SATVISION inside (Teil 32) – So testen wir
29. November 2018
Durch das Smartphone hat sich unser Leben grundlegend verändert. Mit den Hosentaschen-Computern haben wir alles, was wir benötigen, stets griffbereit: Internet, Spiele, ein Navigationsgerät, eine Foto- und Videokamera, Filme, Serien und Musik. Musik unterwegs zu hören, das ist gar keine ganz so neue Idee. Doch nie war es so einfach, Songs in guter Qualität und ordentlicher Lautstärke zu hören. Zum Beispiel draußen bei der Gartenarbeit und auf der Terrasse. Oder aber in der Wohnung, ob beim Kochen oder Baden sowie in jedem anderen Raum und Szenario. Das Smartphone und Tablet hat man meist ohnehin griffbereit, da kann auch mit wenigen Bewegungen des Fingers das neueste Album der Lieblingsband abgespielt werden. Für permanenten Musikgenuss (in hoher Lautstärke) sind die kleinen Lautsprecher der Mobilgeräte in der Regel allerdings nicht ausgelegt und leiden mit zunehmendem Alter auch unter solcher Beanspruchung. Kein anderes Gerät bietet sich zur Wiedergabe an wie ein Bluetooth-Lautsprecher. Der kabellose Standard ist ohnehin an Bord und verbindet schnell und unkompliziert das Smartphone oder Tablet mit dem kabellosen Mini-Lautsprecher. Auch viele Großgeräte wie Soundbars, AV-Receiver und Fernseher können Musik via Bluetooth empfangen und abspielen, doch der Vorteil der tragbaren Speaker ist ihre Mobilität, die sie auch für unterwegs zur idealen Lösung macht. Wir zeigen, worauf es uns beim Testen von mobilen Bluetooth-Lautsprechern ankommt und wodurch sich gute von weniger guten Geräten unterscheiden.
Lieferumfang
Im Lieferumfang eines Bluetooth-Lautsprechers sollte wenigstens eine Anleitung und ein Ladekabel (z.B. Mikro-USB samt Stromadapter) sowie, falls der Akku-Betrieb möglich ist, ein Akku sein. Für tragbare Exemplare ist zudem eine Transporttasche oder Schutzhülle wünschenswert.
Verarbeitung und Bauform
Mobile Bluetooth-Speaker stehen häufig nicht nur im Regal herum, sondern werden häufig auch mitgenommen, um daheim während der Gartenarbeit, auf der Terrasse beim Grillen oder im Park Musik zu hören. Dabei ist es wichtig, dass das Gehäuse griffig und unempfindlich gegenüber Verschmutzungen, Fingerabdrücken und kleinen Kratzern ist. Ansonsten sieht der Lautsprecher schnell nicht mehr gut aus. Robuste Gehäuse aus Aluminium und/oder gummiertem Kunststoff haben sich in der Praxis als geeignet erwiesen, um den Beanspruchungen des Alltags standzuhalten. Auch eine hochwertige Verarbeitung der verwendeten Materialien trägt zu einer langen Lebensdauer und einer ansprechenden Optik bei. Materialien und Verarbeitung fließen zu einem nicht unerheblichen Maße in unsere Bewertung ein.
Darüber hinaus gibt es verschiedenste Bauformen, die vom Eishockey-Puk-ähnlichen Mini-Speaker, der in der Jackentasche Platz findet, bis hin zum großen Sound-Würfel reichen. Hier kommt es auf die Einsatzgebiete an: Stationär oder vorwiegend daheim sorgt ein großes Gehäuse für mehr Klangvolumen. Für den mobilen Einsatz sollte ein Kompromiss zwischen kompakter Bauweise und bestmöglichem Klang gewählt werden.
Stromversorgung
Bei der Stromversorgung gibt es zwei unterschiedliche Varianten. Entweder kann der Lautsprecher mobil mit einem (wechselbaren) Akku oder Batterien betrieben werden. Diese müssen nach einer bestimmten Zeit aufgeladen oder ausgetauscht werden. Oder aber es wird eine permanente Verbindung zu einer Steckdose benötigt, wodurch der Speaker seine Mobilität einbüßt. Im Idealfall hat der Anwender die Wahl, ob er seinen Lautsprecher je nach Situation mobil über den Akku oder stationär am Stromnetz betreibt – diese Freiheit führt folglich zu einer besseren Bewertung.
