Fragen und Antworten zum Thema TV-Technologien
Kryptische Begriffe leicht erklärt

Die Fernseher von heute werfen beim Verbraucher viele Fragen auf, da sie mit unterschiedlichen Technologien sowie verschiedener Hard- und Software ausgestattet sind. Häufig verwenden Hersteller für dieselbe Technik unterschiedliche Bezeichnungen, was die Kaufentscheidung erschweren und den potentiellen Käufer mit einer Vielzahl an kryptischen Begriffen und Abkürzungen verunsichern kann. Welche Bildschirmtechnologie bietet welche Vor- und Nachteile? Worauf muss ich beim Kauf achten? Welche Standards sind zukunftssicher? Diese und weitere Fragen haben wir in unserem Ratgeber für Sie zusammengetragen und beantwortet.
Welche TV-Technologien gibt es grundsätzlich und welche Vor- und Nachteile sind mit diesen TV-Technologien verbunden?
Bis vor Kurzem hatten Flachbildfernseher mit Flüssigkristalldisplay (LCD) in Form von Plasma-Fernsehern noch eine starke Konkurrenz auf dem Markt. Nachdem zuletzt Panasonic und Samsung die Produktion eingestellt haben, ist diese TV-Technologie jedoch am Ende. Die Vorteile von Plasma waren ein exzellenter Schwarzwert, ein sehr guter Blickwinkel und eine hohe Bildnatürlichkeit. Auf der Gegenseite stand vor allem der höhere, nicht mehr zeitgemäße Stromverbrauch. Da die Hersteller die neu aufkommende Ultra-HD-Auflösung als mit Plasma nicht vereinbar erachteten, wandten sie sich zugunsten andere Technologien von Plasma ab. Mit OLED steht aber eine noch besserere Nachfolgetechnik fest, die ähnlich wie Plasma keine indirekte Beleuchtung benötigt, wie sie bei LCD-Fernsehern zum Einsatz kommt. OLED vereint alle Vorzüge von Plasma mit einer flachen Bauweise und moderatem Stromverbrauch. Noch ist die Technik aber relativ teuer.
Die meisten aktuellen Fernseher sind LCD-Fernseher, die aufgrund ihrer LED-Hintergrundbeleuchtung häufig auch LED-Fernseher genannt werden, was mit OLED aber nichts zu tun hat. Bei LCD-Fernsehern kommt meist die im Rahmen verbaute Edge-LED-Beleuchtung zum Einsatz, was in der Regel eine geringe Bautiefe und niedrigere Preise bedeutet. Der Nachteil ist, dass der Schwarzwert meist weniger gut ist und Clouding entstehen kann. Bei der alternativen Direct-LED-Beleuchtung befinden sich die LEDs direkt hinter dem Panel und die Dimming-Zonen können besser angesteuert werden, was normalerweise zu einem besseren Schwarzwert führt und einer gleichmäßigeren
Ausleuchtung sorgt.
Worin liegt der Unterschied zwischen SD, HD-ready, Full HD und Ultra HD? Was bedeutet Upscaling?
Mit SD (Standard-Definition), HD-ready (High-Definition), Full HD und Ultra HD werden unterschiedliche Videoformate bezeichnet. Genau genommen umfasst beinahe jede dieser Bezeichnungen mehr als nur eine Auflösung sowie weitere Spezifikationen. Zu den SD-Auflösungen zählen beispielsweise 720 × 576 und 720 × 480 Bildpunkte. HD-ready bezeichnet 1.280 × 720 Pixel mit Vollbildern (720p), wie es von den meisten Öffentlich-Rechtlichen ausgestrahlt wird und 1.920 × 1.080 Pixel mit Halbbildern (1080i), wie es die Privaten in HD oder Sky senden. Full HD bezeichnet nur die Auflösung von 1.920 × 1.080 Bildpunkten in Vollbildern (1080p). Diese Bildqualität kommt bei Kinofilmen und Blu-rays zum Einsatz und kommt regulär nicht bei TV-Programmen zum Einsatz. Ultra HD beinhaltet alle Auflösungen jenseits von Full HD. Das Zeilensprungverfahren (i = interlaced) kommt hier nicht mehr zum Einsatz, alle Ultra-HD-Auflösungen werden also in Vollbildern (p = progressive) dargestellt. Neben der aktuell von den meisten UHD-TVs unterstützten Auflösung von 3.840 × 2.160 Bildpunkten (2160p), die auch als 4K bezeichnet wird, werden die Auflösungen 8K mit 7.680 × 4.320 Pixeln (4320p) und das 21:9-Format 5K mit 5.120 × 2.160 Pixeln als Ultra-HD-Auflösungen bezeichnet.
