Traditionsmarke Kathrein meldet erneut Insolvenz an
22. August 2025

Die Unternehmen der Rosenheimer KATHREIN-Gruppe werden saniert. Um diesen Restrukturierungsprozess und damit die Zukunftsperspektive zu sichern, haben in den vergangenen Tagen die Gesellschaften KATHREIN SE (5. August), KATHREIN Electronics GmbH (11. August) und KATHREIN Digital Systems GmbH (18. August) jeweils einen Antrag auf Eröffnung eines vorläufigen Insolvenzverfahrens gestellt. Das Amtsgericht Rosenheim bestellte jeweils Rechtsanwalt Michael Verken von Anchor zum vorläufigen Insolvenzverwalter. Gemeinsam mit der jeweiligen Geschäftsleitung werden die Unternehmen stabilisiert. Der Investorenprozess startet in Kürze. Erste Interessensbekundungen liegen dem vorläufigen Insolvenzverwalter teilweise bereits vor.
Im März 2025 hatte die KATHREIN Broadcast GmbH die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beantragt. Das Verfahren wurde am 1. Juni eröffnet. Ein Investor für die KATHREIN Broadcast ist bereits gefunden. Mit dem Einstieg von Lenbach Capital mit Sitz in München ist die Grundlage geschaffen, das im März eröffnete Insolvenzverfahren abzuschließen und den Geschäftsbetrieb langfristig zu sichern. Die neuen Gesellschafter unter Führung von Lenbach Capital-Gründer Dr. Hans Liebler übernehmen sämtliche Anteile an der KATHREIN Broadcast GmbH.
100jährige Unternehmensgeschichte
Die KATHREIN-Gruppe bestand im Wesentlichen aus der KATHREIN Broadcast GmbH und der KATHREIN Electronics GmbH, die die Gesellschaften KATHREIN Digital Systems, KATHREIN Solutions und KATHREIN Sachsen bündelt. Die KATHREIN Broadcast GmbH ist durch die neuen Gesellschafter zukünftig nicht mehr Teil der KATHREIN-Gruppe. Die Gruppe bietet ein breites technisches Spektrum von Hochfrequenz- und Rundfunktechnik über Netzwerktechnik und digitale Empfangssysteme bis hin zu AutoID-Anwendungen, eMobility-Lösungen und Produkten für die Gebäudeinstallation an. Entwicklung, Fertigung, Vertrieb und Service werden weitgehend in Deutschland durchgeführt. Innerhalb des Verbunds werden Kompetenzen und Ressourcen genutzt, um Prozesse effizient zu gestalten und Synergien zwischen den einzelnen Gesellschaften zu realisieren. Die KATHREIN-Gruppe verfügt zudem über internationale Tochtergesellschaften. Die renommierte Marke KATHREIN blickt auf eine über 100-jährige Geschichte zurück.
Die Gruppe hatte aufgrund der weltweiten Multikrisen mit Umsatzeinbrüchen zu kämpfen. Im vergangenen Jahr führten vor allem die internationalen Unsicherheiten aufgrund des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine zu einem starken Umsatzeinbruch. Der wesentliche Grund für die Krise der Gruppe liegt aber in der fortdauernden Belastung durch die Restrukturierung von früheren Gesellschaften, die bereits vor Jahren begonnen wurde. Da es nicht gelang, die damit einhergehenden Belastungen und Aufgabenfelder schneller zu lösen, waren nun die Insolvenzanträge unvermeidlich. In der KATHREIN-Gruppe an den Standorten in Süddeutschland sind aktuell über 100 Beschäftigte von der Insolvenz betroffen. Die Gehaltszahlungen werden durch das Insolvenzgeld der Agentur für Arbeit übernommen.
Investorenlösung wird angestrebt
Der vorläufige Insolvenzverwalter Michael Verken und sein Team haben in den vergangenen Tagen bereits eine Vielzahl von Gesprächen mit dem Management, den Beschäftigten sowie wichtigen Kunden und Geschäftspartnern geführt. Eines der wesentlichen Ziele dabei war es, dass der Geschäftsbetrieb in den Unternehmen aufrecht erhalten bleiben kann. „Uns ist es gemeinsam gelungen, die Abläufe zu stabilisieren und für eine ununterbrochene Versorgung und Betreuung unserer Kunden zu sorgen. Nun geht es für uns darum, eine langfristige tragfähige Lösung für die KATHREIN-Gruppe zu finden und die bekannte Traditionsmarke zu erhalten. Erste Gespräche mit potenziellen Investoren laufen bereits. Ein strukturierter Prozess wird in den kommenden Tagen starten.“, kündigt der vorläufige Insolvenzverwalter Michael Verken an.