Alles was Sie zum Thema Netzwerkfunktionen wissen müssen
Das ist bei Fernsehern und Set-Top-Boxen möglich

Sehr viele Set-Top-Boxen und fast alle aktuellen Fernseher (Smart-TVs) lassen sich in das Heimnetzwerk einbinden. Dies ist in der Regel kabelgebunden über LAN oder kabellos über WLAN möglich. Darin, welcher Funktionsumfang über das Netzwerk geboten wird, unterscheiden sich die TVs und Receiver je nach Hersteller und Modell zum Teil jedoch deutlich. Wer sich mit der Materie beschäftigt, stößt immer wieder auf Begriffe wie DLNA, UPnP, NAS, Streaming, Apps, Miracast, Web-Interface, SAT>IP, Power-LAN und vieles mehr. Um einen Überblick darüber zu geben, was grundsätzlich nach der Einspeisung von TV oder Set-Top-Box in das Heimnetzwerk möglich ist und welche Bedingungen erfüllt sein müssen, beantworten wir in unserem Ratgeber zehn Fragen zum Thema „Netzwerkfunktionen bei Fernsehern und Set-Top-Boxen“.
Welchen Mehrwert habe ich zu erwarten, wenn ich meinen Fernseher oder Receiver in mein Heimnetzwerk einbinde? Was muss ich technisch beachten?
Meist wird im Zusammenhang mit Smart-TVs vor allem mit Apps und Video-on-Demand, also Internetfunktionen geworben. Dabei bietet bereits die Netzwerkeinbindung ohne Internet einen enormen Mehrwert und viele praktische Funktionen. Welche Arten der Netzwerkeinspeisung es gibt, erfahren Sie in der Antwort auf die nächste Frage. Für viele Fernseher und Set-Top-Box gibt es Apps, die Smartphones und Tablets zur virtuellen Fernbedienung mit vielen Extras machen (Frage 3). Eine der Basisfunktionen ist die Multimedia-Wiedergabe über das Netzwerk. Hier ist zwischen Clients und Servern zu unterscheiden (Frage 7). SAT>IP, TV>IP und Streaming erlauben es, auch in Räumen ohne TV-Anschluss und auf Geräten ohne eigenem Tuner fernzusehen (Fragen 5 und 6). Über das Web-Interface eines Receivers lassen sich viele Einstellungen direkt vom PC aus vornehmen (Frage 4). Aufnahmen sind nicht nur auf USB-Datenträger und interne Festplatten möglich. Wer direkt auf ein NAS-System aufzeichnet, hat seine Aufnahmen zentral verfügbar (Frage 8). Wie sie auch ohne ein Heimnetzwerk Bilder vom Smartphone auf dem TV anzeigen können, erklären wir in der Antwort auf Frage 9. Verschlüsselte Aufnahmen von einigen TV-Modellen lassen sich mit einem kleinen Trick über das Netzwerk auf den PC exportieren und dort bearbeiten und archivieren (Frage 10).
Welche Arten der Netzwerkeinspeisungen gibt es? Wo liegen die Unterschiede und welches ist die beste Netzwerkverbindung?
Fernseher und Set-Top-Boxen bieten für gewöhnlich eine Ethernet-Schnittstelle (RJ45) für die kabelgebundene Netzwerkeinspeisung. Fernseher erlauben in der Regel bis zu 100 Mbit/s, Receiver zum Teil bis zu 1.000 Mbit/s. Inzwischen gehört bei Smart-TVs auch integriertes WLAN – häufig sogar den neue 5-GHz-Funk für den 802.11ac-Standard mit bis zu 1.300 Mbit/s – zur Ausstattung. Bei Set-Top-Boxen ist WLAN seltener, aber ebenfalls weit verbreitet. Dies sind die zwei direkten Verbindungsmöglichkeiten, die zwischen einem TV oder einer Set-Top-Box und einem Modem oder Router hergestellt werden können. Der Vorteil von LAN ist die hohe Stabilität und Unabhängigkeit von baulichen Gegebenheiten, während WLAN einfach zu verteilen, mobil und kabellos ist. Als goldenen Weg kann man zumindest für Teile der zu überbrückenden Strecke auf Power-LAN setzen, wenn kein LAN-Kabel vorhanden ist oder verlegt werden kann und das WLAN-Signal zu schwach ist. Mit Power-LAN-Adaptern die entweder über LAN oder WLAN mit anderen Endgeräten kommunizieren, kann das Stromnetz zur Übertragung von IP-Signalen genutzt werden. Mit Power-LAN-Adaptern sind derzeit Geschwindigkeiten bis zu 1.200 Mbit/s möglich.
