Die Entwicklung von HD+ und Fussball als TV-Magnet
04. September 2014
Das WM-Halbfinale zwischen dem Gastgeberland Brasilien und Deutschland, welches bekannterweise mit einem eindrucksvollen 1:7 Debakel für die Seleção endete und die Träume der Brasilianer vom WM-Titel zerschlug, verfolgten allein hierzulande unglaubliche 32,57 Millionen Zuschauer vor den heimischen Fernsehern. Das Finale zwischen Argentinien und Deutschland sahen sogar 34,65 Millionen Fußballbegeisterte (Einschaltquote: 86,3 %) – dass sind die höchsten Einschaltquoten die je im deutschen Fernsehen gemessen wurden. Bereits am 7. September trifft unserer Weltmeister-Elf um Jogi Löw in Dortmund auf Schottland und startet in die Qualifikation zur Europameisterschaft, die 2016 in Frankreich ausgetragen wird.
Während die Qualifikationsspiele zur letzten Fußball-Weltmeisterschaft und auch alle Weltmeisterschaftspiele in Brasilien von ARD und ZDF in HD im Free-TV übertragen wurden, hat sich die Mediengruppe RTL die Übertragungsrechte für die Qualifikationsspiele für die nächste Europameisterschaft und auch für die Qualifikationsspiele zur nächsten Weltmeisterschaft 2018 in Russland gesichert. Während RTL die Spiele in SD-Qualität im Free-TV überträgt, erfolgt die Ausstrahlung in HD verschlüsselt. Wer also die bevorstehenden Qualifikationsspiele der DFB Elf in HD verfolgen möchte, kommt via Satellit nicht um HD+ herum. Über den TV-Magnet Fußball und die Entwicklung von HD+ sprachen wir mit Herrn Timo Schneckenburger, Geschäftsführer der HD PLUS GmbH.
Timo Schneckenburger, Geschäftsführer, HD PLUS GmbH
SATVISION: Dass die Mediengruppe RTL sich die Übertragungsrechte für die Qualifikationsspiele der nächsten Fußball Europameisterschaft 2016 in Frankreich und die Weltmeisterschaft 2018 in Russland gesichert hat, wird Sie sicherlich nicht gerade unglücklich stimmen – oder? Denn Zuschauer die die Qualifikationsspiele unserer Weltmeister-Elf via Satellit in HD sehen möchten, kommen um HD+ nicht herum und müssen extra zahlen. Welche Erwartungen haben Sie an die Qualifikationsspiele und den TV-Magnet Fußball in Bezug auf die Entwicklung von HD+? Es handelt sich ja quasi um eine kostenlose Werbung für die HD+ Plattform!
T. Schneckenburger: Die Werbung haben die Fußballer in Brasilien selbst betrieben. Wie viele Millionen Zuschauer auch, habe ich bei den Spielen der aktuellen Weltmeister vor dem Fernseher mitgefiebert, gelitten und gejubelt. Dabei habe ich mir einmal mehr den Test erlaubt, zwischen SD und HD umzuschalten. Der Unterschied ist beim Fußball einfach besonders deutlich sichtbar. Das geht nicht nur mir so, Aktuell Intervi ew sondern den meisten anderen Fans auch. Die vielen Fußballfreunde, die das Endspiel nahezu hautnah und gestochen scharf verfolgt und gesehen haben, wie Mario Götze sieben Minuten vor Ende der Verlängerung Deutschland zum Weltmeistertitel geschossen hat, wollen dieses plastische Erlebnis nicht mehr missen. Wir von HD+ erwarten uns daher durch die Übertragung der Qualifikationsspiele der deutschen Fußball-Nationalmannschaft auf RTL HD einen weiteren Impuls. Ich gebe aber auch zu: Im Endspiel musste ich besonders nach dem verunglückten Kopfball-Rückpass von Kroos in Halbzeit eins weggucken. Sogar in HD.
SATVISION: Am 8. August haben Sie die „Mission: HD für Helgoland“ in München gestartet und sind 1.080 Kilometer durch die Republik gefahren, um die Hochseeinsel Helgoland zur modernsten TV-Gemeinde Deutschlands zu küren. Welche Erfahrungen haben Sie bei der Aktivierungstour gemacht?
