Google Chromcast im Test
Großer Streamer zum kleinen Preis?
31. Juli 2014
Die kleinen HDMI-Sticks für Fernseher ohne eigene Internetverbindung gibt es schon länger, doch keiner von ihnen hat ein solches Aufsehen erregt wie Googles Chromecast, der seit dem 19. März dieses Jahres für einen Schnäppchen-Preis von 35,- Euro auch hierzulande erhältlich ist. Die Kernfunktion des feuerzeuggroßen Tuning-Sticks ist das Streamen oder „Casten“ von Videos wie von YouTube, Maxdome oder Watchever oder auch eigenen Videodateien auf den großen TV-Bildschirm. Die Bedienung erfolgt dabei entweder über ein mobiles Endgerät wie Smartphones mit Android- oder iOS-Betriebssystem oder über den PC oder Laptop. Wir haben den Chromecast für Sie daraufhin getestet, ob er die Erwartungen erfüllen kann und welche nützlichen Apps verfügbar sind.
In den USA ist der Chromecast von Google bereits seit etwa einem Jahr erhältlich. In den deutschen Fach- und Onlinehandel hat es der kleine Streamer erst am 19. März dieses Jahres geschafft. Das auf den ersten Blick stärkste Kaufargument für den kompakten HDMI-Stick ist sicherlich der Kampfpreis von 35,- Euro, der kaum unterboten werden kann. Doch was bietet der etwa sieben Zentimeter messende Multimedia-HDMI-Stick für diesen günstigen Preis?
Konkurrenzprodukte wie der TVPeCee Internet-TV- & HDMI-Stick oder der Orbsmart MK809 III kosten mit rund 60,- beziehungsweise 80,- Euro zwar deutlich mehr, sind in ihrer Funktion allerdings auch nicht nur auf das Streamen per App und Browser beschränkt. Der Chromecast benötigt nämlich stets einen Sender wie ein Smartphone mit App und zudem WLAN und Internetverbindung. Eine Direktverbindung zu anderen Geräten ist nicht möglich. Der Chromecast kann also nicht irgendwo in einen HDMI-Anschluss gesteckt und ohne Weiteres genutzt werden.
Verborgenes Potential
Zunächst werden in erster Linie Streaming-Funktionen versprochen, welche YouTube sowie diverse klassische Video-on-Demand-Angebote – von Maxdome bis Google Play Video – umfassen. Offiziell können bislang elf Apps direkt über Chromecast installiert werden. Dazu zählt auch eine kostenpflichtige App namens „Plex“ (Android: 3,64 Euro / iOS: 4,49 Euro), die das Streamen von eigenen Multimediainhalten ermöglicht.
Die große Stärke des Chromecast ist allerdings sein offenes Betriebssystem, das laut Google auf Chrome OS basiert und es Entwicklern ermöglicht, neue Apps zu veröffentlichen, wie man das schon von Googles Betriebssystem Android für mobile Geräte gewohnt ist. Einige interessante Apps von unabhängigen Entwicklern stellen wir in diesem Test vor.
Auspacken, anschließen, los
Anschlüsse: Der Chromecast bietet lediglich zwei Anschlüsse. Für die Übertragung von Bild- und Tondaten ist der HDMI-1.4-Anschluss zuständig, der entweder direkt am TV oder bei Platzmangel über das kurze HDMI-Adapterkabel angeschlossen werden kann. Zur Stromversorgung befindet sich auf der anderen Seite ein Micro-USB-Anschluss der entweder über das beiliegende USB-Kabel inklusive USB-Strom-Adapter oder über einen der freien USB-Anschlüsse des Fernsehres mit Strom versorgt werden kann.
Der Chromecast kommt in einer kompakten Verpackung, die leider kein gedrucktes Handbuch enthält. Hilfe kann aber im Internet unter www.google.com gefunden werden, falls das nötig ist. Allerdings ist die Installation so einfach gehalten, dass die kleine in den Deckel der Verpackungsschachtel gedruckte, aus drei Schritten bestehende Anleitung im Normalfall ausreicht. Zunächst muss der Chromecast per USB an den Strom und danach per HDMI an den Fernseher angeschlossen werden. Die beliegende HDMI-Verlängerung fällt allerdings reichlich kurz aus. Zur Stromversorgung kann entweder der beiliegende USB-Strom-Adapter oder ein freier USB-Anschluss des TVs genutzt werden. Danach ist der entsprechende HDMI-Anschluss am TV auszuwählen. Mit einem Smartphone, Tablet-PC per Chromecast-App oder am Laptop über den Browser kann im Anschluss die Installation erfolgen. Einzige Voraussetzungen sind ein WLAN-Netzwerk und eine Internetverbindung. Die gesamte Einrichtung per mobilem Endgerät oder Laptop dauert nur wenige Minuten und ist sehr einfach gehalten.
