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SATVISION inside (Teil 38) – So testen wir

27. Juni 2019

Die klassischen linearen TV-Empfangswege Satellit, Kabel und Antenne (DVB-T/T2) haben in den letzten Jahren zunehmend Konkurrenz bekommen. Neben den Anbietern von stationärem IPTV über den DSL-Anschluss gibt es mit MagentaTV, waipu.tv, Zattoo und Co. auch mobile Streaming-Angebote, mit denen TV-Programme unterwegs auf dem Smartphone oder Tablet sowie daheim auf dem Smart-TV geschaut werden können. Inzwischen haben sich diese dank attraktiver Senderpakete und praktischer Zusatzfunktionen wie Cloud-Aufnahmen, Neustart von Sendungen und Mediatheken zur echten Alternative zum klassischen TV-Empfang gemausert. Mit Diveo und MagentaTV gibt es auch mobile IPTV-Angebote von Satelliten- und IPTV-Anbietern, die unabhängig von einem stationären TV- oder Internetanschluss genutzt werden können. Live-TV-Streaming-Dienste wie waipu.tv, TV-Spielfilm und TV.de (ehemals Couchfunk) werden als Apps für iOS und Android angeboten, damit auf Reisen, auf dem Arbeitsweg oder auf der Terrasse die tägliche Serie, Nachrichten, Reportagen und Spielfilme geschaut werden können. Einige Anbieter können auch direkt auf dem Smart-TV oder auf Streaming-Sticks wie dem millionenfach verbreiteten Fire TV von Amazon TV genutzt werden. So bringen sie ohne Antennenkabel Live-TV mit Extrafunktionen auf den großen Fernseher im Wohnzimmer. In diesem Teil unserer Reihe „SATVISION inside“ stellen wir die wichtigsten Funktionen der bekannten Streaming-Apps vor und verraten, worauf es uns beim Testen in der Praxis besonders ankommt.

Nutzung daheim und unterwegs

Wer regelmäßig auf seinem Tablet oder Smartphone fernsieht, wird dies nicht nur in den eigenen vier Wänden oder auf der Terrasse in der Reichweite des Funknetzwerks tun, sondern auch unterwegs – beispielsweise auf dem Weg zur Arbeit zur Schule, auf Geschäftsreise oder im Urlaub. Dafür ist es erforderlich, dass die Sender sich nicht nur im Heimnetzwerk, sondern auch unterwegs streamen lassen. Aus rechtlichen Gründen, lassen sich verschiedene Programme und Inhalte nicht bei jedem Anbieter auch mobil ansehen. So können die Privaten bei waipu.tv zum Beispiel standardmäßig nur im heimischen WLAN geschaut werden. Dieses kann vom Anwender (auch im Wechsel) bestimmt werden. Die Option „Überall Fernsehen“ kann gegen einen monatlichen Aufpreis von 5,– Euro hinzugebucht werden. Maximale Flexibilität führt zu einer besseren Gesamtbewertung.

Aufnahmen


Tablet Screen: Diveo

Inzwischen gehören auch Aufnahmen zum Funktionsumfang von Streaming-Apps. In der Regel werden die Aufzeichnungen jedoch nicht lokal auf einer Festplatte gespeichert, sondern in einer Cloud abgelegt. Die Vorteile sind, dass der Speicher des Mobilgeräts nicht belegt wird und die Aufnahmen über den Account auch von anderen Geräten abgerufen werden können. So kann die unterwegs begonnene Wiedergabe daheim auf dem TV zu Ende geschaut werden. Nachteil ist, dass die Aufnahmen nicht lokal archiviert werden können und Account-gebunden sind, sprich: bei einer Kündigung des Angebots nicht mehr verfügbar sind. Wie viel Speicherplatz (in Gigabytes oder Stunden) zur Verfügung steht, hängt vom gebuchten Abo-Paket ab und ist auch Teil unserer Bewertung.

