SATVISION inside (Teil 34) – So testen wir
24. Januar 2019
So groß die Vorfreude auf den brandneuen OLED-Fernseher, den gerade erworbenen Linux-Receiver oder das taufrische Smartphone auch sein mag – am Anfang steht immer die Erstinstallation. Wir haben mit der Routine zu Einrichtung nach dem ersten Einschalten verschiedener Geräte fast täglich zu tun und auch in jedem Haushalt muss dieses Prozedere hin und wieder durchgeführt werden. Dabei kommt es darauf an, dass sich die Erstinstallation nicht zu sehr in die Länge zieht und so benutzerfreundlich und einfach wie möglich gehalten ist. Im Laufe der Jahre haben viele Hersteller dazugelernt und ihre Installationsassistenten, die den Anwender an die Hand nehmen und durch alle Schritte der Erstinstallation begleiten, stetig verbessert. So lassen sich Fernseher gleich während der ersten Einrichtung mit dem Netzwerk und Internet verbinden und bei Receivern können automatisch mehrere Sendersuchläufe für verschiedene Empfangswege hintereinander durchgeführt werden. Bei einigen Geräten ist es sogar möglich, die Erstinstallation bequem mit dem Tablet durchzuführen und so gleich das WLAN-Passwort zu übertragen. Unser Highlight der letzten Jahre war ein Installationsassistent, der einige längere Prozeduren wie den Sendersuchlauf automatisch im Hintergrund durchführt, während bereits die nächsten Schritte durchgeführt werden. In diesem Teil unserer Reihe „SATVISION inside“ erklären wir, welche Schritte bei einer Erstinstallation nicht fehlen dürfen und wie wir die Einrichtung von TVs, Set-Top-Boxen und Co. in unsere Bewertung einfließen lassen.
Automatische Anlagenerkennung
Wer über Satellit fernsieht und nicht nur eine Orbitalposition empfängt, benötigt einen Receiver oder Fernseher, der DiSEqC unterstützt. DiSEqC 1.0 ist für vier Satelliten ausgelegt, DiSEqC 1.1 unterstützt bis zu 64 Satelliten – meist jedoch „nur“ maximal 16. Mit motorgesteuerten Anlagen (DiSEqC 1.2 und 1.3) können verschiedene eingespeicherte Satellitenpositionen automatisch angefahren werden. Besonders praktisch ist eine automatische Anlagenerkennung wie sie beispielsweise TV-Modelle von Panasonic und Philips bieten. Diese erspart die manuelle Auswahl der Satelliten und Zuweisung der entsprechenden DiSEqC-Parameter. Mit einer automatischen Anlagenerkennung für Satellit können unsere Testkandidaten eine bessere Bewertung erzielen.
Sprache und Land wählen
Die Wahl der Menüsprache (oder OSD-Sprache) ist meist der erste Schritt bei einer Installation, da alle folgenden Einblendungen und Texte fortan in der gewählten Sprache angezeigt werden. Bei hierzulande erhältlichen Geräten sollte Deutsch auf jeden Fall anwählbar sein. Falls ausschließlich Englisch oder gar nur eine andere Sprache verfügbar ist, führt das zu einer deutlich schlechteren Bewertung. Ist die deutsche Sprache vorhanden, fließen auch (übermäßig viele) Rechtschreib- und Übersetzungsfehler in unsere Beurteilung mit ein. Je mehr Sprachen verfügbar sind, umso positiver fällt unsere Bewertung aus. Die Wahl des Landes ist in der Regel wichtig, damit landesspezifische Einstellungen – zum Beispiel für den Sendersuchlauf – geladen können.
