SATVISION inside (Teil 24) – So testen wir
22. Februar 2018
Fernseher und Set-Top-Boxen beherrschen immer mehr Netzwerk- und Internetfunktionen. Viele davon wie Apps und Video-on-Demand kennen wir vom Laptop oder von Mobilgeräten. Andere dienen dazu, ausführliche EPG-Daten und sogar Live-TV-Programme auf den großen TV-Bildschirm zu bringen. Mit der ständig wachsenden Palette an Aufgaben, die ein Smart-TV oder eine vernetzte Set-Top-Box bewältigen muss, erhöht sich auch für uns der Aufwand bei unseren intensiven Praxistests, da wir alle etablierten sowie neuen Netzwerk- und Internetfunktionen in unsere Beurteilung einfließen lassen. Ein neuer und populärer Trend sind beispielsweise Sprachassistenten wie Amazon Alexa, die zunehmend den Weg auf Unterhaltungselektronikgeräte finden. Welche Kriterien bei unseren Tests von Fernsehern, Receivern, Streaming-Boxen, Blu-ray-Playern und Co. eine Rolle spielen, welche Netzwerk- und Internetfunktionen es überhaupt gibt und welche besonders nützlich sind, verraten wir in diesem Teil unserer Reihe SATVISION inside.
Startseite
Eine Startseite steht zwar nicht zwingend mit Netzwerk- und Internetfunktionen in Verbindung, ist aber häufig ein idealer Sammelplatz für Apps, VoD-Anbieter und weitere Extrafunktionen. Meist werden installierte Apps automatisch zum Startbildschirm hinzugefügt, ähnlich wie bei einem Smartphone. Kann dieser personalisiert werden, führt das nach unseren Testkriterien zu einer besseren Bewertung. Oft können neben Apps, TV-Sendern, Quellen und weiteren nützlichen Funktionen auf dem Startbildschirm Zusatzinfos wie das Wetter oder der Status der Netzwerkverbindung eingesehen werden. Die Präsentation variiert hier meist von Hersteller zu Hersteller sehr stark, da beinahe alle auf eigene Betriebssysteme setzen.
Video-on-Demand
Eine der meistgenutzten Internetfunktionen auf Smart-TVs ist derzeit Video-on-Demand. Netflix, Amazon und Co. erfreuen sich wachsender Beliebtheit und Serien sowie Filme auf Abruf in guter Bildqualität sind immer breiter verfügbar. Gerade auf den populären Marken wie LG und Samsung haben Nutzer die Auswahl zwischen den größten VoD-Anbietern, während bei Herstellern, die geringere Stückzahlen absetzen, häufig Netflix und Amazon fehlen. Auf Set-Top-Boxen ist VoD hingegen deutlich seltener. Das Video-on-Demand-Angebot ist ein wichtiges Teilkriterium bei unseren Tests von Fernsehern und Receivern. Wer einen TV ohne den gewünschten Anbieter besitzt, muss aber nicht verzagen: Mit dem Amazon Fire TV Stick oder Google Chromecast können vermisste (VoD-)Apps kostengünstig nachgerüstet werden.
HbbTV
Den offenen Standard für das hybride Fernsehen, welches Inhalte über DVB und das Internet bereitstellt, gibt es seit fast zehn Jahren. Populär sind vor allem die Mediatheken der Öffentlich-Rechtlichen, die über den „Red Button“ fast lückenlos Filme, Serien und Reportagen zum Abruf anbieten. Bei den Privaten sieht es da schon anders aus. Während bei den Sendern von ProSieben und Sat.1 zumindest Eigenproduktionen „on Demand“ geschaut werden können, bietet RTL seine Inhalte nur in einem eigenen kostenpflichtigen Portal an. Neben Mediatheken zählen je nach Sender ein verbesserter Videotext sowie ein EPG zu den Extrafunktionen. Da nahezu alle Smart-TVs HbbTV bieten, führt das Fehlen des Standards zu Minuspunkten. Bei Linux-Receivern gibt es meist eine Plugin-gestützte HbbTV-Lösung.
Internetradio
Internetradio kann sowohl auf Receivern als auch einigen Fernsehern genutzt werden, um in den Genuss der riesigen Vielfalt an IP-gestützten Radiostationen zu kommen. Bei den TV-Herstellern sind hier Metz und Loewe hervorzuheben, die das Internetradio direkt in die Benutzeroberfläche integriert haben. Auf anderen (Smart-)TV-Modellen ist Internetradio in Form einer Dritt-Anbieter-App wie TuneIn zu finden. Auch Musik-Streaming-Dienste wie Spotify oder Deezer bieten Zugang zu Internetradiosendern. Auf Linux-Receivern ist das Radio über das World Wide Web in Form von Plugins verfügbar. Aufgrund der enormen Sendervielfalt ist uns dieses Extra Bonuspunkte wert.
