Startschwierigkeiten bei TV-Plattform Horizon

Mit Horizon hat Unitymedia, der zweitgrößte Kabelnetzbetreiber hierzulande am 4. September 2013 seine neue TV-Plattform gestartet. In den letzten Wochen und Monaten erreichten uns zahlreiche Leserzuschriften, die über Probleme klagten und das kostenpflichtige Angebot zum großen Ärgernis nur eingeschränkt nutzen konnten. Die Erstinstallation gestaltete sich für nicht wenige Unitymedia-Kunden zum schier endlosen Alptraum, da Sie weder telefonieren, im Internet surfen geschweige denn Fernsehen schauen konnten. So schauten nicht nur Sky-Abonnenten des Kabelnetzbetreibers, die sich für Horizon entschieden, zu Beginn in die Röhre, da keine Aufschaltung möglich war. Wir sprachen mit Herrn Dr. Daniel Hesselbarth über die TV-Plattform Horizon und deren Startschwierigkeiten.

Dr. Daniel Hesselbarth, Direktor CPE & Produkte und Innovationen, Unitymedia NRW GmbH

SATVISION: Am 4. September des letzten Jahres haben Sie die TV-Plattform Horizon im Unitymedia- Kabelnetz gestartet. Wie viele Kunden konnten Sie seither für Horizon gewinnen und wie bewerten Sie die Kundenzufriedenheit, da nicht wenige Kunden mit Fehlern zu kämpfen haben.

Dr. D. Hesselbarth: Wir haben bis Anfang Februar rund 75.000 Kunden für Horizon begeistern können. Ein Erfolg, über den wir uns sehr freuen. Rückmeldungen von Kunden zeigen uns, dass wir den Bedarf nach einem einfachen Zugang und einer übersichtlichen Bedienbarkeit mit Horizon erfüllen und durch unsere Plattform die lang angekündigte Konvergenz der Medien Realität werden lassen. Die anfänglichen prozessualen Herausforderungen und deren Auswirkungen haben wir in den letzten Wochen und Monaten in den Griff bekommen. Darüber hinaus haben wir ein erstes großes Software-Update ausgerollt, mit dem wir die Stabilität von Horizon erhöht und den Bedienungskomfort verbessert haben. In Summe spüren wir, dass wir auf einem sehr guten Weg sind, werden aber die Hände nicht in den Schoß legen: das nächste Software-Update mit weiteren Verbesserungen ist bei uns bereits im Test.

SATVISION: Weit vor dem Deutschland- Start wurde Horizon in den Niederlanden, Irland und auch in der Schweiz gelauncht. Inwiefern konnten Sie von dem vorzeitigen Start der TV-Plattform im Ausland hierzulande profitieren?

Dr. D. Hesselbarth: Im Hinblick auf die Funktionalität ist ein Vergleich schwierig. Wir haben Horizon mit einer Software gestartet, die es in anderen Ländern in dieser Form nicht gab. In Deutschland sind beispielsweise besondere Anforderungen im Hinblick auf den Jugendschutz zu erfüllen, die zahlreiche Änderungen an der Software erforderten. Ein Vergleich der Horizon-Plattform ist daher aufgrund der landestypischen Besonderheiten nur sehr eingeschränkt möglich gewesen. Dies gilt übrigens auch nach wie vor. Allerdings tauschen wir natürlich mit anderen Landesgesellschaften von Liberty Global Erfahrungswerte aus und führen auf unterschiedlichen Ebenen Gespräche, sei es im Marketing oder im Produktmanagement. Mit Liberty Global haben wir einen starken Partner, ohne den ein solch umfassendes Projekt nur schwierig zu stemmen gewesen wäre.

SATVISION: In der zweiten Jahreshälfte soll Horizon in Baden-Württemberg an den Start gehen. Können Sie einen konkreten Starttermin benennen?

Dr. D. Hesselbarth: Wir peilen die zweite Jahreshälfte 2014 an. Im Februar haben wir unseren Kunden in Baden-Württemberg mit „Horizon TV“ vorab bereits ein erstes Mitglied unserer Horizon-Familie zur Verfügung gestellt. Jeder, der über einen Kabelanschluss und Internetzugang von Kabel BW verfügt, kann den Dienst ohne Zusatzkosten nutzen. Unser Flaggschiff, der Horizon HD Recorder, und der Horizon HD Receiver werden folgen. Derzeit nehmen wir noch einige Anpassungen in unseren Systemen vor, die eine Voraussetzung für die Einführung von Horizon in Baden-Württemberg sind. Hintergrund ist der Integrationsprozess von Kabel BW und Unitymedia, der noch nicht abgeschlossen ist.

SATVISION: Wann wird die mobile Nutzung in Verbindung mit der „horizont. tv“ App möglich sein? Wie ist der Verhandlungsstand in Bezug auf die zwingend notwendigen Weiterverbreitungsverträge? Gegenwärtig ist die Nutzung leider auf das Heimnetzwerk beschränkt.