Display
JBL Tuner, Preis ca. 100,– Euro (Zum Test)
Ein Display bietet die Möglichkeit, Informationen abzulesen. Idealerweise kann zwischen verschiedenen Modi gewechselt werden, um zum Beispiel den Namen des Interpreten und Titels, die Spieldauer des laufenden Songs oder die aktuelle Uhrzeit anzeigen zu lassen. Bei vielen Bluetooth-Speakern beschränkt sich die Anzeige jedoch auf eine oder mehrere Status-LEDs, die beispielsweise signalisieren, dass das Gerät eingeschaltet ist, sich im Standby befindet, geladen wird oder werden muss oder aber per Bluetooth eine Verbindung hergestellt hat. Je informativer die Display-Anzeige ausfällt, umso besser bewerten wir diesen Punkt in unseren Praxistests.
Schutz vor Wasser und Schmutz
JBL Clip3, Preis ca. 60,– Euro (Zum Test)
Bei Lautsprechern, die auch unterwegs, sprich: im Freien, eingesetzt werden, um Lieblingsmusik zu hören, ist der Schutz vor Wasser und Verschmutzungen ein wichtiges Ausstattungsmerkmal. Hier wird nach verschiedenen Schutzklassen unterschieden, die mit der Buchstabenkombination IP (International Protection) gekennzeichnet sind. Je höher die beiden Ziffern dahinter ausfallen, umso besser ist der Schmutz vor Fremdkörpern und Berührung sowie Wasser. IP65 bedeutet beispielsweise „vollständiger Schutz gegen Berührung (staubdicht)“ und „Schutz gegen Strahlwasser (Düse) aus beliebigem Winkel“. Eine anschauliche Übersicht der IP-Schutzarten haben wir in der Ausgabe 10/2018 im Rahmen des wasserfesten Iceberg-TVs von Wemoove zusammengetragen.
Musik-Streaming-Dienste
Das Musik-Streaming ist ein stark wachsender Markt und inzwischen hat der Markteinteil von gestreamter Musik die CD beim Umsatz überholt. Die Vorzüge von Spotify, Apple Music und Co. sind nicht von der Hand zu weisen. Je nach Anbieter können entweder kostenlos und mit Werbung oder gegen eine monatliche Gebühr Millionen von Tracks von unzähligen Künstlern gehört werden, entweder im WLAN oder bei entsprechendem Datenvolumen auch unterwegs. Oft wird auch die (kostenpflichtige) Möglichkeit geboten, sich die Songs auf das Smartphone herunterzuladen, wodurch unterwegs keine Internetverbindung mehr benötigt wird. Da die Musikstücke beim Streaming stärker komprimiert werden, reichen sie meist nicht an CD-Qualität heran, klingen aber ordentlich. Premium-Kunden bekommen in der Regel eine bessere Klangqualität geboten als Nutzer der kostenlosen Version. Je hochwertiger das Soundequipment ist, umso besser sind die Unterschiede auszumachen. Einige Anbieter wie Deezer bieten zudem verlustfreies Streaming an, was dann aber extra kostet.
Bluetooth
Bluetooth ist ein kabelloser Funkstandard für kurze Distanzen, die je nach Bluetooth-Klasse und Umgebung zwischen einem und hundert Metern liegen können. Je höher die Reichweite, mit umso mehr Leistung wird gesendet, was folglich den Stromverbrauch beeinflusst. Die heute gängigen Bluetooth-Versionen sind 4.0 und 5.0, die standardmäßig übertragungsraten zwischen einem und zwei Mbit/s ermöglichen. Mit der Technologie EDR (Enhanced Data Rate) wird die Übertragungsgeschwindigkeit gesteigert, mit BLE (Bluetooth Low Energy) der Strombedarf reduziert, was bei mobilen Geräten die Akku-Laufzeit verlängert.
Ein wichtiger Punkt in Bezug auf Bluetooth ist noch die Memory-Funktion für bereits gekoppelte Geräte. Je mehr Geräte sich ein Gerät „merken“ kann, umso besser fällt unsere Bewertung aus. Ist der Speicher für gepairte Geräte zu gering, ist es häufiger mal erforderlich, ein Smartphone mit dem Speaker neu zu koppeln.
