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Interview mit Timo Schneckenburger von der HD PLUS GmbH

24. Mai 2018

Die HD+ TV-Plattform hat mit Freenet TV und Diveo jüngst Konkurrenz über Satellit bekommen. Mit EntertainTV Sat hat auch die Telekom ein neues hybrides Programmangebot via Satellit und IP gestartet. HD+ zählt nach knapp neun Jahren rund 2,1 Mio. zahlende Kunden und bietet exklusive Inhalte, wie den kürzlich gestarteten neuen linearen 4K-Testsender RTL UHD. Über den UHD-Kanal lassen sich ab sofort alle Formel 1 Rennen samt der Qualifyings live empfangen. Darüber hinaus bietet HD+ über Eurosport 2 HD Xtra exklusive Spiele der Fußball-Bundesliga live über den TV-Empfangsweg Satellit. Über die Vergangenheit und Zukunft von HD+ sprachen wir mit Herrn Timo Schneckenburger, Geschäftsführer Marketing und Vertrieb der HD PLUS GmbH.

SATVISION: Sie hatten mit HD+ bislang – was die Vermarktung der verschlüsselten privaten HD-Sender via Satellit betrifft – quasi eine Monopolstellung inne. Doch nach mehr als 8 1/2 Jahren zählen Sie eigenen Angaben zufolge nicht mehr als 2,1 Millionen zahlende Kunden. Bei aktuell rund 17,5 Millionen Satelliten-TV-Haushalten liegt die „Trefferquote“ bei deutlich unter 15 Prozent. Und das trotz exklusiver Programminhalte wie der Fußball-Bundesliga über Eurosport 2 HD Xtra sowie dem Angebot von UHD-Sendern und der Kooperation mit Sky, sprich dass Sky-Abonnenten HD+ auf ihre vorhandene Abokarte aufschalten lassen können. Warum ist es Ihnen in rund einem Jahrzehnt nicht gelungen, mehr Haushalte von der HD+ Plattform zu überzeugen?

T. Schneckenburger: Das ist eine interessante Perspektive. Ich sehe das so: Selbst Pay-TV-Marktführer Sky hat in Deutschland „nur“ rund fünf Millionen Kunden. Und das in Summe über die Empfangswege Kabel und Satellit. Da ziehe ich erst einmal meinen Hut. Diese Zahl verdeutlicht aber auch, dass wir mit unseren 2,1 Millionen Kunden – ausschließlich über Satellit, mit denen 47 Prozent aller TV-Haushalte erreicht werden – sehr gut dastehen. Unsere Kundenbasis entwickelt sich stabil, und das trotz Preiserhöhung oder der Veränderungen der Fernsehnutzung in den jüngeren Zielgruppen. Wenn wir nach Vorne blicken, dann sehen wir, dass wir unseren Kunden bereits heute mit unserem Angebot an UHD-Sendern einen extrem zukunftsträchtigen Mehrwert bieten. Nämlich Inhalte, die sie auf ihrem neuen, tollen, wahrscheinlich großen UHD-TV mit einer Top-Qualität genießen können. Wird das dazu führen, dass die Sat-Haushalte sofort auf HD+ setzen? Nun, es wird immer Zuschauer geben, denen eine Standard-Qualität reicht. Aber mit fortschreitender UHD-TV-Ausstattung in den Wohnzimmern steigt das Verlangen nach – im Minimum – HD- und natürlich UHD-Qualität.

SATVISION: Gestehen Sie sich ein, in der Vergangenheit Fehler gemacht zu haben und somit nicht alle HD-interessierten Satelliten-Haushalte „abgeholt“ bzw. nicht „scharf“ gemacht zu haben?

