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funk – Das neue Content-Netzwerk von ARD und ZDF

29. September 2016

Nach einer aktuellen Studie der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) und der Deutschen TV-Plattform nutzen bereits 91 Prozent der 14- bis 19-Jährigen und 81 Prozent der 20- bis 29-Jährigen Bewegtbild-Inhalte auf mobilen Endgeräten wie Smartphones und Tablets. Damit steht die mobile und non-lineare Mediennutzung in dieser Altersgruppe an erster Stelle vor dem linearen Fernsehen (insgesamt 60 Prozent) und stellt Content-Anbieter wie ARD und ZDF vor neue Herausforderungen. Um die Gunst der 14- bis 29-Jährigen nicht gänzlich an das Internet und die Socialmedia-Plattformen wie Facebook, Instagram, Snapchat und Co. zu verlieren, starten die Öffentlich-Rechtlichen unter Federführung des Südwestrundfunks (SWR) am 1. Oktober 2016 offiziell das Content-Netzwerk funk, dessen Name bis zur Präsentation am 29. September in Berlin geheim gehalten und bis dahin unter dem Arbeitsitel „Junges Angebot von ARD und ZDF“ geführt wurde. Mit der Bekanntgabe des neuen Namens sind nun auch die ersten konkreten Formate des Jungen Netzwerks der Öffentlich-Rechtlichen an die Öffentlichkeit gelangt. Das Jahresbudget liegt bei 45 Millionen Euro, als Ausgleich werden die beiden linearen, öffentlich-rechtlichen TV-Sender zdf.kultur und Eins Plus zum 30. September 2016 eingestellt. Wir stellen das erste reine Online-Angebot der Öfffentlich-Rechtlichen vor und bitten Programmgeschäftsführer Florian Hager zum Interview.

Den politischen Auftrag für das Content-Netzwerk funk erteilten die Regierungschefinnen und – chefs der Länder bereits im Oktober 2014. Konkret an Formaten und Organisation arbeitet das Team um Programmgeschäftsführer Florian Hager und Vize-Geschäftsführerin Sophie Burkhardt seit Juni 2015. Zum offiziellen Start am 1. Oktober 2016 sind 40 verschiedene Formate auf diversen Online-Plattformen on air. Das „Junge Angebot“ richtet sich an die 14- bis 29-Jährigen und versteht sich als reines Online-Angebot, das die Zielgruppe dort abholen möchte, wo sie sich seit Jahren vermehrt bei der Mediennutzung aufhält: im Internet beziehungsweise in den sozialen Netzwerken wie Facebook, Instagram oder Snapchat. Auch auf Videoportalen wie Youtube oder Twitch möchte das „Junge Angebot“ mit seinen Beiträgen unabhängig vom linearen TV präsent sein.

Das Ergebnis ist ein Content-Netzwerk mit bekannten und neuen Webvideo-Akteuren, die im Auftrag von funk neue Inhalte und Formate entwickeln. Gebündelt wird das Online-Programm zudem auf der eigenen Website funk.net. Eine zunächst für Android- und iOS-Smartphones kostenlos verfügbare und das Angebot ergänzende App namens funk ist ebenfalls verfügbar. Darin wird es nach Angaben von funk zwei Bereiche geben, in denen jeweils internationale Lizenzserien gezeigt und täglich multimedial erzählte Themen und Geschichten geboten werden, auch Audio-Inhalte soll es geben. Die Bidqualität der Beiträge hängt von den Inhalten ab: So sind neben Webserien, die mit eher klassischen Produktionsweisen entstehen zum Beispiel Formate dabei, die mit einem Smartphone gefilmt und produziert werden oder in Computerspielen wie Minecraft stattfinden.

Formate und Plattformen

Die Programmplaner möchten jederzeit abrufbare Inhalte schaffen, anhand derer sich die Nutzer orientieren, informieren und unterhalten können. Verbreitet werden die Beiträge auf den Online-Plattformen, auf denen die jungen Anwender ohnehin unterwegs sind. Durch Verweise auf andere Inhalte im „funk-Kosmos“ wird so mit der Zeit der Aufbau einer eigenen Community angestrebt, die mit den Programm-Machern und untereinander vernetzt ist. Die Inhalte funktionieren also einerseits unabhängig vom Label „Junges Angebot“ auf den einzelnen Plattformen und sind andererseits auf der Website abrufbar, sodass kein Nutzer gezwungen ist, auf die Dritttplattformen zuzugreifen. Ein Abruf des Angebots im Ausland hängt von den Verwertungsrechten ab, im Fokus steht jedoch der deutsche Sprachraum.

