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Fortschritte für Digitalradio DAB+ in Osteuropa

15. Februar 2017

Das Digitalradio DAB+ breitet sich auch in Osteuropa aus. Im Dezember 2016 startete der staatliche Rundfunk LVRTC in Lettland den Testbetrieb, der nach einem Jahr in den Regelbetrieb überführt werden soll. Ein europaweiter Multichip könnte die Entwicklung beschleunigen.

Das Ensemble der DAB+-Frequenzen in Lettland hat nach Angaben des Digitalradio Büro Deutschland Platz für bis zu 18 Hörfunkprogramme. LVRTC ist mit elf Programmen aktiv, darunter fünf exklusive Digitalprogramme. Noch in diesem Jahr sollen auch Privatradiosender das Angebot bereichern. Schon zum Start werden den Angaben des Büros zufolge 60 Prozent der lettischen Bevölkerung erreicht.

Lettland ist das siebte osteuropäische Land, in dem das digital-terrestrische Radio eingeführt wird, und das erste im Baltikum. In Kürze könnte die Ukraine folgen: Der Nationalrat für Radio und Fernsehen in Kiew hat am 22. Dezember 2016 die Bereitstellung von Frequenzen für DAB+ beschlossen.

Tschechien und Polen bereits im Regelbetrieb

Am weitesten fortgeschritten ist die Entwicklung in Tschechien: Hier sind 29 Hörfunkprogramme vom staatlichen Sender Český rozhlas und von Privatradios über DAB+ zu empfangen, darunter zahlreiche exklusive Digitalwellen. 58 Prozent der Bevölkerung werden erreicht. Zunehmend feiern reine Digitalsender Erfolge. In Prag etwa konnte das Metropolenradio ČRo Regina binnen eines Jahres seine Tagesreichweite von 8.000 auf 16.000 Hörer steigern.

Auch in Polen befindet sich DAB+ bereits im Regelbetrieb. Der Staatsrundfunk Polskie Radio strahlt 28 nationale und regionale Hörfunkprogramme aus, darunter sieben exklusiv auf DAB+. 56 Prozent der Bevölkerung werden versorgt. In der Slowakei, Slowenien, Ungarn und Rumänien gibt es laufende Pilotbetriebe mit DAB und DAB+. Weitere Länder wie Litauen oder Estland sind interessiert.

„Das rege Interesse der osteuropäischen Länder am Digitalradio DAB+ ist umso bemerkenswerter, da die Geschichte des UKW-Bandes hier im Vergleich zu Deutschland noch recht jung ist“, freut sich Dr. Willi Steul, Vorsitzender des Vereins Digitalradio Deutschland und Intendant des Deutschlandradios.

Späte Migration ins UKW-Band

Noch vor einiger Zeit fanden die FM-Hörfunk-Übertragungen in den meisten osteuropäischen Ländern nicht im hier bekannten UKW-Band (87,5 bis 108 MHz), sondern im OIRT-Band (65,8 MHz bis 74 MHz) statt. Erst nach dem Ende des Kalten Krieges startete die Migration ins UKW-Band, die sich bis in die frühen 2000er-Jahre hinzog.

Das heißt, die Bevölkerung vieler osteuropäischer Staaten musste sich erst vor kurzem neue Empfänger für UKW zulegen. „Aus diesem Grund wird es im Vergleich zu vielen westeuropäischen Staaten noch länger dauern, bis sich DAB+ auch in Osteuropa durchsetzt“, erklärt Steul weiter. „Eine europaweite Festlegung auf einen Multichip, der neben UKW auch DAB+ empfängt, könnte die Entwicklung aber beschleunigen“.

Ziel der Multichip-Initiative der Europäischen Rundfunkunion (EBU) ist es weiteren Angaben des Digitalradio Büro Deutschland zufolge, die Geräteindustrie zu veranlassen, in ganz Europa mehrheitlich Endgeräte anzubieten, die sowohl analoge als auch digital-terrestrische Signale verarbeiten können. 

Quelle: Digitalradio Büro Deutschland

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