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„Terra X: Mythos Wolfskind“ erste UHD-Produktion des ZDF

23. März 2016

Die UHD-Technologie mit 3.840 × 2.160 Bildpunkten und einer vierfach höheren Auflösung als Full HD 1080p gilt derzeit als wichtiger Wachtumstreiber der Consumer Electronics-Branche. Viele 4K-TVs und UHD-Receiver sowie 4K-Boxen sind bereits auf dem Markt und auch die Zahl der verfügbaren UHD-Inhalte steigt weiter. Neuester Content-Lieferant ist das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF): Der Sender startet unter dem Arbeitstitel „Terra X: Mythos Wolfskind“ seine erste UHD-Produktion samt „7.1 plus 4“-Tonmischung für Surround-Sound auch von oben. Erstmals wird damit eine Folge der Terra X Dokureihe im ultrahochauflösenden 4K-Format und als 360-Grad-Film für Virtual Reality-Anwendungen produziert.

Gerade noch rechtzeitig, kurz vor Redaktionsschluss erreichten uns die ersten Bilder vom Dreh in Indien, die das bildgewaltige 4K-Spektakel bereits erahnen lassen und einen Einblick in die faszinierende Welt der 4K-Produktionstechnik ermöglichen. Inhaltlich dreht sich die 4K-Folge der Terra X Dokureihe um sogenannte Wolfskinder, die ausschließlich mit Tieren aufwachsen. Zu sehen sein wird die rund 45-minütige 4K-Folge per Stream und Download ab Ende Mai/Mitte Juni, Teile davon schon früher. In unserem Bericht gewähren wir einen Blick hinter die Kulissen und zeigen, in welche (Daten-)Dimensionen sich das ZDF begeben hat.

Terra X

Logo von Terra X

Im linearen Free-TV hat Terra X für Erstausstrahlungen den Sendeplatz in der Regel sonntags um 19:30 Uhr. Darüber hinaus wird die Sendung u.a. gelegentlich auf ZDFneo oder ZDFinfo wiederholt und ist in der ZDF-Mediathek abrufbar. Die Dokureihe zeigt Geschichts-, Natur- und Tier-Dokumentationen und bringt Dokus zu den Themen Wissenschaft, Fiktion und Archäologie.

Auch wenn beim ZDF auf absehbare Zeit keine UHD-Ausstrahlungen im linearen TV via Satellit, Kabel und IPTV zu erwarten sind, bietet sich dem Sender mit dem bildstarken Dokumentationsformat Terra X dennoch die ideale Bühne, um erste Erfahrungen mit der zukunftsweisenden UHD-Technologie zu sammeln. Bei der 4K-Produktion von Regisseur Jens Monath geht es demnach in erster Linie darum, die neue Produktionstechnik kennenzulernen. Andere 4K-Produktionen sind derzeit nicht geplant.

Die Dokumentaion wird mit 50 Bildern pro Sekunde aufgenommen, bei szenischen Nachstellungen beträgt die Bildrate 25 Bilder pro Sekunde. Für die „7.1 plus 4“-Tonabmischung im MPEG-H-Format, der für Zuschauer auch Objekte wie Vögel von oben hörbar machen soll, hat das ZDF mit dem renommierten Fraunhofer Institut für Integrierte Schaltungen (IIS) zusammengearbeitet, da es eine lange Tradition in der hochwertigen Tonaufnahme vorweisen kann. Die rund 45-minütige Wolfskind-Folge wird es neben der 4K-Version für das Streaming- und Download-Angebot des ZDF zusätzlich als HD-Produktion für „Terra X“ und alle ZDF-Kanäle, als 52-minütige ARTE-Variante, als internationale 52-minütige 4K-Version und in Form diverser Auskopplungen wie etwa als 2D-Film, der mit 360 Grad Aufnahmen gekoppelt wird, geben.

Spielszene aus Terra X: Mythos WolfskindAuflösungen: Die Bildschirmgröße der verschiedenen Auflösungen unterscheidet sich und beträgt bei SD-Auflösung meist 720 × 576, bei Full HD-Auflösung 1.920 × 1.080 und bei UHD-Auflösung 3.840 × 2.160 Pixel. Spielszene: In der Terra X Folge „Wolfskind“ dreht sich alles um Kinder, die ohne Bezug zur Außenwelt aufgewachsen sind und von Tieren geschützt, gefüttert und „großgezogen“ wurden. Das ZDF versucht dem Geheimnis der Wolfskinder auf die Spur zu kommen. Im Bild ist das Wolfskind „Mowgli“ mit seinen „tierischen“ Eltern zu sehen. (Foto: © ZDF / Jens Monath)

