SATVISION inside (Teil 6) – So testen wir Satellitenantennen
26. Mai 2016
Nicht nur weil „SAT“ Teil unseres Namens ist, hat der Satellitenempfang für die SATVISION eine große Bedeutung. Der Satellit ist nicht nur hierzulande der inzwischen am meisten genutzte Empfangsweg und bietet die größtmögliche Anzahl und Vielfalt an deutschen und ausländischen Free- und Pay-TV-Programmen in SD-, HD- und UHD-Qualität. Für den optimalen Empfang ist eine gute Satellitenantenne entscheidend. Deshalb testen wir Satellitenantennen – ganz gleich ob preiswert oder hochpreisig – mit Sorgfalt und praxisnah, so dass am Ende ein fundiertes Urteil über Material, Verarbeitung und Empfangsqualität einer Satellitenantenne gefällt werden kann. In diesem Teil unserer Reihe SATVISION inside zeigen wir Ihnen anhand unserer Referenzantenne Kathrein CAS 90, wie wir SAT-Antennen testen und woran Sie eine gute „Satellitenschüssel“ erkennen können.
Messgerät: Promax TV Explorer HD
Für die Messungen von Satellitenantennen verwenden wir unser Profi-Messgerät Promax TV Explorer HD. Bei jeder Messung mit dem TV Explorer HD werden pro Orbitalposition 250 Messpunkte in Dataloggern erfasst und mit der Software „NetUpdate3“ ausgewertet. Die erhaltenen Empfangswerte bilden wir unseren Testberichten in Graphen ab. Ausführliche Informationen über das Messgerät Promax TV Explorer HD finden Sie in unserem SATVISION inside der SATVISION-Ausgabe April 2016.
Der Satellitenempfang bietet hierzulande die größtmögliche Anzahl an TV- und Radioprogrammen. Laut Digitalisierungsbericht 2015 empfingen im letzten Jahr 46,5 Prozent aller rund 38,9 Millionen TV-Haushalte in Deutschland ihre Programme über Satellit. Für eine optimale Signalqualität ist eine sorgfältige Auswahl der verwendeten Komponenten entscheidend. Das fängt bei der Satellitenantenne an.
Es gibt verschiedene Typen von Satellitenantennen; am weitesten verbreitet sind die Offsetantennen, die aufgrund ihrer Bauform auch „Schüsseln“ genannt werden. Die Preisspanne ist dabei enorm. Sehr preiswerte Modelle mit dem gängigen Durchmesser von 60 Zentimetern gibt es bereits ab rund 15,– Euro, hochwertige Exemplare kosten über 100,– Euro. Diese enormen preislichen Unterschiede machen sich auf den ersten Blick bei der Materialqualität und der Verarbeitung bemerkbar. Preiswerte SAT-Antennen sind in der Regel aus weniger hochwertigen Materialien gefertigt, rosten leichter, wiegen weniger und sind somit anfälliger bei starkem Wind. Außerdem bestehen sie meist aus gefühlt hunderten Einzelteilen, was bei der Montage Zeit und Nerven kostet. Anders ist es bei hochwertigen Ausführungen wie der von uns als Referenzantenne verwendeten CAS 90 von Kathrein, die aus nur zwei Teilen zusammengebaut wird und aus hochwertigen sowie sauber verarbeiteten Materialien besteht. Hier ist nur das LNB an der Feed-Halterung zu montieren, die Halterung am Antennenmast zu befestigen, danach der Reflektor einzuhängen und festzuschrauben. Zuletzt wird die Antenne ausgerichtet und die Mastschelle festgezogen. Die Reflektorstärke ist bei der CAS 90 höher als bei vielen anderen Antennen, was mehr Stabilität und bessere Empfangswerte garantiert. Mit einem Preis von rund 180,– Euro ist die Kathrein-Antenne zwar hochpreisig, aber das Geld aus unserer Sicht auf jeden Fall wert.
In diesem Teil unserer Reihe SATVISION inside zeigen wir anhand der CAS 90, welche Kriterien wir bei unseren Antennen-Praxistests bewerten und geben Tipps, worauf Sie beim Satellitenantennenkauf achten sollten, um Fehlkäufe zu vermeiden. Die Kathrein CAS 90 haben wir bereits in der SATVISION-Ausgabe August 2008 getestet – sie ist in Sachen Qualität, Verarbeitung und Langlebigkeit sowie Empfangsqualität nach wie vor das Maß aller Dinge.
