DAB+-Jahresübersicht
19. Dezember 2018
Digitalradio DAB+, der digitale Nachfolger von UKW, entwickelt sich weiter sehr dynamisch. Bundesweit gibt es inzwischen über 250 regional unterschiedlich digital-terrestrisch empfangbare Programme. Spannende Zielgruppenangebote, wie Radio Teddy und MDR Tweens bieten Musik und Moderation für junge Hörer, während etablierte Sender wie der Deutschlandfunk, Klassik Radio und Radio FFH bereits auf UKW Frequenzen zugunsten von DAB+ verzichten. Damit setzen diese Anbieter ein wichtiges Signal: Die Digitalisierung des Hörfunks macht große Fortschritte, mit DAB+ als verlässlichen terrestrischen Verbreitungsweg und IP als sinnvolle Ergänzung.
Anhaltendes Marktwachstum, Netzabdeckung nahe Vollausbau
Die bundesweite DAB+ Netzabdeckung liegt bei 98 Prozent der Fläche, dabei erreicht der Indoor-Empfang 89 Prozent der Bevölkerung. Der Anteil von Personen in Haushalten mit Zugang zu mindestens einem DAB+ Gerät steigt von 15,7 in 2017 auf 18,1 Prozent in 2018, so die letzten Zahlen aus dem Digitalisierungsbericht der Medienanstalten. Vergleicht man alle Übertragungswege, weist DAB+ mit 15 Prozent noch vor Internet-Radio die stärkste Steigerung zum Vorjahr auf. Der Anteil von Haushalten mit DAB+ legt überall zu, besonders in der Ländergruppe Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Während Abverkäufe von UKW Radiogeräten kontinuierlich sinken, erreicht der Absatz von DAB+ Empfängern einen neuen Höchstwert: In Deutschland gibt es inzwischen 12 Mio. DAB+ Radios, bei einem absoluten Zuwachs von 2 Mio. im Jahresvergleich und einer Steigerungsrate von 19 Prozent.
EU Parlament beschließt Digitalradio-Pflicht für Neuwagen
Ein internationaler Meilenstein für den ungetrübten Radiogenuss im Auto ist der Beschluss des EU Parlaments, wonach Autoradios in Neuwagen künftig neben UKW den digitalen terrestrischen Radioempfang ermöglichen müssen, also z.B. mit DAB+. Anfang des Jahres lag die Quote der Neuwagen in Deutschland mit DAB+ bei 40 Prozent. Experten gehen davon aus, dass die Schwelle von 50 Prozent Anfang Februar überschritten wird.
Auf nationaler Ebene stehen Bund und Länder vor einer Neufassung des Telekommunikationsgesetzes, wonach künftig alle höherwertigen Radios eine digitale Schnittstelle vorhalten müssen, zum Beispiel zum Empfang von DAB+.
Regionale Vielfalt wächst, in NRW großes Interesse
Im Süden und Osten ist die Vielfalt über DAB+ zuletzt besonders stark gestiegen. In Bayern senden inzwischen die meisten Lokalradios auch über DAB+; in der Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg gibt es 68 Programmangebote. In gut der Hälfte der Republik sind inzwischen durchschnittlich zwischen 30 und 50 regionale Programme verfügbar, in Ballungsräumen deutlich mehr. Dort, wo Landesmedienanstalten die DAB+ Übertragung aktiv fördern, gibt es eine besonders breite Programmvielfalt privater Sender, darunter viele Angebote, die nur über DAB+ ausgestrahlt werden.
Beim jüngsten „Call of Interest“ der Landesanstalt für Medien NRW (LFM) haben sich 46 Anbieter beteiligt. Die Bewerbungen namhafter deutscher Privatradio-Unternehmen um wertvolle DAB+ Frequenzen zeigen deutlich, dass Digitalradio nicht nur im Privatfunk angekommen ist, sondern als Geschäftsmodell für die Weiterentwicklung der eigenen Marke ernst genommen wird. Eine im Auftrag der LFM vorgelegte Studie prognostiziert, dass der NRW Lokalfunk ohne Digitalisierungsstrategie langfristig nicht zukunftsfähig aufgestellt ist.
Deutschlandradio stellt regional auf rein digitale Verbreitung um
Vor wenigen Wochen hat Deutschlandradio als erste öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt in zwei bisherigen UKW-Verbreitungsgebieten vollständig auf eine rein digitale Hörfunkverbreitungstechnik mit DAB+ umgestellt. Deutschlandfunk, Deutschlandfunk Kultur und Deutschlandfunk Nova sind auf Helgoland und im bayerischen Mittenwald seit Anfang November über Antenne zusammen mit dem kompletten Programmangebot im bundesweiten DAB+ Multiplex verfügbar. Die Umstellung markiert für Deutschlandradio einen entscheidenden Schritt in Richtung rein digitaler Radioverbreitung über DAB+ und IP. Digitalradio DAB+ ist nicht nur leistungsfähiger, sondern wegen der effizienten, stromsparenden Nutzung der verfügbaren Frequenzen auch kostengünstiger und umweltfreundlicher.