Für die meisten Smart-TVs und Set-Top-Boxen gibt es Apps für Smartphones und Tablets mit Extrafunktionen. Was ist mit diesen Applikationen grundsätzlich möglich und was sollte eine gute App können?
Bei jedem TV- und Receiver-Test nehmen wir stets die offiziell von den Herstellern angebotenen Apps für Smartphones und Tablets unter die Lupe und informieren darüber, welche Funktionen diese bieten und wie gut sich diese bedienen lassen. Heutzutage sind fast alle dieser Apps für Smartphones und Tablets und sowohl im Google Play Store als auch im Apple App Store verfügbar.
Die einfachste Grundfunktion, die von fast allen Apps für TVs und Set-Top-Boxen geboten wird, ist die virtuelle Fernbedienung, die das Mobilgerät zur Fernbedienung macht. Wichtiger sind aber all die Extrafunktionen, welche die klassischen Fernbedienung nicht bieten kann. Die Panasonic-App TV Remote 2 beispielsweise erlaubt das Streamen von Live-TV und Aufnahmen auf Tablets oder Smartphones im Heimnetzwerk. Umgekehrt können Multimediainhalte per Swipe&Share auf dem TV wiedergegeben werden. Die App My Remote von Philips bietet neben Streaming einen EPG samt Aufnahmeprogrammierung im Netzwerk. Mit der inoffiziellen App dreamDroid für linuxbasierte Dreamboxen ist alles vom Streaming bis hin zur Aufnahmeprogrammierung über den EPG möglich – hier bleiben keine Wünsche offen.
Kann ich auch direkt über meinen PC auf die Einstellungen meines Fernsehers oder meiner Set-Top-Box Einfluss nehmen?
Hier unterscheiden sich Set-Top-Boxen von Fernsehern: Über das Web-Interface können zahlreiche Einstellungen an der Set-Top-Box (nicht aber am TV) einfach über einen Desktop-PC oder Laptop vorgenommen werden. Voraussetzung ist, dass beide Geräte mit demselben Netzwerk verbunden sind. Benötigt wird zunächst die IP-Adresse des Receivers, die in der Regel über dessen Netzwerkeinstellungen in Erfahrung gebracht werden kann oder zuvor manuell festgelegt wurde. Wurde diese im Web-Browser eingegeben, können je nach Hersteller und Modell unterschiedliche Einstellungen vorgenommen und Funktionen genutzt werden. Beispielsweise lässt sich die Programmliste direkt über den PC bearbeiten und es können TV-Programme gestreamt werden.
Ich möchte gerne Live-TV wie Serien und Filme im ganzen Haus und auch im Garten schauen können. Am besten nicht nur auf klassischen Empfangsgeräten, sondern auch auf meinem Tablet. Welche Möglichkeiten habe ich?
Das Streamen von Live-TV und Aufnahmen ist zweifelsohne eine der interessantesten Möglichkeiten, die das Heimnetzwerk bietet. So kann im Sommer die Sportschau abends auf der Terrasse auf dem Tablet geschaut werden oder die Kochschau kann direkt in der Küche mitverfolgt werden. Allerdings gibt es so viele Streaming-Lösungen, dass schnell der Überblick verloren werden kann.
Einige Hersteller von TVs und Set-Top-Boxen bieten offizielle Apps für Mobilgeräte an, mit denen sich das Fernsehprogramm innerhalb des Netzwerks streamen lässt. Das ist zwar bequem, allerdings ist man mit dieser Lösung an das Mobilgerät gebunden. Für einige Receiver gibt es passende Streaming-Clients, die auf einen freien Tuner oder Aufnahmen des Mutter-Receivers zugreifen können. Mit SAT>IP und vergleichbaren Lösungen für Kabel und DVB-T gibt es Standards zur Übertragung von Live-TV auf stationäre und mobile Geräte mit einer relativ hohen Auswahl an Geräten. Zusätzlich gibt es Netzwerk-Tuner-Boxen, die ähnlich wie ein SAT>IP-Multischalter das TV-Programm empfangen und über das Netzwerk verteilen können.
