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Starten die ersten UHD-Sender bereits 2015 über Eutelsat?

28. Mai 2015

Ultra HD Fernseher sind in aller Munde. Ob nun in Form der klassischen flachen Bauweise oder aber mit gebogenem Panel im Curved-Design. Via Satellit lassen sich bereits die ersten UHD-Demokanäle empfangen, um die fazinierende Bildqualität mit im Vergleich zu Full HD viermal höhere Auflösung erleben zu können. Ultra HD Fans wird es ganz bestimmt freuen, dass bereits Ende 2015 die ersten kommerziellen UHD-Sender an den Start gehen könnten. Über Ultra HD und die möglichen Verbreitungswege sprachen wir mit Herrn Hans Peter Schmitt aus dem Hause Eutelsat Deutschland.

SATVISION: Warum ist der Satellit und somit lineares Fernsehen Ihrer Ansicht nach attraktiv für zukünftige Ultra HD Übertragungen?

H.-P. Schmitt: Aus unserer Sicht wird die Plattform Satellit für die Übertragung von Inhalten eine ähnliche Schlüsselrolle als Treiber für Ultra HD spielen wie bei HD. Gerade bei hochvolumigen Übertragungen bietet der Satellit aufgrund seiner Broadcastfähigkeit, der verfügbaren Bandbreiten und der flächendeckenden Abdeckung deutliche Vorteile gegenüber anderen Verteilplattformen. Der Satellit ist darüber hinaus auch der ideale Vorlieferant zu den terrestrischen Infrastrukturen Kabel, IP und Antenne. So haben wir mit der ANGA und der KDG/Vodafone auf der IFA 2014 im vergangenen Jahr gezeigt, wie verschiedene Infrastrukturen wie Satellit, Kabel und IP optimal in der Übertragungskette zusammenspielen können.

SATVISION: Für welche Programminhalte eignet sich ein Ultra HD TV-Sender Ihrer Ansicht nach im Besonderen?

H.-P. Schmitt: In erster Linie bringt Ultra HD ein bisher nur aus dem Kino bekanntes, plastisches, gestochen scharfes Seherlebnis mit brillanten Farben sowie eine bisher nicht gekannte Bild- und Audioqualität auf noch größeren Bildschirmen. Die besonderen Sehvorteile von Ultra HD kommen aus unserer Sicht vor allem bei Sportereignissen, Spielfilmen, Dokumentationen, Life-Style und Konzerten voll zum Tragen.

SATVISION: Sie bieten auf der Orbitalposition HOT BIRD auf 13° Ost bereits einen frei-empfangbaren UHD Demokanal an. Auf welche Ultra HD Inhalte setzen Sie gegenwärtig und werden Sie zukünftig weiteren UHD-Content bieten?

H.-P. Schmitt: Neben RAI, BBC, Tricolor, Sky Italia, Digitürk, France TV und RedBull kooperieren wir mit vielen anderen Partnern weltweit, um das Angebot an Ultra HD Inhalten via Eutelsat kontinuierlich auszubauen und zu ergänzen. Dieses besteht aus einem Mix an Sport, atemberaubenden Dokumentationen und Live-Produktionen wie etwa mit RedBull zur IBC. Jüngste Beispiele sind Produktionen von der Weltausstellung in Mailand und eine von Eutelsat mit modernsten TV-Techniken in Ultra HD gedrehte einzigartige Sequenz der berühmten Fresken von Giotto in der Basilika St Francis in Assisi.

SATVISION: Wann wird Ihrer Einschätzung nach der erste kommerzielle UHD-Sender (der UHD Demokanal ausgenommen) via Eutelsat starten und mit wie vielen Bildern (25p, 30p, 50p od. 60p) pro Sekunde?

