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Die Deutsche TV-Plattform im Gespräch über DVB-T2 HD (HEVC) in Deutschland

25. Februar 2016

Bereits im Juni wird hierzulande in einigen Ballungsräumen das neue terrestrische Antennenfernsehen DVB-T2 HD starten. Für TV-Haushalte bedeutet dies eine bessere Bildqualität in Full HD Auflösung mit 1080p50 sowie eine weitaus größere Programmvielfalt mit rund 40 Sendern. Allerdings werden die Privaten Ihre Programme ausschließlich verschlüsselt und somit kostenpflichtig verbreiten. Zudem wird für den Empfang von DVB-T2 HD eine neue Set-Top-Box respektive ein neuer Fernseher mit einem entsprechenden Tuner benötigt. Über das neue Antennenfernsehen sprachen wir sowohl mit Frau Carine Chardon, Geschäftsführerin der Deutschen TV-Plattform, als auch mit Vertretern der Sendebetreiber, welche ihre Programme zukünftig über DVB-T2 verbreiten werden.

SATVISION: Was verbinden Sie persönlich mit der bevorstehenden Umstellung von DVB-T auf DVB-T2 HD (HEVC) in Deutschland? Und welche Vor- und Nachteile resultieren daraus für TV-Haushalte, welche Ihre Kanäle über den terrestrischen Übertragungsweg empfangen?

C. Chardon: Persönlich nutze ich das digitale Antennenfernsehen nicht, aber in die Vorbereitungen zum Umstieg bin ich natürlich schon ein paar Jahre involviert – u.a. über den ZVEI und die Deutsche TV-Plattform. Es ist spannend zu sehen, wie aus der Theorie nun bald Praxis wird, denn mit dem Start der Einführungsphase geht es 2016 endlich los.

Für die Antennenhaushalte bringt der Umstieg etliche Vorteile. Sie empfangen künftig die Fernsehprogramme in hochauflösender Bildqualität – was im Kabel, bei Satellit und IPTV schon längst Alltag ist. Außerdem wächst die Zahl der empfangbaren TV-Programme über die Antenne auf bis zu rund 40. Erfreulich ist sicher auch, dass die Programmvielfalt in Gebieten, in denen es bislang nur eine geringe Senderauswahl über Antenne gab, steigen wird.

Auf der Seite der Herausforderungen steht – das geht mit einem solchen Systemwechsel einher – die Notwendigkeit, neue Empfangstechnik zu beschaffen. Zugleich wird eine Verschlüsselung der kommerziellen HD-Programme eingeführt – wie bei den anderen Verbreitungswegen ja schon der Fall ist. Es gibt also einiges zu beachten, und die Verbraucheraufklärung steht im Vordergrund unserer Bemühungen.

SATVISION: Mit welchem Hintergrund wurde ein spezielles DVB-T2 HD Logo ins Leben gerufen und welche Voraussetzungen müssen Geräte erfüllen um das Logo tragen zu dürfen?

C. Chardon: Um beim Umstieg auf DVB-T2 die Frequenz-Effizienz noch weiter zu steigern, haben die Fern­seh­sender in Deutschland entschieden, auch gleich den neuesten Standard der Videokodierung einzusetzen, High Efficiency Video Coding (HEVC), das ebenfalls bei Ultra HD zum Einsatz kommt. Damit werden die Bildsignale bei gleicher Qualität noch stärker komprimiert. Mit der Kombination von DVB-T2 und HEVC ist Deutschland internationaler Vorreiter – daraus resultiert aber, dass DVB-T2-Geräte, die in anderen Ländern, etwa Österreich, schon zum Einsatz kommen, hierzulande nicht für den Empfang der in DVB-T2 ausgestrahlten Sender taugen. Kurz gesagt: der Kunde kann sich nicht am DVB-Standard-Logo „DVB-T2“ orientieren, wenn er ein geeignetes Empfangsgerät erwirbt. Deswegen wurde für Deutschland der Begriff „DVB-T2 HD“ geschaffen und das korrespondierende Logo entwickelt. Es lohnt sich, auf das Logo am Gerät zu achten, um sicherzugehen, dass die von den Sendern geforderten Geräteigenschaften auch im Gerät unterstützt werden.

