Skip to main content
search
0

Fragen und Antworten zu Satellitenantennen

28. Mai 2015

Fast die Hälfte aller deutschen TV-Haushalte in Deutschland empfängt Fernsehen über Satellit – mit steigender Tendenz. Die Vorteile liegen klar auf der Hand: Es entstehen keine monatlichen Gebühren wie beim Kabelfernsehen und anders als beim DVB-T-Empfang sind zahlreiche Programme in HD-Qualität empfangbar. Wichtigstes Equipment für den Empfang der riesigen Programmvielfalt sind die Satellitenantenne und das LNB. Es gibt unterschiedliche SAT-Antennen für verschiedene Szenarien und LNBs für alle denkbaren Anwendungsbereiche. In diesem umfangreichen Ratgeber möchten wir Klarheit über alle Besonderheiten des SAT-Empfangs schaffen und die zahlreichen Antennen- und LNB-Varianten präsentieren.

Welche unterschiedlichen Typen von Satellitenantennen gibt es?

Die drei wichtigsten Typen von Satellitenantennen sind die Parabolantenne, die Offset-Antenne und die Flachantenne, von denen die Offset-Antennen am weitesten verbreitet sind. Daneben gibt es noch weniger bekannte Varianten der Parabolantenne mit Subreflektor wie die Cassegrain- und die Gregory-Antenne.
Bei der klassischen Parabolantenne halten mehrere Arme das zentral befindliche LNB, welches die vom parbolisch geformten Reflektorspiegel bebündelten Strahlen empfängt. Der Nachteil dieser Bauform ist, dass die Arme und das LNB einen Schatten erzeugen, welcher einen unwirksamen Empfangsbereich erzeugt. Diesen Nachteil haben Offset-Antennen – technisch gesehen eine Untergattung der klassischen Parabolantenne – nicht, da der Feedarm, der das LNB hält nicht im Zentrum des Spiegels liegt, sondern weiter unten.

Flachantennen besitzen keinen ausladenden Feedarm für die LNB-Halterung und sind wegen ihrer daraus resultierenden kompakten Bauform populär, wenn es um den unauffälligen SAT-Empfang geht.

Ich wünsche aus gegebenem Anlass eine unauffällige Lösung für den Satellitenempfang. Welche Möglichkeiten habe ich?

 Wenn entweder der Vermieter keine baulichen Veränderungen, also die Anbringung einer Offset-Antenne mit Feedarm erlaubt oder eine solche „Schüssel“ aus ästhetischen Gründen unerwünscht ist, gibt es zahlreiche elegante Lösungen für den unauffälligen oder gar versteckten Satellitenempfang. Die am weitesten verbreitete Version sind Flachantennen, die meist mit Maßen von 60 mal 40 Zentimetern verkauft werden und in der Regel nur wenige Zentimeter Bautiefe aufweisen. Mit einer entsprechenden Halterung für den Balkon lassen sich diese kompakten Antennen recht unauffällig platzieren. Oft ist auch Klebefolie erhältlich, um die Antenne nahezu unsichtbar zu machen.

In der SATVISION-Ausgabe April 2013 haben wir ausführlich über das Thema „verstecker SAT-Empfang“ berichtet. Unter anderem werden dort pfiffige Lösungen wie der SAT-Chair aus dem Hause A.S.SAT – eine SAT-Antenne die aussieht wie ein Gartenstuhl – oder die bemalbare und teilweise vergrabbare CubSat 70.

Bei der Planung unseres Hauses haben wir versäumt, zwei Antennenleitungen ins Wohnzimmer ziehen zu lassen, um so einen Twin-Tuner betreiben zu können. Wie kann ich dieses Problem nun lösen?

Wenn nur eine Antennenleitung von der Satellitenanlage ins Wohnzimmer oder einen anderen Raum mit TV-Empfang führt, dort aber ein Receiver oder Fernseher mit Twin-Tuner oder zwei Single-Tuner-Geräte betrieben werden sollen, ist es nicht zwingend erforderlich ein zusätzliches Kabel mit einer Bohrung zu verlegen. Es gibt diverse Einkabellösungen, mit deren Hilfe sich eine Leitung nutzen lässt, um auch Twin-Tuner-Receiver oder -Fernseher effektiv zu betreiben. Die eine Lösung sind sogenannte Stacker und Destacker. Diese „stapeln“ am Stacker zwei Kabel zu einer Leitung zusammen und „entstapeln“ am Destacker das Signal wieder auf zwei separate Leitungen, die dann an den Twin-Tuner angeschlossen werden können. Hier ist beispielsweise der Johansson Multi Band Converter 9645 KIT zu nennen, der rund 90,- Euro kostet und den wir in der SATVISION-Ausgabe November 2014 getestet haben.