H.-P. Schmitt: Bei Eutelsat steht die Übertragungskette Satellit für die kommerzielle Einführung von Ultra HD bereit. Wir sind im ständigen Dialog mit interessierten Sendern und Inhalteanbietern. Zudem beobachten wir im Markt, dass sich derzeit zahlreiche Entwicklungen im Umfeld von Ultra HD beschleunigen. Daher sind wir optimistisch, erste Ultra HD Sender auf dem Eutelsat-Satellitensystem gegen Ende 2015 begrüßen zu können. Die Entwicklung wird dann 2016 an Fahrt gewinnen. Sicherlich werden die ersten Impulse zunächst von Pay-TV Anbietern ausgehen, die ihre Portfolios um Ultra HD Themensender mit Spiel- und Dokumentarfilmen sowie Lifestyle-Inhalten erweitern. Zudem erwarten wir durch Live-Übertragungen von Konzerten und großen Sportereignissen, wie im kommenden Jahr die Fußballeuropameisterschaft und künftige Olympischen Spiele, einen erheblichen Schub für die erfolgreiche Markteinführung. Unser HOT BIRD 4K1 war bereits im Frühjahr 2014 der erste in HEVC codierte Demokanal in Europa, der mit fünfzig Bildern in der Sekunde und 10-bit Farbtiefe überträgt. Bei den ersten Sendern gehen wir von 50 bis 60 Bildern in der Sekunde aus. Die Industrie arbeitet zudem schon an Lösungen mit 110 bis 120 Bildern, die 2016, 2017 in dem Markt kommen könnten.

SATVISION: Werden nicht eher VoD-Anbieter bei der Übertragung von Ultra HD Inhalten die Nase vorn haben?

H.-P. Schmitt: VoD- bzw. OTT-Anbieter spielen eine wichtige Rolle als Wegbereiter von Ultra HD. So sind Amazon und Netflix bereits mit Ultra HD bzw. in 4k gedrehten Kinofilmen im Markt aktiv. Diese Angebote sorgen bei den Verbrauchern für Appetit auf mehr. Doch bei der Verbreitung ihrer hochvolumigen Inhalte stoßen diese Provider auf technische Grenzen, denn sie sind auf sehr leistungsstarke Netzinfrastrukturen angewiesen. Diese stehen jedoch weder in Deutschland noch in den anderen wichtigen europäischen TV-Märkten flächendeckend bereit. Gerade bei der Verteilung von Ultra HD Sendern bis in den letzten Winkel kommen die besonderen Vorteile des Satelliten im Gegensatz zu den anderen Verteilinfrastrukturen voll zur Geltung. So rechnen die Marktforscher von Northern Sky Research bis 2025 weltweit mit über 800 Ultra HD Sendern. Davon werden 70 Prozent direkt via Satellit an Haushalte übertragen.

SATVISION: Wie wird sich das lineare Fernsehen Ihrer Einschätzung nach zukünftig entwickeln?

H.-P. Schmitt: Das lineare Fernsehen behauptet in meinen Augen seinen Führungsplatz. Allerdings ändern sich die Art und Weise, wo, womit und wie wir Fernsehen konsumieren. Die Bedeutung zeitversetzter, nicht-linearer TV-Inhalte steigt weiter, wird das lineare Fernsehen jedoch nicht verdrängen. Zudem erwarte ich von Ultra HD einen wichtigen Schub für lineares Fernsehen, da die kleinen mobilen Endgeräte die neuen Seherlebnisse nicht so beeindruckend zur Geltung bringen können.

SATVISION: Wieviel Bandbreite wird ein TV-Sender für die Ausstrahlung von UHD-Inhalten benötigen?

H.-P. Schmitt: Wir empfehlen derzeit für einen Ultra HD Kanal 25 Mbit/s. Mit noch besseren Encodern, die dieses und nächstes Jahr in den Markt kommen, lassen sich die Bitraten auf 20 Mbit/s weiter reduzieren.

SATVISION: Sendebetreiber müssen immer auch die Kosten im Auge haben. Wie hoch sind die Mehrkosten (allein für die Übertragung) für einen TV-Sender der UHD-Inhalte überträgt (im Vergleich zu HD- und SD-Varianten).

H.-P. Schmitt: Sicherlich fallen bei der Übertragung von Ultra HD höhere Kosten an als etwa bei HD. Gerade daher hat Eutelsat das Bestreben, seinen Senderpartnern durch Einsatz neuer Techniken und Verfahren zu helfen, die für die Übertragung benötigten Bandbreiten weiter zu reduzieren. Damit senken wir zugleich die Einstiegshürde Übertragungskosten für interessierte Sender. Ein wichtiger Schritt dabei ist der Einsatz des HEVC Codec, der zu signifikanten Fortschritten bei der Komprimierung der hohen Datenmengen von Ultra HD führt. Durch den Einsatz der eben erwähnten Dekoder zum Beispiel kommen wir künftig auf Bitraten von 20 Mbit/s. Damit liegen wir dann bei den Übertragungskosten etwa nur doppelt so hoch wie bei einem herkömmlichen HD-Kanal. Und dies quasi bei der vierfach höheren Auflösung als HD.

