Brinno TLC2000 im Test
Zeitraffer- und Stop-Motion-Videos leicht gemacht
29. April 2019
Auf der Vorderseite der nur sechs mal sieben Zentimeter messenden TCL2000 befinden sich das Objektiv und die Betriebs-LED (oben links). Das Gehäuse der Kamera besteht aus schwarzem Kunststoff und ist hochwertig verarbeitet.
Jeder kennt die Faszination von Zeitraffer-Aufnahmen. Durch die beschleunigte Wiedergabe von Videos oder die Aneinanderreihung von Einzelbildern entstehen Videosequenzen, die ausgedehnte oder an sich unspektakuläre Vorgänge und Phänomene auf beeindruckende und künstlerisch wertvolle Art und Weise zur Schau stellen. Bekannte Beispiele sind Sonnenauf- und untergänge, nächtlicher Straßenverkehr, Naturschauspiele oder Alltägliches wie der Betrieb auf einer Baustelle. Solche Zeitraffer-Videos (auch Timelapse-Videos genannt) lassen sich grundsätzlich mit jeder Foto- oder Videokamera und PC-Software erstellen. Auch manche Smartphones bieten diese Art von Aufnahme als Feature an, um schnell mal ein Zeitraffer-Video zu filmen. Allerdings möchte nicht jeder mit mehr oder weniger komplizierter Software am PC hantieren oder sein Smartphone – sofern Timelapse überhaupt unterstützt wird – für solche Aufnahmen verwenden. Der Hersteller Brinno bietet verschiedene Lösungen für Zeitraffer-Aufnahmen an. Die neueste Timelapse-Kamera TLC2000 im Mini-Format erstellt selbständig Zeitraffer-Videos oder wahlweise auch Stop-Motion-Filme in 1080p (Full HD) und speichert diese als fertige AVI-Dateien auf einer SD-Karte ab. Eine Nachbearbeitung ist nicht notwendig und die fertigen Videos können direkt auf dem TV abgespielt oder als Beiträge in den sozialen Medien und auf Plattformen wie YouTube hochgeladen werden. Ob die Resultate der TLC2000 überzeugen konnten und was uns sonst noch beim Test aufgefallen ist, lesen Sie auf den folgenden Seiten.
Wussten Sie schon, …
dass die TLC2000 zu Objektiven von Brinno kompatibel ist? Das Zoomobjektiv BSC 18-55 (18–55 mm Brennweite) kostet rund 200,– Euro. Das BCS 24-70 (24–70 mm Brennweite) wird für rund 100,– Euro angeboten. Das Standardobjektiv kann mithilfe eines kleinen Schraubendrehers gelöst und dann abgedreht werden.
Der taiwanesische Hersteller Brinno hat sich auf verschiedene Videolösungen spezialisiert. Zeitraffer-Kameras zählen dazu. Die TLC2000 ist die neueste Kamera für Timelapse- und Stop-Motion-Videos, sogenannte „Step Videos“ und Einzelbilder, die direkt auf einer SD-Karte (max. 128 GB) gespeichert werden. Die Kamera kann per Batterie (2× AA) oder per USB-Strom betrieben werden und auf Wunsch per Zeitplan vollautomatisch Videos an festgelegten Tagen und zu bestimmten Uhrzeiten anfertigen. Der Preis liegt bei rund 380,– Euro. Es stellt sich die Frage, für wen sich die Anschaffung lohnt.
Ausstattung und Design
Hinter der Klappe mit dem Herstellerlogo befindet sich das Batteriefach für zwei AA-Batterien.
Die Kamera ist mit rund sechs mal sieben Zentimetern (Breite × Höhe) klein bemessen und auch recht flach. Zudem beträgt ihr Gewicht ohne Batterien gerade einmal 90 Gramm (mit Batterien 134 Gramm). Sie findet also in der Jacken- oder Handtasche Platz. Damit das Display keinen Schaden nimmt, sollte sie allerdings in einen kleinen Transporttäschchen verstaut werden. Das gehört leider – anders als zwei Schutzkappen für das Objektiv – nicht zum Lieferumfang. Das Objektiv mit Festbrennweite (18 mm) hat eine F2.0-Blende und kann ausgetauscht werden. Der Blickwinkel beträgt 118 Grad. Gezoomt werden kann mit dem Standardobjektiv nur digital. Die Kamera kann Fotos und Videos wahlweise in 720p und 1080p (Full HD) anfertigen und beherrscht auch HDR. Die maximale Bildwiederholrate liegt bei 30 Bildern pro Sekunde – sie kann in den Einstellungen auch manuell eingestellt werden. Der Ton wird grundsätzlich nicht aufgenommen.
