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Interview mit Astra

26. November 2020

Der kürzlich vorgestellte Digitalisierungsbericht Video 2020 zeigt, dass der TV-Empfangsweg Satellit mit rund 17 Millionen Haushalten seine Führungsposition vor dem Kabel mit etwa 16,8 Millionen Haushalten knapp bestätigen konnte. Damit empfangen aktuell 88 Prozent der Haushalte in Deutschland ihre TV-Programme über Satellit und Kabel, die somit die dominierenden Fernsehempfangswege bleiben. Doch die IP-Übertragung legt im Trend weiter zu. Das gilt sowohl für klassisches IPTV als auch für die Zahl der Cord-Cutter-TV-Haushalte. Die tägliche Nutzung des klassischen Fernsehprogramms hat seit Jahren erstmals wieder deutlich zugelegt. Über die Entwicklung des Fernsehens und die Position des Satelliten-TV sowie interessanter Zusatzdienste, sprachen wir mit Herrn Christoph Mühleib, Geschäftsführer des Satellitenbetreibers Astra.

SATVISION: Der Satellit hat laut Digitalisierungsbericht Video 2020 seine Führungsposition als TV-Empfangsweg Nr. 1 in Deutschland bestätigen können, allerdings auch leicht federn lassen. Sind Sie beunruhigt darüber, dass die Anzahl der Satelliten-Haushalte seit den letzten Jahren immer weiter abnimmt und insbesondere der Empfangsweg IPTV davon profitiert und sehr dynamisch mehr Haushalte gewinnen kann?

Christoph Mühleib: Nein. Satellitenfernsehen ist und bleibt verlässlich der führende Verbreitungsweg für Fernsehen in Deutschland. Wir versorgen rund 17 Millionen TV-Haushalte mit Sendern in SD, HD, und UHD und bringen sämtliche Programmfarben mit allen erdenklichen Geschäftsmodellen flächendeckend in die Wohnzimmer der Nation: frei empfangbare Programme, das Angebot von HD+ und Pay-TV. Der Zuschauer verfügt mit Satellitenempfang über alle Freiheiten. Daher sehe ich IPTV auch nicht als Konkurrenz, sondern als eine sinnvolle Ergänzung zu unserem Angebot.

SATVISION: Darüber hinaus bieten Streaming-Anbieter wie Netflix, Amazon Prime, Disney+ und DAZN attraktive Inhalte und sogar in UHD mit HDR. Gehört den Streaming-Diensten die TV-Zukunft, da sie im Vergleich zu den klassischen TV-Sendern innovativer unterwegs sind?

C. Mühleib: Ich bin großer Fan unserer klassischen TV-Sender. Gerade in Zeiten von Corona zeigt sich wieder, wie wichtig zuverlässige Informationen und gute Unterhaltung sind und wie sehr die Menschen auf das Medium Fernsehen vertrauen. Wir haben eine riesige Programmvielfalt in Deutschland. Diese Bandbreite ist in Europa einzigartig. Klassisches Fernsehen hat viele Stärken. Es ist Fenster zur Welt und bringt gleichzeitig viele regionale Informationen, die Streamingdienste aus den USA nicht liefern können.

Ich halte auch nichts von diesen Entweder-Oder-Szenarien, linear gegen non-linear, Satellit gegen Internet, das greift für mich zu kurz. Fakt ist: Die Zuschauer schauen weiter lineares TV und nutzen dazu Streaming, um einen besonderen Film oder ihre Lieblingsserie zu sehen. Übrigens ist das auch nicht wirklich neu. Früher sind wir dafür allerdings zur Videothek gefahren. Heute ist das eben einfacher. Damit bereichern Streaming-Dienste unsere ohnehin schon vielfältige TV-Landschaft in Deutschland. Das stärkt am Ende auch unsere Kunden, die TV-Häuser, die ja ebenfalls Streaming-Angebote offerieren.

