SATVISION inside (Teil 13)
27. Januar 2017
Viele Zuschauer konsumieren Inhalte nicht nur linear, sondern über Mediatheken und Video-on-Demand-Anbieter wann sie wollen. Viele TV-Geräte bieten allerdings keine, unzureichende oder vielleicht einfach nicht die richtigen Apps. Doch anstatt aus diesem Grund einen neuen Fernseher anzuschaffen, gibt es einen einfachen und vergleichsweise kostengünstigen Weg, Apps wie Netflix, Maxdome, Amazon Instant Video, Mediatheken, Spotify und viele mehr auf den Fernseher zu bringen: Streaming- und Multimedia-Boxen wie Amazon Fire TV oder Apple TV und entsprechende HDMI-Sticks wie Google Chromecast oder der Amazon Fire TV Stick bieten für relativ kleines Geld einen hohen Funktionsumfang. Die hohen Verkaufszahlen dieser Produkte sind ein Beleg für deren Popularität und zu den vielen bereits gebotenen Apps kommen regelmäßig weitere hinzu. In diesem Teil unserer Reihe „SATVISION inside“ stellen wir die populärsten dieser Boxen und Sticks vor und erklären, worauf es zum einen bei unseren Praxistests als auch bei der Kaufentscheidung ankommt.
Material und Verarbeitung
Wie bei allen Testkandidaten in unserem Testlabor, ganz gleich ob TV, Set-Top-Box, Blu-ray-Player, Soundsystem, Multischalter, LNB oder Antenne, spielt auch beim Streaming- und Multimedia-Boxen die Verarbeitung und Wahl der Materialien eine Rolle. Bei den versteckt angeschlossenen Sticks etwas weniger als bei den Boxen, die möglicherweise sichtbar aufgestellt werden. Sauber verarbeitet sollten alle Geräte aber in jedem Fall sein.
Apple TV 4 (64 GB) (229,– Euro)
Apps und Video-on-Demand
Sie sind wahrscheinlich der Hauptgrund, warum Amazon Fire TV, Chromecast und Co. so beliebt sind: Apps und Video-on-Demand. Auch wenn mittlerweile viele einen Smart-TV besitzen: Oft fehlt die eine entscheidende App, da eben ein Amazon-Prime-Account vorhanden ist, jedoch kein Netflix-Abo. Mit dem passenden Stick oder der richtigen Box können zahllose Apps und Video-on-Demand-Anbieter auf den TV – gleichgültig, ob dieser smart oder gar nicht vernetzt ist – geholt werden. Die Mediatheken, Live-TV-Apps wie Zattoo, Social Media, Musik-Streaming sind nur einige Beispiele für die nahezu unbegrenzten Möglichkeiten. Je üppiger hier das Angebot ist, umso besser bewerten wir den Testkandidaten. Und besonders ausgefallene Funktionen sind uns auch Bonuspunkte wert.
Eingänge
Abgesehen vom HDMI-Ausgang und dem Stromanschluss bieten der Amazon Fire TV Stick und der Google Chromecast keine Anschlussmöglichkeiten. Anders ist es bei den Streaming-Boxen, die mehr Platz für solche Schnittstellen bieten. AV-Eingänge sind bei den von uns bisher getesteten Geräten allerdings nicht vorhanden. Datenschnittstellen wie USB für den Anschluss eines mit Multimedia-Inhalten gefüllten USB-Speichers und Ethernet als Alternative zur Netzwerkeinbindung über WLAN sollten bestenfalls vorhanden sein, um eine gute Bewertung zu erhalten.
Ausgänge
Wie bei den Eingängen unterscheiden sich auch bei den Ausgängen die Boxen von den Sticks. Das Apple TV und das Amazon Fire TV bieten jeweils einen HDMI-Ausgang – das ist das Minimum an Anschlüssen. Wenn zusätzliche AV-Ausgänge vorhanden sind wie S/PDIF bei Amazons Box, belohnen wir dies mit Extrapunkten. Im Gegensatz zu den Stick-Lösungen können die Boxen auch über eine stabile Ethernetverbindung ins Netzwerk gebracht werden.
Stromverbrauch & Bootzeiten
Zu unserem Testprozedere gehören auch die Messung des Stromverbrauchs und die Zeitnahme beim Starten der Geräte. Je geringer der Stromverbrauch im Betrieb ist, umso besser fällt unsere Bewertung aus. Mindestens genauso wichtig ist der Verbrauch im Standby, da diese Geräte häufig permanent angeschlossen sind. Wie lange der Anwender nach dem Starten der Box oder des Sticks warten muss, bis er eine Serie schauen oder eine App starten kann, fließt ebenfalls in die Bewertung ein.