… erhalten nur Geräte das Grüne Logo, die entweder über einen CI-Plus Schacht mit einem externen Modul erweiterbar sind, oder die das „Conditional-Access“- System bereits im Gerät integriert haben …

Um das Logo nutzen zu dürfen, müssen Geräte den „Minimum Requirements“ für DVB-T2 in Deutschland entsprechen. Diese Spezifikation wurde am Runden Tisch der Landesmedienanstalten entwickelt, und bündelt alle technischen Voraussetzungen, die Sender und Sendenetzbetreiber an die Geräte stellen. Die „Minimum Requirements“ wurden zur ANGA COM 2015 veröffentlicht und sind auf der Webseite der DTVP abrufbar. Dort findet man auch Informationen zum Prozedere für den Logo Antrag, und die Selbstzertifizierung.

Besonders zu beachten ist, dass zusätzlich zum DVB-T2-Empfangstuner und zur HEVC-Kompression auch eine Entschlüsselungsvorrichtung notwendig ist, da einige TV-Sender ihre DVB-T2-HD-Programme mit Signalschutz ausstrahlen. Aus diesem Grund erhalten nur Geräte das Grüne Logo, die entweder über einen CI-Plus Schacht mit einem externen Modul erweiterbar sind, oder die das „Conditional-Access“-System bereits im Gerät integriert haben. Ist keine dieser Optionen gegeben, kann der Zuschauer lediglich einen Teil der DVB-T2 HD-Sender empfangen.

SATVISION: Welche Kosten entstehen bei der Umrüstung von DVB-T auf DVB-T2 HD (HEVC) einerseits für die Haushalte und andererseits durch die erforderliche Umrüstung des Sendernetzes und von wem werden letztere getragen?

C. Chardon: Die Kosten für das kommerzielle Programmbouquet sind noch nicht kommuniziert – sollen aber nach Angaben des Plattformbetreibers monatlich im mittleren einstelligen Betrag liegen. Da meist die bisherigen Haus-, Außen- oder Zimmerantenne weiter genutzt werden können, entstehen ansonsten Kosten nur durch den Wechsel der Hardware, sprich: das Empfangsgerät. Für Haushalte, die bereits über einen HDTV-Fernseher verfügen bietet sich der Erwerb eines geeigneten DVB-T2 HD-Receivers an. Natürlich gibt es auch Fernsehgeräte, die für DVB-T2 HD geeignet sind. Vor allem für Haushalte, die noch einen Röhrenfernseher nutzen, oder über einen Flachbildschirm der ersten Generation verfügen (nicht HDTV-fähig) ist der Erwerb eines neuen TV-Gerätes aber sinnvoll. Wie oben erläutert lohnt es sich, beim Kauf auf das grüne Logo DVB-T2 HD zu achten – reine Free-to-air-Boxen können nicht das gesamte DVB-T2 HD-System abbilden!

SATVISION: Im Juni, zum Start der Fußball-EM in Frankreich, soll in einigen Gebieten Deutschlands ein erweiterter Testpilot beginnen. Warum soll der Regelbetrieb erst im Jahr 2017 starten?

