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Interview · Dream Multimedia – Linux Set-Top-Boxen

02. April 2012

Die in Lünen ansässige Receiverschmiede Dream Multimedia gilt als der Hersteller, wenn es eine Set-Top-Box mit Linux Betriebsystem sein soll. Wir sprachen mit Alpaslan Karasu, Geschäftsführer der Dream Multimedia GmbH.

SATVISION: Set-Top-Boxen mit Linux-Betriebssystem erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Dream Multimedia hat bereits im Jahr 2003 mit der Dreambox DM 7000 den ersten Linux-Receiver mit „Enigma1“ auf den Markt gebracht. Mittlerweile bietet die gesamte Dreambox-HD-Familie „Enigma2“. Welche Idee bzw. Firmen-Philosophie steckt hinter den Dreamboxen?
Karasu: Wir wollen mit den Dreamboxen unseren Kunden die komplette Welt der digitalen Medien eröffnen. Das beginnt beim digitalen Fernsehen über alle möglichen Empfangswege und hört bei OTTAngeboten auf. Die Konvergenz von TV und Internet wird in diesen Tagen für viele Verbraucher unter solchen Schlagworten wie HbbTV oder Smart TV bewusst. Für uns bei Dream ist das, was dahintersteckt, ein alter Hut. Diese Konvergenz haben wir bereits mit der DM7000 erreicht und seitdem immer weiter verfeinert. Mit der DM8000 HD PVR haben wir dann das erste vollwertige All-in-One-Gerät präsentiert, das auch wirklich „wohnzimmertauglich“ ist. Davor gab es lediglich Versuche, PC-Technologie in eine Set-Top-Box zu quetschen, die einfach scheitern mussten. Dank unseres langjährigen Know-hows bringen wir die digitalen Medien auf den TVBildschirm und zwar so, dass der Verbraucher selbst entscheiden kann, wie, wann und wo er diese Medien nutzen will.

SATVISION: Welche Vorteile bringt Ihrer Meinung nach die Anschaffung einer Set-Top-Box mit Linux-Betriebsystem für den Anwender mit sich?
Karasu: Linux bietet ein hohes Maß an Flexibilität. Die Nutzer erweitern die Software mit Plugins und passen so die Nutzung von Linux auf die jeweilige Umgebung, in unserem Fall die Dreamboxen, an. Man muss auch kein Linux-Programmierer sein, um die Vorteile des Betriebssystems auf unseren Set-Top-Boxen nutzen zu können. Jeder Verbraucher kann sich aus der Vielzahl an Plugins diejenigen aussuchen, die ihm gefallen.


Dream Multimedia - Dreambox DM 7020 HD

SATVISION: Immer mehr Mitbewerber bieten ebenfalls Set-Top-Boxen mit Linux-Betriebssystem an. Wie unterscheiden sich die Dreamboxen von der Konkurrenz?
Karasu: Bei diesem Trend muss man genauer hinschauen, denn viele Boxenhersteller verwenden einfach unser Enigma2 und verstoßen damit gegen unsere Rechte. Abgesehen davon investieren solche Hersteller nicht in die eigene Entwicklung, wenn Enigma2 oder als Abkürzung E2 aufgespielt ist. Aufgrund unserer langjährigen Erfahrung besitzen wir den einmaligen Wettbewerbsvorteil, dass wir das Zusammenspiel zwischen Hard- und Software optimiert haben. Allein Linux in eine Hardware zu integrieren, reicht nicht aus, um die perfekte Performance einer Set-Top-Box zu erreichen. Sie benötigen die passenden Chipsätze, die Anforderungen der einzelnen Bauteile wie etwa der Tuner müssen berücksichtigt werden. Wir haben bereits die Erfahrung, die andere jetzt erst machen. Deswegen sind unsere Dreamboxen so beliebt und besitzen eine weltweite Fangemeinde. Letztendlich liegt ihr Erfolg auch in unserem Betriebssystem Enigma2 begründet, dass wir speziell für unsere Dreamboxen entwickelt haben. Diese Software interagiert optimal mit unserer Hardware. Eine nur annähernd ähnliche Performance erhalten Sie nie, wenn Sie Enigma2 einfach in eine andere Hardware-Umgebung einsetzen.

SATVISION: Auch Dreambox-Klone, meist aus China importiert, werden hier in Europa und somit auch in Deutschland angeboten! Welche Gefahren stellt die Nutzung eines Dreambox-Klones für den Anwender dar? Wie können Verbraucher in Erfahrung bringen, ob es sich bei der genutzten Dreambox um ein Original handelt oder nicht?
Karasu: Solche Klone sind in jeder Hinsicht minderwertig. Die Hardware entspricht z. B. nicht den europäischen Sicherheitsvorschriften für Produkte der Unterhaltungselektronik, die Verarbeitung ist mangelhaft, die Software unausgereift. Wir hören immer wieder, dass sich Klone stark aufheizen. Das ist nicht nur für die einzelnen Bauteile einer solchen Box gefährlich, sondern auch für das Wohnzimmerinventar, sollte es tatsächlich zu einem Brand in der Box kommen. Dagegen sind Defekte einzelner Bauteile und der damit verbundene Ausfall des Klons noch das kleinere, wenn auch häufiger auftretende Übel. Nutzer, die sich nicht sicher sind, ob sie einen Klon oder ein Original erworben haben, können über ein Plugin auf der Box einen Verifizierungscode ermitteln, den sie unter www.dream-multimedia-tv.de/zertifizierung eingeben. Die Antwort auf der Website gibt Aufschluss darüber, ob es sich um ein Original oder einen Klon handelt. Im letzteren Fall können über unsere Website unter www.dream-multimedia-tv.de/dreambox-plagiat-melden Angaben zum Verkäufer an uns geschickt werden.