Dr. D. Hesselbarth: Horizon TV, also der Zugriff auf das Fernsehprogramm via App und über den Browser am PC, erfreut sich bei unseren Kunden großer Beliebtheit. Über 90.000 Kunden haben sich bereits für den Dienst registriert – ein Ergebnis, das weit über den prognostizierten Annahmen liegt. Aktuell ist die Nutzung von Horizon TV in der Tat auf das heimische WLAN limitiert. Wir befinden uns jedoch in intensiven Gesprächen mit den Rechteinhabern, um unseren Kunden auch die Nutzung von Horizon TV außerhalb der eigenen vier Wände zu ermöglichen. Durch das Zusammenwachsen von Internet und TV verliert der starre Programmfluss des klassischen Fernsehens an Bedeutung. Der Zuschauer macht sich zunehmend unabhängig vom Sendeschema. Insofern ist der mobile Zugriff auf das Fernsehprogramm nicht nur eine Notwendigkeit, sondern auch ein Bestandteil des Fernsehens der Zukunft.

SATVISION: Welche Funktionsverbesserungen und neuen Funktionen haben Sie in diesem Jahr noch auf der Horizon „to do“ Liste?

Dr. D. Hesselbarth: Durch Horizon und als Anbieter einer leistungsstarken Koax-Glasfaser-Infrastruktur sind wir für die Zukunft hervorragend aufgestellt. Stillstand gibt es bei uns jedoch nicht, wir entwickeln Horizon, das eines unserer wichtigsten Projekte ist, kontinuierlich weiter. Für den Mai planen wir die Veröffentlichung der Android-App. Darüber hinaus wird in diesem Jahr der Horizon-IP-Client erscheinen. Unsere TV- und Medienplattform wird dadurch zu einer Multiroom-Lösung, so dass Kunden unser Pay-TV-Programm auf zusätzliche Fernsehgeräte im Haushalt streamen können. Auf der Roadmap stehen zudem Verbesserungen, die für mehr Komfort sorgen und das Kundenerlebnis steigern. Aus Umfragen wissen wir beispielsweise, dass wir bei den Favoritenlisten nachjustieren müssen. Zudem werden wir Horizon kontinuierlich um neue Inhalte und Tools erweitern. In den letzten beiden Monaten haben wir unsere Video on Demand Bibliothek um 2.000 Titel auf nunmehr insgesamt 8.000 Titel erweitert. Die Entwicklungen in unserer Branche schreiten mit großen Schritten voran und unser Ziel ist es, dass wir jetzt und in Zukunft mit unserer TV- und Medienplattform die Wünsche unserer Kunden am besten erfüllen.

SATVISION: Mit welchem Hintergrund ist Horizon ausschließlich in Verbindung mit einem Unitymedia-Internetanschluss und somit nicht für Haushalte die einen anderen Internet- Provider gewählt haben nutzbar?

Dr. D. Hesselbarth: Die Horizon-Box benötigt einen aktiven IP-fähigen Unitymedia- Kabelanschluss, um alle Dienste zu transportieren. Des Weiteren erfüllen wir die Anforderungen der Inhalte-Anbieter. Die Verbreitung von Inhalten „out of home“ ist vertragsrechtlich aktuell nicht möglich.

SATVISION: Wie „fertig“ ist Horizon Stand heute entwickelt?

Dr. D. Hesselbarth: Endgeräte und deren Angebote sind einem steten Wandel unterworfen. Dies gilt für Funktionen, Bedienkonzepte und Oberflächen. Insofern kann Horizon in einigen Jahren gänzlich anders aussehen als es heute der Fall ist. Letztlich wird im Wettbewerb derjenige erfolgreich sein, der Kundenwünsche und Nutzerverhalten am besten berücksichtigt. Stand heute zeichnet sich Horizon durch eine moderne, stylische und vor allem einheitliche Oberfläche aus, bei der das TV-Erlebnis sowohl zu Hause als auch unterwegs auf dem iPhone oder iPad eindeutig im Vordergrund steht. Hinzu kommt eine intuitive Benutzerführung mit horizontaler Menüführung, die den TV-Zuschauer spielerisch durch die Menüs und die verschiedenen Welten aus klassischen TV-Inhalten und nicht-linearen Bereichen führt.

SATVISION: Welche Ziele haben Sie sich, was die Entwicklung in Bezug auf die Anzahl der Horizon-Kunden betrifft, für das Jahr 2014 gesteckt?

Dr. D. Hesselbarth: Die bisherigen Erfolge wollen wir in diesem Jahr ausbauen – helfen wird uns dabei die Einführung des Horizon HD-Recorders und des Horizon HD-Receivers in Baden- Württemberg, die für die zweite Jahreshälfte 2014 geplant ist.

SATVISION: Bitte vervollständigen Sie den folgenden Satz: Horizon ist, was die Stabilität und die Voraussetzungen für die Nutzung betrifft …

Dr. D. Hesselbarth: … auf einem sehr guten Weg. Horizon bietet derzeit das beste und innovativste Angebot, das es im deutschen Markt gibt, und wir werden alles dafür tun, damit das auch in Zukunft so bleibt.

SATVISION: Vielen Dank für das Gespräch.