Multimedia-Wiedergabe
Oft wollen Anwender nicht nur gestreamte Inhalte aus dem Internet sehen, sondern eigene Videos, Bilder oder der privaten Musiksammlung lauschen. Zwar bieten die meisten Fernseher einen USB-Anschluss für die Wiedergabe von Inhalten per USB-Stick und viele TVs lassen sich auch mit dem Netzwerk verbinden, um dank DLNA/UPnP-Unterstützung Multimediainhalte über das Netzwerk abzurufen. Doch nicht immer werden auch alle Datei- und Container-Formate unterstützt und nicht selten ist die Menüführung wenig benutzerfreundlich. Wer mit der Streaming-Box seiner Wahl besser zurechtkommt, kann Videos, Bilder und Musik über das Netzwerk auch mit einem solchen Gerät abspielen. Hierbei bewerten wir auch, welche und wie viele Dateiformate unterstützt werden.
Controller
Zum optionalen Zubehör kann wie beim Amazon Fire TV ein Controller gehören, der mehr Komfort und Spaß beim Spielen über die Streaming-Box bringt. Zwar wird auch damit das Amazon Fire TV nicht zur PlayStation oder Xbox, doch es ist ein netter Zeitvertreib für zwischendurch und mit dem Gamepad ist der Spaßfaktor noch höher. Wer seine Streaming-Box auch zum Spielen von Casual Games nutzt, sollte darauf achten, dass das gewünschte Gerät den Anschluss eines (kabellosen) Controllers erlaubt.
Amazon Fire TV (84,99 Euro)
Prozessor und Speicher
Man sieht es ihnen nicht unbedingt an, aber im Inneren der kleinen Streaming-Boxen und -Sticks arbeitet leistungsfähige Hardware. In den technischen Daten innerhalb unserer ausführlicher Testberichte führen wir detailliert auf, welcher Prozessor für Rechenleistung sorgt und wie viel Flash-Speicher für Apps vorhanden ist und ob dieser sogar erweitert werden kann. Für das Multitasking ist vor allem der Arbeitsspeicher (RAM) von großer Bedeutung. Grundsätzlich sind die Boxen etwas leistungsfähiger als die Sticks, da hier etwas mehr Platz für stärkere Hardware zur Verfügung steht.
Bedienung
Neben der Anzahl der gebotenen Funktionen ist die Bedienung das wichtigste Bewertungskriterium. Was würde eine große Anzahl an Apps und Inhalten bringen, wenn die Bedienung der Hardware kompliziert, umständlich oder ruckelig wäre. In unseren Praxistests nehmen wir deshalb jeden Winkel der Benutzeroberfläche unter die Lupe, beurteilen die Flüssigkeit der Navigation, die Länge der Ladezeiten und die Benutzerfreundlichkeit der Menüführung. Wenn wir vom Bedienkonzept überzeugt sind, steht einer positiven Bewertung nicht viel entgegen. Als Besonderheit ist hier Chromecast zu nennen, da sich dieser Stick nur mit dem Smartphone oder Tablet (oder PC) bedienen lässt. Dementsprechend richtet sich hier die Bedienung grundsätzlich nach dem verwendeten Gerät. Wer mit seinem Smartphone zurecht kommt, dürfte auch mit dem Chromecast keine Probleme haben.
Bildqualität
Full HD mit der Auflösung 1080p bei 60 Bildern pro Sekunde ist heute Standard und nahezu jedes TV-Gerät unterstützt diese Auflösung. Dementsprechend auch die hier vorgestellten Streaming-Devices. Das bedeutet aber nicht, dass auch alle Inhalte in Full HD zur Verfügung stehen. Beim Video-on-Demand-Streaming ist nicht alles in HD verfügbar und die Bildqualität wird dynamisch an die verfügbare Bandbreite angepasst. Ähnlich ist es bei anderen Inhalten. Mediatheken beispielsweise stellen häufig nur Inhalte in SD-Qualität bereit. Der neue Chromecast Ultra von Google und die neue Generation des Amazon Fire TV unterstützen auch Ultra HD mit 2160p60. Möglich Inhalte sind ausgewählte Serien bei Netflix und Amazon Instant Video. Erstgenannter kann sogar HDR-Inhalte wiedergeben.
FernbedienungZum Lieferumfang der von uns beschriebenen Streaming-Devices gehört eine Fernbedienung. Ausnhame: Beim Google Chromecast wird das Tablet oder Smartphone zur Bedieneinheit. In unsere Bewertung fließt ein, wie gut die mitgelieferte Fernbedienung in der Hand liegt, wie direkt der Druckpunkt der Tasten ist und ob Extra-Funktionen wie eine Sprachsteuerung vorhanden sind.