SATVISION: Der auf Live-Sport spezialisierte Streaming-Anbieter DAZN wird ab der kommenden Saison 2021/22 deutlich mehr Bundesligaspiele sowie Champions League Partien übertragen und hat bei der Medienanstalt Berlin-Brandenburg (mabb) die Zulassung für zwei weitere Sportspartenprogramme beantragt. Die neuen Programme DAZN 1 und DAZN 2 sollen im Wesentlichen um Fußball aufgebaut sein und unter anderem Partien der Bundesliga, UEFA Champions League und UEFA Europa League zeigen. Geplant ist die Verbreitung über Kabel, Satellit, digital terrestrischen Antennenempfang, mobiles Fernsehen, IPTV und Internet. Werden die beiden neuen DAZN-Programme via Satellit über die Orbitalposition Astra 19,2° Ost ausgespielt und wie bewerten Sie die bisherige Strategie von DAZN „Online only“?

C. Mühleib: Bei uns sind grundsätzlich alle Anbieter willkommen, die Inhalte über ASTRA verbreiten möchten. Für die Ausstrahlung von Programmen, die ein großes Publikum erreichen sollen, ist der Satellit optimal geeignet. Das gilt ganz besonders auch für Liveevents. Verbreitungsstrategien sind aber letztlich Sache der Sender und Content-Anbieter, weshalb wir uns dazu auch nicht äußern.

SATVISION: Wie bewerten Sie den Gesetzesentwurf des Wirtschaftsministeriums die sogenannte Umlagefähigkeit der Kabelgebühren abzuschaffen, sprich die Möglichkeit für Mieter, die TV-Kosten zu geringeren Preisen über die Nebenkosten abzurechnen?

C. Mühleib: Die Umlagefähigkeit sorgt ja gerade links und rechts für Diskussionen. Ich persönlich halte es für überfällig, dass Verbraucher in Deutschland endlich als mündig genug angesehen werden, sich selbst für einen TV-Anbieter ihrer Wahl zu entscheiden. Wer steigende TV-Kosten fürchtet, für den gibt es übrigens eine einfache und kostengünstige Lösung: Mit Satellitenfernsehen über ASTRA erhalten Zuschauer eine unglaubliche Programmvielfalt, darunter über 50 frei empfangbare HD-Sender, und das ohne monatliche Grundgebühr und ohne Vertragsbindung, und zwar in fantastischer Bild- und Tonqualität. Wer gerne noch mehr Auswahl hätte, der kann sich sein TV-Angebot ganz einfach personalisieren und Premium-Services wie HD+ oder Sky-Pakete dazu buchen.

SATVISION: Wann denken Sie, werden weitere UHD-Sender über die beliebte Satellitenposition Astra 19,2° Ost an den Start gehen? Und wird es sich Ihrer Einschätzung nach sodann um verschlüsselte Pay-TV Kanäle handeln oder auch um frei empfangbare Sender?

C. Mühleib: Die Zahl der linear über Satellit ausgestrahlten UHD-Inhalte nimmt kontinuierlich zu und wir reden hier von echten Premium-Inhalten wie Länderspiele der Nationalmannschaft, Formel 1, Tennis, Bundesliga, Champions League, große Live-Shows, Serien und Filme und noch etliches mehr. Oder denken Sie an Shoppingkanäle. So hat beispielsweise QVC frühzeitig auf diese besondere Qualität gesetzt, um ihren Kunden das bestmögliche Shoppingerlebnis zu bieten. Das Angebot wird auch weiter steigen, aber das geht gerade in diesen Zeiten nicht von heute auf morgen. Ob die Ausstrahlung neuer UHD-Inhalte und Kanäle dann verschlüsselt oder unverschlüsselt erfolgt, werden wir sehen, wenn es soweit ist. Technisch sind wir bei ASTRA für alle Modelle jedenfalls gewappnet. Wir können bestehende wie neue Sender in UHD verbreiten und bieten für diese Premium-Angebote eine entsprechende Reichweite.

SATVISION: Welche Vorteile bringt das neue Wohnungseigentumsgesetz (WEG), das am 1. Dezember in Kraft tritt in Bezug auf einen Glasfaseranschluss mit sich?

C. Mühleib: Hier geht es wie bei der Umlagefähigkeit um das Thema Wahlfreiheit für Konsumenten. Wohnungseigentümern waren bei Modernisierungsmaßnahmen wie zum Beispiel dem Legen eines Glasfaseranschlusses bisher oft die Hände gebunden, wenn sich die Eigentümergemeinschaft dagegen entschieden hat. Ab dem 1. Dezember 2020 bekommen Immobilienbesitzer mit dem neuen Wohnungseigentumsgesetz (WEG) endlich mehr Freiheit. Ein guter Zeitpunkt, um zu prüfen, ob die existierende Breitband- und TV-Versorgung noch den eigenen Bedürfnissen entspricht.