Netzwerkverbindung
Im digitalen Zeitalter gehört die Vernetzung von verschiedenen Geräten inzwischen zum Standard. Bei Powerline-Adaptern, Routern und Modems, SAT>IP-Servern und NAS-Laufwerken ist die Netzwerkeinbindung entweder zwingend erforderlich oder die eigentliche Kernfunktion des Gerätes. Auch Fernseher, Receiver, Blu-ray-Player, Spielkonsolen und viele andere Geräte lassen sich während der Erstinstallation direkt mit dem Heimnetzwerk verbinden. Die Vorteile sind zahlreich: Auf Smart-TVs lassen sich Mediatheken aufrufen, die Set-Top-Box wird per DLNA zur Multimedia-Zentrale und streamt Live-TV auf andere Endgeräte, auf dem Blu-ray-Player können Apps für Video-on-Demand-Anbieter installiert und genutzt werden und die Spielkonsole benötigt eine Internetverbindung, um online mit Spielern in aller Welt zocken zu können. In unseren Tests prüfen wir je nach Ausstattung die kabelgebundene und/oder die kabellose Netzwerkeinbindung, welche WLAN-Standards und Funknetze unterstützt werden und wie einfach sich die Verbindung mit dem Router – zum Beispiel bequem über WPS (automatische WLAN-Verbindung per Knopfdruck) – gestaltet.
Sendersuchlauf
Verschiedene Fernseher und Receiver benötigen unterschiedlich lange für einen Sendersuchlauf. Die Dauer des Suchvorgangs hängt auch stark vom Empfangsweg ab. In der Regel benötigen Fernseher und Set-Top-Boxen für das Finden der rund 80 linearen und IP-gestützten Sender über DVB-T2 mit einigen Minuten am wenigsten Zeit. Häufig dauert auch ein Kabelsuchlauf nicht viel länger. Bei uns speist Unitymedia die rund 500 TV- und Radio ins Kabelnetz ein. Am längsten müssen sich im Normalfall Satellitenzuschauer gedulden – insbesondere wenn mehrere Satellitenpositionen durchsucht werden. In unseren Praxistests mit Fernsehern und Satelliten-Receivern kann das für die beiden Orbitalpositionen Astra 19,2° Ost und Euteosat 13° Ost (Horbird) insgesamt zwischen 15 und 30 Minuten dauern – vereinzelt auch kürzer oder länger. Nach unseren Erfahrungen beansprucht der Sendersuchlauf einen Großteil der Gesamtzeit während der Erstinstallation.
Dauer
Mit einer Stoppuhr nehmen wir die Zeit, die wir vom Start der Installation bis zu deren Ende benötigen. Im Testbericht beschreiben wir dann Schritt für Schritt, welche Einstellungen wir in dieser Zeit vorgenommen haben und welche Sendersuchläufe durchgeführt wurden. Eine kürzere Erstinstallation ist grundsätzlich begrüßenswert, doch wichtiger ist unterm Strich, dass sie benutzerfreundlich gestaltet ist und alle wichtigen Schritte von der Wahl der Sprache über die Netzwerkverbindung bis hin zur Suche nach TV-Sendern enthält. Eine lückenlose und zeiteffiziente Installation belohnen wir mit einer guten Bewertung.
Hilfe
Einige Hersteller haben ihre Installationsassistenten in Sachen Benutzerfreundlichkeit getuned, indem sie eine integrierte Hilfefunktion implementiert haben. Diese blendet für jeden Schritt auf dem Bildschirm beschreibenden Hilfetext ein, der dem Anwender verständlich erklärt, was dieser als nächstes tun muss oder welche Auswirkung eine bestimmte Einstellung haben wird. Diese Art von Unterstützung wird von uns begrüßt und dementsprechend mit einer besseren Teilbewertung belohnt. Viele Hersteller haben zudem ein elektronisches Handbuch (e-Manual) auf dem TV oder Set-Top-Boxen abgespeichert, in dem nach der Installation Fragen geklärt werden können.xt]
Handbuch und Anleitung
Im Idealfall ist der Installationsassistent so benutzerfreundlich, dass ein Blick ins Handbuch gar nicht erforderlich ist. Dennoch wünschen wir uns bei Fernsehern, Set-Top-Boxen und allen anderen Geräten der Unterhaltungselektronik ein umfangreiches Manual, in dem der Anwender bei Bedarf nachschlagen kann, um Fragen zu klären oder Funktionen besser zu verstehen. Der Trend geht allerdings mehr in die Richtung, dass die Hersteller nur Kurzanleitungen oder Quick Start Guides zu ihren Produkten legen. Umfang und Informationsgehalt des Handbuchs fließen in unsere Bewertung mit ein. Weitere Pluspunkte gibt es für Ausführungen in verschiedenen Sprachen.
