Brandgefahr bei billigen Antennenkabeln
Vorsicht bei billigen Koaxialkabeln

Wer seine Programme via Satellit oder Kabel empfängt empfängt, erwartet ein gestochen scharfes Bild, vorzugsweise in HD-Qualität. Der Fernseher sollte zwar mit einem üppig bemessenen Bildschirm zu bestechen wissen, dabei allerdings so dezent gestaltet sein, dass er bruchlos in jedes Wohnambiente integriert werden kann; die Satellitenantenne sollte besonders empfangsstark ausfallen und insbesondere hinreichend Schlechtwetterreserven bieten. Das jeweilige LNB sollte hingegen ein geringes Rauschmaß bei maximaler Verstärkung bieten. Schließlich sollte der SAT-Verteiler oder Hausanschlussverstärker bei Kabel-TV das eingespeiste Signal möglichst ohne Verluste an die Set-Top-Box oder den TV mit integrierten Empfangstunern weiterleiten.
Dabei aber wird ein wesentliches Element außer Acht gelassen, das regelmäßig – vor kritisch prüfenden Blicken versteckt – im Mauerwerk ruht: das Antennenkabel. Weithin werden hier niedrigpreisige und -qualitative Koaxialkabel verwendet. Die Verwendung solcher Koaxialkabel allerdings kann enorme Probleme herbeiführen, nicht nur beim Fernsehempfang, zumal sich ein Antennenkabel nachträglich nur unter großen Schwierigkeiten austauschen lässt. Welche Gefahren bei der Verwendung solcher Koaxialkabel zu gewärtigen sind und weshalb es empfehlenswert ist, auch und gerade hier die Qualität im Blick zu haben, lesen Sie auf den folgenden Seiten. Wir sprachen mit Herrn Martin Krämer, der seit mehr als 20 Jahren in der Branche tätig ist und als Experte für Koaxialkabel gilt.
Martin Krämer,
Krämer Industrievertretungen
Skin Foam Skin
- Eine spezielle Beschichtung des Innenleiters und des Dielektrikums
- Kein alterungsbedingter Verschleiß bei ordnungsgemäßer Verwendung (Garantie: 15 Jahre)
- Keine Bildung sog. Luftkammern bei Verlegung des Kabels
- Besonders hohe elektrische Leitfähigkeit
- Wasserdicht
SATVISION: Warum beschränkt sich die Aufmerksamkeit von Verbrauchern Ihrer Einschätzung nach meist auf das Schirmungsmaß und den Preis eines Koaxialkabels?
M. Krämer: Ein großer Teil der Verbraucher lässt sich von schlagwortartigen Anpreisungen beeindrucken; wird bspw. ein besonders niedrigpreisiges Kabel mit einem (vermeintlichen) Schirmungsmaß von 140 dB angepriesen, ist bereits zweifelhaft, ob die zur Ermittlung des Schirmungsmaßes erforderlichen Messungen überhaupt ordnungsgemäß erfolgt sind. So sind vier Schirmungen nicht unbedingt gut, es fängt an mit der Montage des Steckers, hier werden die ersten Fehler gemacht. Ähnlich verhält es sich mit dem Preis, so kostet ein billiges China Kabel mit vermeintlichen 140dB sehr wenig im Vergleich eines Europäischen Herstellers mit einem 120dB Kabel, wo der Preis schon mal das Doppelte betragen kann. Spätestens hier sollte sich jeder die Frage stellen, ist soviel mehr (140dB) zum kleineren Preis möglich?
SATVISION: Welchen Stellenwert haben die Durchgangsdämpfung, UV-Beständigkeit sowie die Klassifizierung eines Koaxialkabels für Sie?
