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Schnelles Internet über Satellit

30. Juli 2020

Nach einem weiteren Start im Juni umkreisen inzwischen 540 Starlink-Satelliten der Firma SpaceX des Tesla Gründers Elon Musk in einer niedrigen Umlaufbahn unseren Erdball und konnten bereits in einigen Regionen mit bloßem Auge am Nachthimmel beobachtet werden. Das mit tausenden Satelliten geplante Netzwerk soll Internetzugänge an jedem Punkt der Erde ermöglichen. Für den Start der Beta-Phase ab dem Sommer sucht Startlink nun Tester – Und das vielleicht auch aus Deutschland.

Wussten Sie schon, …

Die Internetseite findstarlink.com gibt nach Eingabe des Standortes exakt an, wann die Chance besteht Starlink-Satelliten am Nachthimmel zu entdecken.

SpaceX Chef Elon Musk hatte in der Vergangenheit immer wieder erklärt, dass bereits 500 bis 800 Satelliten ausreichen würden, um erste Regionen mit einem funktionierenden Internetzugang zu versorgen. Die Starlink-Internetseite bietet nun aktuell ein Formular an, auf dem man sich über die Verfügbarkeit für die jeweilige, eigene Region informieren lassen kann. Die Beta-Testphase soll demnach mit einem kleinen Nutzerkreis bereits in diesem Sommer starten. Konkrete Informationen über die regionale Verfügbarkeit liegen aktuell noch nicht vor. Musk hatte sich im Mai über Twitter nur auf die nördliche Hemisphäre, ohne Nennung eines konkreten Landes, festlegen lassen.

Starlink-Satelliten am Nachthimmel über dem Rathaus von Tübingen (Baden-Württemberg).
Starlink-Satelliten am Nachthimmel über dem Rathaus von Tübingen (Baden-Württemberg).

So funktioniert die Technik

60 gestapelte Satelliten kurz vor der geplanten Ausklinken in einer niedrigen Umlaufbahn.
60 gestapelte Satelliten kurz vor der geplanten Ausklinken in einer niedrigen Umlaufbahn.

Was indes bereits bekannt ist, sind die voraussichtlichen Kosten des Internetzugangs: Rund 80 US-Dollar müssen Interessenten dafür laut Musk monatlich einplanen. Dafür erhalten sie neben dem Internetzugang auch das erforderliche Nutzer-Terminal, welches die Kommunikation zwischen Endgeräten und den Satelliten technisch ermöglichen soll. Als Antenne soll dabei eine auf einem Stab montierte, mit Elektromotoren mechanisch ausgerichtete und elektronisch nachgeführte Phased-Array-Antenne in Form einer Scheibe zum Einsatz kommen. Als Gegenstück befinden sich die Starlink-Einheiten im All. Diese gehören mit Ihren bis zu 260 kg Gewicht zur Klasse der sogenannten Smallsats und sind extrem flach konzipiert, um in Stapeln von bis zu 60 Stück in die Erdumlaufbahn gebracht zu werden. In einer ersten Ausbaustufe sind bis zu 1.584 Satelliten in 550 Kilometer Höhe vorgesehen, was kurze Signallaufzeiten durch die geringe Höhe verspricht.

Mit Ausnahme der Pol­regionen sollen die Starlink-Satelliten auf insgesamt 72 orbitalen Bahnen eine optimale Abdeckung garantieren
Mit Ausnahme der Pol­regionen sollen die Starlink-Satelliten auf insgesamt 72 orbitalen Bahnen eine optimale Abdeckung garantieren
Quelle: Lamid58 (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:­Starlink_​SpaceX_1584_satellites_72_​Planes_22each.png), https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/legalcode

Das weitere Konzept des Starlink-Netzwerks sieht vor, dass die vielen kleinen Satelliten mit einem riesigen Netz an Bodenstationen zusammenarbeiten, um Daten ins All und wieder aus dem All zu bekommen. Der Ausbau dieser Stationen läuft in den USA bereits auf vollen Touren. Zusätzlich soll dabei die Kommunikation der Satelliten untereinander erfolgen, also das Weiterreichen der Daten von Einheit zu Einheit, bis der geografische Bestimmungsort am nächsten ist. Diese Kommunikation erfolgt aktuell per Funk, soll aber in einer späteren Ausbaustufe per Laser erfolgen, umso die Latenzzeiten zu verringern und den Internetzugang sogar für Onlinespieler attraktiv zu machen.