Alles zu DAB+ auf dabplus.de
Dabplus.de ist die tagesaktuelle und zentrale Informationsplattform zum digital-terrestrischen Radiostandard DAB+. Das frische Corporate Design sowie zahlreiche neue Funktionen setzen dabei kommunikative Standards. Die für die mobile Nutzung optimierte Webseite ist die übergreifende, neutrale und themenstarke Portalseite der Mitglieder des Vereins Digitalradio Deutschland. ARD, Deutschlandradio, Hersteller, Handel, Netzbetreiber und Landesmedienanstalten verweisen in jeder offiziellen Kommunikation auf die gemeinsame Plattform. Binnen eines Jahres konnte die Seite die Zahl der Aufrufe mehr als verdoppeln. Besonderen Zuspruch erhält sie aus den Regionen NRW, Bayern, Baden-Württemberg und Hessen. Postleitzahlengenau zeigt eine Empfangsprognose an, welche Programme am jeweiligen Standort zur Verfügung stehen. Programmkarten beschreiben Stil und Inhalte der jeweiligen Hör-Angebote. Umfangreiche Datenbanken zu Geräten, Herstellern und Fachhändlern unterstützen bei der Suche nach einem passenden Gerät. Der kostenlose DAB+ Newsletter informiert über aktuelle Entwicklungen beim digitalen Radiostandard. Wer seinen Gebrauchtwagen oder das Wohnmobil nachrüsten möchte, findet entsprechende Angaben sowie eine Übersicht von Car-HiFi-Experten. Ein ausführlicher FAQ Bereich mit Videos zur Nachrüstung rundet das Angebot ab.
DAB+ Marketing mit drei Aktionszeiträumen
Im gemeinsamen Schulterschluss informieren und werben ARD, Deutschlandradio, Privatsender, Hersteller und der Handel dreimal im Jahr gemeinsam für DAB+: im Frühjahr, vor der IFA im September und zum Weihnachtsgeschäft. Der bisher reichweitenstärkste Aktionszeitraum ist vor wenigen Tagen zu Ende gegangen. Die vielfältigen crossmedialen Maßnahmen in TV und Radio sowie in Print und im Netz standen unter dem Motto: „Das perfekte Weihnachtsgeschenk. Hört sich gut an: mit DAB+.“ Hörerinnen und Hörer konnten unter anderem auf der Seite dabplus.de Radios namhafter Hersteller vergleichen und in Onlineshops mit bis zu 30 Prozent Preisnachlass erwerben.
Europa setzt auf DAB+
Großbritannien, Norwegen, die Schweiz, die Niederlande, Frankreich, Österreich, Italien sowie Tschechien und Belgien: Immer mehr Staaten in Europa setzen auf DAB+, dem zukunftsfähigen digitalen Rückgrat der Rundfunkverbreitung.
In Belgien wird DAB+ nach dem Regelbetrieb in Flandern jetzt auch im wallonischen Teil Belgiens eingeführt. Das Programmangebot wird 23 Radiostationen umfassen. Die Webseite dabplus.be ist die weltweit erste zweisprachige Informationsplattform auf Basis des in Deutschland von der ARD Koordination DAB+ entwickelten Corporate Designs.
Nachdem DAB+ in Frankreich bereits in den Großräumen Paris, Marseille, Nizza, Lille und seit Dezember auch im Elsass und Lyon on air ist, sollen bis 2019 weitere Regionen folgen. Die großen französischen Privatradiogruppen M6 (RTL, Fun Radio, RTL2), Lagardère (Europe 1, Virgin Radio, RFM) und NextRadioTV (RMC, BFM Radio, BFM Business) setzen ebenfalls auf DAB+. Zusammen mit weiteren Veranstaltern haben sich die Anbieter mit ihren Programmen für die beiden nationalen DAB+ Multiplexe beworben. Diese sollen ab 2020 bis zu 24 Programme ausstrahlen und Ballungsräume sowie wichtige Verkehrsadern in Frankreich abdecken. Zuvor hatte die NRJ Group entschieden, mit ihren Programmen an regionalen DAB+ Multiplexen teilzunehmen.
DAB+ ist in Italien weit verbreitet. 75 Prozent der Bevölkerung können bereits DAB+ empfangen. In Südtirol herrscht Vollversorgung. Hier hat die öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt Südtirol (RAS) damit begonnen, UKW-Sender zugunsten von DAB+ abzuschalten.
In den Niederlanden erreichen sowohl die landesweiten Privatradios als auch die öffentlich-rechtliche NPO inzwischen eine Abdeckung von je 95 Prozent. Es gibt einen öffentlich-rechtlichen und einen privaten Multiplex, dazu fünf gemischte regionale Bouquets. Im kommenden Jahr plant die niederländische Regierung die Versteigerung weiterer Frequenzen. Landesweit könnten dann 9 bis 15 zusätzliche DAB+ Radiostationen Hörerinnen und Hörern noch mehr Auswahl bieten.
In Österreich sind die Vorbereitungen auf den ersten nationalen Multiplex mit elf Programmen für das Frühjahr 2019 angelaufen. Im Großraum Wien werden heute schon 15 DAB+ Programme empfangen. Innerhalb der nächsten drei Jahre sollen zunächst die Landeshauptstädte und wichtige Verkehrswege versorgt werden, bei einer geplanten Gesamtabdeckung von rund 85 Prozent der österreichischen Bevölkerung.
Norwegenhat als erstes Land weltweit die nationalen und regionalen UKW-Ketten abgeschaltet. Dabei sind die Reichweiten der Radiosender weitgehend stabil geblieben: 98 Prozent der Hörer sind dem Radio treu geblieben, kauften sich DAB+ Empfänger oder hören jetzt Radio über IP. 99,5 Prozent der Bevölkerung können DAB+ empfangen.
Die Schweizer hören Radio inzwischen zu 63 Prozent rein digital. Die Sender planen, die Radioverbreitung über UKW bis 2024 aufzugeben. Durch einen weiteren überregionalen Multiplex wird sich die Programmvielfalt in der Deutschschweiz um bis zu 16 Hörfunkprogramme erhöhen. Heute sind in der Schweiz 136 Sender über DAB+ zu empfangen.
Quelle: www.dabplus.de