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Interview Unitymedia

22. Februar 2012

Liberty Global, die Mutter des deutschen Kabelnetzbetreibers Unitymedia, will den Netzbetreiber Kabel BW übernehmen! Das Bundeskartellamt hat seine Bedenken zu der geplanten Übernahme geäußert. Unitymedia-Kunden könnten nun als Gewinner aus der Übernahme hervorgehen, denn der Kabelnetzbetreiber hat in Aussicht gestellt zukünftig auf eine Verschlüsselung der Programminhalte zu verzichten. Wir sprachen mit Katrin Köster, Unternehmenssprecherinbei Unitymedia.

SATVISION: Seit dem Jahr 2008 hat Unitymedia rund 200.000 Kunden verloren. Worauf führen Sie diesen Umstand zurück und wie wollen Sie neue Kunden gewinnen?
K. Köster: Da würde ich gerne etwas richtigstellen: Unitymedia wächst in Rekordtempo! Erst im November haben wir die 1 Millionen Marke bei Internet- bzw. Telefonkunden durchbrochen und das Quartal als „Herbstmeister“ abgeschlossen. Kein anderer Anbieter in Deutschland hat in Q3 soviele Breitbandabos hinzugewonnen wie Unitymedia. Der Erfolg unserer Breitbandprodukte sichert gleichzeitig auch unsere TV-Basis: Die meisten neuen Breitbandkunden entscheiden sich, auch Digital-TV bei uns zu abonnieren, da sie erkennen, dass unser Triple Play das beste Preis-Leistungsverhältnis im Markt bietet.  Gleichzeitig wird unser Digital-TV Angebot immer attraktiver, sei es durch mehr und mehr HD-Sender oder innovative Hardware wie unseren HD-Recorder. Das Resultat ist, dass wir unsere TV-Basis in den letzten beiden Quartalen deutlich stabilisieren konnten.

„35 Programme sind für viele… ein ordentliches Angebot“

SATVISION: Mehr als 60 Prozent Ihrer Kunden nutzen noch den analogen Fernsehanschluss. Warum verläuft Ihrer Einschätzung nach die Digitalisierung gerade bei Unitymedia so schleppend?
K. Köster: Kabel ist die einzige Infrastruktur, die ihre Kunden nicht zum Umstieg zwingt, sondern ihnen die Wahl lässt. Und rund 35 Programme sind für viele immer noch ein ordentliches Angebot – insbesondere dann, wenn sie noch einen Röhrenfernseher nutzen. Dagegen wurde der terrestrische Empfang hart auf digital umgestellt, und gleiches droht nun Ende April nächsten Jahres bei der analogen Satellitenabschaltung – wobei  Satelliten-Empfangsgeräte ja bereits seit Jahren nur noch als digitale Boxen im Handel erhältlich sind. Unsere Kunden schätzen jedoch gerade die bequeme Handhabung ihres Kabelanschlusses per plug&play. Um ihnen den Umstieg zu erleichtern, bieten wir unseren Direktkunden digitales Fernsehen zum selben Preis wie analoges an und stellen ihnen sogar den Digital Receiver bereit. Und Kabelkunden, die bei uns Internet und Telefon buchen, bekommen Digital TV gleich mit dazu. Gleichzeitig erweitern wir unser digitales TV Angebot kontinuierlich um attraktive Inhalte. Spätestens, wenn ein neuer Flachbildfernseher angeschafft wird, gibt das für viele Kunden den Ausschlag, ihren Kabelanschluss zu digitalisieren und damit auch HD und Komfortmerkmale wie den digitalen Videorekorder zu genießen.

SATVISION: Unitymedia/Liberty Global möchte den Kabelnetzbetreiber Kabel BW übernehmen! Das Bundeskartellamt hat nun seine Bedenken zu der Übernahme geäußert. Bei einer möglichen Übernahme haben Sie in Aussicht gestellt, im Unitymedia-Kabelnetz auf die Verschlüsselung der privaten Programme in SD-Qualität zu verzichten! Wie schnell würden Sie die Aufhebung der Verschlüsselung für Unitymedia-Kunden in der Praxis umsetzen?
K. Köster: Wenn dieses Interview erscheint, ist die Entscheidung voraussichtlich bereits gefallen. Heute kann ich Ihnen sagen, dass unser Angebot, auf Verschlüsselung zu verzichten, auch die HD-Signale umfasst, sofern die HD-Sender zustimmen. Im Fall der kartellrechtlichen Freigabe des Zusammenschlusses mit Kabel BW würde die Aufhebung der Grundverschlüsselung zum 1. Januar 2013 umgesetzt.

SATVISION: Warum knüpft Unitymedia die Aufhebung der Verschlüsselung an eine Zustimmung des Bundeskartellamts für die Übernahme von Kabel BW?
K. Köster: Die Aufgabe der Grundverschlüsselung wäre ein nahezu beispielloses Unterfangen und von großem strategischem Einfluss. Wir würden dies nur tun, um mehr Wettbewerb im Gestattungsmarkt zu ermöglichen und damit die Bedenken des Kartellamts zu zerstreuen. Wir öffnen damit alternativen Anbietern, wie beispielsweise Netzebene-4-Betreibern, und neuen TV-Anbietern, wie etwa national aufgestellten Telekommunikationsunternehmen, die Tür, um einfacher in den Wettbewerb um Verträge für die Signallieferung bei Wohnungsbaugesellschaften zu treten, die derzeit von uns und Kabel BW versorgt werden. So können sie z.B. die Signale des digitalen TV-Grundpakets von Unitymedia mit eigenen Diensten wie Internet und Telefon bündeln. Das wäre sehr schmerzhaft für uns und nur dadurch zu vertreten, dass wir durch den Zusammenschluss andere Vorteile erzielen können. Im Wettbewerb mit globalen Anbietern brauchen wir einfach eine gewisse Größe, um bestehen zu können.

SATVISION: Aktuell wird bei Unitymedia, wie auch in allen anderen deutschen Kabelnetzen, der DVB-C-Standard genutzt! Welche Pläne haben Sie für die Umsetzung des DVB-C2 Standards?
K. Köster: Die Netztechnologie entwickelt sich immer und in immer schnelleren Zyklen weiter. DVB-C2 gehört zu den technologischen Neuerungen, die in den nächsten Jahren von großem Interesse sein werden. Eine Einführung von DVB-C2 setzt aber eine serienmäßige Entwicklung von Head End Technologie und der Endgeräte voraus – diese ist jedoch noch nicht marktreif.

SATVISION: Wann werden im Unitymedia-Kabelnetz flächendeckend die größten deutschen HD-Sender (inkl. Sky) vollständig zur Verfügung stehen?
K. Köster: Unser HD-Angebot umfasst derzeit 21 Sender und wird kontinuierlich erweitert. Erst kürzlich haben wir eine Einigung mit ProSiebenSat.1 erzielt und speisen somit ProSieben HD, SAT.1 HD und kabel eins HD seit Mitte November ein. Darüber hinaus sind wir zuversichtlich, dass auch die Gespräche mit RTL und Sky schnellstmöglich zum Erfolg führen.

„Eine Einführung von DVB-C2… ist jedoch noch nicht marktreif“

 

SATVISION: Bitte vervollständigen Sie folgenden Satz! Unitymedia ist der Kabelnetzbetreiber in Deutschland, der….
K. Köster: …im kommenden Jahr viel von sich reden machen wird und mit innovativen Produkten und tollem Service zu einer der beliebtesten Marken für Multimedia aufsteigen wird.

Wir danken für das Gespräch

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