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Vinyl

22. Januar 2021

Ein oftmals totgesagtes Medium erobert die Herzen der Hörer zurück. Wie kommt es, dass im Streaming-Zeitalter eine über 100 Jahre alte analoge Technologie viele Menschen begeistert – vor allem Generationen, die nicht mit dieser Technik aufgewachsen sind?

Knacksen, Rauschen und Sprünge in der Musik. Analoge Medien wie die Schallplatte haben viele Nachteile, wenn es um das Abspielen und Erhalten von Klängen geht. Bei unsachgemäßer Handhabung sowie Lagerung wird aus dem erhofften Hörvergnügen schnell Frust. So ist es nicht verwunderlich, dass nach der Einführung der CD im Jahre 1983 diese stetig analoge Medien verdrängte. Gegen Ende der 1990er Jahre wurden nur noch rund 93 Millionen US-Dollar Umsatz weltweit mit dem Verkauf von Vinyl-Schallplatten erzielt. Mit dem Einzug der Digitalisierung wurde dann schließlich auch die CD vom Streaming und Downloading über das Internet verdrängt. Es schien, als wären physische Medien kurz vor dem Aussterben. Doch vor rund 10 Jahren kam dann die Renaissance der Schallplatte. Allein im Jahr 2019 wurden rund 18,8 Millionen Platten in den USA verkauft, das 20-fache der Verkaufszahlen des Jahres 2006. In Deutschland waren es im Jahr 2019 immerhin 3,4 Millionen analoge Tonträger, die über die Ladentheke gingen. „Back in Black“ lautet es auf vielen Neupressungen alter Klassiker. Es muss allerdings nicht nur reines Schwarz sein. Schallplatten kommen in allen möglichen Farben und Formen, einige sind sogar mit Flüssigkeit gefüllt. Bestimmte Pressungen kommen in streng limitierten Auflagen, sind häufig schnell vergriffen und erzielen hohe Preise auf Verkaufsportalen. Vor allem junge Menschen hat das Sammelfieber gepackt. Laut einer Umfrage der britischen ICMUmfrage- Gruppe, gehen rund 50 Prozent aller verkauften Schallplatten in die Hände von Personen unter 35 Jahren. Davon sind 16 Prozent 18 bis 24 Jahre alt und 33 Prozent im Alter von 25–34 Jahren. Bei den jüngeren Menschen dieser Altersgruppe steht häufig ein modisches Statement hinter dem Kauf einer PVC-Scheibe: die Schallplatte ist „trendy“. So machte diese Altersgruppe die Mode-Kette „Urban Outfitters“ zum größten Schallplattenhändler weltweit, da diese neben modischen Trends auch Platten zum Verkauf anbietet. Zudem besitzen viele Käufer dieses Alters kein Gerät zum Abspielen der Scheiben, es geht nur um das Sammeln und Besitzen. Die Altersgruppe 25 bis 34 ist dagegen teilweise mit analogen Medien aufgewachsen und daher an den Klang dieser Medien gewohnt und erhofft sich eine Entschleunigung des Alltags. Ein Stück „Nostalgie“ aus Kinder- und Jugendzeiten.

Unter diesen 50 Prozent und in den anderen Altersgruppen über 35 Jahren, finden sich die Vinyl-Enthusiasten, die um die Vorzüge einer Schallplatte wissen. Diese Auswahl von Hörern behandelt ihre Schätze wie den Heiligen Gral. Die feinen Stücke werden nur aufrecht gelagert, das Cover in UV-geschützte Hüllen gesteckt und die Scheibe selbst in antistatischen Folien aufbewahrt. Regelmäßig wird das Vinyl in speziellen Schallplattenwaschmaschinen gereinigt. Es darf bloß nicht zum Knacken oder Knistern kommen. Dabei sind besonders Original- oder Neupressungen beliebt, die nicht dem „Loudness War“ (zu Deutsch so viel wie „Lautheitskrieg“) zum Opfer fielen. Dieser Begriff entstand, als viele Musikstücke auf einen Lautheitspegel komprimiert wurden, wodurch der dynamische Umfang vieler Titel verloren ging. Auch seltene Pressungen werden gesucht. Dabei kann schon das Pressungsjahr den Unterschied zwischen einem oder 100 Euro machen.

In Anbetracht all dieser Entwicklungen ist es nicht verwunderlich, dass immer mehr Audio-Konzerne Schallplattenspieler auf den Markt bringen, um die stetige Nachfrage nach neuen Geräten zu stillen.

Hier gibt es in jeder Preisklasse starke Unterschiede, die verschiedenste Ansprüche zufriedenstellen sollen. Die Schallplatte lebt und wird so schnell nicht von der Bildfläche verschwinden. Ein Stück Musikgeschichte für jedermann, das viele Jahrzehnte überlebte und noch heute Generationen miteinander verbindet

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