Das TFT-Display hat eine Diagonale von 2″ und zeigt die Einstellungen oder je nach Modus das Motiv, welches das Objektiv gerade erfasst. Die Wiedergabe gespeicherter Videos über die Kamera ist leider nicht möglich. Die Bedienung erfolgt über insgesamt fünf Nahbedienungstasten. Eine mögliche Fernsteuerung per Fernbedienung oder per App (z.B. via Bluetooth) wäre wünschenswert gewesen.
Bedienung
Menu:
Das Menü ist gut lesbar und in den Farben Weiß und Orange auf schwarzem Hintergrund gehalten. Bei schwierigen Lichtverhältnissen stößt die Helligkeit des Displays allerdings an ihre Grenzen. Die Menüführung erfolgt ausschließlich über die drei Tasten unterhalb des kleinen 2″-Bildschirms. Die Einstellungen reichen von der Wahl des Aufnahmemodus, über verschiedene Bild-Settings bis hin zu Zeiplänen für regelmäßige Zeitraffer-Aufnahmen. Leider ist das gesamte Interface nur in englischer Sprache verfügbar.
Zum Einschalten wird die Power-Taste fünf Sekunden lang gedrückt gehalten. Das Ausschalten erfolgt über 3-sekündiges Drücken derselben Taste. Nach dem Einschalten wird das Interface angezeigt. Nach 20 Sekunden ohne Aktivität schaltet sich die Kamera in den Standby-Modus (LED-Anzeige leuchtet grün). Nach weiteren zehn Sekunden ohne Aktivität schaltet sich die Kamera ganz aus, um Strom zu sparen.
Einen Installationshelfer gibt es leider nicht und die Menüsprache ist Englisch und kann nicht gewechselt werden. Besonders kompliziert sind die Menütexte nicht, aber ganz ohne Englisch-Kenntnisse wird es schwierig. Zudem ist das Benutzerhandbuch ausschließlich auf Englisch. Zeit und Datum sind ebenfalls manuell einzustellen. An dieser Stelle hätten wir uns mehr Sprachauswahl und Hilfestellung gewünscht.
Zeitraffer-Videos und weitere Funktionen
Die Kernkompetenz der TLC2000 liegt im Erstellen von Timelapse-Videos. Nachdem der Intervall und falls erforderlich weitere Parameter wie die Szene (Tag, Nacht, Dämmerung), die Belichtung, der Kontrast, die Sättigung, HDR und Fokus (Zoom) eingestellt wurde, startet die Timelapse-Aufnahme mit einem Druck auf den Auslöser und wird durch erneutes Drücken auf diesen wieder beendet. Während der Aufnahme geht die Kamera in den Standby-Modus, um Strom zu sparen. Etwas irritierend ist, dass sie aus diesem nicht wieder „aufgeweckt“ werden kann. Erst wenn die Aufnahme beendet und gespeichert wurde, schaltet sich das Display wieder ein. Mit dem Zeitplan (Schedule) können für die einzelnen Wochentage Zeiten festgelegt werden, zu denen die Kamera automatisch Zeitraffer-Videos aufnehmen soll. Beispielsweise werktags auf einer Baustelle, um die Fertigstellung eines Gebäudes zu dokumentieren oder allabendlich zum Sonnenuntergang.
Vorschau:
In der Vorschau, die über die Einstellung „Focus“ auch digital gezoomt werden kann, lässt sich das zu erfassende Bild betrachten. Hier sind auch einige Anzeigen eingeblendet. Links oben steht das ausgewählte Umgebungslicht (Day). Daneben der aktivierte HDR-Modus. Rechts oben wird die Anzeige der Batterie eingeblendet. Unten stehen von links nach rechts der Aufnahmemodus (TL = Timelapse), der nächste Menüpunkt (Info) und je Informationen zum Aufnahmemodus (Intervall: 5 Sek.).
