Welchen Einfluss hat die rasante Veränderung des Verhaltens der TV-Zuschauer auf die Entwicklung von Produkten im Hause TechniSat?

Tyrone Winbush: Einen ganz zentralen. Aber auch das ist nichts Neues. TechniSat ist seit über 30 Jahren am Markt und wir mussten uns ständig mit neuen Gegebenheiten und Technologien auseinandersetzen, um kluge Entscheidungen treffen zu können. Bezüglich der im Wandel befindlichen Fernsehgewohnheiten sind wir natürlich auch gefordert. Stand heute können wir aber festzustellen, dass für Fernsehen – egal ob über Rundfunk oder Internet, linear oder on Demand – ein TV-Gerät benötigt wird; welches wir für unsere Kunden weiterhin in gewohnt hoher Qualität und einfacher Bedienbarkeit in Deutschland produzieren.

SATVISION: Wie bewerten Sie die Entscheidung von ARD und ZDF – anders als ursprünglich geplant – auch zukünftig an der SD-Ausstrahlung und damit an dem Fernsehen von gestern festzuhalten, obwohl nur noch sehr wenige Haushalte nicht für den HD-Empfang gerüstet sind und die „doppelte“ Übertragung in SD und HD über Satellit mit nicht unerheblichen Kosten verbunden ist?

Tyrone Winbush: Die Entscheider bei ARD und ZDF mögen gute Gründe für ihre Entscheidung haben. Trotzdem: Das Festhalten an SD-Übertragung ist, wenn es aufgrund der Gerätepopulation nicht mehr notwendig ist, fragwürdig. Vor allem, weil dies – Sie sprechen es an – mit nicht unerheblichen Kosten einhergeht.

SATVISION: Was würden Sie sich von den öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten in Bezug auf Inhalte und Bildqualität wünschen?

Tyrone Winbush: Ich finde, dass die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten ihren Bildungs- und Informationsauftrag sehr gut erfüllen. Auf den klassischen TV-Kanälen gibt es tolle Unterhaltungssendungen und Dokumentationen, für die Kinderbildung wird sehr viel gemacht. Es gibt zudem auch sehr spannende und innovative Formate auf Spartensendern ZDFneo und ONE. Zudem wird das Mediatheken-Angebot kontinuierlich ausgebaut. In Zeiten von Corona haben ARD und ZDF erheblichen Aufwand betrieben und für Schulkinder sehr gut aufgearbeitete Lerninhalte online gestellt. Von daher: In meinen Augen machen die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten einen ordentlichen Job, was die Inhalte angeht. In Sachen Bildqualität – und hier spreche ich von UHD-Inhalten – könnten die öffentlich-rechtlichen Sender für meinen Geschmack etwas mehr aufs Pedal drücken.

SATVISION: Allein in den ersten neun Monaten 2020 wurden rund 4,1 Mio. Smart TVs in Deutschland verkauft. Allerdings sind viele Fernseher (und auch Set-Top-Boxen) oftmals nicht smart genug, um die noch relative junge durchaus erstklassige Replay-Funktion über HbbTV nutzen zu können, sprich eine bereits angefangene Sendung einfach über die blaue Taste (Blue Button) auf der Fernbedienung neu zu starten. Denn um die Replay-Funktion bei Sendern der ARD nutzen zu können, wird – anders als bei den Kanälen des ZDF – mindestens die Unterstützung der HbbTV Version 2.0.1 benötigt. Darüber hinaus gibt es auch Sonderlösungen. Trotz einer vermeintlich zu geringen HbbTV-Version 1.5 ist es mit einigen Fernsehern möglich, die Replay-Funktion bei ARD-Sendungen zu nutzen.

Tyrone Winbush: Dazu zählen z.B. auch unsere aktuellen Geräte. Die Nutzung der Replay-Funktion der ARD ist bei uns, trotz integrierter Version HbbTV 1.5, möglich.

SATVISION: Was spricht gegen ein Update für TechniSat-Geräte auf die HbbTV-Version 2.0.1?

Tyrone Winbush: Derzeit arbeiten wir mit Volldampf an der Entwicklung neuer Gerätelinien, die den Standard 2.0.1 an Bord haben werden. Ob es darüber hinaus ein Update für bereits im Markt befindliche Geräte geben kann, prüfen wir aktuell.

SATVISION: Können Sie uns bereits einen Ausblick in Bezug auf die TechniSat-Neuheiten 2021 aus dem Bereich der Unterhaltungselektronik, insbesondere Empfangstechnik, DAB+, Fernseher und Set-Top-Boxen, geben?

Tyrone Winbush: Wir setzen weiterhin auf Digitalradio. Wir möchten das Thema weiterhin aktiv vorantreiben und uns als Hersteller positionieren, der für absolut jeden das passende Digitalradio anbietet. Um das zu erreichen, haben wir letztes Jahr mit dem DIGITRADIO 3 VOICE auch ein barrierefreies Digitalradio entwickelt. In diesem Jahr wollen wir weitere Zielgruppen ansprechen – Fahrradfahrer, Outdoor-Liebhaber, etc. Im Bereich TV arbeiten wir an neuen Gerätelinien. Aber da will ich noch nicht zu viel verraten.

SATVISION: Gestatten Sie uns an dieser Stelle zwei private Fragen.Gestatten Sie uns an dieser Stelle zwei private Fragen.Bevorzugen Sie Streaming und/oder lineares Fernsehen (über welchen TV-Empfangsweg?) und was für ein Fernseher steht bei Ihnen im Wohnzimmer?

Tyrone Winbush: Ich nutze beides: Lineares Live-TV und Streaming. Es kommt darauf an, was ansteht. Sport – wie z. B. die Fußball Bundesliga – schaue ich, wenn möglich, live im TV im Wohnzimmer. Zur Entspannung schaue ich gerne Dokumentationen. Diese streame ich in der Regel über die Mediatheken von ARD und ZDF oder über YouTube. In meinem Wohnzimmer hängt ein weißer TechniPlus ISIO.

SATVISION: Bitte vervollständigen Sie zum Abschluss den folgenden Satz. Das Gütesiegel „Made in Germany“ bedeutet für TechniSat, Bitte vervollständigen Sie zum Abschluss den folgenden Satz. Das Gütesiegel „Made in Germany“ bedeutet für TechniSat, dass …

Tyrone Winbush: … wir einen hohen Grad an Innovation und Kundenfreundlichkeit bei einer gleichbleibenden hervorragenden Produktqualität anbieten können. Und dabei natürlich Arbeitsplätze in Deutschland schaffen und erhalten. Das Gütesiegel „Made in Germany“ ist für uns Verantwortung und Antrieb zugleich.

SATVISION: Vielen Dank für dieses Gespräch.

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