Zubehör im Lieferumfang
Wir bewerten auch das im Lieferumfang enthaltene Zubehör. Mindestens ein Schnellstart-Handbuch, Kabel und Netzteil für die Stromversorgung sowie ein HDMI-Kabel oder ein HDMI-Adapter für die Sticks sollten zum Lieferumfang gehören. Abgesehen vom Chromecast zählt auch eine Fernbedienung samt Batterien dazu. Je mehr Zubehör im Preis enthalten ist, umso besser. Fehlt allerdings etwas von der Grundausstattung, gibt es Abzüge.
Gaming
Der große Fokus liegt bei den hier vorgestellten Streaming-Boxen und -Sticks nicht auf Spielen, auch wenn zahlreiche Games aus dem Casual-Bereich, beispielsweise vom Smartphone bekannte Spiele, geboten werden. Für das Amazon Fire TV kann sogar, wie bereits erwähnt, ein zusätzlicher schnurloser Gaming-Controller hinzugekauft werden. Für hochkarätige Spiele haben die meisten zuhause einen PC oder eine Konsole stehen. Mit dem Nvidia Shield hat das vor allem für seine Geforce-Grafikkarten bekannte Unternehmen auf der CES die neueste Version der auf Android TV (Version 7.0) basierenden Box vorgestellt. Mit dieser gelangen auch aktuelle High-End-Spiele wie The Witcher 3 (per Streaming) auf den Fernseher im Wohnzimmer. Die Konsole wird als Standard-Version für 229,99 Euro und als Pro-Version mit 500 GB Speicher für 329,99 Euro angeboten. Neben Spielen laufen auch Apps wie Netflix auf der üppig ausgestatteten, HDR-tauglichen 4K-Multimedia-Box.
NVIDIA Shield (ab 229,99 Euro)
Geheimfunktionen
Dieses Feature fließt zwar nicht direkt in unsere Bewertung ein, ist unserer Meinung aber dennoch eine Erwähnung wert. Sowohl beim Google Chromecast als auch beim Amazon Fire TV und Fire TV Stick lassen sich Geheimmenüs mit speziellen Funktionen freischalten. Beim Chromecast werden die Entwickleroptionen, mit denen sich zum Beispiel die Bitrate festlegen und die Bildwiederholrate begrenzen lassen, über den Browser Google Chrome eingestellt. Welche Funktionen das Geheimmenü der beiden Amazon-Geräte bietet und wie dieses erreicht werden kann, verraten wir in der SATVISION-Ausgabe November 2016 und auf satvision.de.
Google Chromecast (39,– Euro)
App-Steuerung
Was bei Smart-TVs und vernetzten Set-Top-Boxen ein Bonus ist, ist beim Chromecast von Google das grundlegende Konzept: die Steuerung mit dem Smartphone. Da der Chromecast kein eigenes Interface hat, wird entweder ein Mobilgerät mit der App „Google Home“ oder aber ein PC oder Laptop mit dem Browser Chrome benötigt. Der Chromecast – angeschlossen an einen HDMI-Eingang des Fernsehers – rüstet die Google-Cast-Fähigkeit nach, so dass zahlreiche Apps am TV genutzt werden können und vieles mehr.
Bluetooth, NFC & AirPlay
Konnektivität spielt bei Apple TV, Fire TV und Co. eine große Rolle. Häufig lassen sich diese Devices nicht nur per WiFi oder kabelgebunden ins Netzwerk einbinden, sondern auch über Bluetooth mit anderen Geräten koppeln. Ein klassisches Beispiel dafür sind Fernbedienungen und Controller. Der Vorteil einer Bluetooth-Verbindung gegenüber Infrarot für Bediengeräte ist, dass keine Sichtverbindung zum zu steuernden Gerät bestehen muss. Praktisch, da zum Beispiel der Fire TV Stick hinter dem Fernseher eingesteckt ist. Das Apple TV unterstützt außerdem den proprietären Standard AirPlay.
Google Chromecast Plus (79,– Euro)
Versteckter Anschluss
Der Vorteil der beiden HDMI-Stick-Lösungen Google Chromecast und Amazon Fire TV Stick ist, dass sie an einen freien HDMI-Eingang des Fernsehers angeschlossen und dann versteckt auf der Rückseite des TV angebracht werden. Dank der flexiblen HDMI-Adapter-Kabel belegen sie dabei nicht mehr Platz als nötig. Die externe Stromversorgung erfolgt über ein USB-Netzteil, wie man es vom Smartphone kennt.
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