Streamen und mehr
Das Hauptgeschäft des Chromecast ist das Streamen oder auch „Casten“ – was dasselbe bedeutet. Besonders YouTube-Videos in Full-HD-Auflösung und die Video-on-Demand-Angebote von Maxdome sowie Watchever laufen sauber, flüssig und mit kurzen Wartezeiten, bevor die Videos beginnen. Für SD-Qualität werden mindestens 1,5 und für HD-Inhalte mindestens 3 Mbit/s benötigt. Wer seine eigenen Videos von PC oder Netzwerklaufwerk (NAS) streamen möchte kann dafür die kostenpflichtige App „Plex“ oder eine der Alternativen wie „BubbleUPnP“ verwenden. Mit „AllCast“ wird eine kostenlose Multimedia-Streaming-App für Chromecast angeboten. Welche Dateiformate beim Streaming unterstützt werden, hängt stets von der jeweiligen App ab. Die Mediatheken von ARD, ZDF, 3sat und Arte werden mit der App „MediaThek Cast“ über den Chromecast-Stick verfügbar. Beim Streamen von eigenen Videos oder Mediathek-Inhalten können die Ladezeiten ein paar Sekunden länger ausfallen. Das Spiegeln des gesamten Bildschirms wie bei Miracast ist bislang ohne Einschränkungen nur über den Browser an PC oder Laptop möglich. So lassen sich dann einzelne Tabs auf dem Fernseher darstellen. Durch das letzte Update der Chromecast-App auf Version 1.7 werden zudem erste Tablet-PCs und Smartphones von Samsung, LG und HTC unterstützt. Andere Android-Modelle sowie iOS-Geräte sind noch nicht dabei.
Geringer Stromverbrauch
Im Betrieb verbraucht der Chromecast nur rund 2,0 Watt und auch während des aktiven Streamings steigt der Stromverbrauch nur minimal an. Da ist es zu verschmerzen, dass er keinen echten Standby-Modus mit reduziertem Stromverbrauch bietet, sofern er über Netzstrom betrieben wird. Wenn der Chromecast seinen Strom über die USB-Schnittstelle des Fernsehers mit fünf Volt bezieht, dann geht er mit dem Fernseher in den Standby- oder Deep-Standby-Modus und verbraucht im Deep-Standby-Modus so gut wie keinen Strom. Das Starten aus dem Deep-Standby oder nach Trennung vom Strom dauert mit 25 Sekunden etwas zu lang.
MediaThek Cast und AllCast
Auch wenn bislang noch nicht viele offizielle Apps über Google selber kommuniziert werden – Sinn und Zweck des offenen Betriebssystems, das laut Google auf Chrome OS basiert und in Foren eher als mit dem Android-Betriebssystem verwandt angesehen wird, ist dass freie Entwickler zahlreiche Apps kreieren und veröffentlichen. Mit „MediaThek Cast“ und „AllCast“ gibt es bereits zwei sehr interessante Apps in Googles Play Store – vorerst aber noch nicht für Apple-Geräte.
Mit „MediaThek Cast“ lassen sich die Mediatheken von ARD, ZDF, Arte und 3sat über Chromecast aufrufen und auf den TV streamen. Die App „AllCast“ ist das kostenlose Gegenstück zu „Plex“, wodurch die Multimediainhalte von Netzwerkgeräten aufgerufen und über den Chromecast-Stick per WLAN auf den TV gestreamt werden können.
Technische Daten
Hersteller / Distributor | |
Modell | Chromecast |
Softwareversion | 16664 |
Betriebssystem | Chrome OS (modifiziert) |
Prozessor (CPU) | Marvell 88DE3005 (Armada 1500-mini) |
Arbeitsspeicher (RAM) | 512 MB DDR3 |
Interner Speicher (Flash) | 2 GB |
Abmessungen (B x H x T in mm) | 72 x 12 x 35 |
Gewicht | 34 Gramm |
Anschlüsse | |
Ausgänge | – |
Video Ausgänge | HDMI (1x) |
Datenschnittstellen | WLAN (integriert), Micro-USB 2.0 (1x) |
Hardwaremerkmale | |
Display Typ / Stellen bzw. Auflösung | – |
Netzschalter | – |
Erhältliche Farben | Schwarz |
Inbetriebnahme | |
Installationsassistent | • |
Sprachauswahl OSD / Anzahl | • / 53 |
HD-Formate | 480p / 720p / 1080i / 1080p |
Update über | Internet |
Kosten | |
UVP in € | 35,00 |
ø Marktpreis in € | 35,00 |
Messdaten
Hersteller / Modell | Google Chromecast |
Stromverbrauch | |
Stromverbrauch in Watt | Deep-Standby ø 0,1 / Standby ø 2,0 / Betrieb ø 2,0 / Streaming ø 2,5 |
Kosten (pro Jahr*1) | € 4,55 |
Temperatur in °C | |
Oberflächentemperatur | ~ 42,4°C |
Wärmebild | |
Sicherheitscheck | |
Beim SATVISIONS-Sicherheitscheck handelt es sich um eine genormte Sicherheitsprüfung von ortsveränderlichen Geräten gemäß der VDE-Norm 0701. Diese Prüfung wird ausschließlich von Elektrofachkräften mit einen zertifizierten Messgerät durchgeführt. | |
Bootzeiten in Sek. | |
Deep-Standby 25 / Standby 7 / Netzaus 25 |
*Bei einem Preis von 22,5 ct/kWh. Die errechneten Kosten beziehen sich auf 365 Tage Mischbetrieb (Standby / Aktiv), mit einem durchschnittlichen Fernsehkonsum von 223 Minuten pro Tag (Quelle: Media Control)
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