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TC Unterhaltungselektronik AG im Interview über die Fernsehfee

17. April 2013

Die „Fernsehfee“ ist ein HD-Sat-Receiver mit Android Betriebssystem und integriertem Werbeblocker. Zudem soll die neue Box bequem per Sprachsteuerung bedienbar sein und den Anschluss von externen Speichermedien für Aufnahmen ermöglichen. Noch im April sollen weitere Versionen der Fernsehfee für den digitalen Kabel- und DVB-T Empfang folgen. Zudem eine weitere Variante ganz ohne integrierten Empfangstuner. Über die preiswerte 99,– Euro HD-Box und warum diese erst jetzt auf den Markt kommt, sprachen wir mit Frau Petra Bauersachs, Vorstandsvorsitzende der TC Unterhaltungselektronik AG.

Petra Bauersachs, Vorstandsvorsitzende, TC Unterhaltungselektronik AG

SATVISION: Was versteckt sich hinter dem Projekt „Fernsehfee“?

P. Bauersachs: Von „Verstecken“ würde ich bei der langen öffentlichen Vorgeschichte nicht sprechen. Zur Erinnerung: Die Fernsehfee hatte es 2004 sogar in die Tagesschau-Berichterstattung geschafft, als wir gegen RTL vor dem BGH gewonnen haben. Wie damals wird die neue Fernsehfee zunächst einmal Werbung ausfiltern. Durch die Internetanbindung der Box sind zudem sehr ausgefeilte „Personal-TV“ Funktionen möglich, die dafür sorgen, dass persönliche Highlights nicht mehr versäumt werden und TV-Schrott ganz nach unten in die Kanalliste verbannt wird.

SATVISION: Wie viel Zeit ist von der Idee bis zur Umsetzung vergangen und mit welchem Hintergrund spielt auch die RTL-Gruppe bei Ihrem Produkt eine wichtige Rolle?

P. Bauersachs: Die RTL-Gruppe hat zunächst die Fernsehfee zu Unrecht verbieten lassen. Schadensersatz steht uns nach einem Gerichtsurteil zu, aber über die Höhe streiten wir bis heute. RTL hatte vor dem BGH behauptet, der duale Rundfunk sei in Gefahr, da jeder zweite Spezial Interview Haushalt sich einen Werbeblocker kaufen würde. Heute wird behauptet, die Fernsehfee hätte eh keiner gekauft. Wir werden zeigen, dass dies falsch ist, die Nachfrage nach einem Schutz gegen nervige Werbung ist auch heute ungebrochen hoch.

Begonnen hat die erste Fernsehfee mit der Übermittlung der Werbeblocksignal über UKW-RDS im Jahr 1999. Danach war sie Teil des TVOON-Mediacenters. Windows basierte Home-PCs sind aber mittlerweile out (zu laut, zu unstabil, zu viele TV-Kartenprobleme). Derzeit erobern lüfterlose TV-Miniboxen die Wohnzimmer mit sehr günstigen und leistungsstarken Chips aus der Handy- Welt, diese bringen im Gegensatz zu vielen Fernsehern echtes Smart-TV.

SATVISION: Mit welchem Hintergrund setzen Sie auf das Betriebssystem Android?

P. Bauersachs: Android ist im Handybereich bereits Marktführer und hat Apple weit hinter sich gelassen. Grund ist die Offenheit. Jeder kann Apps entwickeln und diese sind meist kostenlos. Android ist leistungsstark wie Linux, aber kinderleicht zu bedienen.

SATVISION: Wie funktioniert der „Werbeblocker“ genau und ist die Funktion bei allen Sendern, unabhängig davon ob es sich um freie oder verschlüsselte Programminhalte in SD- oder HDQualität handelt, gegeben?

P. Bauersachs: Die genaue Funktionsweise verraten wir nicht. Nur soviel: Früher haben wir Mitarbeiter beschäftigt, die das Signal manuell gesendet haben. Auch heute begleiten wir das Programm, aber eher um Sendeverschiebungen, Sondermeldungen zu senden oder TV-Chats zu moderieren. Natürlich werden nicht alle Astra-Kanäle wie Homeshopping oder ohnehin werbefreie öffentlich rechtliche Sender begleitet. Aber von einer Reichweite von mehr als 96 % der gesehenen Sender kann man ausgehen. SD oder HD macht da keinen Unterschied.

SATVISION: Wieviel Zeit vergeht bei einer etwaigen Werbeunterbrechung bis der „Werbeblocker“ greift?

P. Bauersachs: Das ist unterschiedlich, es können durchaus bis zu 3 Sekunden vergehen. Da aber meist Trailer vorgeschaltet sind, verpasst man nichts vom Programm. Man kann aber auch nur „Ton-Aus“ wählen, das ist auch sehr praktisch, wenn der TV als Hintergrundmedium genutzt wird.

SATVISION: Gefährden Sie mit der Fernsehfee nicht gerade die die Privaten Sender die sich ausschließlich durch Werbung finanzieren?

P. Bauersachs: Das wollen wir hoffen, schließlich haben wir da noch einige Rechnungen offen. Nein, im Ernst: Die Privaten hatten auch keine Probleme uns durch unrechtmäßige einstweilige Verfügungen jahrelang an den Rand der Insolvenz zu treiben, obwohl wir freiwillig eine maximale Stückzahl von 1.000 pro Monat angeboten hatten. Damit hätten nach 10 Jahren nur 4 Promille der Haushalte einen Werbeblocker gehabt, die Privaten wurden also zu keinem Zeitpunkt durch uns gefährdet, wir aber umgekehrt sehr. Nachahmer hätte es aufgrund des Patentschutzes auch nicht gegeben. Außerdem finanzieren sich die Privaten schon längst nicht nur durch Unterbrecherwerbung. Da gibt es unzählige Quellen mehr.