Zwei weitere Features der TLC2000 sind normale Fotos (Stills) und „Step Videos“. In letztgenanntem Modus werden automatisch kurze Videos (die Dauer kann eingestellt) werden in festgelegten Intervallen aufgenommen und automatisch zu einem Videoclip zusammengefügt. Eine dritte Funktion sind „Stop Motion“-Videos. Diese Filmtechnik dürften YouTube-Zuschauer (z.B. Lego-Videos) und Fans von Filmklassikern wie „King Kong“ und „Terminator“ gleichermaßen bekannt sein. In diesem Modus kann der Anwender manuell Einzelbilder aufnehmen, welche dann automatisch zu einem Video zusammengesetzt werden.
Praxistest
In der Praxis funktionierte das automatische Erstellen der Zeitraffer-Videos erfrischend intuitiv. Zu Beginn wird der Intervall ausgewählt (entweder eine der voreingestellten Zeiten wie „3 Sek.“ oder eine selbst gewählter Intervall wie zweieinhalb Stunden). Der Intervall sollte sich nach der Dauer des Ereignisses richten und der gewünschten Dauer des Videos richten. Für ein 20-sekündiges Video mit 30 fps werden schon 600 Bilder benötigt. Bei einem Intervall von 5 Sekunden benötigt die Kamera also 50 Minuten zum „Sammeln“ des benötigten Bildmaterial. Danach wird das Video selbständig erstellt und als AVI-Datei gespeichert (ca. 3 bis 7 MB pro Sekunde Video mit 1080p30). Die Resultate können sich wirklich sehen lassen. Die Full-HD-Bildqualität ist gut und dank HDR wirkte zum Beispiel die Aufnahme eines Sonnenuntergangs sehr plastisch und kontraststark. Mit High-End-Kameras und den besten Smartphones kann die TLC2000 qualitativ nicht mithalten. Dafür ist die Bedienung kinderleicht und die fertigen Zeitraffer-Videos müssen nicht mühsam bearbeitet und zusammengestellt werden.
Für die „Stop Motion“-Videos mit fünf Bildern pro Sekunde sollten es schon ein paar Bilder sein, damit ein Video von ordentlicher Länge entsteht. In der Praxis funktionierte das am besten einem Stativ, da das Video damit ruhig wirkt und sich nur das bewegt, was sich auch bewegen soll. Die Erstellung ist wie bei den Timelapse-Videos einfach und selbsterklärend (Bilder werden hier manuell aufgenommen) und eine fertige AVI-Datei wird auf der Karte gespeichert. Selbiges gilt für Fotos (hier empfiehlt sich wie bei Timelapse der HDR-Modus) und die „Step Videos“.
Vier Modi in einem Gerät
Die TLC2000 kann nicht nur die namensgebenden Zeitraffer-Videos erstellen (TLC = Timelapse Camera), sondern auch noch drei weitere Arten von Medien. „Step Videos“ sind automatisch aneinandergereihte kurze Videosequenzen. Diese werden automatisch für eine bestimmte Dauer in festgelegten Intervallen aufgezeichnet und zu einem Video zusammenegefügt. „Stills“ sind einfache Fotos, welche mit dem Auslöser festgehalten werden. „Stop Motion“-Videos bestehen wie Zeitraffer-Videos aus Einzelbildern, die allerdings in Normalgeschwindigkeit abgespielt werde. Diese alte Art der Tricktechnik simuliert Bewegungen anhand von Standbildern.
