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Fragen und Antworten zu den privaten HD-Sendern

05. Dezember 2012

Seit über zweieinhalb Jahren werden die Privatsender in Deutschland nun über die Satellitenplattform HD+ verbreitet und sind auf inzwischen 14 Programme mit wachsendem HD-Anteil angestiegen. Auch über Kabel und IPTV besteht die Möglichkeit, zumindest einen Teil dieser Sender zu empfangen. Gute Zeit, ein Zwischenfazit zu ziehen, zumal es bezüglich mit HD+ einhergehender Restriktionen noch viele Unklarheiten gibt. Auch die Tatsache, dass die werbefinanzierten Sender in HD-Qualität nur verschlüsselt und kostenpflichtig empfangbar sind, stößt bei vielen auf Unverständnis. In unserem Ratgeber klären wir zehn wichtige Fragen rund um HD+ und die Privaten in HD auch in den Kabelnetzen.

Warum werden die privaten HDProgramme via Satellit und Kabel verschlüsselt?

Warum muss ich bezahlen, obwohl es doch werbefinanzierte Sender sind? Die HD Plus GmbH, eine Tochter des Satellitenbetreibers Astra, verbreitet seit November 2009 über Astra die privaten Programme auch in HD. Dies geschieht jedoch anders als bei den öffentlichrechtlichen Programmen verschlüsselt. Seit der Einführung von HD+ wird für den Empfang eine Servicepauschale erhoben, welche die entstehenden Kosten für die Verbreitung von HDTV decken soll. Diese soll allerdings nicht als Gebühr im Sinne von Pay-TV verstanden werden und liegt umgerechnet auf zwölf Monate auch deutlich unter den üblichen Pay-TV-Preisen. Dennoch hinterfragen viele Zuschauer, warum für den Empfang werbefinanzierter Sender extra abkassiert wird. Denn werbefinanziert sind die Privaten auch in HD. Die HD Plus GmbH begründet dies damit, dass es sich bei den HD+-Sendern um eine reine Ergänzung des ansonsten unverschlüsselten Programmangebots der Privaten handelt. Auch in den Kabelnetzen werden Zusatzkosten für den Empfang der Privaten in HD fällig.

Welche Voraussetzungen muss ich erfüllen, um die privaten HDSender (via Satellit und Kabel) zu empfangen?

Um die privaten Sender in HD zu empfangen gibt es aktuell drei Möglichkeiten: Die erste davon ist der Erwerb eines lizenzierten HD+-Receivers, eines CI+-Moduls von HD+ oder der Kauf einer HD+-Smartcard. In jedem Fall wird Satellitenempfang vorausgesetzt und die HD+-Sender werden für ein Jahr freitgeschaltet. Die zweite Möglichkeit ist ein Sky-Abonnement, denn auch hier werden für zwölf Monate die HD+-Sender kostenfrei zugeschaltet und können einfach über die Sky-Smartcard (nur V13 Abokarten – keine S02 Nagravision) empfangen werden. Dies gilt ebenfalls nur für Satellitenzuschauer. Drittens wird ein Teil der privaten HD-Sender auch über Kabel verbreitet. Hier ist die Möglichkeit und die Anzahl der empfangbaren privaten HD-Sender vom Kabelnetzbetreiber abhängig. Preislich unterscheidet sich dieser Weg aber nicht sonderlich von der Satellitenversion, außer dass das Gratisjahr fehlt. Darüber hinaus ist ein Teil der privaten HD-Sender auch über IPTV empfangbar.

Wie viele Haushalte (prozentual aufgeteilt zwischen Satellit und Kabel) nutzen heute die Privaten in HD-Qualität und zahlen für die Inhalte?