Remote-Apps
Mit den Remote-Apps von TVs, Receivern und anderer Hardware haben wir uns in der Ausgabe September 2017 bereits ausführlich befasst. Dieser Teil unserer Reihe SATVISION inside kann auch online nachgelesen werden. Die kleinen Programme für Mobilgeräte, die ursprünglich als virtuelle Fernbedienungen konzipiert waren, bieten immer mehr Funktionen. Je ausgefeilter die Remote-App eines Fernsehers oder einer Set-Top-Box ist, umso positiver fällt die Bewertung aus. Besonders hervorheben wollen wir an dieser Stelle die App Metz, mit der es per Tablet möglich ist, die Senderliste auf dem TV zu bearbeiten. Sie bietet wie einige wenige andere auch eine Aufnahmeprogrammierung über das Internet.
Apps, Spiele und App-Stores
Ähnlich wie auf Android-Smartphones und iPhones sowie Tablet-PC finden sich auf smarten Fernsehern und Receivern zahlreiche Apps – aber längst nicht so viele wie auf den Mobilgeräten. Selbst auf Fernsehern mit Android-TV-Betriebssystems wird vorgefiltert. Da längst nicht jede App auf dem TV Sinn macht oder manche diesem sogar schaden können, sind viele davon auf dem TV nicht verfügbar. Dennoch bieten einige Modelle mehrere hundert Anwendungen, in der Regel sind es zwischen 100 und 200. Welche das sind, hängt von Anbieter und Modell ab. Populäre sind Streaming-Apps für Musik und Video zum Beispiel auch Sportnachrichten oder Spiele. Wir bewerten in unseren Testberichten nicht nur Quantität, sondern auch Qualität des App-Angebotes in den App-Stores.
IPTV und Zusatzsender
Neben linearen TV-Programmen, streamen viele Zuschauer Sender über das Internet. Hier ist zu unterscheiden zwischen (oft illegalen) IPTV-Angboten, die zum Teil sogar die Sender von Sky auf den TV bringen. Mehr dazu erklären wir in dieser Ausgabe ab Seite 20 sowie in der letzten SATVISION-Ausgabe in zwei Ratgebern. Die zweite Kategorie sind legale IP-Zusatzsender wie freenet TV connect via DVB-T2 HD oder das auf den neuen Samsung-Fernsehern enthaltene Angebot „TV Plus“, welches sogar 4K-Content einschließt.
Möglichkeiten der Netzwerkverbindung
All die hier genanten Netzwerk- und Internetfunktionen, die wir in unseren Praxistests unter die Lupe nehmen und bewerten, können nur genutzt werden, wenn der TV, Receiver, Blu-ray-Player oder die Streaming-Box mit dem Netzwerk beziehungsweise Internet verbunden wurden. Dafür stehen je nach Gerät verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. Bei den meisten Smart-TVs sind sowohl eine Ethernet-Schnittstelle als auch integriertes WLAN vorhanden, beim Fire TV Stick ist es zum Beispiel nur WLAN. Eine dritte Alternative ist Power-LAN wie beispielsweise mit den dLAN-Kits von Devolo. Einen ausführlichen Ratgeber zum Thema „Vernetzung“ haben wir in der SATVISION-Ausgabe November 2017 veröffentlicht.
Miracast & Co.
Viele, wenn nicht die meisten Fernseher unterstützen Miracast oder einen vergleichbaren Standard, um das Display eines Mobilgerätes kabellos auf den TV zu spiegeln. Das ist zum Beispiel praktisch, um schnell Bilder oder Videos auf dem TV anzuzeigen, wenn der TV keine eigene App dafür bietet oder kein USB-Stick zur Hand ist. Solche Mirroring-Dienste sind uns ein paar Extrapunkte wert.
Plugins
Was die Apps für Smartphones und Smart-TVs sind, sind Plugins für Linux-Receiver. Die kleinen Erweiterungen sind kostenlos und bringen dem findigen Linux-Nutzer einen großen Mehrwert in Form verschiedener Funktionen, die von der Schnittfunktion für Aufnahmen bis hin zum komplexen Diagnose-Tool für die Hardware-Komponenten des Receivers. Die besten Plugins für Aufnahmen stellen wir in dieser Ausgabe ab Seite 66 vor. Die ersten beiden Teile unserer neuen Linux-Ratgeber haben wir bereits in den SATVISION-Ausgaben Januar 2018 (EPG-Plugins) und Februar 2018 (IPTV-Plugins) sowie online auf
satvision.de veröffentlicht.