Ich habe gelesen, dass mit SAT>IP Satellitenfernsehn ohne Antennenkabel im ganzen Haus und über WLAN sogar auf Tablets verteilt werden können, um überall Live-TV zu schauen. Wie funktioniert das und gibt es etwas Vergleichbares auch für Kabel-TV?
SAT>IP (auch SAT-IP, SAT-to-IP oder SAT-over-IP) ist ein seit 2012 verbreiteter und vom Satellitenbetreiber SES Astra veröffentlichter Standard für die Übertragung von Satelliten-TV-Signalen über das Netzwerk. Dabei wird das klassisch mit einer SAT-Antenne empfangene TV-Signal an einen Transmitter weitergeleitet, der das Signal in IP-Signale umwandelt. Diese werden über das Heimnetzwerk mit LAN, WLAN oder Power-LAN übertragen und erreichen so die Empfänger (Clients). Inzwischen gibt es ein ansehnliches Angebot an SAT>IP-Transmittern (Servern) und -Receivern (Clients). Server können zum Beispiel SAT>IP-Multischalter oder bestimmte Panasonic-Fernseher sein. Clients sind ebenfalls Panasonic-Fernseher und zahlreiche Set-Top-Boxen sowie Mobilgeräte mit der SAT>IP-App von Elgato. Zwei ausführliche Ratgeber zum Thema SAT>IP finden Sie in den SATVISION-Ausgaben 08/2015 und 09/2015.
Etwas verzögert entstanden vergleichbare Technologien für den Kabel- und DVB-T-Empfang. Hier gibt es noch keine einheitliche Bezeichnung. Panasonic fasst inzwischen alle drei Empfangswege in dem Feature TV>IP zusammen. DVB-C>IP- und DVB-T>IP-Geräte sind bislang deutlich weniger verbreitet. Eine Auswahl an aktuellen Panasonic-Fernsehern ist in der Lage diese Signale zu empfangen und die besser ausgestatten Modelle können sie auch verteilen. Einen ausführlichen Ratgeber zum Thema „Kabel-TV kabellos“ finden Sie in der nächsten Ausgabe der SATVISION.
Häufig lese ich von DLNA- und UPnP-Unterstützung und in diesem Zusammenhang von sogenannten Servern und Clients. Was kann ich damit machen und worin unterscheiden sich Server von Clients genau?
DLNA (Digital Living Network Alliance) und UPnP (Universal Plug and Play) sind in der Regel miteinander kompatible Standards zur Kommunikation und Übertragung von Daten über das Netzwerk. Die meisten Set-Top-Boxen und Fernseher unterstützen einen der beiden Standards. In der Regel kann ein UPnP-Client auch mit einem DLNA-Server kommunizieren und umgekehrt.
Die meisten Geräte können ausschließlich als Clients eingesetzt werden. Das bedeutet, dass sie Multimedia-Inhalte von Servern empfangen und wiedergeben können. In der Regel bieten sie über den Medienplayer die Option nach Medien-Servern zu suchen oder listen diese automatisch unter den verfügbaren Medien auf.
DLNA- oder UPnP-Server hingegen stellen Daten auf dem internen Speicher oder angeschlossenen Datenträgern für andere Netzwerkgeräte (Clients) bereit. Fernseher und Receiver, die als Netzwerk-Server eingesetzt werden können, sind in der Regel gleichzeitig auch Clients – geben also Daten frei und können solche empfangen. Viele Linux-Set-Top-Boxen sind DLNA-Server. Bei den Fernsehern ist dieses Merkmal deutlich seltener. Hier sind Panasonic, Philips, Loewe, TechniSat und Metz als Hersteller zu nennen.
Ich nehme mit meiner Set-Top-Box auf einen USB-Datenträger auf, finde es aber umständlich, dass ich die Aufnahmen zunächst auf meinen PC kopieren und im Netzwerk bereitstellen muss, damit andere Geräte darauf zugreifen können. Gibt es nicht einen einfacheren Weg?
