SATVISION inside (Teil 26) – So testen wir
24. Mai 2018
Sie gelten als das Herz jeder Satellitenempfangsanlage: Low Noise Blocks (LNBs) oder auch Low Noise Converter (LNCs) wandeln die empfangenen Satellitenfrequenzen in Signale um, die von einem (digitalen) Receiver verarbeitet werden können. Sie werden entweder an den Feed-Arm einer Parabol- oder Offset-Antenne montiert oder sind bereits in die Antenne integriert – beispielsweise bei vollautomatischen oder Flachantennen. Auch wenn Aufbau und Funktionsweise verschiedener LNBs stets ähnlich sind, gibt es die unterschiedlichsten Arten der sogenannten rauscharmen Signalumsetzer, die für verschiedene Einsatzgebiete geeignet sind. Je nach Anzahl der zu versorgenden Teilnehmer, Art der Anlage und Signalverteilung sowie Bauform der Antenne und Anzahl der zu empfangenden Satelliten, kommen unterschiedliche LNBs in Frage. In diesem Teil unserer Reihe SATVISION inside, erklären wir, wie wir LNBs testen, welche verschiedenen LNB-Typen es gibt und was beim Kauf zu beachten ist.
ZF-Ausgänge
Die Anzahl der Zwischenfrequenz-Ausgänge ist ein – aber nicht das alleinige – Indiz dafür, wie viele Teilnehmer mit einem LNB versorgt werden können. Bei den normalen LNB-Bauformen ist es einfach: Ein Single-LNB mit einem Ausgang kann einen Teilnehmer versorgen, an ein Twin-LNB mit zwei Ausgänge können zwei Receiver angeschlossen werden, an ein Quad-LNB mit vier Ausgänge gleich vier – oder auch zwei Twin-Tuner. Doppelt viele Ausgänge bietet ein Octo-LNB, an das dann jedoch auch gleich acht Koaxialkabel angeschlossen werden müssen. Bei mehr als vier Teilnehmern wird daher meist ein Quattro-LNB in Verbindung mit einem Multischalter oder ein Unicable(2)-LNB verwendet.
22-kHz-Umschaltung
Im Normalfall wird bei Verwendung eines Multischalters (SAT-Verteilers) ein Quattro-LNB benötigt. Wer also von vier auf acht Teilnehmer aufrüsten möchte und vorher ein Quad-LNB betrieben hat, muss dieses austauschen. Es gibt allerdings auch Multischalter, an die ein Quad-LNB angeschlossen werden kann. Diese bieten eine 22-kHz-Umschaltung, so dass das Quad-LNB zwischen dem High-Band und dem Low-Band umschalten kann und die ZF-Ebenen getrennt an den SAT-Verteiler ausgeben kann. Die Polarisationsumschaltung erfolgt über die Spannung (13/18 Volt).
Quattro-LNBs
Optisch ist zwischen einem Quad- und einem Quattro-LNB kein Unterschied auszumachen. Beide bieten vier ZF-Ausgänge und auch die Namen klingeln ähnlich. Ihre Funktionsweise ist aber unterschiedlich. Bei einem Quad-LNB ist der Umschalter im LNB verbaut, so dass auf jedem der vier Ausgänge alle vier ZF-Ebenen verfügbar sind und jeder der vier Teilnehmer auf das komplette Frequenzband zugreifen kann. Würde man vier Receiver direkt an ein Quattro-LNB anschließen, könnte jeder nur auf eine der vier Zwischenfrequenz-Ebenen zugreifen, da diese auf die vier Ausgänge aufgeteilt sind. Ein Quattro-LNB benötigt daher zwingend einen Multischalter, der die vier vom LNB empfangenen Zwischenfrequenz-Ebenen wieder zusammenführt und an die Teilnehmer-Ausgänge weiterleitet. Der große Vorteil des Duos Quattro-LNB und Multischalter: Mit dieser Kombination können je nach Multischalter weitaus mehr Teilnehmer versorgt werden und pro empfangenen Satelliten werden dennoch nur vier Leitungen benötigt, die vom LNB zum Multischalter (SAT-Verteiler) führen.