Bei Ultra HD wird unterschieden zwischen „mit HEVC“ und „ohne HEVC“. Was bedeutet dies?
Als vor einigen Jahren die ersten Ultra-HD-Fernseher mit der vierfachen Full-HD-Auflösung von 3.840 mal 2.160 Pixeln (4K) auf den Markt kamen, wurden viele der inzwischen festgelegten Spezifikationen noch nicht bedacht. So bieten viele dieser Fernseher nur HDMI-1.4-Ausgänge, was bedeutet, dass diese ersten Ultra-HD-Fernseher natives 4K-Material nur mit maximal 30 Bildern pro Sekunde, nicht aber mit den dank HDMI 2.0 heute möglichen 60 Bildern pro Sekunde wiedergeben können, was zu einem deutlich weniger flüssigen Bild führt. Ein weiteres ebenso wichtiges Ausstattungsmerkmal, das seiner Zeit noch fehlte war die Unterstützung des Videokomprimierungsstandards HEVC (H.265), dem Nachfolger des bei Full HD eingesetzten Standards MPEG-4 AVC (H.264). Natives 4K-Material muss höher und effizienter komprimiert werden als Full-HD-Inhalte, weshalb hier HEVC mit einer 50-prozentigen Bitratenreduktion bei gleichbleibender Bildqualität zum Einsatz kommt. UHD-Fernseher ohne HEVC können 4K-Material nicht dekodieren – der Bildschirm bleibt schwarz und es werden externe Dekoder benötigt. HEVC-Unterstützung ist also ein essentielles Ausstattungsmerkmal von Ultra-HD-Fernsehern.
Welche TV-Geräte bieten den besten Blickwinkel? Ist ein gebogener „Curved“-Fernseher sinnvoll?
Das Problem dürfte jeder kennen: Solange sich der Zuschauer zentral vor dem TV befindet, ist die Bildqualität des Flachbildfernsehers überragend, doch bei einem seitlichen Betrachtungswinkel verliert das Bild an Kraft, wirkt blass oder zu dunkel und kontrastarm. Dieser Effekt fällt insbesondere bei entspiegelten TFT-Displays beispielsweise bei Laptops drastisch aus. Seinerzeit boten Plasma-Fernseher den besten Blickwinkel aller Flachbildfernseher. Diese werden aber inzwischen nicht mehr produziert. OLED-TVs wie der LG 65EG9609, den wir in der SATVISION-Ausgabe Juni 2015 getestet haben, sind ein würdiger Nachfolger der Plasma-TVs, allerdings noch selten und relativ teuer. Bei den meisten LCD-Fernsehern mit LED-Beleuchtung fällt der Blickwinkel deutlich geringer aus, so dass hier nur eine sehr zentrale Sitzposition empfehlenswert ist. Eine echte Alternative zu einem alten Plasma-TV, der deutlich mehr Strom verbraucht oder einem teueren OLED-Fernseher, stellen LCD-Fernseher mit IPS-Panel dar, welche einen sehr großzügigen Blickwinkel bieten, so dass das Bild auch bei seitlich versetzter Sitzposition nahezu unverfälscht ist. Der LG 65UF9509, den wir in dieser Ausgabe getestet haben, verfügt über ein IPS-Panel.
Curved-TVs sind gerade in Mode gekommen und werden in unterschiedlichen Bilddiagonalen zwischen 32 und weit jenseits von 65 Zoll angeboten. Grundsätzlich ist der erschwünschte Effekt, dass der Zuschauer mehr in das Geschehen auf dem Bildschirm hineingezogen wird, umso größer, je mehr Bilddiagonale der Fernseher bietet. Letztendlich ist dieses Empfinden aber auch bei großen Curved-TVs ab 55 Zoll subjektiv und Geschmackssache.
Sind grundsätzlich alle Fernseher mit einem DVB-T2-Tuner für DVB-T2 HD, wie es im kommenden Jahr hierzulande eingeführt werden soll, geeignet?