Anleitung
Auch wenn der Aufbau der Kathrein CAS 90 so einfach wie möglich gehalten ist, liegt der Antenne eine vorbildliche Montageanleitung bei, die keine Fragen offen lässt. Außerdem werden auch Hinweise zu den wichtigen Themen Potentialausgleich und Erdung der Satellitenanlage gegeben. Bei preiswerten Modellen fällt die Anleitung häufig knapper aus, obwohl die Montage komplizierter ist und die Sicherheitshinweise fehlen oft.
Antennen-Reflektor
Bei der Kathrein CAS 90 besteht der Reflektor aus pulverbeschichtetem Aluminium und ist zwei Millimeter stark. Bei preiswerten Modellen ist der Reflektor in der Regel deutlich dünner (ein Millimeter oder weniger) und nicht pulverbeschichtet sowie oftmals auch aus Stahl und nicht aus Aluminium gefertigt. Stahl hat den Nachteil, dass er deutlich schwerer und auch rostanfälliger ist.
Reflektor-Durchmesser
Vom Durchmesser des Reflektors einer Satellitenantenne hängen die Empfangsqualität und die Schlechtwetterreserven ab. In Deutschland genügt bereits ein Reflektordurchmesser von weniger als 40 Zentimetern für den Empfang von Astra 19,2° Ost. Bei schlechtem Wetter kann es mit einer so kleinen Antenne aber schon einmal zu Bildstörungen kommen. Ab 60 Zentimetern bietet eine Offsetantenne bereits ausreichend Reserven für schlechtes Wetter. Wer mehr als zwei Satelliten empfangen oder viele Teilnehmer über die Satellitenantenne versorgen möchte, sollte eher zu Antennen mit einem Durchmesser von 80 oder 90 Zentimetern greifen. XXL-Antennen mit einem Meter Durchmesser und größer sind für exotische Orbitalpositionen geeignet, bei denen wir uns nur im Randbereich der Ausleuchtzone befinden.
Gewicht
Satellitenantennen mit Kunststoffkomponenten bieten zwar den Vorteil, dass sie weniger wiegen und sich somit die Montage einfacher gestaltet, sie sind aber weniger langlebig als Antennen aus Stahl oder optimalerweise Aluminium. Die Kathrein CAS 90 ist aufgrund des massiven Rückenteils samt Feedarm und der schweren Mastschelle mit einem Gewicht von 9,3 Kilogramm selbst für eine 90-cm-Antenne verhältnismäßig schwer. Die Hohe Materialgüte und die robuste Verarbeitung versprechen eine lange Lebensdauer. Für die Befestigung sollte ein entsprechend stabiler Antennenmast mit einem Mindestdurchmesser von 48 bis 90 Millimetern gewählt werden.
Schrauben
Der Reflektor wird in der Regel mit vier Schrauben an der Antennenhalterung befestigt. Bestehen diese wie bei der Kathrein CAS 90 aus Edelstahl, ist eine hohe Lebensdauer gewährleistet. Bei der Kathrein ist ein Inbusschlüssel zum Festziehen der Schrauben im Lieferumfang enthalten – das einzige benötigte Montagezubehör. Die Schrauben an den Mastschellen werden mit großen Flügelmuttern per Hand festgezogen. Bei vielen anderen Herstellern werden Sechskantmuttern in verschiedenen Größen verwendet, so dass zusätzliches Werkzeug für die Montage benötigt wird und sich der Zusammenbau als Puzzlespiel entpuppen kann.
Feedhalterung
Bei der Feedhalterung kommt es wie bei den anderen Komponenten der Antenne vor allem auf das Material und die Verarbeitung an. Feedaufnahmen aus Aluminium-Druckguß sind empfehlenswert da sie langlebig und stabil sind. Von Feedhalterungen aus Kunststoff raten wir hingegen dringend ab, da der Kunststoff mit der Zeit aushärten und brechen kann.
Kathrein setzt bei seinen Satellitenantennen auf ein eigenes Feedhalterungssystem, das zu den gängigen 23- und 40-mm-LNBs inkompatibel ist. Umgekehrt lassen sich Kathrein LNBs nicht auf Standard-Feedhalterungen montieren. Feed-Adapter für 40-mm-LNBs werden ab rund 20,– Euro angeboten, zusätzliche Ringadapter für 23-mm-LNBs kosten nur wenige Euro. Das Umrüsten einer Kathrein-Antenne für Standard-LNBs ist also keine kostspielige Angelegenheit.