Inhaltlich ist ein Mix regelmäßiger Online-Videoformate geplant, die von fiktionalen Webserien über Reportagen, Dokus und Talk-Shows bis hin zu Info-Formaten reichen. Dabei sind sowohl Eigenproduktionen als auch gekaufte Serien geplant. Ein klassisches Nachrichtenformat wird es nicht geben. In puncto „Host“-Personal (engl. für Gastgeber) beziehungsweise Moderatoren setzen ARD und ZDF auf verschiedene Talente mit unterschiedlichen Bekanntheitsgraden, etwa etablierte Youtube-Stars oder (neue) Gesichter aus den eigenen Reihen. Die Protagonisten und deren Formate sollen dabei im Mittelpunkt stehen.

Beispielsweise baut Heimwerker-King Fynn Kliemann einen alten Bauernhof in Niedersachsen in sein „Kliemannsland“ um und hat so einen neuen YouTube-Kanal geschaffen. Zuschauer können neben diesem Hauptkanal auch auf weiteren Präsenzen wie Facebook, Instagram und Twitter die Entwicklung des Formates verfolgen. Dem gleichen Prinzip folgen andere Formate wie das „Y-Kollektiv“, einer Gruppe von zehn Reportern. Darin geht es in Facebook-Reportagen um Themen wie Massentierhaltung oder das Leben von illegalen Flüchtlingen in Europa. Für das investigative Format „Jäger & Sammler“ recherchieren Nemi El-Hassan, Friedemann Karig und Ronja von Rönne Hintergründe zu politischen und gesellschaftlichen Themen, wie der identitären Bewegung oder der Prepper-Szene.

Snapchat

Snapchat ist ein kostenloser Instant-Messaging-Dienst für Smartphones und Tablets, über den Nutzer u. a. Fotos oder kurze Videos, sogenannte „Geschichten“ an andere „Snapchatter“ versenden können. Im Unterschied zu Facebook wird kein Profil angelegt und ausgebaut, sondern die Inhalte werden, ohne geteilt oder „geliked“ werden zu können, via Internet über eigene Channels an einzelne Nutzer oder Gruppen gesendet und sind beim Empfänger nur wenige Sekunden sichtbar, bevor sie dann gelöscht werden. Die Fotos und Videos können mit Text, Filtern, Emojis und weiteren Animationen verändert werden. Ebenfalls abrufbar sind von Snapchat betreute „Live-Stories“ zu aktuellen Ereignissen oder „Geschichten“ von professionellen Anbietern wie CNN oder MTV. Die Snapchat-App ist für Android und iOS verfügbar.

Interview

Florian Hager
Programmgeschäftsführer
„Junges Angebot von ARD und ZDF

SATVISION: Inwiefern unterscheidet sich das „Junge Angebot“ vom klassischen, linearen TV?

F. Hager: Das „Junge Angebot“ von ARD und ZDF ist das erste, öffentlich-rechtliche Angebot, das ausschließlich im Internet stattfindet. Zwar gibt es gesetzte Publikationsrythmen, in denen unsere Inhalte erscheinen, allerdings sind sie jeder Zeit abrufbar.

SATVISION: Mit welchen Inhalten und Sendeformaten wollen Sie bei der jungen Zielgruppe punkten und sich gegenüber der Konkurrenz von Netflix und Co. profilieren?

F. Hager: Natürlich haben wir durch unsere politische Beauftragung Freiheiten, die andere Anbieter nicht haben. Als öffentlich-rechtliches Angebot verstehen wir uns aber weniger als Konkurrenz zu privaten Anbietern, sondern als Wegbereiter für innovative Inhalte, die auf den ersten Blick vielleicht nicht monetarisierbar sind. Da wir uns mit fiktionalen aber eben auch non-fiktionalen Formaten im Webvideobereich etablieren wollen sind Streamingplattformen wie Netflix zudem auf einem ganz anderen Feld unterwegs.

SATVISION: Was haben Sie bei der Entwicklung des Angebots über die Mediennutzung junger Menschen gelernt?

F. Hager: Unsere Nutzerinnen und Nutzer konsumieren Medien nicht mehr klassisch linear, sondern vor allem über Soziale Medien. Es gibt aber sehr große Unterschiede innerhalb unserer Zielgruppe, die 14 bis 29-Jährige umfasst – zum Beispiel ist eine 14-Jährige auf ganz anderen Plattformen und Apps unterwegs als ein 29-Jähriger.

SATVISION: Vielen Dank für das Gespräch!

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