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Satellitenfernsehen per WLAN streamen

25. Juni 2015

Das SAT to IP Kommunikationsprotokoll erlaubt es Satellitenfernsehen kabellos per WLAN auf Smartphones, Tablet-PCs oder Notebooks zu streamen. Auch im Wohnzimmer ist die Nutzung von SAT-IP in Verbindung mit einem tauglichen Fernseher oder über einen entsprechenden Empfänger (Client) möglich. Auf den diesjährigen SES Industry Days wurde die erste Flachantenne, die das SAT-IP Protokoll unterstützt, vorgestellt. Somit lassen sich mit der kompakten und unauffälligen sowie flachen SAT-Antenne bis zu 8 Teilnehmer kabellos mit Satellitenfernsehen versorgen. Zudem verfügt die neue Flachantenne über zwei herkömmliche Ausgänge, so dass in Summe bis zu 10 Teilnehmer parallel mit SAT-TV versorgt werden können.

SATVISION: Auf den diesjährigen SES Industry Days, welche am 6. und 7. Mai in Luxemburg stattgefunden haben, wurde u.a. die erste Flachantenne mit IP-LNB, die das SAT-IP Kommunikationsprotokoll unterstützt, vorgestellt, so dass bis zu 8 Teilnehmer kabellos mit Satelliten-Fernsehen auf dem Smartphone oder Tablet versorgt werden können. Welche Vorteile verbinden Sie mit der Entwicklung einer SAT-IP fähigen Flachantenne?

T. Wrede: Die SAT-IP Flachantenne vereinigt die Vorteile einer Flachantenne – vor allem die unaufällige Installation, z.B. auf Balkons – mit den Vorteilen von SAT-IP, also der Verteilung von Satelliten-TV über das Heimnetzwerk direkt auf Tablets, Smartphones etc. oder Fernsehgeräte mit SAT-IP. Mit der Selfsat SAT-IP Antenne wird der normalerweise benötigte SAT-IP Server überflüssig und die Antenne kann direkt an den Router angeschlossen werden. Darüber hinaus bietet die Antenne noch zwei klassische Ausgänge für Satelliten-Receiver oder Fernseher.

SATVISION: Gibt es weitere interessante Entwicklungen die auf den SES Industry Days vorgestellt wurden?

T. Wrede: Die SES Industry Days haben eindrucksvoll die Innovationskraft der Satellitenindustrie gezeigt. Ein Highlight auf den Industry Days neben der Flachantenne war die Vorstellung eines IP-LNBs der zweiten Generation, das sich durch seine sehr kompakte Form auszeichnet. Der weiteren Integration von SAT-IP steht prinzipiell nichts mehr im Wege und SAT-IP Server werden in den nächsten Jahren noch kostengünstiger zu realisieren sein.

SATVISION: Was vermissen Sie gegenwärtig noch an SAT-IP bzw. welche Verbesserungen/Erweiterungen würden Sie sich zukünftig für das SAT-IP Kommunikationsprotokoll wünschen?

T. Wrede: In den nächsten Jahren liegt für uns die Priorität bei SAT-IP ganz klar auf der Verbreiterung der Endgerätebasis, also den SAT-IP Clients. Es gibt z.B. immer noch Receiver-Hersteller, die SAT-IP nicht unterstützen. Da SAT-IP aus unserer Sicht klar die fortschrittlichste Art der Satellitenverteilung ist, wünschen wir uns dass man bald so viele Receiver wie möglich als Clients an einem SAT-IP Netzwerk betreiben kann. Für die Umsetzung des Protokolls in Produkte, wollen wir die Hersteller mit neuen Initiativen unterstützen, die die Integration weiter vereinfachen sollen. Das SAT-IP Kommunikationsprotokoll bietet allerdings heute schon mehr Möglichkeiten als das was in marktbefindlichen Produkten genutzt wird. Ich sehe deshalb auf der Ebene wenig Bedarf für direkte Erweiterungen.

SATVISION: Bislang ist das kabellose Streamen von Live-TV via Satellit auf das Heimnetzwerk beschränkt und auch die Zentrale Einspeisung von verschlüsselten Programminhalten ist auf sehr wenige SAT-IP Server begrenzt. Wird sich dieser Umstand Ihrer Einschätzung nach zukünftig ändern, so dass Nutzer über die Grenzen des Heimnetzwerks hinaus Live-TV auf mobile Endgeräte streamen kann?