Erste Schritte in 3D

Erste Erfahrungen mit neuen Formaten und Techniken hat der Sender bereits mit dem immersiven, das heißt, in der virtuellen Realität angesiedelten, 3D-360°-Clip „Vulkane in 3D und 360 Grad“ gemacht, der die Naturgewalt eines Vulkanausbruchs zeigt und auf www.terra-x.zdf.de oder Youtube zu sehen ist. Mit geeigneten Smartphones und einer 360°-Brille oder einer speziellen VR-Brille kann dabei mit den eigenen Kopfbewegungen selbst durch die Landschaft navigiert werden. Darüber hinaus kann der Film auch am Desktop-PC angeschaut und mithilfe der Maus im 360°-Modus navigiert werden (siehe Infobox auf Seite 30). PC-Nutzer können mit der Maus über die Bilder streichen und verschiedene Bildausschnitte ansehen. Für die Wolfskind“-Produktion in 4K-Qualität ist nach Angaben des ZDF auch ein immersives 360°-Seherlebnis möglich, das den Zuschauer in eine virtuelle Welt abtauchen lässt, in der er glaubt, die Dinge anfassen zu können, weil sie ihm so nah sind. Die Nutzung erfolgt wie schon beim Vulkan-360°- Clip per 360°-Brille, VR-Brille samt Smartphone oder über den Internet-Browser. Anwender können auch diese Version am PC abspielen und mit der Maus über die Bilder streichen und verschiedene Bildausschnitte ansehen.

Terra X 360 Grad Video

Vulkan aus der Terra-X-ProduktionFür das Anschauen des Terra X 360°-Videos „Vulkane in 3D und 360 Grad“ sind Smartphones mit Android ab Version 5.0.0 und für iPhones iOS 8 Mindestvoraussetzung. Auf Windows-PCs können die Videos mit aktuellen Versionen der Browser Chrome oder Firefox abgespielt werden. Für Mac-Systeme werden aktuelle Versionen der Browser Safari, Fierfox oder Chrome angeraten. Ohne VR-Brille wird der Blickwinkel, sofern das Smartphone dies unterstützt, durch Umherbewegen des Telefons und Drehen um die eigene Achse oder durch Wischgesten auf dem Touchscreen geändert. Aufgrund des hohen Datenvolumens ist es ratsam, das Angebot über eine WLAN-Verbindung aufzurufen, damit das mobile Download-Volumen geschont wird. Im PC-Browser wird der Blickwinkel durch Klicken, Halten und Bewegen der Maus auf dem Film verändert.

Samsung Gear VR

Samsung Gear VRUm spektakuläre 3D-Aufnahmen wie das Terra X Virtual Reality Projekt „Vulkane in 3D und 360 Grad“ in 3D-Optik ansehen zu können, werden 3D-Brillen wie die Samsung Gear VR benötigt. Die Virtual Reality Brille ist für 99,– erhältlich und kompatibel mit den Samsung Smartphones Galaxy S7, Galaxy S7 edge, Galaxy S6 edge+, Galaxy S6 und Galaxy S6 edge. Das Smartphone wird in das Brillengestell eingeschoben und per Micro-USB-Anschluss mit der Brille verbunden. Danach kann im Film umhergeschaut werden.

4K-Produktionstechnik

Im Unterschied zu „normalen“ HD-Formaten verursachen 4K-Produktionen höheren Speicheraufwand und ziehen verstärkte Überlegungen nach sich, wie die Produktion in höchster Qualität an den Zuschauer gebracht werden kann. Das fängt bei den eingesetzten Kameras an und hört bei geeigneten Speicherkarten auf, die die immensen Datenmengen verarbeiten können. Den Speicheraufwand schätzt das ZDF beispielweise vorläufig auf 30 Terabytes an Daten, wohingegen bei einer (vergleichbaren) HD-Produktion lediglich fünf bis 7,5 Terabytes anfallen würden. Dementsprechend werden Speicherkarten benötigt, die mehr Daten als üblich und zudem schneller aufnehmen, da die Aufnahmen mit 50 Bildern pro Sekunde erfolgen.

Eingesetzte Kamera: Sony PMW F55Szenischer Dreh: Das ZDF verwendet für die 4K-Produktion unter anderem die Kamera PMW-F55 von Sony. Die Kamera unterstützt 11.6 Megapixel (total) und 8.9 Megapixel (effektiv) und nimmt Videos mit bis zu 60 Bildern pro Sekunde auf. Im Bild ist Kameramann Jan Prillwitz mit einer der verwendeten Kameras beim szenischen Dreh zu sehen. Sony PMW-F55 4K-Kamera: Eine der zum Einsatz kommenden 4K-Kameras ist das Modell Sony PMW-F55. Das Modell filmt mit 4.096 × 2.160 Pixeln, hat einen Einzelchip-CMOS-Sensor verbaut und kostet rund 35.000 US-Dollar (umgerechnet rund 32.000 Euro). (Foto: © ZDF / Jens Monath)