Für eine Gesamtzahl von bis 12.000 Satelliten liegen SpaceX Genehmigungen vor. Diese Zahl beeindruckt vor allem vor dem Hintergrund, dass bislang nur rund 2.500 Satelliten insgesamt die Erde umkreisen. Musk möchte mit seinem Starlink-Angebot dabei nicht zum Konkurrenten der etablierten Kommunikationsanbieter in urbanen Räumen werden, sondern vor allem Kunden erreichen, „die am schwierigsten zu erreichen sind“.

Beschwerden und Bedenken

Kritiker befürchten, dass viele tausend Satelliten zu immer mehr Weltraumschrott in der Erdumlaufbahn führen werden. Diesem will die zuständige US-Behörde FCC (Federal Communications Commission) entgegenwirken und Regularien erlassen, die Satellitenbetreiber zwingen, ihre Satelliten nach Ende der Nutzungsdauer auch wieder aus dem Orbit zu entfernen, anstatt sie einfach als Schrott in der Umlaufbahn treiben zu lassen. Diesen Regeln hat SpaceX jedoch bereits vorgebeugt und mit Tests an zwei Satelliten nachgewiesen, dass diese schnell und vollständig beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre verglühen. Um Kollisionen mit anderen Objekten in der Erdumlaufbahn zu vermeiden, verfügen die künstlichen Himmelskörper über Erkennungssysteme und einen kleinen Ionen-Antrieb, um bei bevorstehenden Zusammenstößen ausweichen zu können.

Die lauteste Kritik am Mega-Projekt üben jedoch vor allem Astronomen, denn der Einsatz von hochmodernen Instrumenten wird aktuell bereits durch Starlink negativ beeinflusst, da die Solarpaneele der Satelliten das Licht der Sonne auf die Erde reflektieren und so Bilder vom Nachhimmel unbrauchbar machen können. Neben diesem Effekt wird allgemein der Grad der Lichtverschmutzung durch die Reflexionseigenschaften erhöht, was dazu führt, dass immer mehr Menschen auf der Welt keine Sterne mehr am Himmel sehen können. Der Betreiber will diesen Beschwerden jedoch durch eine Veränderung des Designs der Satelliten, hin zu einer matteren, dunkleren Oberfläche Rechnung tragen.

Keine neue Erfindung

Der Zugang ins Internet mit dem Umweg über die Erdumlaufbahn stellt jedoch keine neue Erfindung dar: Bereits seit Jahren bieten die Satellitenbetreiber Astra und Eutelsat über die Orbitalpositionen 28,2° und 9° diese Dienstleistung, die gerade für Nutzer interessant ist, die in Gebieten wohnen oder arbeiten, in denen noch kein DSL-Ausbau durchgeführt wurde. Mit Einführung des schnellen mobilen Internets über LTE hat das Interesse an dieser Art des Zugangs zum weltweiten Datennetz jedoch auch in ländlichen Regionen spürbar abgenommen. Während Astra mit einer maximalen Download-Geschwindigkeit von bis zu 20 Mbit/s eher private Nutzer anspricht, fokussiert Eutelsat mit seinem KA-SAT und verfügbaren Geschwindigkeiten von bis zu 50 Mbit/s vor allem gewerbliche Betriebe. Die Installation der dafür erforderlichen Technik übernehmen lokale Installationspartner.

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