10 Fragen und Antworten zu DVB-T
13. November 2012
DVB-T ist ein digitaler Standard zur Fortführung des ehemals analogen terrestrischen, also erdgebundenen, Empfangs über Antenne. Das analoge terrestrische Signal wurde in Deutschland zwischen 2002 und 2010 schrittweise abgeschaltet und durch DVB-T ersetzt. Zwar ist die Umstellung von analog auf digital auf diesem Empfangsweg abgeschlossen, doch mit DVB-T2 steht theoretisch schon ein Nachfolger vor der Tür.
Was benötige ich als Mindestausstattung, um DVB-T empfangen zu können?
Die Mindestausstattung für den DVB-T-Empfang sind ein Bildschirm, ein DVB-T-Tuner und eine Antenne. Wie genau jedoch diese Zusammenstellung im Einzelnen aussieht, kann variieren. Die platzsparendste Variante ist ein Flachbildfernseher mit integriertem DVB-T-Tuner, der dann noch beispielsweise mit einer Zimmerantenne verbunden werden muss. Aber auch mit einem Röhrenfernseher, einem DVB-T-Receiver und einer Dachantenne ist DVB-T-Empfang möglich. Welches TV-Gerät und welchen Receiver man verwendet ist letztendlich Geschmackssache. Lediglich die Wahl der Antenne ist von äußeren Umständen, nämlich der Distanz zum Senderstandort und der Topographie, abhängig.
Ist der DVB-T Empfang wetterabhängig?
Da das Signal, das für den DVBT- Empfang verwendet wird, terrestrisch, also erdgebunden, ausgestrahlt wird, ist es abhängig von geographischen Gegebenheiten und in Randgebieten kann es bei starkem Niederschlag, Sturm oder Gewitter zu Signalstörungen kommen. Das ist grundsätzlich von der Entfernung zum nächsten Sendestandort abhängig. Je näher sich ein Empfänger am Sendestandort befindet, desto störunanfälliger ist der Empfang. Liegen Signalstärke und Signalqualität hingegen schon bei gutem Wetter im Grenzbereich, kann schlechtes Wetter Einfluss auf den Empfang haben. Beim DVB-T äußern sich solche Störungen in der Bildung von Klötzchen, die Artefakte genannt werden, oder im Bildausfall. Aktive Antennen mit Verstärker oder Außenantennen statt passiver Zimmerantennen können solche Effekte in Randgebieten verringern. In Kerngebieten ist man in der Regel von Wettereinflüssen nicht betroffen.
Können DVB-T-Programme auch aufgezeichnet werden?
Zum Aufzeichnen von DVB-TProgrammen gibt es verschiedene Möglichkeiten. Die erste ist die Aufnahme über einen Videorekorder oder einen DVD-Rekorder, der an das DVB-T-Empfangsgerät angeschlossen wird. Komfortabler ist die Verwendung eines DVB-TReceivers mit Aufnahmefunktion. Solche PVR-fähigen Receiver gibt es entweder mit internen Festplatten oder aber mit USB- oder eSATA-Anschlüssen zur Aufnahme auf externe Datenträger. Mit einem Twin-Tuner kann während einer Aufnahme ein anderes Programm geschaut oder mehrere Aufnahmen können gleichzeitig angefertigt werden. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, mit einem DVB-TTuner für den PC, beispielsweise einem DVB-T-USB-Stick, mit dafür ausgelegter Software eine Aufnahme am PC anzufertigen. Der Vorteil bei dieser Methode ist, dass die Aufnahmen direkt am PC weiterverarbeitet werden können, möchte man diese zum Beispiel schneiden und archivieren.
Wann benötige ich welche Antenne für den DVB-T Empfang?
Zunächst wird zwischen Innen- und Außenantennen unterschieden. Innenantennen bzw. Zimmerantennen gibt es in passiver Ausführung ohne Verstärker oder aber als aktive Version mit Verstärker und eigener Stromversorgung. Bei der Außenmontage hat man die Wahl zwischen einer Dachantenne oder einer Außenantenne, die an der Wand oder auf dem Balkon angebracht wird. Für welche Option man sich hier entscheidet, hängt vor allem von der Entfernung zum nächsten Sender und von der geographischen Lage ab. In einer Innenstadtwohnung in einer Großstadt oder in Ballungsraumnähe wird eine Innenantenne ausreichen, während man in bergigen Regionen oder Randgebieten wahrscheinlich auf eine Außen- bzw. Dachantenne zurückgreifen muss. Auf der Onlinepräsenz der Task Force DVB-T Deutschland www.ueberallfernsehen. de kann man erfahren, wie die Empfangssituation der eigenen Region aussieht.
