Skip to main content
search
0

Unitymedia schaltet ab Anfang Juli erste analogen Sender ab

25. Juni 2015

Ausschließlich über den Empfangsweg Kabel sind hierzulande noch analoge Sender zu empfangen. Alle anderen Empfangswege haben mittlerweile auf digital umgestellt. Doch jetzt kommt auch die Analogabschaltung im Kabel. Der Kabelnetzbetreiber Unitymedia beginnt ab Anfang Juli die ersten analogen Sender abzuschalten, um mehr Platz für digitale Programme zu schaffen. Welche analogen Sender abgeschaltet werden und wie sich das Fernsehen hierzulande zukünftig entwickeln wird, darüber sprachen wir mit Herrn Dr. Stefan Fuchs, Vice President Product Management Consumer bei Unitymedia.

SATVISION: Zum 1. Juli 2015 werden Sie mit Sat.1 Gold, Astro TV und BibelTV die ersten analogen TV-Sender in Ihrem Kabelnetz abschalten. Hierzulande sind aktuell ausschließlich über den Verbreitungsweg Kabel-TV noch analoge Programme zu empfangen. Via Satellit wurden vor mehr als drei Jahren, am 30.04.2012, die letzten analogen Programme abgeschaltet und auch das Antennenfernsehen ist digital – hier folgt bereits im kommenden Jahr der DVB-T2 Standard der dann auch erstmals den Empfang von HD-Programmen via Antenne ermöglicht. Mit welchem Hintergrund tun sich Kabelnetzbetreiber so schwer mit der Einstellung der analogen Übertragung?

Dr. S. Fuchs: Wer bisher analog schauen wollte, konnte das bei uns auch tun. Wir haben den Kunden die freie Wahl gelassen. Alle Programme, die bisher analog im Kabel verbreitet  wurden, sind bereits heute digital zu empfangen – das entsprechende Endgerät vorausgesetzt –, zum Teil sogar in HD-Qualität. Über 70% unserer Kabel-Kunden schauen bereits heute digital

Nun starten wir in enger Abstimmung mit Landesmedienanstalten und Programmanbietern eine der größten Netzumstellungen in unserer Unternehmensgeschichte. Wir nutzen das Kabel dadurch ökonomischer und reagieren damit auf die wachsende Nachfrage nach digitalen TV-Angeboten. Eine Chance für den Kunden, der ein „Mehr“ an Fernsehen erhält: Mit größerer Programmauswahl, besserer Bild- und Tonqualität und zusätzlichen Diensten wie Video-on-Demand.

SATVISION: Herr Christian Hindennach, Senior Vice President Privatkunden im Hause Unitymedia sagte zuletzt: „Die analoge Welt ist endlich …“ Wann endet die analoge Verbreitung von TV-Programmen in Ihren Kabelnetzen von Nordrhein-Westfalen, Hessen und Baden-Württemberg?

Dr. S. Fuchs: Die Umstellung von analog auf digital wird in jedem Falle kommen. Innerhalb der nächsten Jahre werden alle Programme, die jetzt noch analog im Kabel verbreitet werden, abgeschaltet. Im ersten Schritt erfolgt eine technische Umstellung ab dem 1. Juli 2015 – in Nordrhein-Westfalen (01.07.-08.07.2015), Hessen (09.-14.07.2015) sowie in verschiedenen Regionen von Baden-Württemberg (15.-21.07.2015). Zum Umstellungszeitpunkt entfallen im Unitymedia-Kabelnetz einige analog verbreitete Sender – darunter SAT.1 Gold, Astro TV und Bibel TV – welche alle natürlich digital erhalten bleiben. Dabei verschiebt sich die gewohnte Programmbelegung auf den Fernsehgeräten.

SATVISION: Wie wahrscheinlich ist Ihrer Einschätzung nach ein fester Termin für die Abschaltung der analogen Programme in den Kabelnetzen – der von allen Netzbetreibern hierzulande getragen wird?