Das ZDF setzt für alle Spielszenen auf die Sony-Kameras F55 (4K) und F65 (8K), die mit bis zu 4.096 × 2.160 Pixeln, auch Cinema 4K genannt, und im Falle der F65 bis zu 120 Bilder pro Sekunde aufnehmen können. Nach ZDF-Angaben dreht der Sender im RAW-Format. Das bedeutet, dass beim Dreh die realen Bilder nur gesehen werden, wenn nicht auf den Monitor geschaut wird. Wenn dagegen auf den Monitor geschaut wird, werden nur sehr farbarme Bilder sichtbar, sodass die Beurteilung am Drehort, wie etwas genau aussieht, nicht immer einfach ist. Bei der Post-Produktion ist das Problem ähnlich, da der Film noch kein Grading hat, also noch nicht in puncto Farbe, Helligkeit und Kontrast bearbeitet wurde. Beim Grading schließlich erhält der Film den gewünschten Look, etwa kühl oder warm, etc. Damit der Regisseur die Bilder dann beurteilen kann, wird den Bildern also eine Farbstimmung aufgelegt, damit die Qualität besser beurteilt werden kann.

Tonformat

Der Ton wird in Zusammenarbeit mit dem IIS als so genannte „7.1 plus 4“-Mischung im MPEG-H-Format abgemischt, sodass der Klang den Zuschauer bei Verwendung üblicher 7.1-Surround-Systeme und vier an der Decke angebrachten Höhenlautsprechern vollständig vom Ton eingehüllt wird. So sehen Nutzer Objekte wie Vögel nicht nur im Baumwipfel, sondern hören dessen Zwitschern gleichzeitig von oben. Auf diese Art vermittelt der Raumklang dem Zuschauer das Gefühl, direkt am Geschehen teilzunehmen. Das MPEG-H-Audioformat wird für die Speicherung und Übertragung des 3D-Klangs verwendet. Daneben sind auch herkömmliche Tonspuren für 5.1-Systeme und Stereo-Klang möglich. Bei der 360°-Version, die ebenfalls online auf www.terra-x.zdf.de verfügbar sein wird, ist ein immersives Tonsignal zwingend erforderlich. Hier kommt zudem die neue Technik „Cingo“ zum Einsatz. Damit kann die virtuelle Klangwelt auch mit handelsüblichen Kopfhörern wiedergegeben werden, wobei auch die Kopfbewegungen des Nutzers so in die Wiedergabe mit einbezogen werden sollen, dass Klangquellen in der virtuellen dreidimensionalen Welt jederzeit an ihrer tatsächlichen Position wahrgenommen werden können.

Streaming und Download

Die rund 45-minütige 4K-Produktion wird als Download und per Stream zur Verfügung stehen. Vorläufig gibt das ZDF an, die Produktion mit einer durchschnittlichen Datenrate von sechs Mbit/s einzustellen. Zusätzlich wird auch eine Auswahlmöglichkeit mit geringeren Bandbreiten generiert. Für das Streaming mit einer Datenrate von sechs Mbit/s wird nach Angaben des ZDF eine Mindest-Internetbandbreite von acht Mbit/s beziehungsweise nächsthöhere Bandbreitenstufen von 16 Mbit/s oder 24 Mbit/s empfohlen.

Inhalt

Set-Foto von den Dreharbeiten mit Feuerszene Dreharbeiten in Indien: Für die 4K-Produktion macht das ZDF-Team selbst vor indischen Tempeln nicht Halt und arbeitet zudem mit explosiven Spezialeffekten und farbenfrohen Kostümen. Der Kameramnn dreht im RAW-Format und verlässt sich bei seinem Einsatz in einem indischen Tempel auf sein Auge und spezielles 4K-Equipment. (Foto: © ZDF / Jens Monath)

Wie der Arbeitstitel „Terra X: Ge­heim­nis Wolfskind“ schon sagt, geht es inhaltlich um den Mythos Wolfskinder, der in zahlreichen Legenden und fiktiven Geschichten wie „Tarzan“ oder im „Dschungelbuch“ in Gestalt von ­„Mowgli“ vorkommen, von der Wissenschaft jedoch angezweifelt werden. Dabei handelt es sich um Kinder, die fernab der Zivilisation mit Tieren aufgewachsen sind oder sogar von ihnen beschützt und gefüttert wurden. Die Doku versucht die Frage zu beantorten, ob es diese Kinder wirklich gab und geht den realen Vorbildern wissenschaftlich auf den Grund. Zudem wird in Experimenten untersucht, unter welchen Bedingungen – beziehungsweise ob überhaupt – Tiere Menschen füttern oder schützen würden. Gedreht wurde dafür bisher in Uganda, Rumänien sowie Indien und für April sind jeweils drei Drehtage in Österreich und Deutschland geplant.

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