M. Krämer: Ein mit Class A++ klassifiziertes Kabel (CAVEL RP913) besitzt eine hohe Schirmdämpfung, was sich zum einen in einem guten Kopplungswiderstand sowie zum anderen in einer nur geringen frequenzabhängigen Dämpfung niederschlägt. Schirmdämpfung ist sehr wichtig: anhand dieses Parameters lässt sich ablesen, wie groß der Schutz vor äußeren Interferenzen ist. Hersteller, die ihre Kabel nach den Normen „Class B, A, A+ oder A++“ klassifizieren lassen, z.B. von der DIBKOM, müssen die jeweils standardisierten Voraussetzungen auch tatsächlich erfüllen. UV-Beständigkeit ist wichtig vor allem bei im Außenbereich erfolgenden Installationen von erheblicher Bedeutung: ein guter UV-Schutz äußert sich in einer höheren „Lebenserwartung“. Bei den niedrigpreisigen Importkabeln verhält es sich bezüglich der Angaben zur Schirmdämpfung nicht anders als bei LNBs bezüglich der Angaben zum Rauschmaß: so ist die alleinige Angabe von 140 dB Schirmung beim Antennenkabel ebenso nichtssagend wie die alleinige Angabe von 0,1 dB Rauschmaß beim LNB. Wichtig ist hier, bei welcher Frequenz die jeweiligen Messungen erfolgt sind. Dies allerdings wird bedauerlicherweise nur in den seltensten Fällen angegeben. Weithin wird schier ein Wert (pik) aus dem gesamten Frequenzspektrum genommen (oberster Wert), um das Kabel als besonders qualitativ bewerben zu können. Daher empfehle ich Verbrauchern, nur solche Kabel zu verbauen, die eine ordnungsgemäße europäische Zertifizierung aufweisen (wie bspw. die DIBKOM-Zertifizierung).
SATVISION: Der Innenleiter eines Koaxialkabels sollte optimalerweise aus Vollkupfer bestehen. Welche Arten von Innenleitern haben Sie in den letzten Jahrzehnten zu Gesicht bekommen und wie prüfen Sie den Innenleiter eines Koaxialkabels?
M. Krämer: Sie können sich sicherlich vorstellen, dass ich seit 1972 einige Koaxialkabel zu sehen bekommen habe; deren Innenleiter bestanden aus den verschiedensten Materialien: Aluminium, Kupfer und Stahl. So sind bspw. viele niedrigpreisige Modelle erhältlich, deren Innenleiter zwar als massiv kupfern beworben werden, die allerdings tatsächlich nur mit einer kupfernen Legierung versehen sind. Bisweilen fallen solche kupfernen Legierungen dermaßen schlecht aus, dass die Innenleiter bei stärkerem Biegen gar brechen. Daher sollte der Installateur vor der Montage eines Antennenkabels stets die Güte des jeweiligen Innenleiters prüfen; dies kann durch bloßes Biegen desselben erfolgen. Bei zertifizierten Koaxialkabeln (CAVEL RP 703 und RP 913) kann der Installateur alle entsprechenden Parameter dem Datenblatt entnehmen.
SATVISION: Im Verlauf der letzten Jahre wurden niedrigpreisige Koaxialkabel aus Fernost immer beliebter; wie aber ist es um die Qualität solcher Koaxialkabel bestellt? Welche Erfahrungen haben Sie bislang gemacht?
