SATVISION inside (Teil 19) – So testen wir
27. Juli 2017
Elektronische Programmzeitschriften (EPGs) – häufig auch Programmführer oder einfach Guides genannt – sind bei den meisten Fernsehern und Set-Top-Boxen ein fester Bestandteil der Software-Ausstattung. Deshalb fließen diese auch in die Bewertung dieser beiden Gerätegruppen ein. Zum einen sind EPGs ein Ersatz für die klassische gedruckte Programmzeitschrift und geben dem Zuschauer mit wenigen Tastendrücken einen schnellen Überblick über das laufende Programm und nachfolgender Sendungen, zum anderen kann sein Funktionsumfang je nach Hersteller und Modell weit über den einer Programmzeitschrift hinausgehen. Je besser ein EPG mit Extras ausgestattet ist, umso mehr Bedienkomfort bietet er dem Zuschauer. Solche Features können von einer Suchfunktion und Genreansicht über eine Live-Vorschau des laufenden Programms bis hin zu einer schnellen und einfachen Aufnahme-Programmierung per Tastendruck reichen. Auch die Art und der Umfang der beschreibenden Texte (und Bilder) zu einzelnen Sendungen sowie die maximale Vorschauzeit sind wichtige Merkmale eines EPG. In diesem Teil unserer Reihe „SATVISION inside“ zeigen wir anhand mehrerer exemplarischer Programmführer auf, worauf es uns beim Testen von Fernsehern und Receivern ankommt und was einen guten EPG ausmacht.
(Klassische) Programmzeitschriften als Apps
Auch wenn den klassischen gedruckten Programmzeitschriften wie TV 14, TV Digital, TV, Direkt Hörzu und vielen weiteren schon vor einigen Jahren ein langsames Ende prophezeit wurde, verkauften sich alleine von den fünf meistgelesenen Magazinen im ersten Quartal 2017 in Summe pro Ausgabe fast sieben Millionen Exemplare. Dennoch: Die Verlage verlassen sich nicht mehr alleine auf ihre gedruckten Ausgaben, sondern bieten auch kostenlose Apps für Smartphones und Tablets an. Solche Apps sind insbesondere dann praktisch, wenn der vorhandene Fernseher oder die Set-Top-Box keinen guten EPG bietet oder falls das Aufrufen beim Fernsehen stören würde.
Anbieter und Hersteller
Zum Teil gibt es auch offizielle Apps von Anbietern wie HD+ und Unitymedia sowie von Herstellern wie Loewe, Philips und Kathrein die unter anderem eine elektronische Programmzeitschrift enthalten. Zum Teil dient diese nicht nur als Übersicht über laufende und kommende Sendungen, sondern zusätzlich als Aufnahme-Planer. Filme und Serien können dann in der App angetippt werden und der Fernseher oder Receiver nimmt den Inhalt automatisch auf, sofern er eingeschaltet ist.
waipu.tv, Zattoo und Co.
Streaming-Dienste und Online-Videorekorder bieten in der Regel eine Programmübersicht, um sich einen Überblick über die kommenden Sendungen zu machen und Aufnahmen zu programmieren. Dieses EPGs in App-Form auf Tablet oder Smartphone können aber natürlich auch als Alternative oder Ergänzung zum EPG auf dem TV-Gerät oder dem Receiver verwendet werden.
Senderübersicht
Eine Senderübersicht sollte eigentlich jede elektronische Programmzeitschrift bieten und es gibt auch nur wenige Ausnahmen von dieser Regel. Je mehr Sender gleichzeitig dargestellt werden, umso weniger muss der Zuschauer blättern, um sich einen Überblick über laufende (und folgende) Programme zu verschaffen. Einige Fernseher und Set-Top-Boxen bieten zusätzlich eine zweite „gezoomte“ Ansicht, mit größerer Schrift. Bei Loewe-TVs werden dann zwar nur noch halb so viele Sender dargestellt wie bei der erweiterten Ansicht, dafür sind hier aber auch Senderlogos und Uhrzeiten zu sehen. Für unsere Bewertung ist auch wichtig, wie viele Folgesendungen der EPG auf einen Blick anzeigt und ob es zur besseren Orientierung eine Anzeige der aktuellen Uhrzeit gibt.
Vorschau des laufenden Programmes
Nicht jeder EPG blendet das gerade laufende Programm als Vorschaufenster ein, so dass dieses Feature positiv in unsere Bewertung einfließt. Je größer dieses ist, umso besser kann der eingeschaltete Sender während des Stöberns in der Programmzeitschrift weiterverfolgt werden. Zu groß darf das Fenster aber auch nicht sein, da sonst die EPG-Darstellung darunter leidet. Es gibt einige Modelle, bei denen das Vorschaufenster wechselt, wenn der Zuschauer durch den EPG blättert, was eher lästig ist.
Vorschauzeit
Als Standard-Vorschauzeit hat sich bei den meisten Fernsehern und Set-Top-Boxen ein Zeitraum von einer Woche etabliert. Zum einen liegt das daran, dass viele Sender keine Daten übermitteln, die über diesen Zeitraum hinausgehen und zum anderen daran, dass die Geräte aufgrund begrenzten Speicherplatzes Daten filtern, die über eine Woche hinausgehen. Die Öffentlich-Rechtlichen senden beispielsweise SI-Daten, die sich über einen Zeitraum von bis zu vier Wochen erstrecken. Für unsere Bewertung ist wichtig, welche Möglichkeiten der Zuschauer hat, durch das Programm der nächsten Tage zu blättern. Ideal ist eine Kalenderauswahl wie hier bei einem Metz-Fernseher zu sehen. Im schlimmsten Fall kann der Zuschauer nur stundenweise navigieren, was das überspringen mehrerer Tage zu einer langen Reise werden lässt.
