Positionspapier: So werden Consumer Electronics zirkulär
27. August 2025

Cradle to Cradle NGO veröffentlicht heute anlässlich der Partnerschaft mit der IFA Berlin 2025 ein Positionspapier. Angesichts schwindender Ressourcen und steigender Nachfrage muss sich die Consumer- und Home-Electronics-Branche neu ausrichten. Die Transformation hin zu zirkulären Strukturen nach Cradle to Cradle (C2C) eröffnet entscheidende Chancen, die Branche als Motor wirtschaftlichen Wachstums zu stärken und das Innovationspotenzial von morgen auszuschöpfen.
Das Papier zeigt, wie materialgesunde und kreislauffähige elektronische Produkte heute schon aussehen können und wie die strategische Umstellung der Branche schrittweise gelingen kann.
Herausforderungen der linearen Produktion
Materialien in linear produzierten Geräten sind dauerhaft miteinander verbunden, teilweise gesundheitsschädlich in Herstellung oder Nutzung, schwer rückverfolgbar und nur begrenzt rückführbar. Auch Transparenz in globalen Lieferketten sowie einheitliche soziale und ökologische Standards sind bislang nicht überall gegeben. Dadurch gehen wertvolle Rohstoffe wie Gold, Kobalt oder Palladium häufig verloren, und es entstehen geopolitische Abhängigkeiten. Zudem verhindert lineare Produktgestaltung, dass Materialien kontinuierlich im Kreislauf bleiben. Dadurch entstehen nicht nur wachsende Abfallmengen, sondern auch eine zunehmende Belastung der Umwelt.
Kreislaufwirtschaft nach Cradle to Cradle
Allein in Deutschland fallen jährlich rund 900.000 Tonnen Elektroschrott an. Müll ist ein menschengemachtes Konzept, heißt es im Positionspapier. In einer C2C-Wirtschaft existiert er nicht. Nach dem Vorbild der Natur geht nichts verloren. Dieses Prinzip lässt sich auch auf die Elektronikbranche übertragen. Produkte und Prozesse sind von Anfang an so gestaltet, dass alle Bestandteile entweder in biologische oder technische Kreisläufe zurückgeführt werden können. Das heißt, Geräte werden zunächst in ihre Bestandteile zerlegt. Diese werden anschließend recycelt, aufbereitet oder repariert und so zur Grundlage für neue Produkte.
C2C-Geräte werden von vornherein als Rohstofflager für ein definiertes Nutzungsszenario konzipiert. Die eingesetzten Materialien sind in diesem Szenario gesund für Mensch und Umwelt, sowie fair und transparent gewonnen und verarbeitet. Modulares Design, digitale Produktpässe, Material-Pooling und der Einsatz erneuerbarer Energien ermöglichen zudem innovative Geschäftsmodelle. Ein Beispiel sind Product-as-a-Service-Modelle, bei denen das Eigentum am Produkt und seinen Rohstoffen beim Hersteller bleibt.
„Mit diesem Papier wollen wir Denkanstöße geben, um Consumer Electronics so zu gestalten, dass sie Teil der Lösung werden. Zukunftsweisende Innovationen entstehen nicht durch die Optimierung linearer Prozesse, sondern durch echtes Umdenken – das zeigt die sich zuspitzende Rohstofflage. Wir müssen Produkte von Anfang an so gestalten, dass sie morgen noch wertvoll sind und damit einen positiven Fußabdruck hinterlassen“, sagt Nora Sophie Griefahn, geschäftsführende Vorständin von Cradle to Cradle NGO.
„C2C-Consumer Electronics sind keine Zukunftsvision mehr, sondern praktisch machbar. Beispiele quer durch die Branche zeigen, dass die Lösungen bereits bekannt sind und Unternehmen erste Schritte in Richtung C2C gehen. Jetzt geht es darum, sie auf diesem Weg zu unterstützen, damit die großen ökologischen und ökonomischen Potenziale gehoben und zum neuen Normal werden“, sagt Tim Janßen, geschäftsführender Vorstand, Cradle to Cradle NGO.
„Die IFA ist seit jeher Plattform für die Technologien von morgen. Durch die Partnerschaft mit Cradle to Cradle NGO wollen wir zeigen, dass Innovation und Nachhaltigkeit Hand in Hand gehen. Das Positionspapier macht deutlich, wie die Branche Kreislaufwirtschaft praktisch umsetzen kann – und damit die Grundlage für eine zukunftsfähige Consumer-Electronics-Industrie legt“, sagt Leif Lindner, CEO, IFA Management GmbH.
Über das Positionspapier
Das Papier beschreibt konkrete Best-Practice-Beispiele – von der Nutzung von recyceltem Lötzinn über Gefrierschränke, die mit Vulkangestein dämmen, bis hin zu Smartphones mit Rückgabesystem. Verbunden mit der Forderung, diese Ansätze in die Skalierung zu bringen. Ressourcenmanagement, Gesundheit, Digitalisierung und soziale Aspekte sollten künftig nicht länger getrennt gedacht, sondern gemeinsam und systematisch geplant und umgesetzt werden. Digitale Produktpässe, gesunde Materialien, transparente Lieferketten, faire Arbeitsbedingungen und zukunftsfähige Geschäftsmodelle müssen selbstverständlich werden.
Das Ziel ist, unser Wirtschaften grundsätzlich zukunftsorientiert und gesamtheitlich zu gestalten und nicht nur weniger schädlich zu machen. Auf diese Weise kann die Home & Consumer Tech Branche künftig leistungsstarke, unterhaltsame und zugleich verantwortungsvoll produzierte Geräte entwickeln – mit positiven Auswirkungen auf Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft.