Das ändert sich für Zuschauer beim Senderwechsel der Qualifikationsspiele der DFB-Elf
04. September 2014
Das Finale der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 zwischen Deutschland und Argentinien bescherte der ARD mit 34,65 Mio Zuschauern und einem Marktanteil von 86,3 Prozent einen neuen Allzeit-Quotenrekord. Noch beeindruckender erscheinen diese Zahlen, wenn man sich vor Augen hält, dass die vielen Millionen Zuschauer, die das Spiel beim Public Viewing oder in Kneipen verfolgt haben, darin nicht einmal enthalten sind. Umso verärgerter wird man angesichts dieser fantastischen Einschaltquoten bei ARD und ZDF darüber sein, dass die kommenden Pflichtspiele des frisch gebackenen Weltmeisters in der Qualifikation zur Europameisterschaft 2016 in Frankreich nicht ebenfalls auf den öffentlich-rechtlichen Sendern, sondern exklusiv auf dem Privatsender RTL ausgestrahlt werden. Diese Tatsache hat jedoch nicht nur für die Senderchefs in München und Mainz, sondern auch für die Zuschauer einschneidende Folgen. So werden etwa Fußballfans, die Wert darauf legen die Spiele in HD-Qualität zu genießen, dies künftig nicht mehr ohne Aufpreis tun können. Genaueres dazu und welche weiteren Änderungen durch diesen spektakulären Senderwechsel auf die Fußballfans zukommen, haben wir in diesen Artikel für Sie zusammengetragen.
Es war ein Paukenschlag, als die Mediengruppe RTL im Juli 2013 von der UEFA den Zuschlag für die Übertragung der Qualifikationsspiele der DFBElf für die EM 2016 und die WM 2018 erhielt. Der Kölner Sender, der zuvor lediglich einige Spiele der Weltmeisterschaften 2006 und 2010 ohne deutsche Beteiligung übertragen hatte, stach damit die bisherigen Rechteinhaber ARD und ZDF aus, die jedoch wie gewohnt die Endrunden aus Frankreich bzw. Russland übertragen werden. Auch die Freundschaftsspiele des DFB-Teams werden weiterhin auf den öffentlich rechtlichen Sendern zu sehen sein. Nach Qualifikationsspielen werden die Zuschauer jedoch statt Mehmet Scholl oder Oliver Kahn künftig den Expertisen von Jens Lehmann lauschen. Doch dies ist bei weitem nicht die einzige Änderung, die auf die Fußballfans zukommt. Einige werden Mehrkosten in Kauf nehmen müssen, um die Spiele weiterhin in HDQualität anschauen zu können. RTL ist zwar über sämtliche Empfangswege frei empfangbar, jedoch gilt dies ohne Einschränkungen lediglich für die Ausstrahlung in SD-Qualität. Der hochauflösende Ableger RTL HD wird hingegen im Gegensatz zu Das Erste HD und ZDF HD in vielen Fällen verschlüsselt übertragen, so dass zusätzliche Kosten anfallen.
EM Qualifikationsspiele der DFB-Elf zur EURO 2016
Paarung | Datum, Anstoß | Austragungsort |
---|---|---|
Deutschland – Schottland | 07.09.2014, 20:45 Uhr | Dortmund / Deutschland |
Polen – Deutschland | 11.10.2014, 20:45 Uhr | Warschau / Polen |
Deutschland – Irland | 14.10.2014, 20:45 Uhr | Gelsenkirchen / Deutschland |
Deutschland – Gibraltar | 14.11.2014, 20:45 Uhr | Nürnberg / Deutschland |
Georgien – Deutschland | 29.03.2015, 18:00 Uhr | Tiflis / Georgien |
Gibraltar – Deutschland | 13.06.2015, 20:45 Uhr | Faro / Portugal |
Deutschland – Polen | 04.09.2015, 20:45 Uhr | Frankfurt am Main / Deutschland |
Schottland – Deutschland | 07.09.2015, 20:45 Uhr | Glasgow / Schottland |
Irland – Deutschland | 08.10.2015, 20:45 Uhr | Dublin / Irland |
Deutschland – Georgien | 11.10.2015, 20:45 Uhr | Leipzig / Deutschland |
Die EM-Qualifikation bei RTL
Ab dem 7. September überträgt RTL bis zum Oktober 2017 live und exklusiv alle Qualifikationsspiele des Weltmeisters zur EM-Endrunde 2016 in Frankreich und zum WM-Turnier 2018 in Russland. Insgesamt umfasst das Rechtepaket 20 Live-Spiele der deutschen Fußball-Nationalmannschaft – jeweils zehn in der EM- und WM-Qualifikation. Darüber hinaus sichert das Rechtepaket der Mediengruppe RTL Deutschland umfangreiche Highlight-Rechte an allen weiteren Qualifikationsspielen und plattformneutral auch umfangreiche Online- und Mobile-Verwertungsrechte. Am 7. September überträgt RTL mit der Begegnung Deutschland – Schottland aus Dortmund das erste der insgesamt zehn EM-Qualifikationsspiele. Weitere Gegner der deutschen Mannschaft auf dem Weg zur EM-Endrunde in Frankreich sind Irland, Polen, Georgien und Gibraltar. Präsentiert werden die vierstündigen Fußball-Abende von Florian König (Moderator), Ex-Nationaltorhüter Jens Lehmann (Experte) und Marco Hagemann (Kommentator). Mit ungewöhnlichen Moderationen, außergewöhnlichen Kameraperspektiven und einer großen Nähe zu den Fans mit all ihren Emotionen will RTL der Fußballübertragung in Deutschland neue Impulse geben.
Im Folgenden sei am Beispiel des ersten Qualifikationsspieltages aufgezeigt, wie RTL seine Berichterstattung plant:
20.00 – 20.45 Uhr | European Qualifiers Countdown (Vorberichterstattung) |
20.45 – 21.30 Uhr | 1. Halbzeit Deutschland-Schottland |
21.30 – 21.45 Uhr | Halbzeitanalyse |
21.45 – 22.30 Uhr | 2. Halbzeit Deutschland-Schottland |
22.30 – 24.00 Uhr | European Qualifiers Highlights (Analysen, Interviews und Zusammenfassung weiterer Qualifikationsspiele) |
RTL HD via Satellit
Wer sein Fernsehprogramm über Satellit empfängt, kann die EM-Qualifikationsspiele der DFB-Elf künftig nur in HD-Qualität sehen, wenn er das kostenpflichtige HD+-Angebot nutzt. Zwar ist der Empfang der HD+-Sender beim Kauf eines HD+-Empfangsgeräts für die ersten sechs Monate kostenlos, doch bei einer Verlängerung um zwölf Monate wird eine sogenannte technische Servicepauschale in Höhe von € 60,- fällig. Seit diesem Jahr kann bei der Verlängerung alternativ zum Prepaid- Modell auch ein Abonnement mit einer Mindestvertragslaufzeit von 12 Monaten abgeschlossen werden, das mit € 5,– pro Monat zu Buche schlägt und preislich somit auf das Gleiche hinauskommt. Die Kündigungsfrist beträgt dabei sechs Wochen. Für den Empfang der Anzeige HD+-Sender wird eine HD+-Smartcard benötigt, die wahlweise im Kartenleser eines zertifizierten HD+-Receivers oder mit einem CI+-Modul in der CI+- Schnittstelle eines TV-Geräts oder Receivers betrieben wird. Handelt es sich bei der Abokarte um eine ältere Karte mit der Bezeichnung HD01 bzw. HD02, so kann diese auch mit alternativen Modulen wie dem Unicam, dem VU+ Allcam, dem JackCam, dem Diablo 2 oder dem AlphaCrypt Classic mit aufgespielter One4All-Software in CI 1.0-Schächten nicht zertifizierter Receiver genutzt werden. Dies hat den Vorteil, dass bestimmte Restriktionen der Anbieter wie Aufnahme- und Vorspulsperren ausgehebelt werden. An neue Kunden werden jedoch nur noch die aktuellen HD03- Karten ausgegeben, die nicht mit den erwähnten alternativen Modulen, sondern ausschließlich mit dem offiziellen CI+-Modul von HD+ genutzt werden können.
HD-Auflösungen: 720p versus 1080i
Obwohl sowohl die öffentlich-rechtlichen Sender als auch RTL ihr Programm im HD-Format ausstrahlen, gibt es einen Unterschied bei der Bildauflösung: Während Das Erste HD und ZDF HD in 720p ausgestrahlt werden, wird RTL HD in 1080i gesendet. Mit 1920 x 1080 Bildpunkten bietet RTL HD also die höhere Bildauflösung gegenüber den öffentlich-rechtlichen HD-Sendern mit 1280 x 720 Pixeln. Allerdings hängt die Bildqualität nicht nur von der Auflösung ab; gerade bei Sportereignissen wie Fußballspielen mit vielen schnellen Bewegungen ist auch das Verfahren entscheidend und hier kommen die Buchstaben ins Spiel: Das p bei 720p steht für „progressive“ und meint das Vollbildverfahren, bei dem 50 Vollbilder pro Sekunde gesendet werden. Das i bei 1080i steht wiederum für „interlaced“ und meint das Zeilensprungverfahren. Hierbei werden 50 Halbbilder gesendet und vom Deinterlacer zu 25 Vollbildern zusammengesetzt. Die öffentlich-rechtlichen Sender argumentieren nicht zu Unrecht damit, dass das Vollbildverfahren bei bewegungsintensiven Ausstrahlungen wie Fußballspielen ein flüssigeres und somit besseres Bild ergibt. Dass 1080i mit 2.073.600 Bildpunkten gegenüber den 921.600 Pixeln bei 720p die bessere Auflösung bietet, ist jedoch auch nicht von der Hand zu weisen, womit die Einschätzung, welches Format das Bessere ist, zu einem gewissen Grad eine subjektive ist.