Bildqualität

Auf den mobilen Geräten wie Smartphones und Tablets mit ihren vergleichsweise kleinen Displays steht die Bildqualität nicht so im Fokus wie auf (U)HD-Fernsehern mit großen Bilddiagonalen. Dennoch möchten Zuschauer heutzutage möglichst scharfe und flüssige Bilder zu sehen bekommen – am besten in HD-Qualität. Inzwischen bieten die TV-Streaming-Anbieter nicht nur die Programme von ARD und ZDF, sondern auch die Privatsender von ProSiebenSat.1 und teilweise sogar RTL in HD-Qualität an. Je mehr Sender in Full HD zum Stream angeboten werden, umso besser fällt unsere Bewertung aus.

Senderangebot


Mobilfon Screen: Diveo

Das Senderangebot ist eines der wichtigsten Kriterien beim Testen und wenn es darum geht, sich für einen der verschiedenen Anbieter zu entscheiden. Wenn ein Anbieter kostenlos genutzt werden kann (z.B. Zattoo und waipu.tv), dann sind in der Gratisversion meist die öffentlich-rechtlichen Programme sowie einige Zusatzsender enthalten. Wer die bekannten Hauptsender einschließlich der großen Privaten schauen möchte, wird zur Kasse gebeten. Je nach Anbieter stehen zwischen 50 und 100 Sender zur Auswahl. Einige davon lassen sich gegen einen Aufpreis hinzubuchen oder sind nur im teuersten Premium-Paket enthalten. In unseren Praxistests fließt die Anzahl und Auswahl der TV-Sender mit großer Gewichtung in die Bewertung ein.

Formate

Mobilgeräte wie Smartphones und Tablets können in der Hand hochkant und im Querformat gehalten werden. Das variieren Nutzer, je nachdem welche Inhalte sie konsumieren. Für Live-TV empfiehlt sich das Querformat, welches mehr oder weniger dem Format eines Fernsehers entspricht. Andere Menüs und Screens lassen sich besser im Hochformat bedienen. Wenn eine App nicht problemlos und mit jeweils optimierter Ansicht zwischen Hoch- und Querformat umschalten kann, strafen wir diese Tatsache mit Punktabzügen ab.

Programme sortieren


Mobilfon Screen: waipu.tv

Was man vom TV und Receiver kennt, möchte man auch auf seinem Mobilgerät nicht missen. Die Möglichkeit, die Senderliste zu bearbeiten gehört allerdings nicht bei allen Anbietern zur Standardausstattung. Bei waipu.tv beispielsweise kann nicht nur die Reihenfolge intuitiv durch verschieben der Sender nach Belieben angepasst werden, es lassen sich auch unerwünschte Sender aus der Liste entfernen (und wieder hinzufügen). Die Möglichkeit der eigenen Sendersortierung sowie die Umsetzung des Sendereditors belohnen wir in unseren Tests mit Extrapunkten.

Tonqualität

Die Klangqualität hängt in erster Linie vom Ausgabegerät ab. Die Lautsprecher von Tablets und Smartphones sind meist weder besonders leistungsstark noch für den Dauerbetrieb ausgelegt. Daher greifen viele auf (kabellose) Kopfhörer und Bluetooth-Speaker zurück. In der Verantwortung des Streaming-Anbieters liegt es, dass der Ton der TV-Sender sauber und störungsfrei sowie synchron zum Bild übertragen wird.

Parallele Streams

In einem Haushalt befinden sich meist mehrere vernetzte Geräte wie Smartphones, Tablets und Smart-TVs. Verschiedene Familienmitglieder können somit unterschiedliche Inhalte unabhängig voneinander parallel anschauen. Während der Vater ein Fußballspiel auf dem Fernseher im Wohnzimmer schaut, kann sich die Tochter die neueste Folge ihrer Daily Soap auf dem Tablet ansehen. Damit das auch mit einem Streaming-Anbieter funktioniert, muss dieser mehrere parallele Streams mit einem Account ermöglichen. Je mehr, umso besser. Zwei parallele Streams sollten über einen Account aber wenigstens unterstützt werden.