SATVISION: Ab welcher Bildschirmdiagonale (+ Sitzabstand) macht Ihrer Einschätzung nach Ultra HD erst richtig Spaß?

H.-P. Schmitt: Experten gehen bei Ultra HD Geräten von der 1,3-fachen Bildschirmdiagonale für den optimalen Abstand aus. Ich denke 3-4 Meter genügen bei richtig großen Bildschirmen von 60 bis 85 Zoll. Ich persönlich würde etwas mehr Abstand bevorzugen. Dies hängt jedoch zumeist vom tatsächlichen Platz im Wohnzimmer ab.

SATVISION: Bevorzugen Sie persönlich die klassische flache Bauform von Fernsehern oder die noch relativ neuen gebogenen Curved TVs und besitzen Sie bereits einen UHD-Fernseher bzw. planen Sie die Anschaffung kurz- oder mittelfristig?

H.-P. Schmitt: Die neuen curved TVs kommen sicher dann voll zur Geltung, wenn man relativ nah und zentral vor einem sehr großen Bildschirm sitzt und dann können Sie wirklich das Gefühl erzeugen, mittendrin zu sein. Das ist natürlich nicht immer gegeben, gerade wenn man auch mal von der Seite mitschaut. Insofern sind curved TVs einfach eine tolle Bereicherung des Angebotes, aber nicht die Universallösung für jeden. Mein nächster Fernseher wird aber auf jeden Fall ein UHD Gerät sein.

SATVISION: Was für ein TV-Gerät schmückt aktuell Ihr privates Wohnzimmer?

H.-P. Schmitt: Derzeit noch ein ganz normaler flacher Smart TV. Den Hersteller lasse ich an dieser Stelle mal weg.

SATVISION: 3D hat sich in den heimischen Wohnzimmern nicht durchsetzen können und wird nur selten genutzt. Mit welchem Hintergrund wird es Ihrer Einschätzung nach mit der Ultra HD Technologie anders sein?

H.-P. Schmitt: Der Erfolg und die rasche Markteinführung hängen von den Faktoren Verfügbarkeit der Inhalte, einheitlichen Standards, den richtigen Ultra HD Empfangsgeräten, deren Preisen und letztlich den richtigen Verteilwegen ab. Dabei sollten es alle an der Ultra HD Wertschöpfungskette Beteiligten den Verbrauchern möglichst einfach machen. Da die allermeisten Kinofilme schon sehr lange in 4k gedreht werden, dürfte an attraktiven Inhalten kein Mangel herrschen. Die Panelhersteller haben alles getan, damit technisch neue Seherlebnisse möglich sind. Bei den Preisen sind wir bereits bei rund 1.200 und weniger Euro angelangt. Zugleich beobachten wir bei Verbrauchern sehr starkes Interesse und einen hohen Kenntnisstand über Ultra HD. Dies hat uns gerade erst eine europaweite Studie bestätigt, die wir mit Marktforschern in den vergangenen Monaten realisierten. Daher sind wir fest davon überzeugt, dass die Markteinführung von Ultra HD rascher vorankommt als seinerzeit HD. Es wird sich aus oben genannten Gründen in den heimischen Wohnzimmern auch schneller durchsetzen als 3D, zumal es nahezu unabhängig von der Sitzposition und natürlich ohne zusätzliche, den Komfort einschränkende Hilfsmittel, wie etwa einer speziellen Brille auskommt. Das Thema 3D ist aber sicher noch nicht durch und könnte sogar durch die neuesten Entwicklungen im Bereich 4k und UHD einen neuen Schub erhalten.

SATVISION: Bitte vervollständigen Sie den folgenden Satz: Ultra HD Inhalte haben für Eutelsat als Betreiber den Stellenwert, dass …

H.-P. Schmitt: … wir damit langfristig die führende Rolle des Satelliten als bevorzugten Übertragungsweg für das Fernsehen der Zukunft festigen.

SATVISION: Vielen Dank für das Gespräch.

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