Feed-Horn
Als Feed-Horn wird der vordere Teil des LNBs bezeichnet, welcher dem Antennenreflektor zugewandt in die Feed-Aufnahme eingespannt wird. Die Verjüngung weist dabei meist entweder einen Durchmesser von 40 oder 23 Millimetern auf. Für 23-mm-LNBs gibt es Adapterringe, die für unter 10,– Euro angeboten werden, so dass auch solche LNBs in 40-mm-Feed-Aufnahmen passen.
Material und Verarbeitung
Hier unterscheiden sich preiswerte von hochwertigen LNBs meist recht deutlich. LNBs sind an jedem Tag im Jahr Wind und Wetter ausgesetzt – von heißen Sonnentagen im Hochsommer über Regen bis hin zu Kälte und Schnee. Billige Kunststoffe stoßen hier schnell an ihre Grenzen, werden porös und verlieren ihre schützende Wirkung, so dass die empfindlichen Teile im Inneren Schaden nehmen. Vor dem Kauf sollten also auf jeden Fall Testberichte und eine Beratung vom Fachmann hinzugezogen werden, um einen Fehlkauf zu vermeiden. Bei hochwertigen LNBs besteht die Ummantelung gar aus Aluminium oder wie bei Kathrein aus Druckguss. Je besser die Verarbeitung und je hochwertiger die Materialien sind, umso besser fällt unsere Bewertung aus.
Multisat-Empfang
Auch wenn Astra 19,2° Ost die in Deutschland mit Abstand am meisten genutzte Satellitenposition ist und alle wichtigen öffentlich-rechtlichen, privaten und Sky-Sender hier zu empfangen sind, nutzen viele zusätzlich eine zweite oder sogar weitere Satelliten, um zahlreiche weitere (internationale) Sender schauen zu können. Sofern die gewünschten Orbitalpositionen nicht zu weit auseinander liegen, kann zum Empfang eine Schüssel verwendet werden. Für den Multisat-Empfang gibt es verschiedene Szenarios. Wird eine LNB-Schiene verwendet, dann kann mit einem DiSEqC-Umschalter zwischen den verschiedenen Satellitenpositionen umgeschaltet werden. Für Motorgesteuerte Anlagen, bei denen mit einem LNB die verschiedenen Satelliten angefahren werden, wird das DiSEqC-Protokoll 1.2 oder 1.3 beziehungsweise USALS benötigt. Eine unkomplizierte Lösung für den Empfang von zwei Satellitenpositionen, die dicht nebeneinander liegen (Astra und Hotbird liegen beispielsweise 6 Grad auseinander), ist ein Monoblock-LNB. Monoblock-LNBs werden als Single-, Twin- und Quad-Varianten angeboten.
Wetterschutz
Die Verarbeitung des Gehäuses trägt zum Wetterschutz bei, doch häufig liegen die Ausgänge frei und bieten somit einen Angriffspunkt für Feuchtigkeit. Häufig sind hier Gummikappen im Lieferumfang enthalten oder können nachgekauft werden, die über das Antennenkabel und die Verbindung zwischen F-Stecker und LNB-Ausgang gestülpt werden können. Noch besser sind Lösungen wie die Wetterschutzabdeckungen von Kathrein, welche die Anschlüsse komplett verbergen. Ein wirksamer Wetterschutz führt in unseren Tests zu einer besseren Bewertung. Hat der Hersteller den Wetterschutz nicht bedacht, führt dies zu Punktabzügen.
Unicable-LNBs
Neben klassischen LNBs, welche entweder direkt an einen oder mehrere Teilnehmer beziehungsweise an einen Multischalter angeschlossen werden, gibt es LNBs, welche für Einkabelanlagen verwendet werden können. Somit ist es möglich, mit nur einem Kabel, welches von der Satellitenanlage ins Innere des Hauses geführt wird, mehrere Teilnehmer zu versorgen. Mit Unicable (EN 50494) lassen sich vier Tuner speisen (z.B. vier Single-Tuner oder zwei Twin-Tuner). Wichtigste Voraussetzung ist, dass die Empfangsgeräte Unicable unterstützen. Die Verteilung erfolgt in der Regel über in Reihe geschaltete Unicable-Dosen und Zuweisung der entsprechenden User-Bänder. Viele Unicable-LNBs bieten meist zusätzlich noch einen oder zwei Legacy-Ausgänge, mit denen sich zusätzliche Set-Top-Boxen ohne Unicable-Unterstützung anschließen lassen. Unicable 2 (EN 50607) erlaubt mit nur einer Antennenleitung sogar bis zu 32 Teilnehmer. Set-Top-Boxen und vor allem Fernseher mit Unicable-2- oder JESS-Unterstützung sind allerdings seltener. Einen Ratgeber zum Thema Unicable-(2)-LNBs haben wir in der SATVISION-Ausgabe 04/2016 veröffentlicht.