T. Schneckenburger: Was glauben Sie denn? Jedes erfolgreiche Unternehmen macht auch Fehler. Fehler sind wahnsinnig wichtig für die Evolution von Ideen und Produkten – wenn man aus ihnen lernt. Wir sind vor neun Jahren einen neuen Weg gegangen. Heinz Rudolf Kunze hat es in einem Lied treffend ausgedrückt: „Eigene Wege sind schwer zu beschreiten, sie entstehen ja erst beim Gehen“. Wir waren Pioniere in unserem Markt und mussten ihn überhaupt erst entwickeln und aufbauen. Den Kunden verdeutlichen, dass es sich lohnt für eine bessere Bildqualität zu zahlen. Seinerzeit gehörte auch SATVISION zu den Skeptikern eines solchen Geschäftsmodells. Auf der einen oder anderen Weggabelung sind wir auch mal zu früh abgebogen. Beispielweise mit HD+ RePlay, da waren wir viel zu früh dran. Das Produkt ging damals an den Sehgewohnheiten der Zuschauer vorbei. Und auch die Inhalte-Rechtefrage stellte sich vor sechs Jahren noch ganz anders dar als heute. Wichtig ist aber doch, dass Fehler in jeder Unternehmung erlaubt sein müssen: Wenn man daraus entsprechende Rückschlüsse zieht. Jedenfalls bin ich überzeugt, dass die Entwicklung von HD- und heute sogar UHD-Angeboten nie so schnell vonstattengegangen wäre, wenn HD+ 2009 nicht den Mut gehabt hätte, das Angebot mit gerade mal zwei Sendern zu starten.

SATVISION: Mit den beiden neuen TV-Plattformen Freenet TV (SAT) und Diveo haben Sie nun Ihre Monopolstellung auf dem TV-Markt verloren. Ist die Konkurrenz „hungriger“ als Sie?

T. Schneckenburger: Ganz im Gegenteil! Bis dato haben wir doch die ganze Arbeit alleine gemacht. Und das mit einem riesigen Appetit. Wir haben definitiv Lust auf mehr. Und mal ehrlich: Wettbewerb belebt das Geschäft. Wir gehen davon aus, dass das Potenzial für HD- und UHD-Angebote wachsen wird. Denn die Nachfrage der Zuschauer nach passender Qualität für ihren UHD-TV wird stark ansteigen. Und natürlich bedeuten neue Stimmen im Markt mehr Gattungsmarketing. Diese zusätzliche spezifische Kommunikation in Richtung Bildqualität ist insbesondere angesichts des hohen Werbedrucks im Bereich TV/Video insgesamt absolut wünschenswert. Als die Nummer 1 in einem Wachstumsmarkt werden wir davon profitieren.

SATVISION: Ist Ihrer Einschätzung nach in Deutschland Platz für drei parallele TV-Plattformen über Satellit, die mehr oder weniger selbige Inhalte, sprich die verschlüsselten privaten Sender in HD-Qualität anbieten? Oder wird es Ihrer Ansicht nach kurz-, mittel-, oder langfristig gesehen eine Konsolidierung am Markt geben und der ein oder andere Plattformbetreiber „geschluckt“ werden?

T. Schneckenburger: Unser Ziel ist es, unseren Zuschauern ein großartiges Produkterlebnis mit Wow-Effekt vor und auf ihrem tollen TV, ihrem Lagerfeuerplatz zu bieten. Das gelingt uns mit einem Geschäftsmodell, in dem wir alle unsere Partner fair behandeln: Sender, Hersteller, Handel und vor allen Dingen den Zuschauer. Daran wollen wir uns messen lassen. Natürlich schauen wir, was links und rechts neben uns passiert. Zusatzangebote, wie sie beispielsweise DIVEO für das Tablet anbietet, werden für einige Endkunden Relevanz haben. Das betrifft allerdings eine andere Zielgruppe, als den klassischen Satelliten-Haushalt. Wir glauben nach wie vor an den großen Bildschirm als Maß aller Dinge, Stichwort „Lagerfeuer“. Dafür sind wir bestens aufgestellt: Mit einem attraktiven, günstigen Angebot, den fairsten Angebotsbedingungen, wie etwa der längsten Gratisphase, der Möglichkeit zur anonymen Verlängerung via Prepaid oder HD+ Karte oder unserem monatlich kündbaren Abo. Und mit einem exklusiven Pay-TV-Angebot, Eurosport 2 HD Xtra. Und nicht zuletzt mit RTL UHD, UHD1 und Traxelxp 4k können unsere Kunden heute schon die Bildqualität der Zukunft erleben. Wir sind für die Zukunft also bestens gerüstet. Ob die Angebote der neuen Marktteilnehmer mithalten können, wird man sehen. Zumal sie entweder in einem anderen Teich fischen oder bei gleichem Preis weniger anbieten.