Multifeedhalterungen
Für den Empfang von mehr als einer Orbitalposition gibt es spezielle Multi-Sat-Antennen und motorgesteuerte Drehanlagen. Doch auch mit Offsetantennen lassen sich mehrere Satelliten auf einmal empfangen, sofern der Reflektor dafür groß genug ist – idealerweise mindestens 85 Zentimeter. Bei der CAS 90 von Kathrein lassen sich aufgrund der kleinen im Lieferumfang enthaltenen und vormontierte Adapterplatte mit zwei Kathrein-LNBs beispielsweise die Satellitenpositionen Astra 19,2° Ost und Hotbird 13° Ost oder Astra 19,2° Ost und Astra 23,5° Ost empfangen. Für Satelliten die weiter auseinanderliegen bieten Kathrein und andere Antennenhersteller optionale Multifeedhalterungen an.
Feedarm
Der Feedarm – oder Tragarm – besteht bei der CAS 90 aus einem Teil und ist aus beschichtetem Stahlblech gefertigt, was ihn äußerst stabil sowie hochwertig erscheinen lässt und die Montage stark vereinfacht, da nicht erst viele verschiedene Teile zusammengeschraubt werden müssen. Gerade bei preiswerten Antennen ist vor der eigentlichen Montage ein Bausatz aus dutzenden Einzelteilen zusammenzusetzen. Unter den vielen Verschraubungen leidet letztendlich auch die Stabilität und die Wetterfestigkeit. Der „offene“ Doppel-Feedarm, der bei der Kathrein-Antenne zum Einsatz kommt, garantiert zudem zusätzliche Stabilität gegenüber einzelnen oder sehr dünnen Feedarmen und ist „winddurchlässig“, wodurch er wenig Angriffsfläche bietet.
Kabeldurchführung
Gerade beim Empfang mehrerer Satellitenpositionen ist ein gutes Kabelmanagement unverzichtbar. Der Doppel-Feedarm der CAS 90 bietet in seinem Inneren Platz für acht Koaxialkabel, die sich in die Kabeldurchführung clippen lassen. Günstige Modelle bieten oft gar keine Möglichkeit zur Kabeldurchführung und die Koaxialkabel sind dann mit Kabelbindern am Feedarm zu befestigen, was nicht nur optisch Nachteile mit sich bringt.
Referenz-Kabel
Hier ist nach unseren Erfahrungen zum Markenkabel zu greifen, da diese eine hohe Materialgüte und eine garantiert gute Abschirmung jenseits von 100 dB bieten. Koaxialkabel wie beispielsweise das Kathrein LCD 115A+ oder das Wisi MK 96 A 0100 (jeweils 100 Meter für rund 70,– Euro) sowie das TechniSat CoaxSat 2150 (10 Meter, zwei F-Stecker für rund 14,– Euro) ermöglichen konstant gute Empfangswerte bei langen und kurzen Distanzen.
Referenz-LNBs
Jede Satellitenantenne ist nur so gut wie das verwendete LNB. Kathrein setzt auf eine eigene Feedaufnahme mit speziellen LNBs wie dem UAS 584 (Quattro-Variante für den Multischalterbetrieb). Kathrein-LNBs sind hochwertig verarbeitet und bieten ein echtes Wetterschutzgehäuse für eine lange Lebensdauer. Dank der flachen Bauweise der LNBs können mit der kleinen, im Lieferumfang enthaltenen Adapterplatte zwei LNBs gleichzeitig montiert werden, um zwei nah beieinanderliegende Satellitenposition zu empfangen. Kathrein-Feed-Adapter aus Aluminium-Druckguss für 40-mm-LNBs werden ab rund 20,– Euro angeboten.
Das Inverto IDLB-SINL20-MULTI-0PP kommt bei unseren Antennentests als Referenz-LNB zum Einsatz und verfügt über eine Feedaufnahme von 23 mm. Der Distanzring für 40-mm-Feedhalterungen ist im Lieferumfang enthalten. Das Inverto-LNB ist aufgrund seiner schlanken Bauweise ebenfalls Multifeed-geeignet und kann auch bei eng beieinander liegenden Orbitalpositionen wie Eutelsat 10° und Hotbird 13° eingesetzt werden. Es wird in allen gängigen Ausführungen vom Single-LNB ab knapp über 10,– Euro über eine Quattro-Variante bis hin zum Octo-LNB für rund 35,– Euro angeboten und bietet hervorragende Empfangswerte sowie ein geringes Rauschmaß.
