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Interview mit AVM

28. Juli 2022

Heute ist schnelles Internet eher mehr als weniger die Voraussetzung dafür, um parallel Filme in 4K-Auflösung mit HDR zu streamen, in den Mediatheken der TV-Sender zu stöbern oder aber in Online-Games die nächste Schlacht zu schlagen. Die Lösung: Glasfaser. Doch was wird für einen schnellen Glasfaseranschluss benötigt und warum liefern Provider meist unaufgefordert ein (nicht erforderliches!) zusätzliches Gerät mit der Bezeichnung „ONT“ und lassen sich den Rückbau noch fürstlich bezahlen? Wie lässt sich am besten Strom sparen und was hat ein Kombirouter damit zu tun? Darüber sprachen wir mit Herrn Henning Kroll, Product Manager bei der AVM GmbH, dem Hersteller der bekannten FRITZ!Boxen.


SATVISION: Mit der FRITZ!Box 5590 Fiber haben Sie Anfang Mai die bislang schnellste FRITZ!Box vorgestellt. Was zeichnet den neuen Kombirouter aus?

Henning Kroll: Mit der FRITZ!Box 5590 Fiber sind wir für die Entwicklungen und Geschwindigkeiten bestens gerüstet. Neben der Flexibilität am Anschluss – AON, GPON und XGS-PON werden für Glasfaserverbindungen unterstützt – bringt die 5590 Fiber die Leistung mit, die man für Geschwindigkeiten bis 10 GBit/s braucht. Außerdem bietet sie neben Wi-Fi 6 auf acht Antennen einen 2,5 Gigabit- und vier Gigabit-Anschlüsse sowie die Komfort-Schnittstellen für NAS über USB 3.0 mit fantastischen Geschwindigkeiten, VPN-Durchsatz, der seinesgleichen sucht, Telefonie, Smart Home etc. – alles direkt mit an Bord.

SATVISION: In Deutschland werden lt. VATM (Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten e. V.) aktuell rund 2,5 Mio. Glasfaseranschlüsse aktiv genutzt, Tendenz stark wachsend. Was spricht Ihrer Ansicht nach für einen Glasfaseranschluss?

H. Kroll: Mit der Glasfaser haben wir eine Breitbandtechnologie, die kompromisslos zukunftsfähig ist und – im Vergleich zu bisherigen Lösungen auf Basis des Telefon- oder Fernsehnetzes – nur für einen Zweck entwickelt wurde: für die Internetverbindung. Daher sehen wir hier auch beste Voraussetzungen, Services der Netzbetreiber und Provider durch ein gutes und stabiles Endgerät erfahrbar zu machen. Auch wenn wir in Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Ländern noch viel aufholen müssen: es sind sich am Ende alle einig, dass Glasfaser die Zukunft ist.

SATVISION: Wie wird sich die Anzahl der aktiv genutzten, sprich gebuchten Glasfaseranschlüsse Ihrer Einschätzung nach hierzulande kurz- und mittelfristig entwickeln?

H. Kroll: Wir haben in Deutschland eine sehr gut ausgebaute und stabile DSL-Infrastruktur mit im europäischen Vergleich guten Bandbreiten. Dazu kommt ein Kabelnetz, über das sich mit DOCSIS 3.1 sehr hohe Geschwindigkeiten erreichen lassen. Aber an der Glasfaser führt kein Weg vorbei. Neuinstallationen werden heute schon in Glasfaser ausgeführt und die Vermarktung von Glasfaseranschlüssen im Bestand läuft bereits in vielen Regionen in Deutschland. Es ist aber sicherlich richtig, dass ein Glasfaseranschluss in einer Gegend mit 6 MBit/s, ADSL2+ viel einfacher zu verkaufen ist als bei bestehender Versorgung mit VDSL 35b oder DOCSIS 3.1. Die zentrale Botschaft ist hier: Glasfaser ist die letzte Verbindungstechnologie, die die meisten von uns brauchen werden.

SATVISION: Die Provider rund um die Deutsche Glasfaser, Telekom, Vodafone und Co. investieren massiv in den Glasfaserausbau. Doch zuletzt hat der VATM-Präsident David Zimmer angesichts des Wettbewerbs vor einem Überbau der Infrastruktur gewarnt. Haben die Haushalte in ländlichen Regionen Ihrer Einschätzung nach wieder das Nachsehen beim Glasfaserausbau?

H. Kroll: Wir als Endgerätehersteller haben auf die strategischen Entscheidungen der Netzbetreiber, die den Glasfaserausbau betreffen, sicherlich keinen Einfluss. Wir freuen uns aber sehr über die Vielfalt im Markt und die vielen Aktivitäten – insbesondere der Stadtnetzbetreiber, die ihre Region sehr gut kennen und die den Ausbau dort mit lokalen Partnern durchführen.

SATVISION: Mit welchem Hintergrund installieren Anbieter wie die Deutsche Glasfaser und Vodafone Ihrer Ansicht nach ein ONT (Modem), obwohl dies überhaupt nicht erforderlich ist (wie seinerzeit bei DSL-Anschlüssen einen NTBA) und lassen sich den Rückbau obendrein noch mit u. a. 60 Euro fürstlich bezahlen?