Dr. S. Fuchs: Als einer der ersten Netzbetreiber geht Unitymedia in Sachen analoger Umschaltung voran und erhöht schrittweise die Digitalisierungsquote im Netz. Wir gehen davon aus, dass andere Kabelanbieter folgen und es in den nächsten zwei bis vier Jahren ein vollständiger Digitalisierungsgrad für alle Kabelhaushalte erreicht werden kann.

SATVISION: Wie viele der von Ihnen versorgten Kabelhaushalte schauen gegenwärtig noch analog?

Dr. S. Fuchs: Betroffen sind rund 2 Millionen Kabelhaushalte, weniger als 30% unserer TV-Kundenbasis.

SATVISION: Im Fußball-Stadion von Borussia Dortmund haben Sie gemeinsam mit Huawei das größte WLAN-Netz in einem deutschen Stadion an den Start gebracht. Welche Herausforderung war bei diesem Projekt am größten, um mehr als 80.000 Fans einen kostenlosen Internetzugang per WLAN zu ermöglichen?

Dr. S. Fuchs: Anschluss, Netzabdeckung und optimale Konnektivität: Über 30 Experten und Techniker waren monatelang mit der technischen Realisierung – etwa dem Netzanschluss und weiteren Installationen beschäftigt. Schließlich gehen auf engstem Raum bis zu 80.000 Besucher gleichzeitig online. Es wurde viel Wert darauf gelegt, dass sich Fußballfans mit Endgeräten aller Anbieter problemlos und schnell einloggen können. Auch an Komfort und Mediennutzung über die App wurde ein hoher Anspruch gestellt. Und nicht zuletzt setzte die Promotion und Bekanntmachung der gelungenen Aktion ein enges Miteinander von Projektentwicklung, Technik und Kommunikation voraus.

SATVISION: Das Thema Einspeiseentgelte die Sie als Kabelnetzbetreiber von den Öffentlich Rechtlichen fordern und auch die Must-Carry Regelung (Stichwort geringe Bandbreiten der Übertragung) sorgen weiterhin für Aufruhe und Verwirrung in vielen Haushalten. Bislang wurden alle Hauptanträge von den zuständigen Gerichten abgelehnt. In Sachen Must-Carry Regelung wurde aktuell vom Verwaltungsgericht in Hamburg auf den Hilfsantrag entschieden, dass Unitymedia als Kabelnetzbetreiber nicht verpflichtet ist die öffentlich-rechtlichen Must-Carry Programme unentgeltlich zu verbreiten. Was heißt dies jetzt für die weitere Vorgehensweise?

Dr. S. Fuchs: Das Urteil des VG HH bestätigt, dass die öffentlich-rechtlichen Sender bei der Kündigung ihrer Einspeiseverträge von einer falschen Rechtsposition ausgegangen sind. Wir gehen daher davon aus, dass sie an den Verhandlungstisch zurückkehren werden. Wir haben allen ÖR Sendern entsprechende Verbreitungsverträge basierend auf den marktüblichen Standardkonditionen zugesendet. Der Ball liegt nun im Feld der öffentlich-rechtlichen
Sendeanstalten.

SATVISION: Wird der Kampf der Kabelnetzbetreiber mit den Öffentlich Rechtlichen allein auf den Rücken der Kabel-TV Haushalte ausgetragen?
Dr. S. Fuchs: Nein. Wir sind nach wie vor daran interessiert, den Konflikt mit den öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten am Verhandlungstisch zu klären und uns schnellstmöglich zu einigen – vor allem im Interesse der Zuschauer. Das bedeutet aber nicht, dass wir unser wertvollstes Gut, unsere Kapazitäten, verschenken müssen und werden. Dass die Sender für die Inanspruchnahme von wertvollen Leistungen eine Gegenleistung erbringen müssen, ist selbstverständlich. Schließlich nutzen die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten in erheblichem Umfang unsere wertvollen Kapazitäten zur Verbreitung ihrer Programme.