C. Chardon: In der Tat ist eine erste Einführungsphase von DVB-T2 HD ab Sommer 2016 in ausgewählten Gebieten geplant. Dort sind dann erstmals HDTV-Programme über die Antenne empfangbar. Konkret wird Media Broadcast auf einem zusätzlichen Multiplex zu den DVB-T-Frequenzen eine Mischung aus öffentlich-rechtlichen und privaten TV-Programmen verbreiten. Dabei werden die kommerziellen Sender unter Realbedingungen verbreitet, also verschlüsselt – allerdings noch kostenfrei empfangbar sein. Die öffentlich-rechtlichen Sender erproben parallel noch die Parameter ihrer Ausstrahlung. Im Hintergrund arbeitet die Branche auf Grundlage der Erkenntnisse aus den technischen Testbetrieben weiter intensiv auf den Start des Regelbetriebs von DVB-T2 HD hin, der für das Frühjahr 2017 vorgesehen ist. Dann werden schrittweise Region für Region die DVB-T-Multiplexe alle auf DVB-T2 HD umgeschaltet. Die DVB-T-Ausstrahlung wird in den Ballungsräumen wohl relativ schnell nach der Einführung von DVB-T2 HD enden. In manchen Regionen kann dies noch bis Mitte 2019 dauern. Da das mit hunderten Sendeanlagen und ihrer Umrüstung inklusive Frequenzkoordinierung auch mit Nachbarländern verbunden ist, ist dies deutschlandweit ein komplexer Vorgang.

SATVISION: Welchen Einfluss wird der DVB-T2 HD (HEVC) Start hier­zu­lande Ihrer Einschätzung nach auf die Nutzung und Entwicklung der TV-Empfangswege Satellit, Kabel und IP haben?

C. Chardon: Deutschlandweit nutzen aktuell ca. 10 Prozent der Haushalte Antennenfernsehen – entweder stationär zu Hause oder außerhalb bzw. mobil unterwegs. In so genannten Vollversorgungsgebieten – zumeist Großstädten und Ballungsräume – auch schon deutlich mehr. In den vergangenen Jahren war die Verteilung der Broadcast-Infrastrukturen in Deutschland recht stabil. Es wird spannend zu sehen, ob die Neu­erungen beim Antennenfernsehen, und gegebenenfalls die Umstellungen beim Kabel (sprich: das baldige Ende der analogen Verbreitung) hier für Bewegung im Markt sorgen werden. Durchaus möglich, dass hier künftig verstärkt um die Gunst der Zuschauer gebuhlt wird. Im Zweifel aber zum Vorteil der Verbraucher ….

Leider lassen die … verbleibenden Kapazitäten keinen Simulcast von SD- und HD-Programmen zu.

SATVISION: Über die TV-Empfangswege Satellit und Kabel kann der Zuschauer gegenwärtig entscheiden ob er Privatsender frei (unverschlüsselt) in SD-Qualität empfangen möchte oder verschlüsselt und somit kostenpflichtig in HD-Qualität. Via DVB-T2 HD (HEVC) werden die Zuschauer sich hingegen entscheiden müssen für die verschlüsselten Privaten zu zahlen oder diese nicht empfangen zu können… Welchen Einfluss wird dieser Umstand Ihrer Einschätzung nach auf das Nutzungsverhalten von DVB-T2 HD (HEVC) haben?

C. Chardon: Leider lassen die für terrestrischen Rundfunk verbleibenden Kapazitäten keinen Simulcast von SD und HD-Programmen zu. Da die Umstellung größtenteils durch die Einführung der verbesserten, hochauflösenden Bildqualität motiviert ist, und die Privatsender ihre HDTV-Programme auf allen Infrastrukturen gleich behandeln, kommt die beschriebene Situation zustande. Ob die Zuschauer das Angebot annehmen, wird sich zeigen.

SATVISION: Bitte vervollständigen Sie den folgenden Satz: Dass die großen Privaten zukünftig über DVB-T2 HD (HEVC) ausschließlich verschlüsselt und mit Restriktionen zu empfangen sind, bedeutet für den TV-Zuschauer…

C. Chardon: … eine echte Umstellung, und für die Branche eine kommunikative Herausforderung.

SATVISION: Vielen Dank für das Gespräch!