Antennengewinn
Der Antennengewinn bezeichnet die Empfangsleistung einer Antenne im Vergleich zu einer theoretischen Antenne, die kugelförmig in alle Richtungen gleich stark strahlt. Bei einer Offsetantenne hingegen werden die eingehenden Strahlen gebündelt und somit verstärkt. Der Antennengewinn wird in dBi angegeben. Das „i“ steht hier für Isotropstrahler als Bezugspunkt des in Dezibel (dB) angegebenen Antennengewinns. Ein Antenne mit einem hohen dBi-Wert kann bessere Empfangswerte erzielen, ist aber umso stärker von einer optimalen Ausrichtung abhängig.
Antennengewinn Katrein CAS 90:
- 10,70 - 11,70 GHz 38,6 dBi
- 11,70 - 12,50 GHz 39,2 dBi
- 12,50 - 12,75 GHz 39,6 dBi
Elevationsskala
Ein wichtiges Hilfsmittel an der Masthalterung ist die Elevationsskala, die den Neigungswinkel des Tragarms und somit des Reflektors anzeigt. Welche Elevation für eine bestimmte zu empfangende Satellitenposition zu wählen ist, hängt vom Standort ab und kann auf satbeams.com in Erfahrung gebracht werden. An unserem Standort in Witten beträgt die Elevation für den Empfang von Astra 19,2° Ost 30,1 Grad. Die Kathrein bietet eine beidseitige Elevationsskala – preiswertere Modelle, wenn überhaupt nur eine, die oft schlecht ablesbar ist. Das erschwert die Ausrichtung der Satellitenantenne.
Masthalterung
Nicht bei allen Antennen besteht der Feedarm samt Antennenhalterung aus nur einem Teil wie bei der CAS 90 von Kathrein. Je nach Anzahl der zu montierenden Teile fällt der Aufbau mehr oder weniger zeitaufwendig und je nach Ausführlichkeit der Anleitung mehr oder weniger kompliziert aus. Auch die Masthalterung ist bei der Kathrein bereits vormontiert. Die Elevation lässt sich mithilfe zweier Schrauben justieren. Bei der CAS 90 besteht die Masthalterung wie bei allen hochwertigen Antennen aus feuerverzinktem Stahlblech.
Mastschellen
Die Mastschellen sind immens wichtig, um der Antenne bei Wind und Wetter einen sicheren Halt für stabile Empfangswerte zu geben. Dank der Mastschelle aus feuerverzinktem Stahl, welche die Kathrein CAS 90 wie die meisten hochwertigen Antennen bietet, lässt sich diese sicher befestigen. Die Befestigung erfolgt über zwei große Flügelmuttern, spezielles Werkzeug wird also nicht benötigt. Anders ist es bei preiswerten Ausführungen, wo häufig auf einfache Sechskantmuttern gesetzt wird. Das erschwert vor allem das Einmessen, da immer wieder ein Schraubenschlüssel benötigt wird. Es gibt auch Modelle, bei denen die Montage mit zwei Mastschellen und insgesamt vier Sechskant- oder Flügelmuttern erfolgt. Bei günstigen Satellitenantennen erfolgt die Befestigung am Mast oder an der Wandhalterung mit einer meist recht kleinen Mastschelle, die gerade bei Wind nicht viel Stabilität verspricht. Der Gewindebügel hat hier den Durchmesser M10, bei preiswerten Ausführungen kommt häufig maximal M6 oder M8 zum Einsatz. Nach der optimalen Ausrichtung der Antenne sollten die Flügelmuttern mit einer Wasserpumpenzange richtig festgezogen werden, damit auch stärkere Winde der Antenne nichts anhaben können.
Rückenteil
Bei hochwertigen Satellitenantennen besteht das Rückenteil in der Regel aus verzinktem Stahl. Bei der Kathrein CAS 90 ist das der Fall, wodurch sie besonders stabil und wetterfest ist. Bei der Kathrein sind Feedarm und Rückenteil aus nur einem Teil gefertigt, das keiner weiteren Montage bedarf. Durch den Verzicht auf zusätzliche Verschraubungspunkte verringert sich die Anfälligkeit gegenüber Rost und die Stabilität wird weiter gesteigert. Bei preiswerten Antennen bestehen Rückenteil und Feedarm aus zwei oder noch mehr Einzelteilen.