Stand Mai 2012 konnte HD+ über eine halbe Million zahlende Kunden verkünden, die nach Ablauf der Gratisphase um ein Jahr verlängert haben und sich die privaten Sender in HD 50,- Euro im Jahr kosten lassen. Für Kabelkunden können solche präzisen Angaben wegen der vielen kleineren Kabelnetzbetreiber und der unterschiedlichen Einspeisung der privaten HD-Sender nicht getroffen werden. Bei Kabel Deutschland zählte man Anfang Mai 500.000 Kunden mit HD-Option, die fünf private HDSender beeinhaltet. Bei Unitymedia (neun private HD-Sender) und Kabel BW (acht private HD-Sender) zusammen kann von einem ähnlichen Wert ausgegangen werden. Im Kabel dürfte es daher mehr als doppelt so viele Zuschauer der Privaten in HD geben. Zu beachten ist aber, dass Unitymedia beispielsweise RTL HD erst kürzlich aufgenommen hat und bei Kabel Deutschland die RTL-Gruppe in HD noch gänzlich fehlt.

Welche Kosten entstehen, wenn ich die Privaten in HD via Satellit oder Kabel sehen möchte?

Bei dem Erwerb eines HD+-Receivers oder eines entsprechenden CI+-Moduls von HD+ liegt eine HD+-Smartcard bei, die beim ersten Einschieben aktiviert wird. Auch für Kunden des Pay-TV-Senders Sky sind die HD+-Sender für ein Jahr kostenlos freigeschaltet. Die Servicepauschale von 50,– Euro ist im ersten Jahr noch nicht fällig. Zwei Wochen vor Ablauf der ersten zwölf Monate kann die Smartcard auf Wunsch verlängert werden, wofür erstmalig 50,– Euro fällig werden. Wird die Smartcard separat erworben, kostet diese 55,– Euro.

Da HD+ eine Satellitenplattform ist, können die HD+-Sender prinzipiell nicht im Kabelnetz empfangen werden. Die größeren Kabelnetzbetreiber speisen aber die privaten HD-Sender in unterschiedlicher Anzahl in ihre Netze ein. Diese können dann je nach Betreiber für eine zusätzliche Gebühr als Programmpaket hinzugebucht werden. Bei Unitymedia können beispielsweise für zusätzliche 4,– Euro im Monat neun der privaten HD-Sender empfangen werden.

Ob die Höhe der Servicepauschale in den kommenden Monaten ansteigen wird, ist noch nicht klar, doch es gilt als sehr wahrscheinlich, dass die HD Plus GmbH mit der Aufschaltung weiterer HD-Sender die Jahresgebühr anheben wird. Bis vor kurzem hieß es auf der Website von HD+ noch, dass die Kosten auch bei größerem Angebot nicht steigen würden, da es sich hier nicht um eine Gebühr handele. Inzwischen wurde der Text der Antwort in den FAQ geändert und besagt nun Folgendes: „Neben der allgemeinen Preisentwicklung steigt mit der Anzahl der Sender auch der technische Aufwand. Wir werden im Falle einer Veränderung der Konditionen immer rechtzeitig darauf hinweisen.“

Im Kabelnetz von Unitymedia habe ich bislang immer das AlphaCrypt Classic Modul genutzt – dieses funktioniert auch heute noch. Doch wieso werden die HD-Programme der RTL-Gruppe nicht entschlüsselt?

Mit der kürzlich erfolgten Aufnahme der HD-Sender der RTL-Gruppe ins Angebot von Unitymedia hat sich die Verschlüsselung geändert. Dadurch sind nun alle privaten HD-Sender – auch die der ProSiebenSat.1-Familie – nicht mehr vom AlphaCrypt- Classic-Modul zu entschlüsseln. Dadurch ist es nun erforderlich – sofern man die HD-Option bei Unitymedia gebucht hat und vollständig nutzen möchte – das offizielle kostenpflichtige CI+-Modul von Unitymedia oder eine lizensierte Set-Top-Box zu verwenden. Beides schränkt die Möglichkeiten der Zuschauer ein. Das CI+-Modul ermöglicht keine Aufnahmen der besagten Sender und die Zwangsboxen sind meist in ihrem Funktionsumfang eingeschränkt. Als Alternative dazu bleibt nur die Verwendung eines Hacker-Moduls mit entsprechender Software.