T. Wrede: SAT-IP ist primär dafür gedacht Live-TV im Heimnetzwerk zu verteilen, auch wenn man über ein paar Umwege die Signale auch anderweitig übertragen könnte. Dies ist aber momentan nicht unser Fokus. Zum Thema Verschlüsselung: SAT-IP leitet Satellitensignale transparent über das Heimnetzwerk weiter, auch die Verschlüsselungsinformationen. Da der Pay-TV Betreiber natürlich die Kontrolle über die Entschlüsselung seiner Signale bewahren muss, kann nur er eine technische Möglichkeit bieten um die Programme zu entschlüsseln. Ein erster Schritt wäre, SAT-IP in die Receiver zu integrieren, damit sie an ein SAT-IP Netzwerk angeschlossen werden können.

Darüber hinaus gibt es in SAT-IP mehrere Möglichkeiten für Pay-TV Betreiber auch Tablets und andere Endgeräte zu erreichen. In SAT-IP gibt es z.B. sogenannte ‚Operator Extensions‘, die es einem Pay-TV Betreiber ermöglichen, ein CA System in DRM umzuwandeln und somit eine kontrollierte Weitergabe von Pay-TV Strömen zu gewährleisten. Andere fortschrittlichere Möglichkeiten könnten auf Cardless CA Verfahren basieren,  z.B. gekoppelt an eine Netzwerk-Authentifizierung. Aber das sind wie gesagt letztendlich Themen für die Pay-TV Betreiber.

SATVISION: Nutzen Sie die SAT-IP Technologie in Ihren privaten vier Wänden?

T. Wrede: Ja, für das Streaming auf meinen Arbeitsrechner. Somit habe ich stets Informationen und Unterhaltung auf meinem Arbeitsrechner während ich anderen Tätigkeiten nachgehen kann.

SATVISION: Welche Rolle wird Ihrer Einschätzung nach der TV-Empfangsweg Satellit bei der Einführung von Ultra HD Inhalten einnehmen?
T. Wrede: Der Satellit wird eine führende Rolle insbesondere bei der Übertragung von Ultra HD Live Events sowie bei klassischen 24/7 Programmen in UHD einnehmen. Ergänzend dazu werden besonders während der Ultra HD-Markteinführung auch Inhalte (Spielfilme) über OTT übertragen werden. Da sehr viele Internetanschlüsse noch nicht in der Lage sind, 15-20 Mbit/s in guter Qualität in den Abendstunden zu liefern, wird die Empfangsqualität bei OTT in vielen Fällen zu wünschen übrig lassen.

SATVISION: Welchen Stellenwert hat für Sie die Übertragung von Inhalten in HDR-UHD-Qualität?

T. Wrede: High Dynamic Range (HDR) wird ein nächster Schritt bei der weiteren Verbesserung des Fernsehbildes sein und daher hat die Übertragung von HDR für uns einen relativ hohen Stellenwert. Erste Ausstrahlungen in HDR via Astra  liefen während der diesjährigen SES Industry Days und zusammen mit unseren Partnern BBC Research und Samsung konnten wir zeigen, dass diese Technik prinzipiell heute den Programmanbietern schon zur Verfügung steht. Allerdings wird es noch eine Zeit dauern, bis eine HDR-Übertragungstechnik international standardisiert ist und sowohl die benötigten neuen Flachbildschirme als auch entsprechendes Filmmaterial  in genügender Anzahl zur Verfügung stehen.

SATVISION: Immer wieder ist aus dem Lager der VoD-Anbieter zu hören, dass das lineare Fernsehen ausgedient und keine Zukunft hat. Welche Argumente haben Sie für die Zukunft des linearen Fernsehens?

T. Wrede: Was sollen Sie auch sonst sagen? Fakt ist, dass wir alleine in Deutschland über 40 Millionen Menschen mit Fernsehprogrammen versorgen. Der Satellit ist aber nicht nur der wichtigste Direktempfangsweg sondern auch elementar für die Versorgung von DVB-T, Kabelnetzen, IP-Backbones. Der Satellit ist der zuverlässigste und berechenbarste Verbreitungsweg, für Anbieter und Verbraucher gleichermaßen. Er ist zukunftssicher für alle derzeit absehbaren technischen Entwicklungen im TV und flächendeckend verfügbar, unabhängig von jedweden Ausbauplänen.

SATVISION: Bitte vervollständigen Sie folgenden Satz: „Das lineare Fernsehen wird sich zukünftig insofern verändern, als dass …“
T. Wrede: … Sparten-Angebote eher über das Internet verteilt werden, während sich die Übertragungsqualität der Vollprogramme insbesondere über Satellit weiter verbessern wird (Ultra HD).

SATVISION: Vielen Dank für das Gespräch!

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