Umschalt- und Bootzeiten


Mobilfon Screen: waipu.tv

Wie bei unseren Tests von Fernsehern, Set-Top-Boxen und anderer Unterhaltungselektronik messen wir auch bei Streaming-Apps die Zeit, die zum Starten benötigt wird. Auch die Umschaltzeiten zwischen den Sendern werden gemessen und finden sich im Testbericht wieder. Wie immer gilt: Je kürzer, umso besser. Bei Streaming-Diensten spielen zudem Latenzen eine Rolle. Diese sollten ebenfalls so kurz wie möglich ausfallen. Im Vergleich zu den deutlich „schnelleren“ stationären Empfangswegen „hinken“ die Streaming-Apps allerdings mindestens einige Sekunden hinterher. Bei großen Sport-Events wie einer Fußball-WM sind sie also nicht die erste „Jubel-Wahl“. Der Anbieter waipu.tv hatte während der WM 2018 in Russland für die Fußballspiele einen separaten Highspeed-Stream mit geringeren Latenz gestartet.

 

Bedienung


Tablet Screen: MagentaTV

Primär wichtig ist das Preis-Leistungsverhältnis, also wie viele Sender in welcher Qualität der Anwender zu welchem Preis geboten bekommt. Viele Sender und nützliche Funktionen sind allerdings wenig wert, wenn die Bedienung hakelig, träge und umständlich ausfällt. Haben die Programmierer und Designer gute Arbeit geleistet, lässt sich die Live-TV-App flüssig und intuitiv bedienen. Dabei sollte die Benutzeroberfläche an die entsprechende Plattform wie einen Smart-TV oder ein Tablet angepasst und dafür optimiert sein. Die Bedienung fließt in großem Maße in unsere Beurteilung ein.

Werbung


Mobilfon Screen: TV Spielfilm

Bei kostenfreien Angeboten wird innerhalb der App oder zu Beginn und während der geschauten Sendungen Werbung eingeblendet. Übermäßige viele und lange Werbeeinblendungen und Banner führen im Test zu einer schlechten Bewertung. Kostenpflichtige Angebote mit Werbung (abgesehen von den Werbeblöcken der TV-Sender) erhalten einen besonderen Malus.

Elektronische Programmzeitschrift

Der EPG ist auch in einer TV-Streaming-App ein hilfreiches Tool, um sich einen Überblick über das laufende TV-Programm sowie Sendungen der nächsten Tage zu verschaffen. Wichtig ist, dass die Sendungen, Informationen und Bilder zügig und vollständig geladen werden, damit der Anwender nicht erst darauf Warten muss, bevor er den Programmführer durchsuchen kann. Eine Suchfunktion hilft dabei, bestimmte Inhalte aufzufinden. Zudem sollten die EPG-Daten ausführlich und redaktionell aufbereitet sein. Praktisch ist die elektronische Programmzeitschrift auch, um – sofern möglich – Aufnahmen zu programmieren. Kann in der elektronischen Programmzeitschrift auch zurückgeblättert werden, lassen sich dort auch Mediatheken abrufen. Ein guter TV-Guide hat einen besonders positiven Einfluss auf die Bewertung.

Kosten

Neben der Anzahl und Qualität der Sender sowie der gebotenen (einzigartigen) Extrafunktionen stellen die Kosten für die meisten wohl den entscheidenden Grund dar, um sich für oder gegen einen Streaming-Anbieter zu entscheiden. Wichtig sind hier die monatlichen Abo-Gebühren, die Vertragslaufzeit, die Kündigungsfrist und mögliche zubuchbare Optionen wie mehr Aufnahmespeicher und die dadurch entstehenden Kosten. Begrüßenswert ist eine kostenlose Testphase, die in der Regel bei einem Monat liegt. So kann sich der Anwender ein Bild von dem in Betracht gezogenen Anbieter machen und diesen vollumfänglich in der Praxis testen.

Benötigte Bandbreite und Datenverbrauch

Dass ein mobiler Streaming-Dienst auch unterwegs genutzt werden kann, heißt nicht, dass dies auch uneingeschränkt möglich oder sinnvoll ist. Zum einen wird eine bestimmte Mindestbandbreite benötigt, damit die Streams flüssig (ohne Buffering) und in bestmöglicher Qualität übertragen werden können. Zum anderen wird eine nicht unerhebliche Menge Daten verbraucht. In unseren Tests geben wir stets an, welche Bandbreite vom Anbieter für SD- oder HD-Qualität verlangt wird. Wer kein wirklich unbegrenztes Datenvolumen zur Verfügung hat, wird nicht täglich mobil streamen können. Für einen Film fallen je nach Bildqualität schnell mehrere hundert oder gar mehrere tausend Megabytes an.