Die meisten Kabelnetzbetreiber verbreiten auch die SD-Programme der Privaten grundverschlüsselt. Das heißt, dass man über DVB-C ProSieben, RTL und Co. nur mit Smartcard des Betreibers empfangen kann. Auch hier ist man entweder auf eine Zwangsbox oder eben ein alternatives Modul angewiesen. Mit der Übernahme von Kabel BW, das auf die Grundverschlüsselung verzichtet, hat Unitymedia das Zugeständnis gemacht, ab 2013 ebenfalls die Privaten SD-Sender nicht mehr verschlüsselt ausstrahlen zu wollen.

Was passiert, wenn irgendwann die privaten SD-Sender via Satellit abgeschaltet werden? Gibt es die Privaten dann nur noch gegen Zahlung?

Bislang deutet nichts darauf hin, dass die Privaten in SD über Satellit abgeschaltet werden. Das würde auch keinen Sinn machen, da erstens noch sehr viel Material in SD-Qualität produziert und ausgestrahlt wird und zweitens ein großer Teil der Bevölkerung nicht über die entsprechenden technischen Voraussetzungen in Form von HD-fähigen Receivern und / oder TVs verfügt. Trotzdem bleibt zu hoffen, dass die Anzahl der HD-Sender in Deutschland kontinuierlich ansteigt und insbesondere mehr natives HD-Material ausgestrahlt wird. Das wird auf lange Sicht auch die Verbreitung von HDTV fördern. In jedem Fall werden SD- und HD-Qualität noch lange koexistieren.

Warum bieten die Mediatheken der Privaten (speziell RTL) im Vergleich zu denen der Öffentlich- Rechtlichen so wenige Inhalte via HbbTV?

Vergleicht man die Online-Mediatheken von ProSieben, Sat.1 oder RTL mit deren HbbTV-Pendants, dann kommt die Frage auf, warum es das durchaus umfangreiche Online- Angebot nicht mal annähernd auf den Fernseher geschafft hat. Bei ProSieben und Sat.1 stehen nur Videoclips zur Verfügung. RTL wird ohnehin nur von einigen wenigen Receiver-Herstellern unterstützt und bietet ebenfalls keine Mediathek. Es wird im Interesse der Privatsender liegen, ihre kostenpflichtigen Portale wie beispielsweise Maxdome und RTLnow nicht zu schwächen. Mehr zum Thema Mediatheken finden Sie z.B. in der Ausgabe 07/2012.

Wie viele Sender bietet die HD+-Plattform derzeit und wie hoch ist der native (echte) HD-Anteil der privaten HD-Programme? Gibt es Unterschiede zwischen Satellit und Kabel?

Aktuell bietet HD+ zu 14 privaten SD-Programmen jeweils ein verschlüsseltes HD-Pendant an. Geplant ist, dieses Angebot weiter auszubauen, so dass auch bisher nur in SD verfügbare Sender wie N-TV oder RTL Nitro künftig in HD verfügbar sein werden. Bislang noch zu bemängeln ist, dass viele Sendungen nur aus hochskaliertem SD-Material bestehen, was sich in der schlechteren Bildqualität widerspiegelt. Zwar steigt der Anteil an nativem HD-Material, doch ist er noch ausbaufähig und sollte mit den zugeschalteten Sendern kontinuierlich erhöht werden. Das Programmangebot ist leider im Kabel so nicht wiederzufinden. Dennoch werden die Privaten in HD auch in die Kabelnetze eingespeist, was allerdings weder komplett noch einheitlich geschieht. Bei Unitymedia fehlen von den 14 HD-Sendern mit Nickelodeon HD, Comedy Central, SuperRTL HD, RTL2 HD und N24 HD nur fünf. Auch bei Kabel BW können neun private HD-Programme empfangen werden, doch hier fehlen neben N24 HD, Comedy Central HD, Nickelodeon HD noch Tele 5 HD und Dmax HD. Bei Kabel Deutschland können bisher lediglich ProSieben HD, Sat.1 HD, Kabel 1 HD, Sixx HD und Sport 1 HD empfangen werden. Die RTL-Gruppe fehlt hier noch komplett.