M. Krämer: Meistens sind solche Modelle nur mit einem Stahlinnenleiter versehen, der - ggf. mit Kupfer bedampft - in ein Aluminiumgeflecht gehüllt ist. Jetzt kommt die Physik ins Spiel. Wie wir alle wissen, fließt ein Strom bei unterschiedlichen Metallen, was zur Folge hat das dass minderwertige Metall abgetragen wird. Fatale Fehler sind die Folge. In der Hochfrequenz sollte auf Qualität und perfekte Montage geachtet werden. Ebenso ist vielen nicht bewusst, dass, wenn Masse produziert wird, dieses immer zu Lasten der Qualität geht. So kann man bei einigen Billig-Importkabeln sehen, wie der Innenleiter (Kabel aufgeschnitten in cm Stücke) förmlich tanzt, das heißt hier ist die Impedanz 75 Ohm des Kabels nicht mehr gegeben. Die Qualität der Kabel aus Fernost ist nicht stabil, da gibt es keine Kontinuität in den Produktionssystemen, das bedeutet eine geringe Qualität. Ein weiteres Problem ist die Rohstoff-Sicherheit die wir in Europa haben, um eine hohe Qualität und Sicherheitskontrollen durch sehr strenge Gesetze zu halten. So sind Kontrollen bei den Billig-Importen nicht so streng oder werden gar nicht gemacht, was bedeutet, dass die eingeführten Kabel potenzielle Gefahren darstellen, sowohl für Qualität als auch für die Gesundheit.
SATVISION: Wie unterscheidet sich ein niedrigqualitatives von einem hochqualitativen, in Europa produzierten Koaxialkabel (Stichwort: 75 Ohm Wellenwiderstand bzgl. des Fernseh- und Radioempfangs)?
M. Krämer: Für die Produktion in Europa und mithin auch die in Europa produzierten Koaxialkabel sprechen vor allem die hohen Qualitätsstandards sowie die zahlreichen Features; so hat beispielsweise der Hersteller CAVEL ein Dielektrikum entwickelt, was sich durch einen speziellen Herstellungsprozess (sog. Skin Foam Skin) auszeichnet.
SATVISION: Welche Gefahren birgt die Verlegung eines minderwertigen Koaxialkabels?
M. Krämer: Die größte Gefahr ist die kurze Lebensdauer solcher Kabel und die daraus folgende Notwendigkeit, sie binnen kurzer Abstände auszutauschen. Doch auch im Brandfall können niedrigqualitative, aus PVC bestehende Koaxialkabel Gefahren entfalten: beim Löschen brennenden PVC-Materials kann Salzsäure entstehen. Ich empfehle daher halogenfreie Kabel zu verwenden; in öffentlichen Gebäuden sind solche sogar vorgeschrieben. CAVEL beispielsweise bietet ein üppiges Spektrum aus halogenfreien Koaxialkabeln, Sicherheits-Multimedia und Datenkabel an. Andere Kabel werden aus speziellem Kunststoff hergestellt, sodass sie im Brandfall weniger Rauch entwickeln.
SATVISION: Wie kann ich als technisch nicht besonders versierter Verbraucher prüfen, ob es sich um ein minderwertiges oder hochwertiges Koaxialkabel handelt? Sprich: Worauf sollte man vor dem Kauf im Besonderen achten?
M. Krämer: Das ist in der Praxis nicht ganz einfach. So kann ich nur empfehlen, einen Fachbetrieb zu Rate zu ziehen oder Kabel von Qualitätsherstellern einzusetzen. Darüber hinaus empfehle ich, sich die spezifischen Kabeldaten im Internet anzuschauen.
SATVISION: Was darf ein gutes Koaxialkabel Ihrer Einschätzung nach pro lfd. Meter kosten?
M. Krämer: Meiner Meinung nach sollte der Preis eines Koaxialkabels nicht an erster Stelle stehen, sondern der jeweilige Einsatzzweck des Kabels - Kabel oder Satellit, außen oder innen - erst wenn man sich bzgl. dieser Kriterien sicher ist, sollte nach dem Preis gefragt werden. So reicht meiner Meinung nach die Spanne für verschiedene Kabel für die unterschiedlichen Einsätze von 0,80 Euro bis 1,50 Euro pro Meter.
SATVISION: Bitte vervollständigen Sie den folgenden Satz: Bei dem Kauf eines Koaxialkabels sollte nicht der Preis, sondern die Qualität im Vordergrund stehen, da...
M. Krämer: ...man am Ende anderenfalls immer draufzahlt.
SATVISION: Vielen Dank für das Gespräch.
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