Das beste Signal empfängt im Vergleich der verschiedenen Antennentypen die Dachantenne, weil aufgrund ihrer Montageposition der Bereich zwischen Sendemast und Antenne am besten geschützt ist. Preislich beginnen Dachantennen bei rund 50,- Euro, können aber auch deutlich darüber liegen. Die Außenantenne ist qualitativ je nach Montage- oder Aufstelllort vergleichbar. Dabei ist zu beachten, dass die Antenne in Richtung des Sendemasten ausgerichtet wird. Ab etwa 30,- Euro sind günstige Modelle im Fachhandel erhältlich. Die preiswerteste Option sind Zimmerantennen, die als aktive oder passive Variante schon ab 10,- Euro zu haben sind. Im Gegenzug erfordern sie eine kurze Distanz zum Senderstandort und sind störanfälliger, da das DVB-TSignal durch Haus- und Zimmerwände abgeschwächt wird.
Warum schwankt die Anzahl der zur Verfügung stehenden DVB-T-Programme in Deutschland je nach Region zum Teil massiv?
Die Bandbreite, die DVB-T in Deutschland tatsächlich zur Ausstrahlung zur Verfügung steht, ist im Vergleich zu DVB-C und vor allem DVB-S stark begrenzt, worunter die Programmvielfalt leidet. An den verschiedenen Sendestandorten in Deutschland werden zudem oft unterschiedliche Programme eingespeist. Dadurch schwankt nicht nur die Programmanzahl, sondern auch die Auswahl der regional verfügbaren Programme. Die Einführung des DVB-T-Standards begann vor etwa zehn Jahren in den Großstädten und Ballungsräumen und dort ist auch heute die Vielfalt an über DVBT empfangbaren Programmen am höchsten. Welche und wie viele Programme jeweils empfangbar sind, schwankt aber auch dort. Manche Programme wie der Sportsender Sport1 sind über DVB-T gar nicht zu empfangen.
Im Schnitt können in gut erschlossenen Regionen um die dreißig Programme empfangen werden. Problematischer wird es in weniger gut erschlossenen Regionen. In der Tat sind das all die Regionen mit Sendestationen, die erst deutlich später von analog auf DVB-T umgestellt worden sind. Der Grund dafür ist, dass vor allem die privaten Senderfamilien RTL und ProSiebenSat. 1 aus Kostengründen die Ausstrahlung ihrer Programme auf die zuerst erschlossenen, dicht besiedelten Standorte in Deutschland beschränken. Je weiter man sich von diesen Gebieten entfernt, desto geringer wird die Zahl der empfangbaren Programme. Vielerorts sind weniger als zehn Programme der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten empfangbar. In Randgebieten sogar nur vier. Eine genaue Auflistung aller Senderstandorte mit den jeweils ausgestrahlten Sendern findet sich im Internet unter: www.ueberallfernsehen.de
Kann ich über DVB-T auch Pay-TV wie zum Beispiel Sky empfangen?
Die Möglichkeit, in Deutschland Sky oder andere Pay-TV-Sender über DVB-T zu empfangen, besteht zur Zeit noch nicht. Es gibt zwar vereinzelt regionale Ausstrahlungen von kostenpflichtigem Fernsehen, beispielsweise von RTL im Raum Stuttgart, mit dem Ziel Pay- TV über DVB-T zu etablieren, aber zu einer Verbreitung hat das bisher nicht geführt. Ein Grund dafür ist, dass aufgrund der begrenzten Bandbreite die Zahl der möglichen Sendeplätze beschränkt ist. Die oft großspurigen Pay-TV-Angebote ließen sich, wenn überhaupt, nur in sehr reduzierter Form, über DVB-T ausstrahlen. Eine von den Privaten angedachte überregionale Grundverschlüsselung ihrer Programme ist bisher ausgeblieben.
Habe ich über DVB-T die Möglichkeit des Internetzugangs wie bei einem Kabel oder Satellitenanschluss?
Es wurden hierzu schon erste Testreihen in Deutschland durchgeführt. Über DVB-T könnten auch Regionen, in denen nur langsames DSL zur Verfügung steht, mit Highspeed- Internetzugang versorgt werden. Allerdings gibt es bei DVB-T keinen Rückkanal, wodurch der Upload wegfallen würde. Hier wäre also nur eine Hybridlösung aus DVB-T und herkömmlichen DSL oder UMTS denkbar. Datendienste, wie sie für den Videotext oder den elektronischen Programmführer benötigt werden, sind im DVB-T-Signal jedoch enthalten und sollen weiter ausgebaut werden, da sie die Bandbreite kaum beanspruchen. Auch HbbTV ist bei bestehender Internetverbindung möglich, sofern dies vom Empfangsgerät unterstützt wird.
Wie ist die Bildqualität via DVB-T im Vergleich zum Satelliten- oder Kabelempfang?