Die ARD über die Umstellung auf DVB-T2 HD (HEVC) in Deutschland

Dr. Ulrich Liebenow, ARDDr. Ulrich Liebenow, Betriebsdirektor des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) und Vorsitzender der Produktions- und Technikkommission von ARD und ZDF, ARD

SATVISION: Was verbinden Sie persönlich mit der bevorstehenden Umstellung von DVB-T auf DVB-T2 HD (HEVC) in Deutschland? Und welche Vor- und Nachteile resultieren daraus für TV-Haushalte, welche Ihre Kanäle über den terrestrischen Empfangsweg empfangen?

Dr. U. Liebenow: Ich verbinde damit die Erwartungshaltung, dass der terrestrische Verbreitungsweg auch in der Zukunft eine bedeutende Rolle spielen wird. Die Umstellung ist für unsere Zuschauer mit einer deutlich gesteigerten Bildqualität und einer höheren Programmanzahl verbunden. Dazu ist der Erwerb eines geeigneten Empfangsgerätes erforderlich. Ich bin gespannt, wie sich die Nutzer zu dem Ansatz der privaten Programmveranstalter positionieren, ihre Signale zu verschlüsseln.

SATVISION: Welche Programme werden Sie aus dem Sender-Portfolio der ARD/MDR zukünftig via DVB-T2 flächendeckend verbreiten?

Dr. U. Liebenow: Die Planungen zur Programmbelegung – bundesweit und regional – sind noch nicht vollständig abgeschlossen. Bezogen auf die heutige Versorgung mit DVB-T werden in der Gesamtzahl weitere Programme in den DVB-T2-Versorgungsgebieten hinzukommen. Die Programmauswahl wird also größer sein als heute.

Ich bin gespannt, wie sich die Nutzer zu dem Ansatz der privaten Programmveranstalter positionieren, ihre Signale zu verschlüsseln.

SATVISION: Die großen Privaten wollen Ihre Programme gleich von Beginn an ausschließlich verschlüsselt und somit kostenpflichtig über den Plattformbetreiber Media Broadcast verbreiten. Welche Gefahr besteht Ihrer Einschätzung nach für eine langfristige Sicherung des terrestrischen Fernsehens, wenn die Akzeptanz der TV-Haushalte für die Privaten zu bezahlen ausbleibt?

Dr. U. Liebenow: Zunächst ist es nicht unsere Aufgabe, die Geschäftsmodelle des Plattformbetreibers und der Privaten zu bewerten. Darüber hinaus dürfte der Erfolg der kommerziellen Plattform sicher vom Produktdesign und der Preisgestaltung abhängen, die wir bisher nicht kennen. Insofern möchte ich mich nicht an Spekulationen beteiligen, inwiefern ein solches Modell genutzt wird.

SATVISION: Welchen Einfluss wird der DVB-T2 HD (HEVC) Start hierzulande Ihrer Ansicht nach auf die Nutzung und Entwicklung der TV-Empfangswege Satellit, Kabel und IP haben?

Dr. U. Liebenow: Ich gehe davon aus, dass diese verschiedenen Verbreitungswege auch in Zukunft ihre Bedeutung haben werden. Die Nutzerinnen und Nutzer entscheiden sich für den Weg, der für die jeweiligen Bedürfnisse die optimale Lösung darstellt. Uns ist wichtig, dass man unsere wertvollen programmlichen Inhalte in möglichst hoher Qualität nutzen kann. Deshalb decken wir auch weiterhin unterschiedliche Segmente für den Empfang der Inhalte ab.

SATVISION: Bitte vervollständigen Sie den folgenden Satz! Das die großen Privaten zukünftig über DVB-T2 HD (HEVC) ausschließlich verschlüsselt und mit Restriktionen zu empfangen sind, bedeutet für den TV-Zuschauer…

Dr. U. Liebenow: …, dass er sich darüber freuen dürfte, den hochwertigen Content der öffentlich-rechtlichen Programmanbieter auch weiterhin kostenfrei und unverschlüsselt empfangen zu können.