Spezial-LNBs
Den meisten dürften die Standard-LNBs mit rundem Feed-Horn bekanntsein. Es gibt allerdings auch einige herstellereigene Bauformen wie beispielsweise von TechniSat und Kathrein. Diese LNBs passen nicht auf Standard-Feed-Aufnahmen und umgekehrt können die entsprechenden Feed-Aufnahmen der Hersteller (ohne entsprechende Adapter) keine Standard-LNBs annehmen. Für die Antennen aller Hersteller werden allerdings Universalhalterungen angeboten, mit denen sich auch eigentlich inkompatible LNBs anderer Hersteller anbringen lassen. Die LNBs mit der sogenannten Raketen-Feed-Bauform sind im vorderen Bereich des Feeds deutlich schlanker als die klassischen LNBs (40 mm) und können so besser nebeneinander angebracht werden, um nah beieinander liegende Satellitenpositionen (z.B.: 3°) mit einer Schüssel zu empfangen. Mehre LNBs lassen sich auf sogenannten Feed-Schienen nebeneinander montieren.
Empfangswerte
Bei unseren LNB-Praxistests stehen die Empfangswerte klar im Vordergrund. Da das LNB als wichtigste Komponente einer Satellitenempfangsanlage gilt, entscheiden die Empfangswerte eines LNBs über die gesamte Empfangsqualität der Anlage. Mit unserem professionellen Messgerät Promax TV Explorer HD ermitteln wir anhand von rund 1.000 Messwerten pro LNB die Empfangswerte diverser Frequenzbereiche auf verschiedenen Orbitalpositionen – darunter die hierzulande beliebten Astra 19,2° Ost und Hotbird 13° Ost wie auch exotischere Satelliten. Beim Kauf sollte auch, aber nicht allein auf das Rauschmaß geachtet werden. Je geringer der Wert, der in Dezibel (dB) angegeben wird, umso besser. Gute LNBs haben ein Rauschmaß von unter 1 dB. Die Hersteller geben zum Teil ein Rauschmaß von 0,1 dB an, dabei handelt es sich aber um theoretische, in der Praxis nicht erreichbare Werte. Statt auf solche Angaben „hereinzufallen“, sollte der Verstärkungsfaktor des LNBs als Kaufkriterium hinzugezogen werden. Je höher dieser Wert in dB ist, umso besser ist die Signalverstärkung. Werte von 50 dB und mehr gelten hier als optimal. In jedem Fall ist die korrekte Ausrichtung der Antenne von höchster Bedeutung, damit Faktoren wie Verstärkung und Rauschmaß überhaupt zum Tragen kommen.
Komponenten einer Satellitenanlage
Das LNB gilt als das Herzstück einer Satellitenempfangsanlage. Ohne andere Komponenten geht es aber nicht. Damit das LNB die Signale aus dem All überhaupt empfangen und umwandeln kann, wird ein Reflektor (auch: Spiegel) benötigt. Wegen ihrer Bauform werden solche Satellitenantennen auch Schüssel genannt. Das LNB findet in der Feed-Aufnahme des Feed-Arms Platz. Mit Koaxialkabeln können Receiver und TVs versorgt werden. Bei mehr als vier Teilnehmern (oder Tunern) bietet sich ein Quattro-LNB in Verbindung mit einem Multischalter an. Unsere „SATVISION inside“-Teile für Satellitenantennen und Multischalter finden sich in den Ausgaben 06/2016 und 10/2016 sowie auf satvision.de.