Im Vergleich zum analogen Antennenfernsehen hat sich die Bildqualität auf dem terrestrischen Empfangsweg mit der Einführung von DVB-T verbessert. Jedoch kann DVB-T mit den anderen digitalen Verbreitungswegen in diesem Punkt nicht mithalten. Die real zur Verfügung stehende Bandbreite ist sehr viel geringer und daher kommen die ausgestrahlten Programme in Sachen Bildauflösung und Bildrate nicht an ihre Äquivalente auf anderen digitalen Verbreitungswegen heran. Hinzu kommt, dass aufgrund der Störanfälligkeit mobiler Empfangsteile und Zimmerantennen Bildfehler häufiger auftreten können. Um diese sogenannten Artefakte zu reduzieren und zu kaschieren, wird die Bildauflösung oft reduziert und das Bild mit einem Weichzeichner überlagert. Störungen können so auf Kosten der Bildschärfe und der Bildqualität behoben werden. Während das auf einem kleinen TV oder einem Röhrenfernseher weniger auffällt, sind auf großen und hochwertigen Flachbildfernsehern die Qualitätseinbußen nicht zu übersehen. Ein Heimkinoerlebnis kommt auf großen Fernsehern beim DVBT- Empfang also nicht auf. DVB-T eignet sich daher mehr für mobile oder Zweitgeräte, wenn zusätzlich die Möglichkeit besteht, Satellitenoder Kabelfernsehen zu empfangen.
Warum wird DVB-T oft auch als das Überallfernsehen bezeichnet?
Während Kabelfernsehen an einen Kabelanschluss, Satellitenfernsehen an eine Satellitenantenne und IPTV an eine Internetverbindung gebunden ist, ist für den DVB-T-Empfang oft schon eine kleine Stabantenne ausreichend. Dazu muss man sich allerdings im Versorgungsgebiet eines Senders befinden. Denn auch wenn es die Bezeichnung Überallfernsehen vermuten lässt, ist DVB-T nicht überall gleich gut zu empfangen. Je nach Empfangsgebiet muss anderes Equipment verwendet werden und in einigen Regionen ist der Empfang gar nicht möglich. Letzteres trifft vor allem auf besonders bergige Regionen in Randbereichen zu.
Wo aber der Empfang uneingeschränkt möglich ist, kann auch mit mobilen Empfangsteilen wie zum Beispiel tragbaren DVB-T-Playern ferngesehen werden. Auch auf dem Smartphone, auf dem Laptop oder im Auto ist, die erforderliche Ausstattung vorausgesetzt, der Empfang von Fernsehen über DVB-T möglich. Die Bezeichnung Unterwegsfernsehen oder mobiles Fernsehen wären daher inhaltlich passender, da sich der Begriff Überallfernsehen nicht auf die flächendeckende Verbreitung von DVB-T bezieht. Da sich die Anschaffungskosten für Antenne und Receiver im Regelfall in Grenzen halten und keine zusätzlichen Kosten entstehen, ist DVB-T ideal, um die Wohnung mit mehreren Fernsehern auszustatten oder im Garten, in der Ferienwohnung und unterwegs fernsehen zu können.
Kann ich über DVB-T auch hochauflösendes Fernsehen empfangen?
Ein Empfang von HDTV über DVB-T ist in Deutschland derzeit nicht möglich. Zwar gab es schon erste Ankündigungen, dass die öffentlich- rechtlichen Sendeanstalten HDTV in Zukunft auch für DVB-T planen, aber es ist wahrscheinlich, dass damit gewartet wird, bis DVBT2, der direkte Nachfolgestandard, eingeführt wird. Im Ausland hingegen werden über DVB-T oder über DVB-T2 schon seit längerer Zeit Programme in HD-Qualität ausgestrahlt. Beispielsweise in Großbritannien sind DVB-T und DVB-T2 parallel in Betrieb. In Deutschland wird die Einführung dieses Standards wohl noch einige Zeit auf sich warten lassen, da erstens die Umstellung von analog auf DVB-T erst vor wenigen Jahren vollständig abgeschlossen worden ist und zweitens die aktuelle Hardware nicht aufwärtskompatibel mit DVB-T2 ist.
Technisch ist es zwar schon heute möglich, über DVB-T entweder MPEG-2- oder MPEG-4-komprimiertes HDTV auszustrahlen, aber in Deutschland fehlen dazu aktuell die Kapazitäten und – wie es scheint – auch das Interesse der Sendeanstalten. Allerdings werden testweise schon DVB-T-Programme in MPEG-4-Kompression, die sich bei DVB-C und DVB-S durchgesetzt hat, ausgestrahlt. Die übertragenen Daten werden stärker komprimiert, wodurch die verfügbare Bandbreite besser genutzt werden kann. Für den Empfang solcher Ausstrahlungen ist jedoch ein MPEG-4-kompatibles Gerät notwendig. Mehr als Testläufe sind aktuell noch nicht zu erwarten. Langfristig ist aber eine Verbreitung dieser Methode nicht unwahrscheinlich, sei es noch für DVB-T, um die vorhandene Bandbreite besser nutzen zu können, oder sei es bei der Einführung von DVB-T2 auch hierzulande.