H. Kroll: Diese Frage adressiert eher Deutsche Glasfaser, Vodafone oder Deutsche Telekom. Aus unserer Sicht hat ein ONT keinerlei Mehrwert. Es ist nur ein Gerät mehr am Anschluss, dessen Funktion besser in einem integrierten Gerät aufgehoben ist. Bei DSL war es am Anfang auch so, dass DSL-Modem und DSLAM der Telekom zusammenpassen mussten. Es funktionierte nur jeweils das eine Gerät mit dem DSLAM des gleichen Herstellers. Interoperabilität wurde aber schnell als unbedingt erforderlich erkannt und resultierte in der 1TR112, der Schnittstellenbeschreibung der Telekom. Und wo wir schon dabei sind: Die FRITZ!Card DSL war damals das erste von der Telekom nach 1TR112 getestete und zugelassene freie DSL-Modem. Das Thema freie Wahl des Endgerätes begleitet uns also schon eine ganze Weile. Seit 2016 ist im TKG der passive Netzabschlusspunkt vorgeschrieben und die Standards für den reibungslosen Betrieb in den Glasfasernetzen gibt es ebenfalls schon lange.

SATVISION: Wie bewerten Sie die Abmahnung der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz gegen die Deutsche Glasfaser und Vodafone in Bezug auf die Routerfreiheit?

H. Kroll: Die Routerfreiheit gilt für alle Netze. Das hat die TKG-Novelle im letzten Jahr erneut bestätigt. Aus unserer Sicht ist ein wirksamer Wettbewerb um das beste Endgerät begrüßenswert. Wenn kein ONT benötigt wird, sollte der Kunde auch in der Lage sein, dieses Endgerät abzuwählen. Ein Gerät, das produziert, um die Welt geschifft und an einen Kunden ausgeliefert wird, nur um fortan sein Dasein in der Schublade zu fristen oder gar ungenutzt entsorgt zu werden, hilft niemandem und entspricht auch nicht unserer Vorstellung von Nachhaltigkeit.

SATVISION: Die Provider argumentieren u. a. mit der Netzsicherheit, dem Support und der Garantie. Wie lange gewähren Sie Garantie auf FRITZ!Boxen und wie schaut es in Bezug auf Update-Support aus?

H. Kroll: Die Sicherheit des Netzes wird zunächst durch das Netz selbst sichergestellt und ist erstmal separat vom verwendeten Endgerät zu betrachten. Zur Nachhaltigkeit, wer die Produkte aus unserem Hause kennt, der weiß, dass wir im Vergleich zu anderen Herstellern unsere Produkte sehr lange pflegen und mit Feature-Updates versorgen. Und sollte es sowohl nötig als auch möglich sein, werden sogar bereits seit längerem abgekündigte Geräte noch mit Sicherheits-Updates versorgt. Denn eine FRITZ!Box hat in der Regel mehrere Leben: eines direkt am Anschluss und anschließend vielleicht weitere am Anschluss von Verwandten, als Repeater im Mesh-Verbund und zusätzlich – auch das gab es – als Sitzheizung für die Hauskatze.

SATVISION: Welche Vorteile bringt der Einsatz eines Kombirouters wie der neuen FRITZ!Box 5590 Fiber gegenüber zwei einzelnen Geräten (Glasfasermodem + Router), beispielsweise beim Stromverbrauch?

H. Kroll: Wir haben mal Leistungsaufnahme von zwei Geräten, ONT plus Router, einem Kombigerät, wie der FRITZ!Box 5530 Fiber gegenübergestellt. Es ergibt sich eine Stromersparnis von 40 Prozent. Auf die aktuell geschalteten 2,5 Millionen Anschlüsse bundesweit lassen sich so jährlich enorme Kilowattstunden Strom bundesweit einsparen. Die Rechnung ist letztlich ganz einfach: Ein separates Glasfasermodem ist überflüssig und der Router sollte sparsam sein.

SATVISION: Werden Sie zukünftig noch weitere FRITZ!Box-Modelle für den Glasfaseranschluss auf den Markt bringen? Können Sie uns hier schon mehr verraten?

H. Kroll: Auch wenn der Großteil der Anschlüsse in Deutschland heute über DSL und Kabel bereitgestellt werden, steht für uns die Glasfaser klar im Fokus. Wir haben das Ziel, für alle relevanten Zugangstechnologien attraktive Geräte anbieten zu können und werden uns noch stärker bei Glasfaser engagieren. Und obwohl heutzutage Prognosen schwieriger sind denn je, können wir mit Sicherheit sagen: es wird weiter neue und aufregende FRITZ!Box-Modelle für den direkten Anschluss an die Glasfaser geben.

SATVISION: Gestatten Sie uns zum Abschluss noch eine private Frage: Was für einen Breitbandanschluss steht Ihnen in Ihrem privaten Zuhause zur Verfügung und für welche Anwendung/en benötigen Sie die entsprechende Geschwindigkeit?

H. Kroll: Als Bewohner des „Berliner Speckgürtels“ sind wir im Vergleich zu anderen Regionen sehr gut ausgestattet: Wir haben 250 MBit/s DSL zur Verfügung, nutzen aber im Moment 1 Gbit/s DOCSIS 3.1. Zur Zeit bauen gleich zwei Glasfaseranbieter in der Region aus – auf Basis von GPON und auf Basis von AON, also Punkt zu Punkt. Beides Verbindungen, die wir mit einer FRITZ!Box 5590 Fiber wunderbar abdecken können, sobald die Faser liegt und der Laser angeknipst wurde. Wir freuen uns darauf!

SATVISION: Bitte vervollständigen Sie den folgenden Satz: „Die FRITZ!Box (Kombi-)Router aus dem Hause AVM unterscheiden sich insofern von Geräten der Mitbewerber, als dass …“

H. Kroll: … wir aus Berlin, mitten in Europa, in engem Kontakt mit Endkunden und Netzbetreibern mit viel Leidenschaft technisch komplexe aber innovative und einfach zu verwendende Produkte entwickeln.

SATVISION: Wir danken für das Gespräch.

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