SATVISION: Was verbirgt sich hinter den Lösungen, welche Sie als Satellitenbetreiber mit Glasfaser-Spezialisten anbieten?

C. Mühleib: Glasfaser ist der „­Enabler“ für alle Technologien, die das Fernsehen der Zukunft für uns bringt: Interaktives Fernsehen, IPTV-Zusatzprogramme, 8K oder 16K, kurze Latenzzeiten für Gamer oder KI-Anwendungen. Kupfer- oder Koaxnetze sind bereits heute am Limit, wenn viele Menschen gleichzeitig datenintensive Services im Internet nutzen. Und die Bandbreitenanforderungen werden noch weiter steigen. Die einzig zukunftsfähige Alternative ist eine konsequente Glasfaserverkabelung bis in die Wohneinheiten. Nur so stehen zuverlässig genügend Breitbandkapazitäten für Highspeed-Internet mit 1 Gbit/s und mehr zur Verfügung.

Der Clou an der Kombination Glasfaser und Satellit: Das TV-Signal wird via Satellit empfangen und via Glasfasern effizient in die Haushalte weitergeleitet. Über eine einzige Satellitenanlage lassen sich so bis zu 10.000 Wohneinheiten zuverlässig mit Fernsehen versorgen – und das ganz ohne Empfangskosten und Vertragsbindung. Die Fassaden bleiben intakt, der Immobilienwert steigt und die Bewohner dürfen sich über Fernsehen in bester Bild- und Tonqualität sowie superschnelles Internet freuen.

Ein aktuelles Modernisierungsprojekt, wo eine optische SAT-ZF-Anlage in Kombination mit Glasfaserverkabelung installiert wurde, ist die Wohnstadt Asemwald bei Stuttgart. Hier versorgen wir mit unserem Partner Glasfaser-ABC seit Frühjahr 2019 über 1.100 Wohnungen mit offenen Glasfasernetzen, zukunftsweisender, wirtschaftlicher und leistungsstarker Infrastruktur sowie bestem Fernsehen in HD und Ultra-HD.

SATVISION: Warum wird jede Wohnung mit vier Glasfaseradern ausgestattet und welche Übertragungsgeschwindigkeiten werden hier ermöglicht?

C. Mühleib: Die offenen Glasfasernetze von unserem Partner Glasfaser-ABC sind mit vier Fasern je Haushalt ausreichend dimensioniert für alle Anforderungen des Gigabit-Zeitalters und erreichen zuverlässig Übertragungsgeschwindigkeiten von 1 Gbit/s und mehr. Unsere Glasfaserhaushalte können frei entscheiden, welche Services und Anbieter sie in ihrer Wohnung benutzen möchten, neben Highspeed-Internet können das auch eine intelligente Gebäudesteuerung, Smart-X-Dienste, Telemedizin oder Ambient Assisted Living (AAL) ohne Performance-Einbußen sein.

SATVISION: Wie fallen die erforderlichen Investitionskosten für eine solche Glasfaser-Lösung aus und ist eine freie Anbieterwahl gewährleistet?

C. Mühleib: Ja, Glasfaserhaushalte von ASTRA und Glasfaser-ABC sind nicht an Bundle-Pakete gebunden, wie das bei Kabelanbietern üblich ist, sondern können ihre Anbieter für Internet, Telefonie, Smart Home & Co. individuell nach dem besten Preis-Leistungsverhältnis auswählen. Die Investitionskosten kann man nicht pauschalisieren, sie hängen von unterschiedlichen Faktoren ab wie zum Beispiel, ob es sich um eine Aufrüstung einer Bestandsimmobilie oder einen Neubau handelt.

SATVISION: Bitte vervollständigen Sie zum Abschluss den folgenden Satz: „Der Empfangsweg Satellit wird sich zukünftig insofern weiterentwickeln, als dass …“

C. Mühleib: … er der zuverlässige TV-Empfangsweg bleibt. Darüber hinaus ermöglicht er in der Kombination mit Glasfaser den Zuschauern bei der Medienversorgung nicht nur umfassende Wahlfreiheiten, sondern auch den performanten Zugriff auf zuvor bereits beschriebene Zukunftstechnologien.

SATVISION: Wir danken Ihnen für dieses Gespräch.

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