Die zweite Variante sind Einkabellösungen wie der Technisat TechniRouter Mini 2/1×2, der rund 110,- Euro kostet. Wir haben ihn in der Ausgabe Oktober 2012 getestet. Hier wird auf das Unicable-Protokoll gesetzt. Es kommt also nur eine Leitung beim Receiver an, der folglich eine interne Durchschleifung per Unicable beherrschen muss.

Immer wieder stoße ich auf die LNB-Bezeichnungen „Single“, „Twin“, „Quad“, „Quattro“, „Octo“, „Unicable“ und „Monoblock“. Unter welchen Umständen benötige ich welches LNB?

Es gibt LNB-Typen (Low-Noise Block) für verschiedene Einsatzgebiete. Die meisten davon bestimmen, wie viele Teilnehmer über die SAT-Anlage gleichzeitig mit einem TV-Signal versorgt werden können. Die einfachsten LNB-Lösungen sind das Single-LNB, das Twin-LNB, das Quad-LNB und das Octo-LNB für einen, zwei, vier oder acht Teilnehmer. Verwirrung kann entstehen, wenn die Begriffe Quad-LNB und Quattro-LNB fallen, da beide jeweils vier Ausgänge bieten. Der Unterschied ist, dass das Quattro-LNB die Ebenen High und Low sowie Vertikal und Horizontal in den Kombinationen High/Vertikal, High/Horizontal, Low/Vertikal und Low/Horizontal in vier Ausgängen ausgibt. Diese sind an einen Multischalter weiterzugeben, der die empfangenen Signale umwandelt und an bis zu 32 Teilnehmer ausgibt. Kaskadiert können mit mehreren Multischaltern bis zu 360 Teilnehmer über eine Anlage versorgt werden. Es gibt auch Multischalter, die von mehreren Quattro-LNBs gespeist werden, um mehr als eine Satellitenpositon zu empfangen. Mit dem Quad-LNB können vier Teilnehmer direkt ohne Multischalter angeschlossen werden.

Unicable-LNBs kommen bei einer nicht sternförmigen, sondern kaskadierenden Einkabelverteilung (DIN EN 50494) zum Einsatz. In der Regel bieten diese neben dem Unicable-Ausgang für bis zu acht Teilnehmer noch einen oder mehrere Legacy-Ausgänge für konventionelle Set-Top-Boxen ohne Unicable-Unterstützung. Monoblock-LNBs mit integriertem DiSEqC-Schalter kommen zum Einsatz, wenn mit einem LNB gleichzeitig zwei Satelliten empfangen werden sollen und kosten als Quad-Variante rund 80,- Euro.

Ich möchte neben Astra 19,2° Ost auch die Orbitalposition Hotbird 13° Ost für ausländische Sender empfangen. Ist das auch mit nur einer Antenne möglich?

Hier gibt es zwei Möglichkeiten. Zum einen lassen sich mit Monoblock-LNBs und Offset-Antennen zwei Satellitenpositionen ohne eine Multifeed-Schiene oder eine zusätzliche „Schüssel“ empfangen. Das Monoblock-LNB besteht aus zwei einzelnen LNBs, die um ein festgelegten Gradzahl (z.B.: 3° oder 6°) voneinander abweichen, um zwei dicht beieinanderliegende Satellitenpositionen zu empfangen. Ein im LNB integrierter DiSEqC-Schalter sorgt für die Umschaltung zwischen den beiden Satellitenpositionen.

Eine alternative Lösung sind Flachantennen für den Empfang zweier Satellitenpositionen. In der SATVISION-Ausgabe Dezember 2014 haben wir die Selfsat H50M2 für unter anderem die Positionen Astra 19,2° Ost und Hotbird 13° Ost und zwei Teilnehmer getestet. Auch hier sind zwei fest eingestellte LNBs in einem Abstand von sechs Grad verbaut. Sie wird für 300,- Euro angeboten und ist außerdem auch für einen oder vier Teilnehmer erhältlich.

Wie erreiche ich bei der Ausrichtung meiner Satellitenantenne optimale Empfangswerte? Genügt es, dass ich mich an den Skalen meiner Set-Top-Box orientiere?

Die Skalen für Signalstärke und Signalqualität, die sich bei einigen Set-Top-Boxen und Fernsehern einblenden lassen sind zwar gute Richtwerte, wenn die Antenne einmal ausgerichtet ist, für die Ausrichtung selber aber nicht zu empfehlen. Profis können für Messgeräte mehrere tausend Euro ausgeben. Für Laien ist ein handelsübliches Messgerät vollkommen ausreichend. Die Signalstärke sollte bei mindestens 70 % liegen, kann mit Verstärkern hinter dem LNB aber auch angehoben werden. Die Signalqualität ist wichtiger und sollte im Idealfall bei 100 % liegen.

Bei der Ausrichtung der Antenne sind drei Werte entscheidend. Azimut (horizontal Ausrichtung), Elevation (vertikale Neigung) und Skew (Drehung).