Beide Formate stellen nämlich einen Kompromiss dar. Die beste Lösung ist eine Kombination der Vorteile von 720p und 1080i und diese gibt es in Form von 1080p, denn dabei werden 50 Vollbilder pro Sekunde in höchst möglicher Auflösung gesendet, was ein flüssiges Bild bei hoher Auflösung ergibt. Allerdings verbraucht dieses Format, das bei Blu-rays verwendet wird, derart viel Bandbreite, dass aktuell kein TV-Sender sein Programm darin ausstrahlt und wohl auch in absehbarer Zeit nicht ausstrahlen wird, obgleich der effektive HEVC-Standard (H.-265) dies ermöglichen würde.
Die übrigen Empfangswege
Haushalte, die einen Kabelanschluss bei einem Kabelnetzbetreiber wie Kabel Deutschland oder Unitymedia KabelBW besitzen, müssen ein entsprechendes Sender-Paket gebucht haben, in dem RTL HD enthalten ist. Bei Unitymedia kostet die zusätzliche HD-Option € 4,– pro Monat. Bei Kabel Deutschland ist RTL HD hingegen im Basispaket „Kabel Digital HD“ enthalten und verursacht somit keine Mehrkosten.
Gut sieht es für Anwender aus, die IPTV nutzen. Bei Vodafone TV ist RTL HD im Basispaket enthalten und somit ohne Mehrkosten empfangbar. Kunden des IPTV-Angebots der Deutschen Telekom Entertain müssen, sofern sie einen „Entertain Premium“-Vertrag abgeschlossen haben, ebenfalls keinen Aufpreis bezahlen, da RTL HD hier bereits enthalten ist.
Fußballfans, die ihr TV-Programm über DVB-T empfangen, können RTL HD wiederum gar nicht schauen, da in Deutschland via DVB-T derzeit kein HDTV ausgestrahlt wird. Dies wird erst durch den Nachfolgestandard DVB-T2 möglich sein, dessen Einführung hierzulande jedoch erst im Jahr 2016 beginnen soll.
HD+-Receiver & HD+-Modul
HD+-Modul: Wer einen Fernseher mit integriertem DVB-S2 Tuner und CI+-Schacht oder eine Set-Top-Box mit CI+-Schacht besitzt, kann diese einfach mit dem HD+ CI+-Modul um die aktuell 20 hochauflösenden Programme der HD+-Plattform aufrüsten. Das Modul samt Smartcard, die für 6 Monate freigeschaltet ist, kostet € 79,–.
HD+-Receiver: Wer einen HD-tauglichen Fernseher, aber noch einen älteren SD-Receiver besitzt, kann einfach aufrüsten. Hier stellen wir Ihnen exemplarisch zwei HD+-Receiver vor, die für den Empfang von RTL HD und den übrigen HD+-Sendern geeignet sind:
Kathrein UFS 935/HD+: Der Kathrein UFS 935/HD+ ist ein HD-Sat-Receiver, der mit einem Twin-Tuner ausgestattet ist und eine Aufnahmefunktion auf externe Datenträger bietet. Außerdem ist er dank einer im Lieferumfang enthaltenen HD+-Karte für den Empfang der privaten HD-Sender der HD+-Plattform geeignet. Internetfunktionen und die Möglichkeit als Multimediaplayer zu fungieren sind weitere Features der Set-Top-Box, die zu einem Preis von € 259,- (UVP) angeboten wird. In unserem Test, den Sie in der SATVISION-Ausgabe 09/2012 finden, erreichte der UFS 935/HD+ mit 89,5 Prozentpunkten das Testurteil „gut“.
TechniSat DigiCorder ISIO S1: Der TechniSat DigiCorder ISIO S1 ist ein HD-Sat-Receiver, der dank eines integrierten HD+-Kartenlesers und einer im Lieferumfang enthaltenen HD+-Karte für den Empfang der privaten HD-Sender der HD+-Plattform geeignet ist. Durch einen weiteren Conax-Kartenleser sowie zwei CI+-Schnittstellen können darüber hinaus parallel weitere verschlüsselte Angebote genutzt werden. Weitere Features des Geräts sind ein Twin-Tuner, eine PVR-Funktion und vielfältige Internetfunktionen. Der DigiCorder ISIO S1 ist mit einer internen 1 TB-Festplatte für € 699,- (UVP) in den Farben Schwarz und Silber erhältlich. Einen ausführlichen Testbericht zu dem Receiver, der von uns mit 94,3 Prozentpunkten das Testurteil „sehr gut“ erhielt, finden Sie in der SATVISION-Ausgabe 07/2011.