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Astra im Interview über neue IP-LNBs

01. Juli 2013

Mit dem IP-LNB, welche in diesem Jahr auf den Industry Days in Luxemburg vom Satellitenbetreiber SES ASTRA vorgestellt wurde, lassen sich bis zu acht Programme parallel in SD- und HD-Qualität auf Endgeräte übertragen. Auf der diesjährigen ANGA COM Messe, die vom 4. bis 6. Juni in Köln stattfand, haben die ersten Hersteller Prototypen des IP-LNBs vorgestellt, darunter das Unternehmen Inverto und GSS Grundig SAT Systems. Die Prototypen wirken von der Bauform noch recht klobig, sollen sich aber, was die Abmessungen betrifft, bis zu der Serienproduktion noch etwa um die Häfte verschlanken. Über die SAT>IP-Technologie und das neue IP-LNB, die mobiles Satellitenfernsehen in und rund um die eigenen vier Wände ermöglichen, sprachen wir mit Herrn Thomas Wrede aus dem Hause SES ASTRA.

SATVISION: Auf den jährlichen „Industry Days“ in Luxemburg wurde im vergangenen Jahr die Übertragungstechnik SAT>IP vorgestellt. In diesem Jahr galt das Hauptaugenmerk dem neuen IP-LNB. Welche Vorteile bringt der neue Empfangskonverter mit sich und wie funktioniert der IP-LNB?

T. Wrede: Ich möchte vorausschicken, dass wir den Prototyp gemeinsam mit unseren Partnern Inverto, Abilis und MaxLinear entwickelt haben. Es ist der erste LNB (Low-Noise Konverter) mit einem integrierten SAT>IP Server. Er wandelt das DVB-S/S2 Signal gleich am Empfangspunkt in der Satellitenschüssel in einen IP-Datenstrom um. Dadurch kommt die gesamte Vielfalt des Satellitenfernsehens über ein einziges Ethernetkabel in das Haus. Das eröffnet sowohl uns als Satellitenbetreiber, wie auch dem Konsumenten, neue Optionen für die Verteilung des Satellitensignals in bester Qualität im Haus auf beliebige Endgeräte über IP. Diese Innovation hatten wir bereits im Blick, als wir uns damals entschieden haben, SAT>IP als offenen Ansatz zu etablieren. Ich denke, wir können schon ein wenig stolz darauf sein, wie schnell wir die Entwicklung vorantreiben konnten.

Portrait Wrede 2013Thomas Wrede, Vice President Reception System, ASTRA

SATVISION: Wie viele Programme (von wie vielen Transpondern) können maximal parallel übertragen werden und können sowohl freie als auch verschlüsselte Programme in SD- sowie HD-Qualität bereitgestellt werden?

T. Wrede: Über den IP-LNB kann der Zuschauer gleichzeitig bis zu acht Programme in SD oder HD-Qualität auf verschiedenen Endgeräten nutzen – von jedem beliebigen Transponder eines Satelliten auf einer bestimmten Orbitalposition. Mit welchen Programmen das neben den frei empfangbaren Sendern geht, ist in erster Linie eine Frage des Geschäftsmodels und der Content-Philosopie der Anbieter. Es steht allen TV-Anbietern offen, entsprechende Angebote zu entwickeln und damit ihren Wettbewerbsvorteil zu vergrößern. Wir verstehen uns als neutraler technischer Dienstleister und haben SAT>IP als offenen Standard entwickelt, der von allen Herstellern und TV-Anbietern genutzt werden kann. Was die verschiedenen Verschlüsselungssysteme betrifft, so ist festzuhalten, dass SAT>IP sich da absolut transparent verhält. Grundsätzlich lässt sich die SAT>IP Lösung in jedes CA- oder Digital Rights Management System integrieren. Es liegt in der Hand der jeweiligen Betreiber, entsprechende Angebote zu entwickeln. Unsere Tochter HD PLUS arbeitet bereits an Lösungen, die verschlüsselten HD-Inhalte der privaten Sender auch über den neuen Standard Sat>IP an IP-basierte-Endgeräte zu übertragen. Wir wissen auch von einigen Pay-TV Anbietern außerhalb Deutschlands, dass sie an SAT>IP interessiert sind und an CA/ DRM-Lösungen arbeiten.

SATVISION: Wie erfolgt die Weiterleitung des Signals an die Endgeräte?

T. Wrede: Das Signal kommt vom IP-LNB über ein Ethernetkabel ins Haus. Von da folgt die Verteilung der grundsätzlichen SAT>IP Logik, die Signale können also über jeder vorhandene IP-Infrastruktur zu den Endgeräten weiterverteilt werden.

SATVISION: Welche Anstrengungen erfordert es, einen IP-LNB, welcher im Freien eingesetzt wird, zu entwickeln?