Wärmebild
Unsere Wärmebildkamera kommt in unseren Praxistests zum Einsatz, um erstens die generelle Oberflächentemperatur unserer Testkandidaten zu ermitteln und zweitens ungewöhnliche Verteilungen der Hitze und „Hot Spots“ – also Stellen mit überdurchschnittlich hoher Temperaturentwicklung – auszumachen. Auf Auffälligkeiten weisen wir in unseren Testberichten ausdrücklich hin.
Tasten zur Nahbedienung
Bose SoundLink Mini Bluetooth Speaker, Preis ca. 190,– Euro (Zum Test)
Die Steuerung eines Bluetooth-Speakers erfolgt meist nicht über diesen selbst, sondern über das Smartphone, Tablet oder Notebook, auf welchem sich die Musik befindet, die gehört wird. Das sind die Geräte, die wir tagtäglich bedienen und deren Anwendung uns leicht von der Hand geht. Ohne die eine oder andere Taste kommt aber auch ein kabelloser Lautsprecher nicht aus. Wenigstens eine zum Ein- und Ausschalten und eine zum Koppeln mit einem anderen Gerät über Bluetooth sollte schon vorhanden sein. Häufig findet man auch Tasten zur Regelung der Lautstärke, zum Stummschalten oder zum Starten der Freisprechfunktion (sofern vorhanden). Anzahl und Haptik der Tasten oder Schalter fließen in unsere Bewertung mit ein.
Mikrofon
Einige Bluetooth-Speaker bieten auch ein integriertes Mikrofon für die Freisprechfunktion. Geht am verbundenen Smartphone ein Anruf ein, kann die Freisprechen-Taste am Speaker gedrückt oder der Anruf am Smartphone entgegengenommen werden. Danach kann (freihändig) über den Bluetooth-Speaker telefoniert werden. Die Musikwiedergabe wird währenddessen natürlich unterbrochen oder stummgeschaltet.
Weitere kabellose Verbindungen
Bluetooth ist der gängigste Standard für die Verbindung eines mobilen Gerätes mit einem kabellosen Lautsprecher. Daheim und insbesondere in Multiroom-Systemen kommt dagegen häufig WLAN zum Einsatz, das aber unterwegs weniger praktikabel ist. Daher werden im optimalen Fall Bluetooth und WLAN unterstützt. Kabellose Standards, welche eine WLAN-Verbindung benötigen, sind Google Cast (bzw. Miracast) und Apple AirPlay.
NFC (Near Field Communication) ist ein Übertragungsstandard für kurze Distanzen, den viele inzwischen beispielsweise vom kontaktlosen Bezahlen kennen dürften. NFC wird nicht als Alternative, sondern als Ergänzung zu Bluetooth genutzt. Durch NFC ist es einfacher, beispielsweise kabellose Kopfhörer mit dem Smartphone zu koppeln, ohne vorher umständlich in den Einstellungen das Pairing aktivieren zu müssen. Je mehr Möglichkeiten der kabellosen Verbindung geboten werden, umso besser fällt unser Testergebnis aus.
Testberichte
In unserem Testlabor haben wir schon einige Bluetooth-Speaker auf den Prüfstand gestellt. Zuletzt waren das der Peaq PPA40BT-B und der JBL Clip3. Den Testbericht des JBL Tuner haben wir in der Ausgabe 09/2018 veröffentlicht.
Bedienung
Bluetooth-Speaker kommen dort zum Einsatz, wo entweder keine eigenen Lautsprecher vorhanden sind oder deren Qualität nicht ausreichend beziehungsweise deren Lebensdauer unter dauerhafter Benutzung leiden. In der Regel fallen Laptops, Smartphones und Tablets in diese Kategorie. Die Verbindung zwischen Abspielgerät und Bluetooth-Lautsprecher wird automatisch hergestellt, sofern sich beide Geräte in der Nähe zueinander befinden und wenn die Erstkopplung (geschieht meist durch längeres Drücken der Bluetooth-Taste am Lautsprecher) bereits erfolgt ist. Danach kann der Musik-Player auf dem Laptop, die Spotify-App auf dem Smartphone oder das Internetradio auf dem Tablet gestartet werden, über die dann die Bedienung erfolgt.