Sicherheit
Mit dem wachsenden Digitalisierungsgrad gehen auch Risiken einher. Wer Zugang zu den zahllosen Möglichkeiten des Internets haben möchte, muss im Gegenzug auch viel von sich preisgeben. Bei vernetzten Geräten müssen sich Anwender oft durch mehrere Seiten AGBs und Datenschutzbestimmungen klicken und diesen zustimmen. Wer Angst um seine Daten hat, sollte seinen TV nicht mit dem Internet verbinden. Andererseits sammelt jeder PC und jedes Smartphone nicht weniger persönliche Informationen.
Social Media, Sprachsteuerung und mehr
Vernetzung wird immer wichtiger und auch einige Fernseher bieten inzwischen eine Sprachsteuerung per Mikrofon in der Fernbedienung, um nach Inhalten zu Suchen oder umzuschalten. Bald soll es auch die ersten TVs mit Sprachassistenten wie Amazon Alexa geben. Soziale Medien wie Twitter und Co. wurden hingegen nur sporadisch in die Smart-TV-Funktionen eingebettet.
Web-Interface-Zugriff
Dieses Feature sucht man zwar bei Smart-TVs vergebens, bei Set-Top-Boxen – vor allem bei den beliebten Linux-Receivern – ist dies jedoch eine gängige Extrafunktion. Mit einem Laptop oder PC, der sich im selben Heimnetzwerk befindet, kann über den Browser auf das Web-Interface der Box zugegriffen werden, um unter anderem die Sender zu sortieren oder Live-TV zu streamen.
Streaming und SAT>IP
Das sogenannte In-House-Streaming ermöglicht es, TV-Programme auch in andere Räume und sogar auf die Terrasse mitzunehmen. Einige Hersteller von Fernsehern und Set-Top-Boxen erlauben es dem Anwender, den oder die nicht genutzten Tuner zum Streaming vom TV oder Receiver auf ein anderes Gerät wie einen Tablet-PC zu nutzen. Da dieses Feature immer noch sehr selten ist, gibt es dafür ordentlich Extrapunkte. Ebenfalls selten ist SAT>IP, um Satellitenfernsehern ohne SAT-Tuner zu verteilen und zu empfangen. Beispielsweise viele Modelle von Panasonic können als SAT>IP-Client und sogar -Server genutzt werden. Auch diese Funktionen fließen positiv in unsere Bewertung ein.
DLNA, UPnP und NAS
Eine Kernfunktion, die jeder TV, Receiver oder Blu-ray-Player mit Netzwerkfunktionen bieten sollte, ist DLNA beziehungsweise UPnP. Mit diesem Standard können Multimediainhalte über das Netzwerk von einem Gerät (Server) auf ein anderes (Client) gestreamt werden. Viele der genannten Geräte können als Client eingesetzt werden, wenn beispielsweise Filme, Bilder und Musik auf einem zentralen Medienserver im selben Netzwerk freigegeben wurden. Deutlich seltener und dementsprechend in unseren Bewertungstabellen berücksichtigt ist da schon die Funktion „DLNA-Server“. Einige Set-Top-Boxen und Fernseher stellen als Server Multimediainhalte, Aufnahmen und sogar Live-TV im Netzwerk für andere Geräte bereit. Ein besonderes Feature, welches Beispielsweise bei TVs und Set-Top-Boxen von TechniSat zu finden ist, sind Aufnahmen auf NAS-Laufwerke über das Netzwerk.
Online-EPG und Zusatzinfos
Einige Fernseher und Receiver bieten neben dem klassischen Offline-EPG auch einen Online-EPG, der bei bestehender Internetverbindung Zusatzinformationen zu Sendungen sowie Darstellern und sogar Bilder auf dem TV anzeigt. Gracenote ist einer der bekanntesten Anbieter für solche redaktionell aufbereiteten EPGs. Dieses seltene Feature belohnen wir mit einer besseren Bewertung.
Empfohlene Bandbreiten
Bei gestreamten Inhalten über Mediatheken oder Video-on-Demand kommt es auf die verfügbare Bandbreite an. Bei SD-Qualität sollten es je nach Anbieter zwischen mindestens 0,5 und 6 Mbit/s sein. Da kann so mancher Internetanschluss in ländlichen Gebieten schon an seine Grenzen stoßen. HD wird bei zwischen 3,5 und 9 Mbit/s möglich. Die neuen UHD-Inhalte können ab 15 Mbit/s oder 25 Mbit/s gestreamt werden. Mehr kann natürlich nie schaden. Wie viel Bandbreite ein Stream in SD-, HD- und UHD-Qualität bei einer 50-Mbit/s-Leitung belegt, zeigt unser Diagramm.