Mediatheken


Tablet Screen: Diveo

Die Mediatheken von ARD und ZDF erfreuen sich hoher Aufrufzahlen. Viele schauen sich ihre (verpasste) Lieblingssendung oder von Freunden empfohlene Inhalte gerne unabhängig von der Ausstrahlung an. Einige Sendungen können in den Mediatheken bereits vor der linearen TV-Ausstrahlung angeschaut werden. Auch die Streaming-Anbieter stellen ausgewählte Mediatheken-Inhalte zum Abruf bereit. Von den Privaten sind unter anderem ausgewählte Sendungen von ProSieben und Sat.1 verfügbar. Je mehr Inhalte abrufbar sind, umso positiver fällt unsere Bewertung aus. An dieser Stelle sei die Megathek von ARD und ZDF erwähnt, die exklusiv von MagentaTV-Kunden genutzt werden kann.

Zusatzinhalte


TV Screen: MagentaTV

Da sich die gebotenen TV-Sender der verschiedenen Anbieter stark ähneln und bei den Hauptsendern so gut wie gar nicht unterscheiden, wollen sie Kunden mit exklusiven Inhalten gewinnen. Bei waipu.tv ist beispielsweise der erste TV-Sender von BILD an den Start gegangen und es gibt eigene Channels von (mehr oder weniger bekannten) YouTubern. Die Telekom bewirbt ihr Angebot MagentaTV mit exklusiven Serien und der umfangreichen Megatehek, die unter anderem hunderte alter Tatort-Folgen bietet. Bei Diveo können VoD-Inhalte von Videociety im kostenpflichtigen Einzelabruf geschaut werden.

(Test-)Berichte

Die Diveo-App haben wir in der SATVISION-Ausgabe 08/2018 in einem Praxistest unter die Lupe genommen. Einen ausführlichen Testbericht zum mobilen TV-Angebot MagentaTV der Telekom haben wir in der letzten Ausgabe der SATVISION (05/2019) veröffentlicht. In dieser Ausgabe ab Seite 82 kann der Test zum Angebot von waipu.tv nachgelesen werden. Den weiteren Streaming-Anbietern widmen wir uns in künftigen Ausgaben.

Pause und Neustart

Timeshift kennen viele von ihrem Fernseher und Receiver mit Aufnahmefunktionen. Auch Streaming-Anbieter bieten dieses nützliche Feature zum zeitversetzten Fernsehen. Die Möglichkeit, das laufende TV-Programm zu pausieren und später fortzusetzen, ist praktisch, wenn der Zuschauer während des Fernsehens aus irgendeinem Grunde – wie beispielsweise einem Telefonat – unterbrochen wird. Alternativ kann auch gleich zu Beginn einer Sendung die Pause-Taste betätigt werden. Beginnt man nun zeitversetzt mit dem Fernsehen, kann der ein- oder andere Werbeblock vorgespult werden. Eine IPTV-exklusive Funktion ist Restart beziehungsweise Neustart. Eine bereits begonnene Sendung kann per Tastendruck nachträglich von Beginn an geschaut werden. Dafür ist es nicht erforderlich, dass die App seit dem Start der Sendung eingeschaltet war. Extrafunktionen wie Timeshift und Neustart führen in unseren Tests zu einer besseren Bewertung.

Unterstützte Geräte und Betriebssysteme

Zattoo begann als erster Streaming-Anbieter auf dem PC. Live-TV-Dienste haben sich inzwischen emanzipiert und werden vorwiegend auf Smartphones und Tablets – unseren täglichen Begleitern – genutzt. Da es auch in Deutschland die ersten Cord-Cutter gibt (Zuschauer, die nicht mehr über einen klassischen Empfangsweg fernsehen), werden die Streaming-Dienste zunehmend auch auf dem Big-Screen im Wohnzimmer genutzt, um fernzusehen. Je mehr Gerätetypen, Hersteller und verschiedene Betriebssysteme unterstützt werden, umso mehr Punkte können in unserer Bewertung gesammelt werden.

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