Anschlüsse
Loewe klang m1, Preis ca. 150,– Euro
In der Regel werden die Bluetooth-Lautsprecher ausschließlich kabellos eingesetzt und lediglich zum Aufladen oder zur permanenten Stromversorgung wird ein USB-Kabel für den Stromadapter oder ein Netzstecker angeschlossen. Bei manchen Bluetooth-Lautsprechern findet man zumindest noch einen zusätzlichen AUX-Eingang (3,5-mm-Klinke) für den Anschluss eines MP3-Players oder Ähnlichem mit einem Klinkenstecker. Praktisch ist eine USB-Schnittstelle, mit der sich das Mobilgerät aufladen lässt, wenn der Akku-Stand niedrig ist. Für zusätzlich vorhandene Anschlussmöglichkeiten vergeben wir Pluspunkte. Wichtig ist bei mobilen Speakern, die mit Wasserfestigkeit beworben werden, dass sich die vorhandenen Anschlüsse mithilfe von Gummistopfen verschließen lassen, um das Eindringen von Wasser oder Staub zu verhindern.
Nackenlautsprecher
JBL Soundgear, Preis ca. 190,– Euro (Zum Test)
Eine besondere Art von Bluetooth-Speakern sind sogenannte Nackenlautsprecher. Mit dem JBL Soundgear BTA haben wir in der SATVISION-Ausgabe 01/2018 einen der ersten dieser anschmiegsamen Lautsprecher, die sich wie ein Nackenkissen tragen lassen, getestet. Die Vorteile sind, dass der Sound dort wiedergegeben wird, wo der Hörer ist – ähnlich wie bei einem Kopfhörer – und gleichzeitig Umgebungsgeräusche wie die Türklingel, das Telefon oder das Babyphone gehört werden können. Der Tragekomfort des JBL Soundgear BTA war überraschend gut und durch die Anordnung der Lautsprecher, entsteht sogar ein echtes Surround-Gefühl. Bose hat in diesem Jahr mit Soundwear ein vergleichbares Modell auf den Markt gebracht, von Sony und LG gibt es ebenfalls Pläne in diese Richtung.
Art und Anzahl der Lautsprecher
Aufgrund ihrer meist kompakten Bauweise bieten mobile Bluetooth-Speaker meist nicht den Raum, um große und zahlreiche Lautsprecher zu verbauen. Bei kleinen Modellen handelt es sich daher häufig um Mono-Lautsprecher nach dem 2- oder 3-Wegesystem. Bei einem 2-Wege-Lautsprecher übernehmen zwei Teillautsprecher jeweils die Hoch- und Mitteltöne, bei einem 3-Wegesystem ist ein zusätzlicher Teillautsprecher für die Mitteltöne zuständig, was zu einer stärkeren Klangdifferenzierung führt. Ist der erforderliche Platz geboten, lassen sich auch zwei Volllautsprecher für Stereoklang verbauen. Bei einigen Exemplaren, die dann allerdings auch in eine höhere Preisklasse fallen, haben die Hersteller sogar einen zusätzliche Tieftöner (Subwoofer) verbaut, der dann je nach Qualität des Lautsprechers mit knackigen Bässen die Gläser auf dem Tisch vibrieren lassen kann.
Je nach Einsatzgebiet ist auch die Ausrichtung der Lautsprecher von Bedeutung. Soll der Lautsprecher bei munterem Zusammensein mitten im Raum aufgestellt werden, sollte er so gebaut sein, dass 360-Grad-Sound geboten wird, der in alle Richtungen abstrahlt. Das ist meist an der Zylinder-förmigen Bauweise auszumachen. Strahlen die Lautsprecher hingegen nur nach vorne ab, so ist eine Aufstellung vor einer Wand empfehlenswert.
Stromverbrauch
Wenn ein Bluetooth-Speaker ausschließlich oder auch mit einem (externen) Netzteil betrieben werden kann, ermitteln wir mit unserem Messgerät wie bei allen Tests von elektronischen Geräten den Stromverbrauch. Werden verschiedene Betriebs- und/oder Standby-Modi geboten, führen wir die Messungen in allen gebotenen Modi durch. Zudem ermitteln wir den Stromverbrauch für geringe, mittlere und hohe Lautstärken. Bei Geräten mit Akku-Betrieb messen wir, wie lange es dauert, bis der Akku vollständig ent- und wieder geladen ist sowie wie viel Zeit für eine Teilladung benötigt wird.