T. Schneckenburger: Sowohl in qualitativer, als auch in quantitativer Hinsicht war die Aufklärungskampagne ein großer Erfolg. Mich persönlich hat unter anderem sehr gefreut, dass sehr viele Beteiligte an einem Strang gezogen haben, um die Vorteile von und Voraussetzungen für HDTV zu vermitteln: Es gab sehr gute Resonanz von vielen der Sender, fünf Hardwarepartner – Humax, Kathrein, SkyVision, TechniSat und Telestar – haben sich intensiv an der Kampagne beteiligt und die Medien haben ebenfalls breit und positiv berichtet. Wir wissen, dass viele Haushalte davon ausgehen, bei Besitz eines HDTV Fernsehers automatisch die beste Bild- und Tonqualität zu empfangen. Deswegen haben wir unseren HDTV-Experten Ulf Oswold losgeschickt, der entlang der Strecke im direkten Kontakt Aufklärungsarbeit geleistet hat. Diese unmittelbare Informationskampagne wurde ins Internet und die sozialen Medien verlängert. Um zudem einen medialen Nachrichtenwert zu generieren, wurde Helgoland HDisiert – und dies auf spektakuläre Art und Weise: Das erste HD+ Empfangsgerät trug der Extremsportler Alex Schulz per Weltrekord über eine 271 Meter lange Slackline an Land. Das mediale Interesse an dieser Aktion und an HD+ war enorm. Die Tour hat gezeigt, wie wichtig es ist, kontinuierlich Aufklärungsarbeit zu HDTV auf Augenhöhe zu leisten.
SATVISION: Gegenwärtig sorgt der Kartentausch und das damit verbundene Pairing (verheiraten der SmartCard an die Hardware) des Pay-TV Anbieters Sky hierzulande bei zahlreichen Abonnenten für Aufruhe und Unverständnis. Sky-Abonennten können sich auch die HD-Programme der HD+ Plattform auf der Sky SmartCard freischalten lassen, so dass somit auch HD+ Zuschauer vom Pairing betroffen sind. Wie bewerten Sie diesen Umstand?
T. Schneckenburger: Das ist eine interne Entscheidung unseres Partners Sky. Bisher gab es diesbezüglich auf unserer Seite kein negatives Feedback von Kunden.
SATVISION: Können Sie ein zukünftiges Pairing der HD+ SmartCard in Verbindung mit HD+ Hardware (HD+ Receiver und HD+ CI+ Modulen) ausschließen?
T. Schneckenburger: HD+ Smartcards und Receiver sind grundsätzlich nicht‚ verheiratet‘. Sie können also auch in anderen, zertifizierten Geräten genutzt werden. Da sich die Technik aber immer weiter entwickelt, kann ich natürlich nicht für alle Zeit ausschließen, dass es Änderungen geben kann.
SATVISION: Wie viel Zeit wird Ihrer Einschätzung nach noch vergehen, bis Anbieter von verschlüsselten TV-Inhalten von SmartCards auf kartenlose (cardless) Zugangssysteme umsteigen?
T. Schneckenburger: Wir beobachten die Entwicklung von neuen Technologien insbesondere im Bereich der Zugangssysteme sehr genau. Es gibt derzeit erste Ansätze von kartenlosen Zugangssystemen auf einem moderaten Sicherheitsniveau. Zudem, und dies ist wichtig zu betonen, treffen eine solche Entscheidung nicht wir alleine. Eine Einführung von kartenlosen Zugangssystemen kann nur im Verbund passieren, etwa in enger Abstimmung mit den Endgeräteherstellern. Auch Nachteile müssen bewertet werden, wie etwa die in vielen Fällen zwingend notwendige Netzwerkverbindung. Insofern halte ich es für naheliegend, dass es zu einem späteren Zeitpunkt eine entsprechende Alternative zum bewährten Modell der Smart Cards geben wird. Wann dies jedoch der Fall sein wird, ist für mich „Wer einmal HD gesehen hat, will die brillante Bildqualität in der Regel nicht mehr missen.“ aktuell aufgrund der genannten Faktoren nicht prognostizierbar.