T. Wrede: Der IP-LNB ist ein echter Meilenstein, der höchste Anforderungen an die Chipsets und die Software für IP-Streaming in Echtzeit stellt. Wir haben mit unseren Partnern einen völlig neuen LNB entwickelt, der nicht nur technologisch State-of-the-art ist, sondern auch durch seine kompakte Größe, Energieeffizienz und Langlebigkeit überzeugt.

SATVISION: Welche Technologien kommen in dem Empfangskonverter zum Einsatz?

T. Wrede: Der IP-LNB kombiniert die derzeit besten verfügbaren Technologien: diese sind der innovative SAT>IP Standard von SES, MaxLinear’s Full-Spectrum Capture™ (FSC™) DVB-S/S2 Tuner und Demodulator Chip, Abilis’ TB101 Broadcast to Broadband Bridge™ (B3™) Chip sowie die Software Stacks und IP-LNB Hardware Integration von Hersteller Inverto.

SATVISION: Wie hoch ist der Stromverbrauch des IP-LNBs?

T. Wrede: Das ist sicher eines der Highlights, denn der IP-LNB benötigt selbst im Betrieb von acht Kanälen nur circa 10 Watt und kann deshalb mit Power over Ethernet (PoE) über dasselbe Ethernetkabel versorgt werden.

SATVISION: Wann wird der IP-LNB Ihrer Einschätzung nach marktreif sein und in welchen Preisregionen wird er sich bewegen?

T. Wrede: Wir wollen noch dieses Jahr den IP-LNB zur Marktreife entwickeln. Bis zur Verfügbarkeit des IP-LNB sind TV-Zuschauer mit der SAT>IP Server- Lösung bestens bedient, denn keine andere Technologie bietet derzeit so viele Vorteile für den Nutzer wie die IP-gestützte in-house Verbreitung des Satellitenfernsehens.

SATVISION: Wird der neue IP-LNB mittel- oder langfristig den klassischen LNB samt Antennenkabel ablösen?

LNB GSS IP-LNB Prototyp-kleinIP-LNB aus dem Hause GSS Grundig SAT Systems

T. Wrede: Der IP-LNB wird sicherlich überwiegend bei Neu-Installationen zum Einsatz kommen, während der SAT>IP Server die bevorzugte Lösung zur Nachrüstung von IP in vorhandene Sat-Anlagen ist. Über einen längeren Zeitraum betrachtet hat der IP-LNB in der Tat das Potential, den klassischen LNB abzulösen.

SATVISION: Wie hat sich die SAT>IP-Technologie seit der Vorstellung im vergangenen Jahr entwickelt? Erste Endgeräte werden seit knapp einem Jahr angeboten. Welche Rückmeldungen erhalten Sie und welches Potential sehen Sie zukünftig für die noch relativ neue Technologie?

T. Wrede: Wir sind sehr zufrieden. Wir haben uns im April 2012 mit der Industrie auf einen gemeinsamen Standard für die IP-gestützte Verbreitung von Satellitensignalen innerhalb des Haushalts geeinigt. Seitdem haben die Hersteller eine breite Produktpalette auf den Markt gebracht. Wir werten das als einen großen Erfolg und als Ergebnis unserer fruchtbaren Zusammenarbeit mit der gesamten Industrie. Heute finden sie im Fachhandel bereits mehr als zehn SAT>IP Produkte. Wir freuen uns sehr über die breite Zustimmung sowohl seitens der Hersteller als auch seitens des Fachhandels. Wir arbeiten eng mit den Herstellern zusammen, um die Auswahl der SAT>IP Receiver weiter zu vergrößern. Wir planen außerdem, eine kostenlose SAT>IP Software für den PC zur Verfügung zu stellen. Wir sind überzeugt, dass in Kürze weitere SAT>IP Produkte auf den Markt kommen und den Verbrauchern eine größere Auswahl bieten. Des Weiteren erhalten Interessierte unter www.satip.info alle relevanten Informationen zu SAT>IP. Für Hersteller bieten wir ein umfangreiches Produktportal mit Links zu den jeweiligen Produkten an. Wir sind überzeugt, dass SAT>IP bei den Konsumenten ein großer Erfolg wird, denn mit SAT>IP ist der Fernsehempfang nicht länger auf das TV-Gerät beschränkt. SAT>IP bietet eine einfache Lösung, Fernsehinhalte auf einer Vielzahl von Geräten wie Tablets und Smartphones zu empfangen, und das in höchster Qualität und ohne lästige Wartezeiten. Auf diese Weise bietet SAT>IP TV Zuschauern maximalen Komfort und schafft einen weiteren Wettbewerbsvorteil für den Satelliten.

SATVISION: Bitte vervollständigen Sie folgenden Satz: Der IP-LNB ist insofern eine zukunftsweisende Entwicklung, als dass …

T. Wrede: … es für den Zuschauer immer einfacher und komfortabler wird, Satellitenfernsehen in bester Qualität im ganzen Haus auf den Endgeräten seiner Wahl zu schauen.

SATVISION: Vielen Dank für das Gespräch.

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