10 Fragen & 10 Antworten zum SAT-Empfang
10. April 2013
Von der wachsenden Zahl der TV-Haushalte in Deutschland profitiert insbesondere der Empfangsweg Satellit, der kurz davor steht, die Vormachtstellung des Kabelfernsehens zu beenden. 2012 betrug die Differenz der beiden meistverbreiteten Übertragungswege weniger als 0,9 Millionen TV-Haushalte. Zudem ist die Digitalisierung im Sat-TV seit fast einem Jahr vollständig abgeschlossen – im Kabel beträgt sie erst rund 50 %. Was letztendlich alles für den Sat-Empfang gegenüber den drei anderen Übertragungswegen Kabel, DVB-T und IPTV spricht, verrät unser Ratgeber in zehn Fragen und zehn Antworten.
Worin liegen die Vorteile des Satellitenempfangs?
Die wichtigsten Vorteile, die der Satellitenempfang gegenüber dem Kabelempfang und IPTV bietet, sind vergleichsweise geringe Kosten bei einer gleichzeitig enormen Programmvielfalt. Neben den Anschaffungskosten für eine Satellitenantenne samt Verkabelung entstehen keine weiteren Kosten – insbesondere keine monatliche Grundgebühr, wie das beim Kabelfernsehen und IPTV der Fall ist. DVB-T ist zwar ebenfalls kostenfrei zu empfangen und noch günstiger in der Anschaffung, bietet aber nur einen Bruchteil der via Satellit zu genießenden Programmvielfalt. Darüber hinaus ist hierzulande via DVB-T noch kein HDTV möglich – und da bietet der Sat-Empfang von allen Empfangswegen das größte Angebot. Neben den hierzulande gängigen Satellitenpositionen sind auch viele ausländische Programme über exotische Orbitalpositionen empfangbar, wodurch die mögliche Programmvielfalt nahezu unbegrenzt erscheint.
Welches sind die hierzulande gängigen Satellitenpositionen und welchen Durchmesser sollte meine Schüssel haben?
Die hierzulande meistempfangene Satellitenposition ist Astra 19,2° Ost. Darüber werden alle gängigen deutschen TV-Sender wie Das Erste HD, RTL und die Sky-Sender ausgestrahlt. Zuschauern, denen diese Standardprogramme genügen, sind bereits mit einer 45-cm-Parabolantenne für den Empfang der rund 1.200 Sender gerüstet. Wem das noch nicht genügt, der kann mit einer größeren Antenne noch weitere Sat-Positionen empfangen. Sehr weit verbreitet ist in Deutschland auch die Position Eutelsat 13° Ost / Hotbird. Diese beinhaltet vorwiegend italienische, polnische TVSender und auch unzensierte XXXPay-TV Erotik-Sender. Die rund 1.800 Programme lassen sich hierzulande mit einer 80-cm-Antenne empfangen. Unter Umständen können auch Mini- Antennen mit Durchmessern um die 40 cm genügen, um Sat-TV störungsfrei zu empfangen. Für den Empfang möglichst vieler Satelliten eignen sich Multibeam-Antennen wie die Wavefrontier T90 und die Visiosat Big Bisat.
Wie hoch ist die Programmvielfalt beim Sat-Empfang und wie sieht es mit Pay-TV aus?
Mit Abstand die meisten SD- und HD-Sender lassen sich über Satellit empfangen. Alleine über die beiden hierzulande gängigen Sat- Positionen Astra 19,2° Ost und Hotbird 13,0° Ost lassen sich über 3.000 TV- und Radioprogramme aller Art empfangen. Insgesamt 45 unverschlüsselte HD-Sender (regionale Ableger eingerechnet) beinhalten diese beiden Satellitenpositionen. Außerdem können nur über Satellit alle bis zu 24 HD-Kanäle des Pay-TV-Anbieters Sky empfangen werden. Die Kabelnetzbetreiber speisen diese nur lückenhaft in ihre Netze ein. Auch die kostenpflichtigen HDProgramme der HD Plus GmbH – Tochter des Satellitenbetreibers SES Astra – können ohne Einschränkung nur über Satellit empfangen werden. Wer das Interesse und eine Sat-Antenne mit ausreichendem Durchmesser hat, kann noch weit mehr Auswahl an TVund Radiosendern erhalten.
Wie gut ist das Angebot an Set-Top-Boxen für den Sat-Empfang? Worauf muss ich beim Kauf achten?