SATVISION: Vielen Dank für das Gespräch!

Die ProSiebenSat.1 Media SE über die Umstellung auf DVB-T2 HD (HEVC) in Deutschland

Klaus Steffens, ProSiebenSat.1 Media SEKlaus Steffens, Leiter Technik Distribution, ProSiebenSat.1 Media SE.

SATVISION: Welche Erwartungen verbinden Sie mit dem DVB-T2 HD (HEVC) Start in Deutschland?

K. Steffens: Ein deutlich hochwertigeres TV-Erlebnis für die Zuschauer. Schließlich ist es mit dieser Technik erstmals möglich, über Antenne TV-Programme in HD Bildqualität zu empfangen. Für die ProSiebenSat.1 Group ist DVB-T2 als Weiterentwicklung der Terrestrik ein komplementärer Verbreitungsweg, der die Hauptverbreitungswege Satellit und Kabel sinnvoll ergänzt. Der Vorteil der Terrestrik liegt dabei in der Empfangsmobilität.

SATVISION: Welche Programme werden Sie aus dem Sender-Portfolio von ProSiebenSat.1 Media SE zukünftig via DVB-T2 flächendeckend verbreiten?

K. Steffens: ProSiebenSat.1 wird alle sechs Sender der Gruppe, also ProSieben HD, SAT.1 HD, kabel eins HD, sixx HD, SAT.1 Gold HD und ProSieben MAXX HD, zum Start von DVB-T2 HD anbieten. Der Umstieg erfolgt ab Frühjahr 2017. Gleichzeitig endet damit auch ein Großteil des DVB-T-Angebots. Im Rahmen einer Einführungsphase sind bereits im zweiten Quartal 2016 reichweitenstarke Sender in ausgewählten Ballungsräumen über DVB-T2 HD zu empfangen. Aus unserer TV-Gruppe werden ProSieben HD und SAT.1 HD mit dabei sein.

SATVISION: Mit welchem Hintergrund setzen Sie bei der DVB-T2 Ausstrahlung zukünftig auf Full HD Auflösung mit 1080/50p? Und warum haben Sie sich erst spät für die genannte Auflösung entschieden, während sich alle anderen Sendebetreiber bereits frühzeitig auf Full HD mit 1080/50p festgelegt hatten?

K. Steffens: Die Entscheidung hat ProSiebenSat.1 nach einem Test von DVB-T2 HD getroffen. Getestet wurden hier unter anderem die HD-Bildqualität unter realen Bedingungen, also unter Anwendung der vorgesehenen Übertragungsparameter und Technologien. Die Ergebnisse haben uns letztendlich überzeugt, denn sie zeigten dass eine Vollbildübertragung in der Auflösung von 1080p im Vergleich zum sogenannten „Interlaced Verfahren“ in einer 1080i-Auflösung eine höhere Bildqualität im Rahmen von DVB-T2 erzielt. Wie interessant ist die Full HD Auflösung für Sie als Sendebetreiber zukünftig für die Übertragung via Satellit, Kabel und IP?

K. Steffens: Im Gegensatz zu den öffentlich-rechtlichen Programmen werden unsere Sender über Kabel, Satellit und IP in Full HD – also in 1080i – ausgestrahlt.

SATVISION: Mit dem DVB-T2 Start werden Sie Ihre HD-Programme ausschließlich verschlüsselt und somit kostenpflichtig anbieten. Für Zuschauer gibt es über den terrestrischen Empfangsweg dann keine unkodierte SD-Variante wie über Satellit und im Kabel angeboten. Welche Auswirkungen wird dies Ihrer Einschätzung nach auf das Nutzungsverhalten der Haushalte haben?