SATVISION: Mit dem Sender „RTL UHD“ hat die HD+ Plattform jüngst ultrascharfen Zuwachs erhalten. Was versprechen Sie sich von der Integration des neuen 4K-Senders, wie wichtig ist dieser für Sie als Plattformbetreiber und für welchen Zeitraum wird dieser exklusiv über HD+ verfügbar sein?

T. Schneckenburger: UHD ist eindeutig Zukunft. Heute ist bereits jeder zweite verkaufte Fernseher ein UHD-Gerät. Jetzt gilt es dem Zuschauer entsprechend faszinierende Inhalte zu bieten – und wir stehen auf der Pole Position. Mit HD+ kann der Zuschauer bereits heute drei exklusive UHD-Angebote empfangen. Und spätestens mit RTL UHD und den Rennen der Formel 1 in UHD ist das UHD-Angebot für viele Zuschauer enorm relevant! Formate wie „Deutschland sucht den Superstar“ in UHD mit HDR sprechen wieder ganz andere Zielgruppen an. Wichtig ist die Richtung, die das UHD-Angebot annimmt. Und die zeigt eindeutig nach oben. RTL UHD wird mindestens bis Ende 2018 für HD+ Nutzer verfügbar sein. Dass sich RTL auch andere Infrastrukturen anschaut, ist doch klar. UHD ist schließlich ein Zukunftsmarkt. Das aktuelle UHD-Angebot ist allerdings auch für uns erst ein Anfang: Weitere UHD-Events werden in den kommenden Wochen und Monaten folgen. Davon profitieren alle HD+ Zuschauer mit UHD-TV. Sie werden dieses Angebot auch künftig ohne Zusatzkosten nutzen können.

SATVISION: Werden wir in diesem Jahr noch weitere neue (lineare) UHD-Sender auf der HD+ Plattform sehen?

T. Schneckenburger: Wir wollen und werden liefern, klar! Es gehört allerdings zu unserem Selbstverständnis, neue Partnerschaften und Angebote erst zu prüfen und dann gemeinsam zu entscheiden. Aber wenn es wieder soweit ist, werden die SATVISION-Leser das schnell erfahren.

SATVISION: Welche neuen (innovativen) Funktionen würden Sie sich für zahlende HD+ Kunden wünschen?

T. Schneckenburger: Es geht nicht um Innovationen um der Innovationen willen. Sie müssen auch sinnvoll sein und unseren Partnern und Kunden und uns Spaß machen. Woran wir glauben ist der Wow-Effekt, das TV-Erlebnis vor dem Bildschirm. Und das verbunden mit einem einfachen Zugang. Daran arbeiten wir.

SATVISION: Werden Sie an dem optional zu buchbaren und mit zusätzlichen Kosten verbundenen Angebot „HD+ Replay“, um auf die Mediatheken der Privaten zugreifen zu können, zukünftig weiter festhalten – zumal der Zugriff auf die Mediatheken der Privaten bei der Konkurrenz zum Teil bereits Bestandteil im Basis-Paket ist und somit keine Extrakosten für den Abonnenten entstehen?

T. Schneckenburger: Wie bereits angesprochen, waren wir da einfach zu früh. Wir beobachten den Markt sehr gewissenhaft. Welche Produkte oder Features braucht es, was wollen die Konsumenten? Features, die aus unserer Sicht entscheidend für den Markterfolg sind, werden wir auf neuem Wege umsetzen. Aber der einfache und faire Zugang zu einer Bildqualität, die begeistert, bleibt unser Kerngeschäft.

SATVISION: Bitte vervollständigen Sie den folgenden Satz.

Die HD+ Plattform wird sich, getrieben durch die neue Konkurrenz, zukünftig insofern verändern, als dass…

T. Schneckenburger: …sie sich nicht treiben lässt, sondern Zuschauern ein TV-Erlebnis mit dem Extra-Wow bietet, brillanter als zuvor. Mit emotionalen, faszinierenden und bildgewaltigen Programmen. Kurz: Fernsehen und HD+ gehören einfach zusammen!

SATVISION: Vielen Dank für das Gespräch!

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