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Digitalradio DAB+

09. Juni 2017

Das Digitalradio wächst und in der Juni-Ausgabe der SATVISION haben wir neben einem umfangreichen Vergleichstests von sechs Radios für den Empfang von DAB+ einen großen Ratgeber zur Entwicklung des digitalen Radioempfangs in Deutschland und Europa veröffentlicht. Auch der WDR hat in Person von Frau Valerie Weber, WDR-Hörfunkdirektorin, Stellung genommen und unsere Fragen zum Ausbau des überregionalen Hörfunkangebotes, zu den Vorteilen von DAB+ und zur UKW-Abschaltung beantwortet.

SATVISION: Laut des Digitalisierungsberichts 2016 steigt der Anteil von DAB+ beim Radioempfang kontinuierlich und im letzten Jahr wurde ein zweiter „Bundes-Mux“ freigegeben. Gibt es konkrete Planungen, das digitale Programmangebot lokal in NRW oder überregional über den bundesweiten Multiplex auszubauen?

V. Weber: Die digitale Zukunft programmlich zu gestalten, ist von zwei wesentlichen Faktoren abhängig: den Planungen der Lokalsender in NRW und den rechtlichen Rahmenbedingungen, denn jede überregionale Aktivität braucht die entsprechende gesetzliche Verankerung im Rundfunkstaatsvertrag. Ideen haben wir sicherlich genug: So wäre es beispielsweise attraktiv und gesellschaftlich wertvoll, ein bundesweites Kinderprogramm auf DAB+ anzubieten. Der WDR bietet ein solches derzeit nur im landesweiten DAB+ an. Vorstellbar wäre hier sicherlich auch eine Kooperation mit den Kinderangeboten anderer ARD-Wellen. Ansonsten beobachten wir mit großer Neugier, was im zweiten bundesweiten Multiplex bei den Privaten passieren wird. Die Landesmedienanstalten sind ja noch dabei, dort den Plattform-Betreiber auszusuchen.

Besonders hervorzuheben sind mit Sicherheit die exzellenten und regional präziseren Verkehrsdaten, die dann auch das jeweilige Navi im Auto besser steuern könnten.

SATVISION: Welches sind Ihrer Meinung nach die entscheidenden Vorteile von DAB+ gegenüber UKW?

V. Weber: Die ARD wirbt gerade auf allen Wellen mit dem Satz „So klar, als wär ich da“, denn die digitale Terrestrik bietet neben mehr Vielfalt in der Programmauswahl auch eine bessere Tonqualität – und beim mobilen Empfang weniger Störungen. Mit Audios on demand und Text-Einbindung könnte DAB+ dem Radio noch weiter die Tür zur digitalen Welt eröffnen. Besonders hervorzuheben sind mit Sicherheit die exzellenten und regional präziseren Verkehrsdaten, die dann auch das jeweilige Navi im Auto besser steuern könnten. Bei DAB+ geht vieles, was auch im Internet funktioniert, aber ohne dessen Nachteile. DAB+ ist für den User schon heute kostenlos, bald flächendeckend verbreitet und bietet „Datenschutz by Design“, wie das heute heißt. Es fallen einfach gar keine Daten über die Nutzung an. Das ist für viele Nutzer in Deutschland tatsächlich ein Argument. Weitere Argumente für DAB+ hat die ARD in einem Zehn-Fakten-Papier zusammengefasst: Auch unsere Nachbarländer streben gerade mit Hochdruck einen europäischen Standard in der digitalen Terrestrik an. Und auch in Deutschland nimmt der Verkauf von DAB+-fähigen Geräten weiter zu.

SATVISION: Zwar sprechen alle von Digitalisierung, doch UKW ist nach wie vor der mit Abstand am weitesten verbreitete Radioempfangsweg in Deutschland. Was halten Sie von einer Koexistenz der beiden Empfangswege statt der geforderten UKW-Abschaltung?

V. Weber: Jede neue Technik braucht eine Simulcast-Phase. Bei UKW und Mittelwelle hat sie Jahrzehnte gedauert. Wie lange sie sinnvoll sein wird für DAB+, hat mit der Durchdringung des Marktes mit der Technologie zu tun. Letztlich ist es keine Entscheidung, die die ARD alleine treffen kann: Um- und Ausstiegsszenarien von UKW zu DAB+ kann nur die Politik veranlassen, und die Markteilnehmer können sie nur gemeinsam und zeitgleich umsetzen.

SATVISION: Vielen Dank für das Gespräch Frau Weber!

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