Anders als beim Kabelempfang und insbesondere beim IPTV- und DVBT-Empfang gibt es für Zuschauer, die Satellitenfernsehen schauen wollen, einen riesigen Markt an Set- Top-Boxen aller Art. Darüber hinaus besitzen inzwischen die meisten TV-Geräte integrierte Tuner für den unkomplizierten Sat-Empfang auch ganz ohne zusätzlichen Receiver (und ganz ohne zweite Fernbedienung). Wer aber auf ein zusätzliches Plus an Komfort und Funktionen nicht verzichten möchte, der greift besser zu einer externen Set- Top-Box, die meist auch bessere Umschaltzeiten und ein besseres Programmlistenmanagement mit sich bringt. Einstiegsboxen ohne viele Extras gibt es schon ab 30,– Euro. Gute Allrounder-Geräte mit Aufnahme- und Netzwerkfunktion sind bereits für zwischen 50,– und 100,– Euro erhältlich. Nach oben hin sind dann fast keine Grenzen mehr gesetzt. Receiver für zwischen 200,– und 500,– Euro sind keine Seltenheit und bringen eine Vielzahl verschiedener Funktionen mit sich, bspw. auch solche zur Individualisierung des Systems. High-End-Multimedia-Receiver für deutlich über 1.000 Euro,wie sie der Hersteller Macrosystem anbietet, bilden die Spitze des Eisbergs. Zu beachten ist, dass bei sogenannten Twin-Receivern mit zwei Empfangstunern die Verkabelung über zwei unabhängige Antennenkabel notwendig ist, um den vollen Nutzen aus einem Twin- Receiver ziehen zu können. Dieser beinhaltet beispielsweise Bildin- Bild-Funktionen oder parallele Aufnahmen von Programmen auf unterschiedlichen Transpondern.
Was verbirgt sich hinter den Begriffen DiSEqC 1.0, 1.1 und 1.2?
Die kryptisch erscheinende Abkürzung DiSEqC steht für Digital Satellite Equipment Control und bezeichnet einen offenen Standard zur Steuerung komplexerer Satellitenanlagen mit entweder mehreren LNBs (Low Noise Block Converters, daher synonym auch LNC) oder motorgesteuerter Drehanlagen. Am häufigsten findet sich Di- SEqC 1.0 bei Receivern und Fernsehgeräten. Üblich ist auch die Kombination aus DiSEqC 1.0 und 1.2. Weitaus seltener ist DiSEqC 1.1. DiSEqC 1.3 ist unter dem Namen USALS geläufig und weniger weit verbreitet als DiSEqC 1.2. DiSEqC 1.0 ermöglicht die Ansteuerung von bis zu vier Satellitenpositionen. So lassen sich mithilfe eines DiSEqC-Schalters und einem Receiver mit DiSEqC-1.0- Unterstützung über nur ein Antennenkabel Programme von bis zu vier verschiedenen Sat-Positionen empfangen. Die abwärtskompatible Weiterentwicklung DiSEqC 1.1 ermöglicht theoretisch sogar bis zu 64 Positionen – meist allerdings „nur“ 16. Die DiSEqC-Technik übernimmt dabei die Steuerung der Sat-Anlage. DiSEqC 1.2 ist indes keine Weiterentwicklung von Version 1.1, sondern bezeichnet stattdessen einen Standard zur Steuerung motorgesteuerter Drehanlagen. Hier werden die verschiedenen Sat-Positionen gespeichert und bei Bedarf automatisch angefahren. Die Weiterentwicklung USALS hingegen beinhaltet bereits die gespeicherten Positionen, die nicht mehr manuell angefahren werden müssen.
Die neueren Versionen DiSEqC 2.0, 2.1 und 2.2 entsprechen den 1er-Versionen mit dem Unterschied, dass diese auch bidirektional funktionieren, also eine selbständige Anlagenerkennung von Seiten des Receivers her ermöglichen.
Welche Möglichkeiten bringt die neue Technik Sat>IP?
Sat>IP (sprich: Sat to IP) ist ein neuer, vom Satellitenbetreiber SES Astra entwickelter Standard. Bislang gibt es noch nicht viele Geräte, die auf die neue Technik setzen, bei der Satellitensignale in IP-Signale umgewandelt werden. Der Hersteller Telestar bietet inzwischen sowohl einen Transmitter an, der die Umwandlung der Signale übernimmt, als auch einen Empfänger, der das umgewandelte Signal in Form von TV-Bildern auf den Bildschirm bringt. Vorteile der Sat>IP-Technik sind, dass erstens auf eine umständliche Sat- Verkabelung verzichtet werden kann und dass auch Smartphones und Tablet-PCs über WLAN zum mobilen Empfangsgerät werden.
Ist wie beim Kabelempfang auch via Satellit schnelles Internet möglich?