Warum kann ich die privaten HD-Programme nicht einfach so aufzeichnen, vorspulen, etc.? Wieso die Restriktionen?

Die privaten Programmanbieter sehen ihr HD-Angebot als so schützenswert an, dass sie verschiedene Restriktionen einsetzen, die dafür sorgen sollen, dass es nicht ungeschützt weiterverbreitet werden kann. Zunächst kommt es darauf an, welche Hardware genutzt wird, um die privaten HD-Sender zu empfangen, um herauszufinden, von welchen Restriktionen ein Zuschauer betroffen ist.

Mit zertifizierten HD+-Receivern und Receivern mit CI-Slot und dem HD+-CI-Modul samt Smartcard können zwar Aufnahmen angefertigt und es kann außerdem zeitversetzt ferngesehen werden, jedoch ist das Vorspulen in beiden Fällen nicht möglich und die Timeshift-Dauer ist auf 90 Minuten beschränkt. Mit dem CI+-Modul von HD+ in einem Receiver oder einem TV entfällt die Vorspulsperre. Im Gegenzug sind hier aber keine Aufnahmen möglich. Je nach Präferenz wird die Entscheidung also auf einen lizensierten Receiver oder das CI+-Modul fallen. Das Legacy CI-Modul bildet einen Sonderfall, da es nur unter Nachweis eines Receivers mit CI-Schacht herausgegeben wurde und der Vertrieb dieser „Zwischenlösung“ inzwischen eingestellt wurde.

Neben den erwähnten Restriktionen in Gestalt einer Vorspul- oder Aufnahmesperre haben sowohl die zertifizierten Receiver als auch das CI+-Modul das Potential, mit weiteren Restriktionen versehen zu werden. Denkbar und technisch möglich ist zum Beispiel die Einführung eines Verfallsdatums für Aufnahmen, so dass diese nach einer bestimmten Zeit nicht mehr abgespielt werden können. Die Restriktionen, mit denen HD+ verbunden ist, sind einer der großen Kritikpunkte, mit denen sich die Betreiber auseinandersetzen müssen.

Welche Möglichkeiten gibt es, die Restriktionen zu umgehen?

Viele Zuschauer würden sich zwar gerne die Privaten in HD anschauen, sehen sich aber erstens von den Restriktionen zu sehr gegängelt und wollen zweitens weder einen Zwangsreceiver noch ein CI+-Modul verwenden. Die Restriktionen, die beim Empfang von HD+-Programmen greifen, können umgangen werden, indem nichtzertifizierte Hardware verwendet wird. Viele Receiver verfügen über einen CI-Schacht, in dem die HD+- Smartcard mit einem anderen als dem von der HD Plus GmbH dafür vorgesehenen Modul betrieben werden kann. Das Unicam ist ein CI-Modul, das diese Möglichkeit beherrscht. Es wird mit der Unicryptoder Deltacrypt-Verschlüsselung ausgeliefert. Mit alternativer Software bespielt kann auch das von HD+ verwendete Verschlüsselungssystem Nagravision zugänglich gemacht werden, so dass das Unicam auch die HD+-Smartcard liest.

Auch Receiver wie u.a. die linuxbasierten Dreamboxen mit Kartenleser und alternativer Software – sogenannten SoftCAMs – können die HD+-Karte lesen und lassen die Restriktionen von HD+ verpuffen. Diese kann im Internet heruntergeladen, via USB oder Netzwerk auf den Receiver überspielt und dort installiert werden, um dessen Funktionsmöglichkeiten zu erweitern. Auch für die Smartcards der Kabelnetzbetreiber bestehen diese Möglichkeiten, die Restriktionen zu umgehen und einen freien Receiver zu verwenden.

Die Kehrseite dieser beiden Methoden ist, dass die Verwendung alternativer Soft- oder Hardware nicht nur unerwünscht ist, sondern auch gegen die allgemeinen Geschäftsbedingungen der HD Plus GmbH verstößt. Im schlimmsten Fall kann das neben der Kartensperrung theoretisch eine Schadensersatzforderung nach sich ziehen.

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