K. Steffens: Die Terrestrik bleibt auch künftig ein verhältnismäßig kostengünstiger Empfangsweg und HD bietet den Zuschauern einen sichtbaren Mehrwert. Daher rechnen wir nicht mit signifikanten Auswirkungen im Nutzungsverhalten.

SATVISION: Wie muss sich die Plattform in welcher Zeit was die Nutzerzahlen und Abonnenten betrifft entwickeln, damit Sie die terrestrische Verbreitung nicht in Frage stellen?

K. Steffens: Wir haben uns bereits im April 2013 für die Weiterentwicklung und damit Fortführung der Terrestrik entschieden. Dieser Be­schluss steht.

SATVISION: Wie wird sich die Fernsehlandschaft Ihrer Einschätzung nach zukünftig entwickeln? Video-on-Demand (VoD) Angebote werden immer interessanter (sei es nun quantitaiv in Bezug auf das Angebot als auch qualitativ was die Auflösung betrifft – Stichwort 4K-Inhalte) und die rasant steigenden Nutzerzahlen bereiten zahlreichen Sendeverantwortlichen in den Chefetagen Kopfschmerzen. Hat das klassische lineare Fernsehen mittel- und langfristig gesehen noch eine Chance?

K. Steffens: Mehr als dreieinhalb Stunden schaut der Deutsche durchschnittlich an einem Tag fern und damit etwa 30 Minuten länger als noch im Jahre 1997, vor Beginn des Internetzeitalters. Fernsehen wird auch in zehn Jahren noch die Lieblingsbeschäftigung der Deutschen sein. Die Frage ist vielmehr, wo es dann stattfindet: ob unterwegs im Auto oder auch unter der Dusche. Auch Video-on-Demand sehen wir nicht als Wettbewerber um die Mediennutzung. Die digitale Auswertung von Videos kannibalisiert doch eher den physikalischen Handel. So hat sich in den vergangenen fünf Jahren die Anzahl der Videotheken auf die Hälfte reduziert. Wer bislang DVD und Blu-ray Disc nutzte, ist ein potentieller Kunde für Online-Videotheken.

SATVISION: Bitte vervollständigen Sie den folgenden Satz! Das die großen Privaten zukünftig über DVB-T2 HD (HEVC) ausschließlich kodiert und kostenpflichtig sowie mit Restriktionen zu empfangen sind, bedeutet für den TV-Zuschauer…

K. Steffens: Für die Zuschauer bedeutet die Einführung von DVB-T2 HD eine größere Programmauswahl sowie eine bessere Bild- und Tonqualität.

SATVISION: Vielen Dank für das Gespräch!

RTL über die Umstellung auf DVB-T2 HD (HEVC) in Deutschland

Konstantin von Stechow, RTLKonstantin von Stechon, Sprecher der Mediengruppe RTL Deutschland, RTL

SATVISION: Welche Erwartungen verbinden Sie mit dem DVB-T2 HD (HEVC) Start in Deutschland?

K. von Stechow: Grundsätzlich kann es eine Zukunft für DVB-T für die Mediengruppe RTL Deutschland nur mit einer ökonomisch tragfähigen Plattform im neuen Standard DVB-T2 geben. Eine solche ist mit dem von MEDIA BROADCAST geplanten Angebot nun in Sicht und wir freuen uns darauf, unsere Sender darüber erstmals über den terrestrischen Verbreitungsweg in hochauflösender HD-Qualität verbreiten zu können.

SATVISION: Welche Programme werden Sie aus dem Sender-Portfolio der Mediengruppe RTL zukünftig via DVB-T2 flächendeckend verbreiten?

K. von Stechow: Das genaue Senderportfolio steht noch nicht fest. Dieses wird rechtzeitig bekannt gegeben. Wir gehen allerdings davon aus, dass alle unsere Free-TV-Sender in HD verbreitet werden. Auch an einer Einführungsphase für das Angebot im ersten Halbjahr 2016 werden wir uns beteiligen.