Auch über Satellit bieten inzwischen einige Betreiber Internetzugänge an. Der Satellitebetreiber SES Astra beispielsweise bietet über den Satelliten Astra 23,5° Ost Internetverbindungen mit bis zu 10 Mbit/s an. Die Flatrates des SES Broadband werden über lizenzierte Partner vertrieben. Eine separate Schüssel mit speziellem iLNB wird benötigt. Ein anderer Anbieter ist skyDSL, über den Internetverbindungen mit 6 oder 20 Mbit/s möglich sind. Internet über Satellit bietet sich überall dort als Alternative an, wo kein schnelles DSL oder keine Breitbandverbindung über das Kabelnetz möglich sind, also vor allem in noch nicht erschlossenen Gebieten.
Viele meiner Bekannten schauen TV über Satellit, aber mein Vermieter verbietet die Installation einer Sat-Anlage. Habe ich trotzdem die Möglichkeit, Satellitenfernsehen zu empfangen?
Vielen Vermietern sind die Satellitenantennen – aufgrund ihrer Form meist „Schüssel“ genannt – ein Dorn im Auge und daher verbieten sie grundsätzlich die Installation einer Sat-Anlage. Unter Betrachtung so mancher „Schüsselwälder“ in Ballungsräumen ist das verständlich. In Mehrfamilienräumen ist es aus ästhetischen Gründen ratsam, über eine Gemeinschaftsanlage nachzudenken, bei der eine einzige Parabolantenne mehrere Parteien versorgt. Darüber hinaus gibt es Klebefolie, mit der sich die Antenne an ihren Hintergrund anpassen lässt. Ist der Sat-Empfang allerdings grundlegend untersagt, gibt es dennoch Möglichkeiten, nicht auf die Vorzüge des Satellitenfernsehens verzichten zu müssen. Für den „unsichtbaren“ Satelliten- Empfang gibt es Sat-Antennen, die entweder sehr unauffällig montiert werden können oder gar als Gartenmöbel getarnt sind. Die CubSat 70 und die SelfSat H30D2 sind zwei Beispiele für den unauffälligen Sat-Empfang, beispielsweise vom Balkon aus. Noch gewiefter ist der Einsatz eines SAT-Chairs von A.S.SAT. Wie der Name suggeriert, handelt es sich hierbei um eine als Stuhl getarnte Sat-Antenne. Der Parabolspiegel samt LNB befindet sich in der Rückenlehne. All diese Möglichkeiten machen Sat-TV auch dort verfügbar, wo der Vermieter aus welchen Gründen auch immer die Installation einer herkömmlichen Sat-Anlage untersagt.
Worin liegt der Unterschied zwischen den Standards DVB-S und DVB-S2?
Im Gegensatz zum Kabelfernsehen wird über Satellit seit dem 30. April 2012 kein analoges Signal mehr ausgestrahlt. Wer zu diesem Zeitpunkt noch über eine analoge Anlage oder einen analogen Sat- Receiver verfügte, bei dem blieb von da an der Bildschirm dunkel. Seitdem ist neben einem digitalen LNB ein digitaler Sat-Empfänger erforderlich, um die ausschließlich digitalen Sat-Programme zu empfangen. Zu erkennen sind diese Empfangsgeräte an der Kennung DVB-S (Digital Video Broadcasting – Satellite) oder – inzwischen weit verbreitet – DVB-S2. Bei DVB-S2 handelt es sich um eine Weiterentwicklung des DVB-S-Standards, die ihr Augenmerk inbesondere auf eine höhere Komprimierung der zu übertragenden Daten legt. Das ermöglicht um bis zu 30 % höhere Datenraten bei einer gleichzeitigen Reduzierung der Fehlerrate.
DVB-S2 wird oftmals synonym mit HDTV über Sat verwendet, was aber nicht ganz richtig ist, da manche Sender auch über DVB-S in HD-Qualität unter Verwendung des MPEG-4-AVCCodecs ausgestrahlt werden. Meist wird dieser verbesserte Bildkomprimierungsstandard, der auch unter der Bezeichnung H.264 bekannt ist, von DVB-S2-Sendern in HD-Qualität verwendet, um Bandbreite und somit Kosten einzusparen.
Inzwischen sind DVB-S2-Tuner weit verbreitet und sowohl in allen TV-Geräten mit integrierten Sat-Tunern als auch in allen gängigen Set-Top-Boxen verbaut. Der DVB-S2-Standard ist abwärtskompatibel, so dass mit einem DVB-S2-Empfänger auch DVBS- Sender problemlos empfangen werden können.