DVB-T2-Tuner werden schon seit längerer Zeit in Full-HD- und Ultra-HD-Fernsehern verbaut – lange bevor der Starttermin für DVB-T2 HD in Deutschland und die damit verbundenen Spezifikationen bekannt waren. Das hat zur Folge, dass viele dieser Geräte nicht in der Lage sein werden, die bereits im Juni 2016 – pünktlich zur Fußball-EM 2016 in Frankfreich – in den Pilotregionen wie Berlin und Köln startenden DVB-T2-Austrahlungen in HD-Qualität zu empfangen. Neben einem DVB-T2-Tuner ist nämlich noch die HEVC-Unterstützung erforderlich, da bei DVB-T2 HD in Deutschland auf diesen effizienteren Video-Codec gesetzt wird. Anders ist es in vielen Nachbarländern wie Österreich, wo der Umstieg auf DVB-T2 in HD-Qualität bereits erfolgt ist und der Codec-Vorgänger MPEG-4 AVC zum Einsatz kommt. Diese Ausstrahlungen können auch Fernseher mit DVB-T2-Tuner und ohne HEVC empfangen. Eine neue Empfangsanlage (Zimmer- oder Dachantenne) wird übrigens nicht benötigt, um DVB-T2 HD in Deutschland zu empfangen.
Was hat es mit den unterschiedlichen Hertz-Zahlen der Hersteller und Bewegtbildoptimierung auf sich?
400 Hz, 600 Hz, 1.200 Hz. Die Hersteller werben mit immer höheren Hertz-Zahlen. Dabei handelt es sich natürlich nicht um die native Bildwiederholrate des Panels. Diese liegt entweder bei 50 oder 60 Hertz, bei 100 Hertz oder wie inzwischen nur noch sehr selten bei 200 Hertz. Es kann heutzutage praktisch zwischen preiswerteren 50-Hertz-Fernsehern und teureren 100-Hertz-Fernsehern unterschieden werden. Viele Hersteller geben die native Hertz-Zahl allerdings nicht an und kommunizieren häufig ausschließlich die künstlich erzeugte Bewegtbildoptimierungsrate in Hertz. Dies ist meist daran zu erkennen, dass hinter der Angabe noch ein meist englischer Ausdruck wie Perfect Motion Rate oder Intelligent Frame Creation steht. Diese Werte, die von 100 bis jenseits der 3.000 Hertz reichen, werden durch Zwischenbildberechungsverfahren und Ein- und Ausschalten der Hintergrundbeleuchtung erzeugt. Grundsätzlich sind solche Zahlen zwar gute Richtwerte, sie lassen sich aber meist zwischen den Herstellern nicht vergleichen, da jeder auf sein eigenes Verfahren zur Bewegtbildoptimierung vertraut. Ein neuer Trend ist, dass nicht mehr hohe Hertz-Zahlen, sondern eigens errechnete Bildqualitätsindizes wie Samsungs Picture Quality Index (PQI) angegeben werden.
Was ist mit HDR-Unterstützung und Quantum Dot gemeint? Lassen sich diese Funktionen auch nachträglich nachrüsten?
Bei High Dynamic Range (HDR) und Quantum Dot (Nanokristall-Technik) handelt es sich um zwei noch sehr neue TV-Technologien. HDR dürfte einigen über die Fotographie bekannt sein, wo mit HDR extrem Kontrastreiche Bilder möglich sind. Bei Ultra-HD-Fernsehern, wo HDR zum Einsatz kommt sorgt HDR für erweiterte Kontrast-, Farb- und Helligkeitsbereiche, wodurch stärker differenzierte Bilder mit vielen Details auch in den äußeren Kontrastbereichen möglich sind.
Quantum Dot bezeichnet eine Technologie bei der durch unterschiedlich große Nanokristalle, die mittels einer zusätzlichen Schicht auf das Panel gebracht werden, dafür sorgen, dass Farben kräftiger und intensiv leuchtend dargestellt werden. Auch wird dadurch der Farbraum vergrößert, was genauere Farbabstufungen zulässt. Während HDR-Unterstützung per Softwareupdate nachgereicht werden kann und zu den Ultra-HD-Spezifikationen gehört, handelt es sich bei den Nanokristallen um eine Panel-Technologie, die sich nicht nachrüsten lässt.
Welchen Sitzabstand sollte ich bei einem Full-HD- sowie bei einem Ultra-HD-Fernseher wählen? Ist der Sitzabstand auch abhängig von der Qualität der Inhalte?
Der Trend geht immer mehr hin zu größeren Fernsehern. Diese Entwicklung wird dadurch verstärkt, dass mit Ultra HD ein Standard Einzug erhält, der klar für größere Fernseher ausgelegt ist. Zwar gibt es erstaunlich viele Ultra-HD-Fernseher mit kleinen Bildschirmdiagonalen von unter 50 Zoll, doch grundsätzlich macht die Auflösung von 3.840 × 2.160 Bildpunkten erst ab 55 Zoll wirklich Sinn, da der empfohlene Sitzabstand sich hier im Vergleich zur Full-HD-Auflösung mit 1.920 mal 1.080 Bildpunkten halbiert werden muss. Sonst kommt der Zuschauer gar nicht erst in den Genuss der viermal höheren Auflösung. Saßen Sie von ihrem 55"-Full-HD-TV noch rund drei Meter entfernt, so müssten Sie bei einem Ultra-HD-Fernseher mit gleicher Bildschirmgröße auf 1,5 Meter an den TV heranrücken.