Anschlüsse: Die einzigen beiden Anschlussmöglichkeiten befinden sich hinter einer gummierten Abdeckung auf der rechten Seite (von hinten gesehen). Neben einem Einschub für eine Micro-SD-Speicherkarte (Karte mit 8 GB Speicherplatz samt Adapter im Lieferumfang enthalten) kann hier ein USB-Anschluss (Typ C) vorgefunden werden. Dieser dient dem Datentransfer ohne Entnahme der SD-Karte sowie der permanenten Stromversorgung (USB-Netzteil gehört nicht zum Lieferumfang). |
Rückseite: Auf der Rückseite befindet sich das 2″ messende Farbdisplay, welches für den Außenbetrieb bei schwierigen Lichtverhältnissen (z.B. tiefstehende Sonne) leuchtstärker hätte sein dürfen. Darunter befinden sich drei der insgesamt fünf Tasten zur Nahbedienung (links, Ok, rechts). Auf der Oberseite befinden sich zwei weitere Tasten (Auslöser und Ein-/Aus-Schalter). Auf der Unterseite befindet sich zudem ein Stativgewinde. (1/4″) für stabile Aufnahmen. |
- Micro-SD-Karte und Batterien im Lieferumfang enthalten
- HDR-Unterstützung
- Objektiv wechselbar
- Stativaufnahme
- Abmessungen
- Preis
- keine Fernsteuerung möglich
- nicht wetterfest
- nur Englisch als Menüsprache
- nur AVI als Dateiformat
- kein Ton
- keine Wiedergabe auf Kamera
Beispielvideos
Messdaten
Stromverbrauch in Watt
Standby: ø 0,1
Betrieb: ø 1,6
Aufnahme: ø 1,9
Technische Daten
Hersteller/Modell | Brinno TLC2000 |
---|---|
Abmessungen B × H × T in mm | 60 × 71 × 42 |
Gewicht in g (ohne Batterien) | 87,5 |
Firmwareversion | 52 |
Technik | |
Display | 2″-TFT-LC-Display (5,1 cm) |
Auflösung / HDR | 1.920 x 1.080 (1080p30) / |
Bildrate | max. 30 Bilder pro Sekunde |
Blickwinkel | 118° |
Blende / wechselbares Objektiv | F2.0 / |
Brennweite / Zoom | 18 mm / (digital) |
Anschlüsse | |
Daten | SD-Kartenleser, USB 2.0 |
Bild | |
Ton | |
Stromversorgung | Batterie (2x AA), USB (5V, 1A) |
Sonstiges | Stativaufnahme (1/4″) |
Speicher | |
Medium | microSD/ microSDHC/ microSDXC |
max. Kapazität | 128 GB |
Software | |
Sprachauswahl / Anz. | / 1 |
Nah- / Fernbedienung | / |
Dateiformat | AVI |
Kosten | |
UVP in € | 380,– |
Ø Marktpreis in € | 380,– |
Lieferumfang TLC2000 · zwei Batterien (Typ AA) · USB-Kabel (Typ C) · zwei Abdeckungen für Objektiv · Mini-Schraubendreher (Kreuzschlitz) · Micro-SD-Karte und Adapter · Handbuch (Englisch) · Quick-Start-Guide
Kontakt Brinno, 4F · No. 107 · Zhou Zi St. · Taipei City 11493 · Taiwan · Tel.: +886-2-8751-0306 · Fax: +886-2-8751-0549 · Kontaktformular auf www.brinno.com
Fazit
Ein Sonnenaufgang, eine vielbefahrene Kreuzung bei Nacht, Polarlichter, ein Gewitter oder ein keimender Sprössling. Das sind nur einige Beispiele für Motive, die mit einem Zeitraffer-Video spektakulär und künstlerisch anspruchsvoll in Szene gesetzt werden können. Der Phantasie sind hier keine Grenzen gesetzt. Einzige Bedingung ist, dass eine Bewegung oder Veränderung erfasst wird. Am besten funktioniert die automatische Aufnahme mit einem gut einstellbaren Stativ, da sich so der Blickwinkel auf das Motiv perfekt ausrichten lässt und die Kamera bei den vielen Einzelbildern stets in der gleichen Position bleibt. In unserem Augen ist die TLC2000 von Brinno ein lohnenswerter, wenn auch nicht ganz preiswerter Einstieg in die Welt von Timelapse-Aufnahmen und Stop-Motion-Videos. Da die Videos automatisch per Knopfdruck erstellt werden und dank der enthaltenen SD-Karte gleich mit den ersten Aufnahmen begonnen werden kann, liegt die Hürde erfreulich tief. Perfekt für Anfänger und bequem für Fortgeschrittene. Die Qualität der Full-HD-Videos mit HDR-Effekt kann sich sehen lassen – nicht nur auf kleinen Displays, sondern auch auf dem TV.
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Getestete Produkte
- Brinno TLC2000