SATVISION: Mit welchem Hintergrund bieten Sie in Ihren Kabelnetzen bislang noch nicht alle Pay-TV-Programme aus dem Hause Sky an? Planen Sie zukünftig alle Sky-Sender flächendeckend einzuspeisen?

Dr. S. Fuchs: Die Einspeisung von Sky Sendern in das Netz von Unitymedia basiert auf vertraglichen Vereinbarungen. Im Rahmen dieser Vereinbarungen ist eine bestimmte Anzahl an SD und HD Sendern festgelegt, die von Sky unter Berücksichtigung der Kundenwünsche ausgewählt werden. Zusammen mit Sky kommen wir Kundenwünschen soweit wie möglich nach.

SATVISION: Können Sie sich vorstellen zukünftig, wie im Jahr 2005, bei der Ausschreibung der DFL für die Übertragungsrechte der Fußball Bundesliga wieder mitzubieten, um den Zuschlag zu erhalten?

Dr. S. Fuchs: Die Fußball Bundesliga ist ein spannendes und wertiges Inhalteprodukt, das wir unseren Kunden auf jeden Fall anbieten werden. Ob wir diesem Bestreben selber mit einem eigenen Angebot oder über das Angebot eines Partners nachkommen werden, können wir heute noch nicht kommentieren.

SATVISION: Wie wird sich das klassische lineare Fernsehen Ihrer Ansicht nach zukünftig entwickeln?

Dr. S. Fuchs: Das lineare Fernsehen ist nicht mehr die einzige Art des Fernsehkonsums, aber wird für viele Jahre noch ein wichtiges Fundament bleiben. Gleichzeitig nutzen immer mehr – vor allem auch junge – Menschen Fernsehen auf Abruf und auf alternativen Endgeräten. Die herkömmliche Art und Weise, wie Menschen Filme, Musik und Inhalte konsumieren, wird also um weitere Möglichkeiten erweitert: Inhalte sehen, wo und wann ich möchte. Wie vor einigen Jahren in der Musik durchläuft das Fernsehen derzeit die digitale Transformation. Dies betrifft technische Verbreitung, Zugang zur Infrastruktur und Nutzung der Inhalte. Lineares Fernsehen wird nicht aussterben, aber zunehmend mit Abruf-Inhalten komplettiert. Bei Unitymedia bringen wir beide Welten auf einfache Weise in unserer TV-Plattform Horizon zusammen, damit der Kunde immer die für ihn passende und beste Unterhaltung findet – sowohl zu Hause auf dem großen Bildschirm als auch mobil mit unserer App Horizon Go.

SATVISION: Der Markt für Set-Top-Boxen ist hierzulande in den letzten Jahren massiv eingebrochen. Immer mehr Fernseher bieten bereits ab der Mittelklasse einen integrierten Tuner für digitales SAT- und Kabel-TV. Hat die Set-Top-Box nach Ihrer Einschätzung eine Zukunft?

Dr. S. Fuchs: Wir stellen in unserem Verbreitungsgebiet keinen Einbruch der Nachfrage nach Digital-Receivern fest. Durch die innovativen Dienste, die zum Beispiel unsere Plattform Horizon unseren Kunden bietet, sehen wir sehr guten Absatz unserer Geräte. Daher sehen wir in jedem Fall eine positive Zukunft für die STB, da sie unseren Kunden Mehrwert und Komfort liefert. Hinzu kommt, dass Produktentwicklungszyklen und Vermarktungsschwerpunkte der TV-Geräte häufig in andere Richtungen laufen, als unsere Zielsetzung, die neben Neuentwicklungen auch auf die nachhaltige und kontinuierliche Weiterentwicklung bestehender Plattformen setzt. Gleichzeitig unterstützen wir auch Produkte, die auf integrierten Tunern in TV-Geräten setzen, wenn Kunden dies wünschen. Gerade für die zunehmende Digitalisierung der TV-Verbreitung ist dies wichtig.