Neben der grundsätzlichen Auflösung des Fernsehgerätes ist vor allem die Qualität des geschauten Contents wichtig. Es gilt: Je besser die Qualität des Inhalts, umso näher kann man am Fernseher sitzen. Bei SD-Programmen, die es immer noch zahlreich gibt, ist ein größerer Sitzabstand zu wählen als bei einer Blu-ray, die Full-HD-Qualität bietet. Das ist unabhängig davon, ob es sich um einen Full-HD- oder Ultra-HD-Fernseher handelt.
Wann ist mit dem Start der ersten UHD-Sender zu rechnen und welche Möglichkeiten habe ich schon jetzt UHD-Inhalte zu konsumieren? Wann kommt die Ultra-HD-Blu-ray?
Auf Astra 19,2° Ost sind bereits zwei UHD-Demo-Kanäle frei empfangbar, die zeitversetzt bildgewaltige Impressionen in 4K zeigen. Echte Inhalte gibt es aber noch nicht. Im September gehen – ebenfalls auf Astra – zwei UHD-Sender von der Satellitenplattform HD+ und Pearl TV an den Start. Bei dem von HD+ wird es sich um einen Demo-Kanal handeln, bei dem von Pearl TV um einen 24-Stunden-Shopping-Sender. Wirklich interessante Inhalte lassen also zumindest im TV-Programm weiter auf sich warten.
Über die Video-on-Demand-Plattformen Netflix und Amazon Instant Video werden bereits jetzt einzelne Filme und Serien in 4K angeboten. Hier ist jedoch der anfallende Datenverbrauch zu beachten, der eine Bandbreite von mindestens 15 Mbit/s erfordert. Die Bildqualität wird automatisch der verfügbaren Bandbreite angepasst, wodurch diese nicht an die Bildqualität von statischen Medien heranreicht. Vorreiter in Sachen Bildqualität wird wohl die Ultra-HD-Blu-ray, die inzwischen angekündigt und im Mai dieses Jahres spezifiziert wurde. Voraussetzung für das Abspielen von UHD-Blu-rays sind die 4K-Aufösung von 3.840 mal 2.160 Pixeln, HEVC-Unterstützung, die Schnittstelle HDMI 2.0, der Kopierschutz HDCP 2.2 sowie die Unterstützung des erweiterte Kontraste, Farben und Helligkeit in Form von High Dynamic Range (HDR). Wir rechnen auf der IFA in Berlin vom 4. bis 9. September mit marktreifen Ultra-HD-Blu-ray-Playern und den ersten blauen Scheiben mit Filmen in 4K.
Lohnt es sich heute noch, einen Full-HD-Fernseher zu kaufen?
Ja, auf jeden Fall. Durch die immer größere Marktpräsenz der Ultra-HD-Fernseher sinken die Preise für Full-HD-Fernseher. 55-Zoll-Fernseher mit Full-HD-Auflösung gibt es bereits für unter 1.000,– Euro. Blu-ray-Player und Blu-rays werden weiterhin verfügbar sein, um die bestmögliche Bildqualität auf einem Full-HD-TV zu genießen. Viele TV-Programme werden weiterhin in SD-Qualität und maximal in den HD-ready-Auflösungen 720p (z.B. Das Erste HD) oder 1080i (ProSieben HD, Sky Sport HD) ausgestrahlt. Die Upscaler von Ultra-HD-Fernseher können zwar gerade aus Full-HD-Inhalten mehr Details herauskitzeln, das alleine ist aber kaum ein Kaufgrund – insbesondere wenn der Unterschied zwischen hochskalierten Bildern und nativem 4K-Material betrachtet wird. Die ersten regulären UHD-TV-Ausstrahlungen werden diesen September starten, doch bis es wirklich eine nennenswerte Zahl an interessanten UHD-Sendern geben wird, kann noch einige Zeit vergehen. Einziges echtes Argument für einen Ultra-HD-Fernseher sind 4K-Inhalte per Video-on-Demand und die kommende UHD-Blu-ray. Bis UHD-Inhalte in ausreichendem Umfang verfübar sind, ist man mit einem Full-HD-Fernseher noch bestens beraten.
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