SATVISION: Der Mitbewerb nutzt nicht selten den Namen und das Betriebssystem „Enigma2“ und auch entsprechende Zusatzprogramme (Plugins)! Wie und warum gehen Sie gegen diese Hersteller vor?
Karasu: Das geht ja sogar soweit, dass beim Hochfahren solcher Produkte oder in deren Menüs unser markengeschütztes Logo auftaucht. In solchen Fällen liegen natürlich Rechtsverletzungen vor, die kein Unternehmen auf sich sitzen lässt, wenn ein Konkurrent das eigene Logo verwendet. Den Aufschrei möchte ich erleben, wenn Fiat plötzlich die Kühler seiner Autos mit einem Stern verzieren würde. Natürlich ist die private Nutzung von Enigma2 möglich und von uns auch ausdrücklich gewünscht und selbstverständlich können Mitwettbewerber eigene auf Linux basierende Software einsetzen. Auch das begrüßen wir, erhöht es doch die Marktanteile Linux-basierter Set-Top-Boxen. Wir werden allerdings gegen solche Hersteller vorgehen, die gegen unsere Marken- oder Patentrechte verstoßen. Ganz abgesehen davon, dass es verboten ist, Enigma2 für solche kommerziellen Zwecke zu nutzen, werden auch Sicherheitsabfragen aus den Plugins gepacht, damit diese auf einer anderen Hardware funktionieren!

SATVISION: Wie wichtig ist Ihrer Ansicht nach CI+, Internet-Konnektivität und HbbTV bei einer Set-Top-Box sowie die damit verbundenen Einschränkungen bzw. Funktionen?
Karasu: HbbTV ist nichts anderes als die Einbindung von Websites in das DVB-Signal. Damit erreichen die Programmanbieter eine völlig neue Dimension der TV-Nutzung. Auch grafisch schaffen Sie den Sprung ins 21. Jahrhundert, wenn man nur mal vergleicht, wie der Teletext derzeit und unter HbbTV aussieht. Aber das Prinzip, das dahintersteckt, nämlich die Verknüpfung von Internet und Fernsehen, ist bei uns schon seit einem Jahrzehnt eine unserer obersten Prämissen. Die Grundlage hierfür ist natürlich die Internet-Konnektivität. Auch dieses Feature ist bei uns schon seit der ersten Dreambox Standard. CI+ könnte vom technologischen Potenzial her eine exzellente Alternative für alle Verbraucher sein, die einfach nur digitales Fernsehen über ihren Flat-TV sehen wollen, wenn einzelne Programmanbieter mit CI+ nicht die Vorteile des Digital-TV beschneiden würden. Jeder mündige Bürger wird schnell merken, wie er durch CI+ oder auch bei HD Plus gegängelt wird und über kurz oder lang die Finger von solchen Modulen lassen. Es gibt ja sogar einige Sat-Zeitschriften, die in Tests Minuspunkte verteilen, wenn Produkte z.B. HD Plus unterstützen.

SATVISION: Auf welche Hard- und Softwareneuheiten aus dem Hause Dream Multimedia darf sich die Dreambox-Fangemeinde zukünftig freuen?
Karasu: Da steht noch einiges an, so viel kann ich sagen. Natürlich werden wir weiter daran arbeiten, die Online-Angebote der TV-Sender in die Dreamboxen zu integrieren. Wir wissen auch, dass der Gigabit-Ethernet-Anschluss bei den Dreambox-Fans hoch im Kurs steht. Unsere Entwickler werden für Dreambox-Besitzer noch die ein oder andere Überraschung bereit halten.

SATVISION: Bitte vervollständigen Sie folgenden Satz! Die Dreamboxen aus dem Hause Dream Multimedia unterscheiden sich insofern von Flachbildfernsehern mit integrierten Empfangstunern für die verschiedenen Empfangswege, als dass….
Karasu: …sie flexibler einsetzbar sind und mehr Möglichkeiten bieten. Mir ist kein Flachbildfernseher bekannt, der zwei Tuner für einen Empfangsweg besitzt. Die benötigen Sie aber, wenn Sie ein Programm aufzeichnen und gleichzeitig ein anderes anschauen wollen. Wenn Sie vom Kabel- auf Sat-Empfang wechseln wollen, IhrFernseher aber keinen DVB-S2-Tuner hat, dann sind Sie froh, wenn Sie eine Dreambox mit Plug’n’Play-Tuner besitzen, bei der Sie einfach nur den oder die Tuner austauschen. Sollte doch einmal ein Defekt auftauchen, können Sie die Box zum Fachhändler bringen, der Ihnen für die Zeit der Reparatur ein Ersatzgerät geben kann. Den Händler, der Ihnen einen Ersatz-42-Zoller hinstellt, suchen Sie wahrscheinlich vergebens.

Wir danken für das Gespräch.

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