Viele Fernseher und Set-Top-Boxen sind PVR ready und erlauben Aufnahmen auf USB-Datenträger. Manche Receiver und die wenigsten Fernseher bieten sogar integrierte Festplatten für Aufnahmen, so dass kein externer Datenträger angeschlossen werden muss.
Eine weitere Möglichkeit für Aufnahmen sind NAS-Laufwerke (Network Attached Storage). Leider unterstützen aber nur sehr weniger Receiver wie die Vu+ und TechniSat-Receiver und noch weniger Fernseher (TechniSat) diese Aufnahmeoption. Der Vorteil ist, dass die Aufnahmen auf einem zentralen NAS-Speicher ohne Umwege für andere Geräte wie Fernseher oder Set-Top-Boxen, die als DLNA-Clients eingesetzt werden, zur Verfügung stehen und angeschaut werden können. Für eine optimale Übertragungsstabilität empfiehlt sich eine kabelgebundene Netzwerkverbindung zwischen TV oder Receiver und NAS-System.
In Verbindung mit Smartphones und Tablets bin ich auf den Begriff Mirroring gestoßen. Was hat es damit auf sich?
Die meisten Mobilgeräte bieten die Möglichkeit, Inhalte direkt auf dem TV anzeigen zu lassen, ohne sie zuvor extern zu speichern und dann beispielsweise per USB-Stick auf den TV zu bringen. Einer dieser Standars heißt Miracast, das Gegenstück zu Apple AirPlay. Mit Miracast und anderen auf Miracast basierenden Diensten wie Google Cast ist es möglich, den gesamten Inhalt des Bildschirms 1:1 auf den TV zu spiegeln (daher Mirroring). So lassen sich Bilder, Videos oder Spiele auf dem großen TV-Bildschirm betrachten. Bei Miracast wird über WiFi eine Direktverbindung zwischen den Geräten hergestellt, sie müssen sich also nicht im selben Netzwerk befinden.
Es gibt noch andere Dienste zur Übertragung von Multimedia-Inhalten, die jedoch keine Direktverbindung herstellen wie Sony Throw. Hier wird entweder das Heimnetzwerk oder Bluetooth zur Übertragung genutzt und es wird nicht der gesamte Bildschirm gespiegelt, sondern es werden nur gewählte Inhalte übertragen.
Wieso sind die Aufnahmen auf meinem TV verschlüsselt, so dass ich diese nicht archiveren oder auf anderen Geräten anschauen kann? Gibt es keine Möglichkeit, die Aufnahmen zu exportieren?
Während bei vielen Set-Top-Boxen Aufnahmen im TS-Format (Transportstrom) unverschlüsselt gespeichert werden, das von vielen Geräten gelesen und am PC weiterverarbeitet werden kann, sind die meisten TV-Aufnahmen verschlüsselt und können nur an demselben TV-Gerät wiedergegeben werden, an dem sie auch angefertigt wurden. Als Ausnahmen sind hier mal wieder die deutschen Hersteller Loewe, Metz und TechniSat zu nennen. Darüber hinaus setzen manche Hersteller wie Panasonic und Philips auf Festplatten-Pairing, so dass die Festplatte in ein spezielles Format gebracht wird und ohne erneute Formatierung nicht an andere Geräte angeschlossen werden kann. Mit einem kleinen Trick ist es aber möglich, an die Aufnahmen von einigen Panasonic- und Philips-Fernsehern heranzukommen. Mit der Software Haenlein DVR-Studio HD 4 können Aufnahmen von Netzwerkgeräten über UPnP importiert werden. Einige Modelle wie der Panasonic TX-55CXW704 und der Philips 55PUS7600/12 aus dem Vergleichstest in dieser Ausgabe stellen ihre Aufnahmen als DLNA-Server im Netzwerk bereit, so dass mit dem DVR-Studio der Import über das Netzwerk ganz einfach möglich ist. Eine detaillierte Beschreibung der Software sowie ihrer Funktionen finden Sie in der SATVISION-Ausgabe 08/2014.
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