SATVISION: Ultra HD Fernseher sind gegenwärtig in aller Munde. Allerdings ist das Angebot von UHD-Inhalten gegenwärtig noch überschaubar.
Welches Potential und welche Möglichkeiten sehen Sie für das neue ultrascharfe Fernsehen und planen Sie kurz- oder mittelfristig erste UHD-Inhalte (und in welcher Form) zu starten?

Dr. S. Fuchs: Wir sehen UHD als sinnvolle und natürliche Weiterentwicklung von HDTV in den nächsten Jahren. Da die Verbreitung von HDTV in deutschen Haushalten sich weiterhin auf einem ansteigendem Pfad befindet, sehen wir aktuell noch geringe Nachfrage und somit eine langsame Marktentwicklung für UHD. Sobald der Markt reifer ist, werden wir unseren Kunden natürlich entsprechende Angebote bieten.

SATVISION: Bevorzugen Sie persönlich die klassische flache Bauform von Fernsehern oder die noch relativ neuen gebogenen Curved TVs und besitzen Sie bereits einen UHD-Fernseher bzw. planen Sie die Anschaffung kurz- oder mittelfristig?
Dr. S. Fuchs: Bei fünf kleinen Kindern zuhause erkenne ich noch sehr praktische Vorteile, wenn unser Fernseher flach an der Wand hängt. Das bleibt auch sicher noch eine Weile so.

SATVISION: Welchen TV-Empfangsweg nutzen Sie in Ihrem heimischen Wohnzimmer und nutzen Sie Smart TV Funktionen? (Falls ja, welche Funktionen gehören zu Ihren persönlichen Favoriten?)

Dr. S. Fuchs: Ganz ehrlich und wahrscheinlich wenig überraschend: Ich habe nach dem Einzug in unserem Haus in Köln die Satellitenantenne vom Dach abmontiert und selbstverständlich auf den Kabelanschluss von Unitymedia gewechselt. In unserem Wohnzimmer steht der Horizon HD Recorder. Besonders beliebt sind in der Familie Abrufinhalte: entweder aus den eigenen Aufnahmen von der Festplatte oder gestreamt aus der Videothek oder von unserem Partner Maxdome. Sehr häufig nutze ich auch die Suchfunktion über alle Inhaltekategorien mit der auf der Horizon-Fernbedienung befindlichen Tastatur.

SATVISION: Im kommenden Jahr startet hierzulande das neue Antennenfernsehen DVB-T2 – erstmals mit hochauflösenden Programminhalten in HD-Qualität. Wie groß ist Ihrer Einschätzung nach die Gefahr, dass der TV-Empfangsweg Kabel darunter leidet und Zuschauer verliert?

Dr. S. Fuchs: Wir sind gut aufgestellt im Wettbewerb und fürchten DVB-T2 nicht. Ob Nutzer des bisher sehr eingeschränkten DVB-T Angebots (24 Sender) jetzt den Schritt mitmachen werden, für den Empfang der HD Sender sowohl ihr Empfangsgerät auszutauschen, als auch für den Empfang der bislang kostenfrei empfangbaren privaten Programme ein monatliches Entgelt zu zahlen, bleibt abzuwarten.

Hingegen ist der Mehrwert des Kabels immens: Wir bieten ein riesiges Angebot aus Free- und Pay-TV, Videothek und VOD, zahlreiche Zusatzdienste für mehr Komfort, Kombinationsmöglichkeiten mit schnellem Internet und Telefonie uvm. Und das alles  mit hoher Zuverlässigkeit und Qualität aus einer Hand. Wir verbinden Kommunikation, Inhalte und Funktionalitäten – einfach wie kein anderer. Unsere Kunden werden diese klaren Vorteile des Kabelnetzes weiter schätzen.

SATVISION: Bitte vervollständigen Sie folgenden Satz: „Das Kabelfernsehen wird sich zukünftig insofern verändern, …“

Dr. S. Fuchs:  … als dass unser Angebot immer vielfältiger und zu einem  umfassenden Unterhaltungserlebnis wird, das keine Wünsche offen lässt – und zwar nahtlos,  jederzeit und überall.

SATVISION: Vielen Dank für das Gespräch!

Close Menu