SATVISION: Aktuell zählt die HD+ Plattform mehr als 1,5 Mio. zahlende Kunden und weitere 1,3 Mio. befinden sich in der kostenlosen Testphase. Mit welchem Hintergrund haben Sie die kostenlose Testphase der aktuell 20 privaten HD+ Programme von 12 auf 6 Monate und die Nutzung der kostenpflichtigen privaten Mediatheken von HD+ RePlay von 3 auf einen Monat reduziert?
T. Schneckenburger: Die Gratisphase − in Kombination mit einem HD+ Receiver oder HD+ Modul – ist eine vertragliche Vereinbarung mit den Sendern, die für die ersten vier Jahre nach Start von HD+ gültig war. In intensiven Gesprächen mit den Sendern konnten wir letztlich erreichen, dass es auch über 2014 hinaus eine Gratisphase geben kann. Im Vergleich zur Startphase Ende 2009 ist sowohl die Bekanntheit von HD+, als auch von HDTV deutlich vorangekommen. Insofern erachten wir die neue Gratisphase von sechs Monaten als faires Angebot. Eigentlich ist sogar der allererste Eindruck entscheidend: Wer einmal HD gesehen hat, will die brillante Bildqualität in der Regel nicht mehr missen. Bei HD+ RePlay orientieren wir uns an den marktüblichen Testphasen – die meisten Mitbewerber offerieren ebenfalls eine einmonatige Testphase.
SATVISION: Wie hat sich das Mediatheken- Angebot HD+ RePlay entwickelt? Können Sie uns aktuelle Zahlen was die aktive Nutzung betrifft mitteilen?
T. Schneckenburger: Bei HD+ RePlay entwickelt sich das Angebot kontinuierlich. So ergänzen seit Anfang September die Mediatheken Sat1 Gold, Pro7 Maxx, Sixx und TLC das Bouquet, das mit RTL, SAT.1, ProSieben, n-tv, VOX, kabel eins, SUPER RTL und DMAX nun bereits 12 Angebote bereithält. Kunden haben mit HD+ RePlay binnen sieben Tagen nach der Ausstrahlung im TV unbegrenzt oft und zeitlich unabhängig Zugriff auf ihre Lieblingsserien, Filme, Shows, Dokumentationen und Magazine, die bei den Sendern gezeigt werden. Und das in TV-Sendequalität. Darüber hinaus ist HD+ RePlay seit Juni nicht mehr nur auf HD+ SmartTV Satellitenreceivern verfügbar, sondern auch als App auf ausgewählten Smart-TVs von LG. Das macht es für viele Interessenten noch einfacher, auf die Mediatheken zuzugreifen.
SATVISION: Wann werden wir Ihrer Einschätzung nach die ersten Ultra HD TV-Sender hierzulande an den Start gehen und ist Ultra HD aktuell ein Thema für die HD+ Plattform?
T. Schneckenburger: Einmal mehr gilt: Große Sportereignisse werden der Treiber der Technologie sein. Wir gehen davon aus, dass spätestens 2016, im Jahr der nächsten Fußball-Europameisterschaft und der Olympischen Sommerspiele, erste kommerzielle Angebote in Ultra HD über Astra laufen. Und selbstverständlich verfolgen wir als HD+ das Thema. Schon heute stehen die ersten UHD-Fernseher in den Wohnzimmern. Aber solange es noch keine TV-Inhalte in nativem UHD gibt, ist das HD-Signal der Mindeststandard, um auf dem Fernseher ein entsprechend tolles Bilderlebnis zu ermöglichen.
SATVISION: Was für ein Fernseher schmückt Ihr privates Wohnzimmer und welchen TV-Empfangsweg nutzen Sie?
T. Schneckenburger: Ein toller Loewe-Fernseher. Allerdings ist die Empfangssituation ein Drama. Das Haus, in dem meine Familie lebt ist denkmalgeschützt, Satellitenempfang daher eine echte Herausforderung, an der ich schon viele Jahre arbeite…
SATVISION: Bitte vervollständigen Sie den folgenden Satz: Das Satellitenfernsehen hat sich zu Deutschlands TV-Empfangsweg Nr.1 entwickelt und Kabel-TV hinter sich gelassen, da …
T. Schneckenburger: … es ein größeres Senderangebot zu günstigeren Konditionen anbietet – vollkommen unabhängig davon, ob man in der Stadt, dem Land oder sogar auf einer Insel lebt.
SATVISION: Vielen Dank für das Gespräch.