Was ist bei der Installation einer Satellitenanlage alles zu beachten und welche Montagemöglichkeiten existieren?

 Wichtig sind bei der Installation die korrekte Neigung, Ausrichtung auf den Satelliten sowie der Skew. Diese Werte sind vom eigenen Standort abhängig und können zum Beispiel auf www.sat-beams.com in Erfahrung gebracht werden. Befinden sich Hindernisse zwischen der Antenne und der Satellitenposition, lässt sich mit folgender Fausrichtung leicht errechnen, ob diese den Empfang stören. Die maximale Hindernishöhe darf die Hälfte der Distanz zwischen Antenne und Hindernis nicht übersteigen.

Für die Montage der Antenne gibt es verschiedene Möglichkeiten. Typisch sind eine Mast- oder Dachsparrenmontage. Es gibt auch Wand- und Geländerhalterungen sowie Balkonständer für eine freie Positionierung. Mit der EasyMount Fenster-Klemmhalterung für rund 50,- Euro ist eine Montage in der Fensterlaibung ohne Bohrung möglich.

Ich interessiere mich für SAT>IP zum kabellosen Verteilen von Satellitenfernsehen im Haus. Sind bereits SAT>IP-LNBs erhältlich und wie unterscheiden sich diese von klassischen LNBs?

SAT>IP ist einer relativ neuer Standard zur Konvertierung von SAT-Signalen in IP-Signale und Übertragung über das Heimnetzwerk. Dies ist mit einer klassischen SAT-Anlage und einem SAT>IP-Multischalter oder direkt mit einem SAT>IP-LNB möglich. Dieses konvertiert selbständig das empfangene Signal in Netzwerksignale und gibt diese direkt per LAN, WLAN oder Power-LAN in das Heimnetzwerk weiter, von wo aus beispielsweise Tablet-PCs oder andere SAT>IP-Empfänger darauf zugreifen können. Ein SAT>IP-LNB für acht Teilnehmer von Inverto kostet rund 400,- Euro.

Auf welche Merkmale muss ich beim Kauf einer Satellitenantenne achten und wie unterscheiden sich teure von preiswerten Modellen?

Zunächst sollte geklärt werden, welchen Zweck die Satellitenantenne erfüllen und wie die Montage erfolgen soll, also ob eine klassische Offset-Antenne oder eine Flachantenne zum Einsatz kommt. Außerdem noch, wie viele Satelliten empfangen und wie viele Teilnehmer versorgt werden sollen.

Sind diese Fragen geklärt und gegebenfalls LNB, Multischalter sowie Verkabelung vorhanden, geht es an die Wahl der Antenne. Je kleiner der Reflektor ist, umso geringer sind die Schlechtwetter-Reserven – sprich: umso schlechter ist der Empfang unter nicht optimalen Bedingungen. 60 Zentimeter Durchmesser sollte eine „Schüssel“ für den Empfang von Astra 19,2° Ost haben. Mit 80 oder mehr Zentimetern ist man hierzulande für alle Eventualitäten gerüstet.

Bei den Antennen gibt es qualitativ teils große Unterschiede. Materialgüte und Verarbeitung sollten möglichst gut sein. Mit einem pulverbeschichteten Aluminiumreflektor und verzinktem rostfreien Montagezubehör läuft man nicht Gefahr, dass die „Schüssel“ oder die Halterung binnen kurzer Zeit unter Wind und Wetter leiden.

Ist es auch möglich mit einer Antenne mehr als zwei Satellitenpositionen zu empfangen?

Der Multifeed-Empfang beginnt zwar bereits bei zwei Satellitenpositionen, doch mit speziellen Multifeed-Antennen sind theoretisch bis zu sechzehn Satellitenpositionen mit nur einer Antenne möglich – eine perfekte Ausrichtung und Montage vorausgesetzt. Exemplarisch seien hier die Wavefrontier Torodial 55 und 90 genannt. Mit der Wavefrontier 55 (68 x 53 cm), die rund 60,- Euro ohne LNBs kostet lassen sich dank der Feed-Aufnahme für acht LNBs acht Satellitenpositionen empfangen. Die Wavefrontier 90 (108 x 96 cm) schafft theoretisch sogar mehr als 16 LNBs und kostet ohne LNBs knapp über 100,- Euro. Der Empfangsbereich liegt bei beiden Modellen bei 60°. Eine alternative zu Multifeed-Antennen sind motorgesteuerte Drehanlagen, die automatisch eingespeicherte Satellitenpositionen anfahren.

Beim Multifeed-Empfang sind Multischalter mit integriertem passendem DiSEqC-Switch geeignet. DiSEqC 1.0 reicht für vier Satellitenpositionen aus, mit DiSEqC 1.1 sind bis zu 64 Satelliten möglich. Für Drehanlagen sind die Protokolle DiSEqC 1.2 und 1.3 (USALS) geeignet.

Close Menu