Erinnerungs-Timer
Viele Fernseher und Set-Top-Boxen ohne und auch mit PVR-Funktion bieten die Möglichkeit, Erinnerungs-Timer zu programmieren. Diese erinnern den Zuschauer kurz vor dem Start einer Sendung an deren Beginn und schalten häufig auch automatisch auf den entsprechenden Sender um. Mit diesem praktischen Feature gehören verpasste Sendungen der Vergangenheit an.
Online vs. offline
Ein Standard-EPG benötigt keine Internetverbindung, da die Informationen zu einzelnen Sendungen über das TV-Signal mitübertragen werden. Redaktionell aufbereitete EPGs wie der von TechniSat mit SiehFern-Info-Daten, die keine Internetverbindung benötigen, sind vergleichsweise selten. Häufiger sind inzwischen detaillierte elektronische Programmzeitschriften, die ihre Texte mit Hintergrundinfos und Bilder über das Internet beziehen. Einer der am weitesten verbreiteten Anbieter solcher Inhalte ist Gracenote, der EPGs auf verschiedenen Fernsehern und Receivern wie dem hier abgebildeten Kathrein UFSconnect 926 mit Daten versorgt. In der Regel kann bei Geräten mit einem solchen Online-EPG zwischen der Internet-Variante und einem Offline-EPG, der keine Verbindung ins World Wide Web verlangt, gewählt werden. Ein großer Vorteil von Onlien-EPGs ist, dass geänderte Sendetermine von Sendungen, für die Aufnahmen programmiert wurden, berücksichtigt werden.
Redaktioneller EPG vs. Standard-SI-Daten
Ein großes Unterscheidungsmerkmal zwischen verschiedenen Programmführern und eines unser wichtigsten Bewertungskriterien ist die Art der Senderdaten. Viele EPGs bieten lediglich Standard-SI-Daten (DVB-SI = Digital Video Broadcasting – Service Information). Diese können von Sendung zu Sendung mal ausführlicher und mal weniger den Inhalt beschreiben. Die Beschreibungen können von Stichwörtern bis hin zu recht detaillierten Zusammenfassungen von Filmen oder Serienepisoden reichen. Einige Hersteller wie TechniSat bieten bei ihren Modellen EPGs mit redaktionell aufbereiten SI-Daten. Diese erfordern bei TechniSat auch keine Internetverbindung und beinhalten meist sehr detaillierte Beschreibungen der Sendungen – zum Teil sogar mit Bildern. Ein redaktionell betreuter EPG führt in unseren Tests zu einer deutlich besseren Bewertung.
Verschiedene Ansichten
Einige EPGs bieten verschiedene Ansichten. Das können beispielsweise kompakte oder erweiterte Darstellungen sein, so dass entweder mehr Sender auf den Bildschirm passen oder aber die Texte (und Bilder) größer oder detaillierter angezeigt werden. Andere EPGs lassen zwischen einer Senderübersicht für mehrere Sender oder einer Einzelansicht für einen Sender wählen. Während bei der Übersicht der Zuschauer auf einen Blick Sendungen, die auf mehreren Sendern laufen, einsehen kann, kann er in der Einzelansicht je nach TV oder Receiver manchmal sogar alle Sendungen des ganzen Tages für einen einzelnen Sender auf einmal sehen.
Aufnahme-Timer
Eine der nützlichsten Funktionen, die ein EPG bieten kann ist – eine Aufnahmefunktion des Fernseher oder des Receivers vorausgesetzt – die Programmierung von Aufnahme-Timern. Wer sich noch an die Zeiten des VHS-Rekorders erinnert, wird dieses Feature umso mehr zu schätzen wissen, da es dem Zuschauer die manuelle Einstellung der Start- und Endzeit sowie des Senders (meist mit nur einem Tastendruck) abnimmt. Im EPG werden die für die Aufnahme markierten Sendungen in der Regel gekennzeichnet und hervorgehoben, so dass der Anwender einen schnellen Überblick über künftige Aufnahmen erhält. In diesem Zusammenhang sind eine Timer-Übersicht, manuell einstellbare Start- und Endzeiten für mögliche Änderungen sowie Serien-Timer für sich täglich, wöchentlich oder in anderen Intervallen wiederholende Aufnahmen Extras, die wir mit einer besseren Bewertung belohnen.
Suchfunktion
Eine Suchfunktion innerhalb des elektronischen Programmführers – wie hier bei einem Panasonic-Fernseher – gehört zu den selteneren Extras. Damit kann innerhalb der verfügbaren EPG-Daten nach deinem Stichwort oder explizit nach dem (Teil-)Namen einer Sendung gesucht werden. Die gefundenen Treffer werden danach aufgelistet und können beispielsweise mit Aufnahme-Timern versehen werden. Wurden für einige Sender noch keine Daten geladen, können diese auch nicht in die Suche miteinbezogen werden.
Genres
Einige elektronische Programmzeitschriften können nach bestimmten Genres oder Kategorien filtern. Je mehr Genres zur Auswahl stehen, umso genauer kann der Zuschauer nach Inhalten suchen, die ihn interessieren, beispielsweise Sportübertragungen oder Sendungen für Kinder. Allerdings darf von diesen Genre-Filtern kein Wunder erwartet werden. Gerade bei EPGs mit Standard-SI-Daten werden Sendungen das ein oder andere Mal der falschen Kategorie zugeordnet.
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