SATVISION: Mit welchem Hintergrund setzen Sie bei der DVB-T2 Ausstrahlung auf Full HD mit 1080/50p?

K. von Stechow: Der Vorteil liegt für den Verbraucher darin, dass er eine sehr hohe Bildqualität erhält, da unter anderem das verwendete Videocodierverfahren HEVC für 1080p50 optimiert ist. Wir wollen bestmögliche Bild- und Tonqualität über die Plattform zum Zuschauer bringen. Daher wollen wir möglichst mit allen Free-TV Programmen der Mediengruppe RTL Deutschland die Parameter ausschöpfen, welche diese Plattform bietet.

SATVISION: Wie interessant ist die Full HD Auflösung für Sie als Sendebetreiber zukünftig für die Übertragung via Satellit, Kabel und IP?

K. von Stechow: Die Ausstrahlung in Full HD Auflösung 1080p50 ist durch die bessere Bildqualität zumindest theoretisch auch für die Verbreitung unserer Inhalte über die Plattformen Satellit, Kabel und IPTV denkbar. Damit einhergehen würde aber wie bei DVB-T2 die Ausstrahlung von Sendesignalen im Videocodierverfahren HEVC, was derzeit nur von einem geringen Teil von Receivern in den deutschen Haushalten empfangen werden kann. Ein Simulcastbetrieb scheidet aus wirtschaftlichen Gründen aus, insofern könnte der Umstieg auf 1080p50 nur im Rahmen eines Technologiewechsels ähnlich wie beim Umstieg DVB-T zu DVB-T2 von statten gehen. Dies ist derzeit nicht geplant.

SATVISION: Mit dem DVB-T2 Start werden Sie Ihre HD-Programme ausschließlich verschlüsselt und somit kostenpflichtig anbieten. Für Zuschauer gibt es über den terrestrischen Empfangsweg dann keine unkodierte SD-Variante wie über Satellit und im Kabel. Welche Auswirkungen wird dies Ihrer Einschätzung nach auf das Nutzungsverhalten der Haushalte haben?

K. von Stechow: Wir gehen davon aus, dass die Möglichkeit, lineare TV-Programme via DVB-T2 in brillanter HD-Qualität empfangen zu können, zur Attraktivität des künftigen terrestrischen Verbreitungswegs beiträgt und daher als vierte Verbreitungsart weiterhin erhalten bleibt.

SATVISION: Werden Sie auch zukünftig an den Restriktionen wie Aufnahme- und Vorspulsperren für Ihre HD-Sender festhalten?

K. von Stechow: Ja. Als privatwirtschaftlicher Fernsehanbieter können wir unsere Verbreitung über den kostspieligen Verbreitungsweg der digitalen Terrestrik mittelfristig überhaupt nur dann fortsetzen, wenn es gelingt, diesen wirtschaftlich profitabel zu gestalten. Diese Option rückt mit der angestrebten Verbreitung unserer HD-Programme über die von MEDIA BROADCAST geplante DVB-T2 Plattform in greifbare Nähe. Um DVB-T2 erfolgreich einzuführen ist es unabdingbar, dass die beteiligten Rundfunkveranstalter dabei unter ökonomisch stabilen Rahmenbedingungen verschlüsselt ausstrahlen können. Die Signalschutzanforderungen unserer HD-Verbreitung wie Vorspulsperren zur Verhinderung der Werbeumgehung haben dabei auch bei DVB-T2 Bestand.

SATVISION: Bitte vervollständigen Sie den folgenden Satz! Dass die großen Privaten zukünftig über DVB-T2 HD (HEVC) ausschließlich kodiert und kostenpflichtig sowie mit Restriktionen zu empfangen sind, bedeutet für den TV-Zuschauer …

K. von Stechow: … dass dieser erstmals über Terrestrik eine Alternative zu anderen HD-Plattformen auf Kabel und Satellit hat.

SATVISION: Vielen Dank für das Gespräch!

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