Tuner-Wahl
Sendersuchläufe sind am TV nicht zwingend erforderlich. Wer beispielsweise einen Fire TV Stick betreibt und über waipu.tv fernsieht und mit Netflix Serien streamt oder einen klassischen Receiver betreibt, kann diesen Schritt überspringen. Sollen über den Fernseher Programme empfangen werden, sollte als erstes der Tuner, also der gewünschte Empfangsweg ausgewählt werden. Die meisten aktuellen Fernseher bieten einen Triple-Tuner für Satellit, Kabel und DVB-T oder -T2. Auf letzteres sollten Zuschauer beim Kauf achten, da die letzten DVB-T2-Umstellungen in diesem Jahr erfolgen. Top-Modelle bieten gar einen Twin-Tuner. Ideal ist, wenn Zuschauer, die mehrere Empfangswege parallel nutzen möchten, dies während der Erstinstallation auswählen können. Bei Kabel und DVB-T2 ist zu beachten, dass es sich um einen Kombi-Tuner handelt – diese beiden Empfangswege können also nicht parallel genutzt werden.
Set-Top-Boxen sind meist auf einen Empfangsweg spezialisiert. Es gibt aber auch Ausnahmen mit einfachen oder doppelten Triple-Tunern. Linux-Boxen nehmen diesbezüglich eine Sonderstellung ein, da sie häufig über Steckplätze für Plug&Play-Tuner verfügen. So kann mit optionalen Tunern ein Empfangsweg nachgerüstet oder die Zahl der Tuner erhöht werden.
AGB und Co.
Mit der Vernetzung gehen auch andere, von vielen als lästig empfundene Themen einher. Während der Erstinstallation und nach der Verbindung mit dem Internet müssen sich die Besitzer vieler Smart-TVs, Set-Top-Boxen, Mobilgeräte und anderer Elektronik durch einen Wust an Allgemeinen Geschäftsbedingungen, Nutzervereinbarungen und Datenschutzerklärungen scrollen und klicken. In der Regel beinhalten diese Klauseln auch die – zum Teil optionale – Zustimmung, dass bestimmte Nutzerdaten an den Hersteller oder Dritte übermittelt und ausgewertet werden.
Erstinstallation per App
Die Möglichkeit, den Fernseher oder Receiver per Mobilgerät einzurichten ist noch recht selten. Nach unserem Kenntnisstand ist dies nur bei einigen TV-Modellen mit Android-TV-Betriebssystem sowie auf Samsung-Fernsehen mit dem aktuellen Betriebssystem Tizen 4.0 möglich. Der größte Vorteil ist, dass die mühsame Eingabe des WLAN-Passworts mit der Fernbedienung am Fernseher entfällt, da sich der WiFi-Schlüssel vom Mobilgerät auf den TV übertragen lässt. Bei Samsung ist es auch möglich andere Konto-Informationen wie den Netflix-Account oder die Spotify-Login-Daten auf den TV zu übertragen und am Ende der Installation bereits einige Apps auf dem TV zu installieren.
Satelliteneinstellungen
Die Satelliteneinstellungen können sich, je nach Umfang und Umsetzung, als die kompliziertesten Settings während einer Erstinstallation erweisen. Da die meisten Fernseher und Receiver mit Satelliten-Tuner mindestens DiSEqC 1.0 unterstützen, können hier bis zu vier Satellitenpositionen eingestellt werden, denen dann auch die korrekte DiSEqC-Schaltzustände (z.B. A, B, C oder D) zugewiesen werden müssen. Bei DiSEqC 1.1 sind es derer schon mindestens 16. Auch eine motorgesteuerte Drehanlage, also eine bewegliche Antenne, ist – sofern vom Empfänger unterstützt – manuell einzurichten. Das Gleiche gilt bei einer vorhandenen Einkabelanlage mit Unicable (EN 50494) oder seltener Unicable 2 (EN 50607). Hier sind die entsprechenden (freien) Frequenzen (User-Bänder) des Unicable-LNBs oder -Mulitschalters einzugeben. Daran, wie umfangreich und wenig kompliziert sich die Satelliteneinstellungen bei einem Testkandidaten gestalten, orientiert sich auch die Bewertung unserer Tester. Eine automatische Anlagenerkennung, die einige TVs bieten, nimmt dem Nutzer die manuelle Einstellung der Satellitenparameter ab (siehe oben „Automatische Anlagenerkennung“).
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