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Programmbericht der Medienanstalten 2014

15. Mai 2015

Nach jahrelanger Erotik-Flaute im TV und längst verblassten Formaten wie „Tutti Frutti“ oder „Peep“, entdecken die TV-Sender Sex-Sendungen wieder für sich neu. Waren Erotik-Ratgeber lange Zeit im Internet, etwa auf Youtube, zu finden, sind zuletzt neue Formate wie „Paula kommt“ oder fiktionale Serien wie „Masters of Sex“ im TV gestartet.

Sexuelle Aufklärung findet heutzutage fast nur noch im Internet satt. So etwa auf Youtube, wo der Sexualpädagoge Jan Winter seit 2010 den Aufklärungskanal „61 Minuten Sex“ betreibt. Der Youtube-Kanal erreicht bis zu sieben Millionen Klicks im Monat.

Die letzte Welle erotischer TV-Ratgeber gab es dagegen zuletzt in den 80er und 90er Jahren. Damals hießen die Protagonisten beziehungsweise Moderatoren Erika Berger, Lilo Wanders und Veronika Pooth (damals: Feldbusch). Mit dem Internet kam es dann zu einer Überschwemmung mit erotischen und pornographischen Inhalten, was die Sendungen im TV weitgehend obsolet machten.

Weil nun das Fernsehen das Thema wiederentdeckt hat, haben die Medienanstalten Jan Winter zu einer Diskussionsrunde geladen. Im Programmbericht 2014 der Landesmedienanstalten findet sich zudem ein Gespräch mit dem gelernten Physiotherapeuten. Aktuell hält das Thema jedenfalls wieder vermehrt Einzug in die deutsche TV-Landschaft.

Sexuelle Aufklärungsformate in Fernsehen und Internet

So kann die Reihe „Make Love“ von MDR und SWR dabei durchaus als wegweisend angesehen werden, wenngleich der Autor Thomas Schirrmacher in einem weiteren Beitrag des Programmberichtes 2014 auch kritische Töne anmerkt und etwa die Frage stellt, ob Aufklärungsformate nicht lediglich zu einem voyeuristischen Zuhören anstiften. Zugleich bezweifelt er, ob soziales Lernen überhaupt durch derartige Sex-Rategeber-Formate möglich sei.

Seit 2013 hat die Sendung mit der Sexologin und Autorin Ann-Marlene Henning viele Kritiker überzeugt und den Quoten nach ist sie auch beim Publikum beliebt. „Ordentlicher Inhalt zu sexuellen Themen“ unabhängig vom Medium sei heute notwendig als Gegengewicht zur Porno-Fülle im Netz“, schreibt Henning in einem Beitrag im Medienanstalten-Bericht.

TV-Angebote gegen den pornographischen Überdruß im Netz

Das bedeute: Realistische, humorvolle Inhalte ohne künstliche Scham. Gerade die Entgegensetzung zum pornographischen Überdruss im Internet ist ein Grund für die Wiederentdeckung dieser Inhalte im TV. Für die Liebesexpertin des Privatsenders Sixx, Paula Lambert („Paula kommt“), wagen die Sender aber noch zu wenig.

Tabubrüche meint sie damit nicht: Sie wünsche sich mehr „normale“ Themen, sagte sie. Den Hype um die „50 Shades of Grey“-Reihe und Sadomaso sieht die Moderatorin kritisch: „Die Leute denken plötzlich, sie müssten sich den Mund mit Tape zukleben, um aufregenden Sex zu haben.“

Doch für die Moderatoren geht der Aufklärungsbedarf vor: Viele Jugendliche hätten niemanden, dem sie sich bei intimen Fragen anvertrauen könnten und suchten Hilfe im Netz, sagte Paula Lambert. Winter berichtete von sexuell Unzufriedenen, die sich an ihn wenden würden. Besonders gefragt seien Technik-Tipps.

Der „Programmbericht 2014. Fernsehen in Deutschland“ beschäftigt sich in diesem Jahr intensiv mit sexuellen Aufklärungsformaten in Fernsehen und Internet und wird herausgegeben von den Medienanstalten. Er ist soeben im Vistas-Verlag erschienen und zum Preis von € 15,- erhältlich (ISBN 978-3-89158-610-5). Eine PDF-Version ist unter www.die-medienanstalten.de/publikationen/programmbericht abrufbar.

www.medienanstalten.de Quelle: n-tv.de, dpa

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