Der negativste Effekt auf das Fernsehen durch die Privaten liegt darin, daß die Preise für Filme, Fußball oder anderen Content etc. durch die Werbeeinnahmen, die jeder Kunde an der Kasse zahlt, künstlich nach oben getrieben werden. Es gäbe auch ohne Private ein wundervolles TV-Programm, es wäre sogar billiger für alle Beteiligten. Kurz: die Privaten braucht keiner, sie kosten uns alle an der Ladenkasse 11,34 Mrd. Euro im Jahr, pro Haushalt ca. 300 Euro pro Jahr, also 25 Euro im Monat. Mit 100.000 verkauften Fernsehfeen könnte die werbetreibende Wirtschaft also 30 Mio. Euro jährlich einsparen, eher sogar mehr, denn es sind besonders die gebildeten Haushalte, die sich und ihre Kinder vor Unterbrecherwerbung schützen wollen. Diese Käufer haben meist zuvor eh schon manuell weggezappt, ein echter Verlust an Reichweite steht also gar nicht zu befürchten, nur man muss jetzt als Werber diese Zielgruppe nicht mehr mitbezahlen. Daher werden wir auch die Zahl der verkauften Boxen und TV-Werbeblocker-Apps regelmäßig veröffentlichen.

Hinzu kommt: Selbst große Hollywood- Studios bieten ihre Filme schon direkt im Internet an, die Privaten TV-Sender sind eigentlich überflüssig geworden, nerven uns aber immer noch mit TV-Werbung. Viele haben ja schon vergessen, warum die Privaten überhaupt eingeführt wurden. Ich erinnere da gerne an Edmund Stoiber der Franz Josef Strauß geschrieben hat, Zitat: „Unsere Politik bezüglich RTL-plus war immer darauf ausgerichtet, eine Anbindung von RTL an das konservative Lager zu sichern beziehungsweise ein Abgleiten nach links zu verhindern.“ Oder erinnern Sie sich an den Kohl/Kirch-Skandal. Wir jedenfalls haben hautnah miterleben müssen, wie enorm einflußreich die privaten TV-Sender in Deutschland sind. Das war für uns aber eher ein Grund mehr, den Werbeblocker durchzuboxen.

SATVISION: Für den Monat März haben Sie die SAT-Variante der Fernsehfee angekündigt. Werden zukünftig weitere Modelle für andere Empfangswege folgen?

P. Bauersachs: Ja es werden DVB-C, DVB-T und auch eine tunerlose Variante folgen (HDMI-IN). Diese löst dann einige Problematiken bzgl. HD+, hier darf der Zuschauer ja nicht einmal in eigenen TVAufnahmen vorspulen.

SATVISION: Werden Sie zukünftig auch Zubehör wie eine Tastatur anbieten, um die Internetfunktionen komfortabel nutzen zu können?

P. Bauersachs: Dieses Android-Zubehör ist schon jetzt überall erhältlich, aber fürs reine Surfen nicht wirklich nötig. Was wirklich praktisch ist, ist eine gewöhnliche USB-Bluetooth Funkmaus vom PC, die kostet zwischen 5 und 10 Euro.

SATVISION: Welche Möglichkeiten bieten Sie potentiellen Anwendern für die auch verschlüsselte Inhalte eine wichtige Rolle einnehmen?

P. Bauersachs: Die Tuner der Fernsehfee entschlüsseln selbst keine Programme. Ob hierzu allerdings Apps oder USBZusatzgeräte auf dem Markt auftauchen werden, ist derzeit schwer zu sagen. Für User, die HD+ oder andere Karten benutzen und daher Kartenschächte benutzen, wird es ab April die tunerlose Variante der Fernsehfee geben (mit HDMI-IN). Der User benutzt dabei einfach seinen bestehenden Receiver weiter und die Fernsehfee steuert diesen. Zusätzlich sind auch Boxen mit eingebautem CI-Schacht in Vorbereitung. bezüglich Leistungsumfang und Zeitpunkt können wir derzeit noch nicht konkret werden.

SATVISION: Welchen Stellenwert nehmen für Sie als Hersteller die Bootzeiten, Umschaltzeiten bei Programmwechseln und eine flüssige Darstellung von Online-Inhalten ein?

P. Bauersachs: Die flüssige Darstellung war uns sehr wichtig. In den Menüs, in den Dateilisten ruckelt nichts, selbst grafisch anspruchsvolle Spiele wie „Deathtrigger“ ruckeln nie. Die User schauen heute Filme oft gratis im Internet und benötigen dazu Flash. Viele Smart-TVs und Set-Top-Boxen werben mit Internetzugang, haben aber Browser ohne Flash. Das merkt man leider erst nach dem Kauf. Die Umschaltzeiten sind sehr schnell, besonders das Zappen per Mausscroll-Rad oder per Sprachsteuerung ist rasant. Die Bootzeit ist u.E. nicht so wichtig, da die Box dank Android fast nie abstürzt, aber mit 15 Sekunden auch recht flott.

SATVISION: Bitte vervollständigen Sie folgenden Satz: Die Fernsehfee ist insofern eine Revolution für das Fernsehen …

P. Bauersachs: … als dass sie das Beste aus Internet und Fernsehen leicht bedienbar verfügbar macht.

SATVISION: Vielen Dank für das Gespräch.

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